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Dresdner neueste Nachrichten : 29.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-29
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192910296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19291029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19291029
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-29
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 29.10.1929
- Autor
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Ein scharf linksgerichtetegiiabineit in Frankreich Einitiii der Sozialisten in das Ministerium Daladiek? Reue fqufqiiouelle Euihüllnngm Bessedowfiis - Der demokratische Landesparieiiag in Dresden Der verschwundene Schelm-Tode .- P a r i s , Is. hin-ken- Eipkch txukted Pres) Eine itu höchsten Grade sensationelle Uustliirung des CodesDiebstablc in der Berliner italienischen Botschast. der zur Abberufung des Botschasters und eines grossen Teils des Perso nals führte. behauptet der sriihere russische Geschäfts triiger in Paris, B e s s e d o w s l i , geben zu können-. Bessedowsli. der bekanntlich vor einiger Zeit von Ab vgesandten der GPIL im Gebäude der Sowietbdtschast verhastet werden sollte. aber sliichtete und seitdem iu Paris lebt, erklärt, dass die Sowietreqieruuq den verschwundenen GebeimsEode durch einen Attnchö der Berliner italieni schen Botschaft erhalten habe, dnii der Code sich im Vesiß der Rossi-mer Ovid sdet Ilachsolgerin der Tschekas befinde, und dass niit seiner Hilse die geheimen Instruktioueu der italieniichen Regierung qu ihre Ausland-vernehmen se i t d e in d a n e· r u d von der russischen Suirunseorqauis satiouabgesangenuiordenseien.. » Ueber die Einzel b e i te n der Angelegenheit behauptet Bessedowsli solgendes: Im Friibberbst ver sangenen Jahres setzte sich ein Attachå der Berliner italienischen Botschast mit der Sowietbotschast in Wie ver iiaiieuifche Chifftesochlåsset gestohlen wurde Sonderbienst der Dresdnek Neuesten Nachrichten Paris in Verbindung nnd wurde dort dreimal non Botschastsselretiiren empfangen. denen er mitteilte, daß er den geheimen Code der italienischen Regierung in seinem Besitze habe nnd ihn iiir 5000 Dollar zu verkaufen beabsichtige. Die Botschastss sekretiire erklärten, znui Ankaus des Codes erst Er laubnis aus Moskau einholen zn miissen und hielten den Attachö eine Zeitlang hin. Bei ieinein dritten Besuche liessen iie sich den Code zeigen und nahmen ihn unter dem Verwand, seine Echtheit priisen zu wollen, in ein andres Zimmer, wo sosort uon jeder Seite des Codes eine photographische Anf nahtne gemacht wurde. Nach zwei Stunden wurde der Code dein geduldig wartenden Attachå mit der Erklärung til-erreicht, die Sowietregiernug bedauere. kein Interesse an der Staatsaktion an haben. dassie keine Verwendung itir den Code desistr. Die photo graphische Kopie des geheimen codes wnrde iosort durch einen Kurier nach Mostan gesandt. Da Bessedowski die Botschast in Paris verantwortlich leitete, inni- er ia schließlich iider die Vorgänge in seinem Geichiistöhereich orientiert sein« und ieine An gaben erscheinen deswegen glandhait. »Es ist ein Friedensminisierium" Oalqdiet über fein Teleqramm unsre oh. P aris, 28. Oktober »Es ist ein Friedenssninisterinin«, er klärte der kiinstige Ministeruritsident Daladier am sonnt-ja abend, nachdetn er ntit Briand gesprochen nnd vom lenßenntinister die Erklärung erhalten hatte, dass er tnit der non Dnladierzu dildenden Linksregies knng einverstanden sei. »Sie sehen«, so äußerte sich Daladiey »daß Briaud den außenpolitischen Pseiler des Kabinetts dilden wird. Die Welt kann In srieden sein. Jn der gegenwärtigen Stunde ist es ganz unmöglich, eine Unstennolitik In rersolgen, die an den itn Dnag getroffenen Entscheidungen iider die Itseinlandrttntnnng etwas ändert. Das hiehe, den deutschen Rationalisten einen Ttntnps in die Hände spielen. Es gibt kein antttk. Die Politik der Ber stiindignns nnd der Wiedernersdhnung ist die einzig Idglichr. Nichts dars geschehen, was der Befriednng Europas schaden brächte. Die kommende srangdsische siegierung wird an den caager Vereinbarungen nicht Mitteln« A Pommeudes Kabinett Korrespondenten der sozialistischen Partei die Oberhand. Was Paul- Boncour seit zwei Jahren empsahl, die Vereinigung der Radtkalen und der Sozialisten tniesner Regie rung, wurde gestern diskch die Isziatictische Kamme-grause mit u gegen 12 Stimmen lbei 54 Stimmeuthaltnugeui anscuommcu. Daladier machte folgende Zusagen, um die Beteili gung zu erreichen: Gleiche Verteilung der Minister poften zwischen Radikalen, Radikalfozialen und So zialisten, ferner Durchführung einer Steuerreform durch entsprechende Herabsetzung der Heere-ausgether Ueberwachung der Getreidepreise, soziale Reformen. Jn außenpolttischer Hinsicht bestand bereits vollkom mene Uebereinstimmung zwifchen den Radikalen und Sozialisten. Die Grundlage der Außenpolittt Frank reichs ist durch die Hunger Vereinbarungen gegeben, deren Ratisizierung so schnell wie möglich durch geführt werden soll. Bedeutsam und wertvoll für Daladier ist natürlich die Zustimmung Urkund-. als susemukuiltet tu dieses Linkskabiuett einzutreten. Der Entschluß Aristide Briands wurde nicht so rasch erwartet; die Daladier wenig wohlgesinnte Bvules vardpresse spielte noch gestern morgen mit dem Gie danken, daß Briand den Antrag Daladierd ableäåien werde. Es war also notwendig, die öffentliche ei nung und das Ausland nicht länger in Ungewißheit zu lassen. Aus diesem Grunde gab, Briand dem Kabinettsbildner Daladier schon gestern abend sein Ja. Vor der Persönlichbeit Briandö beugt sich nun auch die Boulevardpresse und begltichviinscht Daladier zum Gelingen seiner.»kühnen« Aktion. Inzwischen ist auch dekanntgeworden, daß sich auch die qemäßigten Repubukaner geneigt zeigen, die Regierung zu unter stützen. Daladier hat ihnen den Vorschlag.gemacht, sich an der Regierung zu beteiligen. Man ersieht daraus, daß das Kabinett der vereinigten Linken eine zahlemnäszig sehr starke Regierung sein wird. Postincarå liebte die Unsterfbaawsiekvetäre nicht. Dalavier sieht sich gezwungen, mögleichkt viele often zu verteilen, um alle Gruppen zu friedigetr. n parlamentarischen Kreisen werden heute folgende often als endgültig besetzt bezeichnen « Paradies Mau: Winkstetvrssiieut mit Ju uere ; , ( Paul-B o u e o u r Ist-»- stellvertretender Präsident und Justiz- B r i a n d : Auswärtiqe Anwesenheit-u- Pi öt r i (Rad.-Soz.): Fiuauseuz All-en satr « ut lßad.l: Oeffentliche Unter- Briand Außenmiuister Telearammunfrestortespondenteu . ch. Paris 28. Oktober . heute abend wird der Natisonalrat der— srandbsischen Sozialisten sich endgültig schlüssig wer den, ob er den Antrag Daladiers, mit den links bürgerlichen Parteien eine gemeinsame Regierung zu bilden, annehmen oder ablehnen soll. Die sozialistische Parlamentsgruppe hat bereits sür die An nahme gestimmt, und man erwartet, daß der National xat heute abenddiesem Beispiel solgen wird. Ges schieht das, so wird zuzn erstenmal die dritte irauzsciiche Revublit eine Regierung erhalten, in der neben Vertretern der liutsbtirqerlspicheu«jpartkieu Mitglieder der Essihlifkeu sitzen. Was Herriot im Jahre 1924 nicht erreichen konnte, wird aller Bornndsicht nach Daladier zustande bringen, nämlich den Zusammenichluß eines L inksblv sie-. der den Kampf mithen Rechtsnarteten aufzunehmen entschlossen ist. here-tot erhielt im Jahre 1924 nur die woblwollende Neutralität und gelegentliche Unter stützung der Sozialisten. Daladier hat Blum und Paul-Benannt die Mitverantwortlichkeit in etnem Kabinett der Linken angeboten. Zum erstenmal ge wannen die Anhänger einer Beteiligten-r innerhalb instigm Einkauf same-prallen Iczmä u i et n eigener Werkstatt . modern. Krau. M. pos leaqnt efüttert M. Os otm. legt warm M. Isa ichtckcr Mantel M. 128.-« rette-Schalktaq. M. US« koße Weiten M. »A -ifakke Damen. M. »Sc qoen, auf. Seide M. Its-- iamel aufSeide M. 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Geburtstaae, den er noch bei voller Gesundheit im Mai dieer Jahres in den wundervollen, im Schmucke des Frühlings prangenden Gärten der vielgerühmten Villa Malta feiern konnte, ist der greife Staatsmann feiner im Januar dieer Jahres verstorbenen Gattin im Tode nachgefolgt. . Fürst Bülow hat das größte Unglück gehabt, das ein-en Staatsmasnn treffen kann: e r hat fein en eigenen Ruhm überlebt. Es gab eine Zeit, da ihn betriebsame Kreise als eine-n »zweiten Bis mant« ausgehen, und Wilhelm 11. verschwenderiich Bahn-, Ghven und Titel autf diesen Güiistling des Glücks auslchüttetr. Nicht allzu viele wußten und er fühlten es instinktiv, daß hinter der glänzen-den Schau fasswde alles mögliche, nur just kein hismärckischeö Charakterinventar stand. Ein Mann von vielen Gra den. Aher immer mehrDiplomat asls Staatsmann Ein kluger, vielgewansdtier Odvssseuz aber nicht der starke Führer ein-es Volkes. Der Kaiser, der Bernhard v. Biilvw erlt zum Grasen machte, weil er den alt-spanischen Besitz der Carolinen in der Süd see zu Deutschland brachte leines der für uns zweifel haftelten Kolonialaeschäfte die je gemacht worden sind). und der ihm dann als Reichskanzler den Fürstsentitel verlieh, hat, durch hittere persönliche Erfahrung he lehrt, i-n eine-m lichten Augenblick als einer der ersten erkannt, daß Bülow kein Kanzler war. Er hat ihn fallen lassen und mit Ausnahme der kurzen römi schen Episode des Jahres 1915 auch niemals wieder geirusem « « i«-· Die tiefste Ursache des Sturzes Vülows, wenn auch nicht fein direkter Anlaß, war das be riichtigte Kaiserinterview im ~Dailv Telegraph« vom November 1908. Die spätere Gefchichtsfchreibung hat festgestellt, dafz die Schuld des Kaisers in diesem Falle geringer wog, als man seiner zeit, als die Wogen der Erregung so hoch gingen, im Volke unid Reichstag annahm. Der Kaiser hatte dem verfassungsmäßig verantwortlichen Reichskanzler den Entwurf feines Interviews ganz korrekt zugestellt. der Fiirst aber hatte den Entwurf überhaupt nicht gelesen, sondern ihn mit einer grau-d -seignenrifchen Gefte in- den Geschäftsgang des Aiuswäri tigen Amtes gegeben, wo auch das paszt so ganz zur Signatur der Vorlriegsssiera niemand mehr über die eventuellen Folgen dieses unglücklichen Inter views mehr nachdachte, sondern wo die Leute überwogen, die sich jeder eiaenen Verantwortung jeder Verpflichtung zum eigenen Denken enthoben glaubten, da er, der Fürst-Reichskanzler, ja scheinbar den Text gebilligt hatte. Nachher aber liesz der Fürst im Reichstag den Kaiser fallen oder gestand sein eigenes Versehlen nicht mit der nötigen Offenheit ein« Kein Wunder, daß sich Wilhelm 11. in diesem Punkte einfach persönlich verraten sash. Aber Bülow zog auch dann nicht die Konsequenzen- Damals hätte er ein Ministerverantwortlichkeitsgesetz durchsetzm können. Er aber kiittete, glättete vertuschte. So zog dieser surchtbareFehler andre, schlimmere nach sich. Es be zeichnet Viilow, »daß erdie Veröffentlichung des Inter views in Deutschland zu unterdrücken versuchte, als You die Blätter des Auslanids die Berichte darüber stien. Es gibt auch heute noch viele Kreise, die in Bernhard o. Bülvw einen großen Staatgmann sehen und alle Schuld stir die große wirtschaftliche nnd politische Katastraphe des Weltkrieged ans den armen Bethmanwhollweg ahzuwälzen suchen. Bethmannssollweg übernahm nur das Erbe-Bülows. Als der ~Philoioph von hohen finow" dasMeichslanzleramt antrat, waren die diplo matischen Würfel bereits sgefallem hatte Billows Diptomatie das« große Spiel bereits verspielt» Alle entscheidenden politischen Ereig nisse, die den Weltkrieg unmittelbar vorbereiteten und ihn schließlich unvermeidhar machten, fallen in die Aera Billow und nicht in die Aera Bethmanni dollweg. Im Jahre 1897 wurde Btilow Staats iekretiir des Aeußerm Seit dem Jahre 1900 war er midstanslerx Im Jahre IM verlieh er das Amt. In diese Zeit fällt die Gründung der französisch römischen Entente, die englisch-französifche und die englisch-russifche Annäherung, die endgültige Ver feindung zwischen Oefterreich und Russland durch die bosnische Krise. - -.«s Die Freunde Biilows machen viel Wesens damit, daß der Fürst in den Jahren 1908 und 1909, als wegen dieser bosnischen Krise der Weltkrieg vor der Tür du stehen schien, durch sein diplomatisches Geschick den Krieg vermiedcn habe, und schließen daran, daß es seinem Können auch möglich gewesen sein würde, an Stelle Bethmann-Hvllwegs den Krieg im August 1914 zu vermeiden. Vielleicht hätte der Tanseudkiinstler den Krieg auch im August 1914 noch um einige Monate hinauszuschieben vermocht, a e ko m m c n wä r e e r aus je d en Fall, und Deutschlands politische Lage wäre nicht besser gewesen, ob wir nun im August 1914 osder im Juli 1915 in den durch die schlechte deutsche Politik mitheranibeschworenien Präventivs krieg siden Bismarck als den schlimmsten mahnend immer bezeichnet hatte) hin-e-ing-e—schl«ittert wären. Nur ein Staatsmann von gigantischen Ausmaßen hätte Europa und die Welt nach alle dem, was »unter Bülow geschehen war, vordem Welt krieg bewahren können, kein bloßer eleganter Dir-lo mat. Bülows diplomatische Fechterktinste versagten ja auch im Jahre 1915 im Kampfe mit den geschicht lichen Realitäten, als er - ein von vornherein aus sichtsloses Bemühen - Jtalien dem Kriege sernzns halten versuchte. i«·- Der Kardinalsehler aber der Biilowschen Auszens politik liegt in der Abweisuna des englischen Biindniswerbens in den Jahren 1898" bis 1901. Damals und nicht erst viel später, als Haldane seinen letzten verzweifelten Versuch unter nahm, war die große Gelegenheit da, der deutschen Auszenpolitik eine völlig neue Wendung zu geben und sich mit England aus verbeißungsvolle Weise zu ver ständigen Biilow, der Jonglcsur zwischen West uwd Ost, der die deutsche Politik nilit »sestlegen« wollte, der überall dabei zu sein, sich aber nirgends zu binden gedachte, glitt über diese letzte Gelegenheit, dem deutschen Kaiserreiche die Existenz zu erhalten, lächelnd hinweg. Darum auch blieb er im Dunkel und wurde nach und nach von den breiten Massen vergessen, so sehr vergessen, daß die jüngere Generation das Austauchen seines Namens für die Reichspräsidentschast nach dem Tode Eberts nur noch erstaunt belächelte. Sein engerer Freundeskreis bliesb ihm natürlich erhalten-. Mit Recht erhalten-. Den-n Bernhard von Bülow war unter den Staatsmännern der wilshelmis nischen Zeit eine der fafziuierensten Per fttnlichkeitem Sein-e vielssscitige Bildung, fein gewinnen-des Wesen und seine kultivierte Erscheinung zwangen immer wieder, auch sachliche Gegner, in seinen Bann. Er war ein Seelen- und Menfchewfänger, wie wir in Deutsch land ganz wenige gehabt hasben,und seine deutsch-e Besitzunsg in Klein-Flottbek bei Hamburg und seine prachtvolle Van Malta waren Mittelpunkte viel leicht der geistvollsten unid kuldiviertessten Gesellschaft, die Europa in den letztenJahrzehnsten befaß. Alles in allem: Bülow war ein großer Leben-s -künstler, aber kein schöpferifcher St a a t s m a n n. Sein persönlicher Charme und seine Lebensksunst riefen die Bewunderung und die Be geifterung seiner Freunde hervor. Seine Staatskunst paßte mehr in die Tage und die Lage Chosiseuls als in das Deutschland, dessen Verfassung ohne ishren Schöpfer nur durch zeit gemäßen, ftaatsmännifch solt-den Ausbau bestehen konnte. Er hatte Bethmann als feinen Nachfolger empfohlen und bekämpste ihn in der Stille, als Beth mann nicht die Kraft aufbrachte, sich der schlimmen Bülowfchen Erbschast zu entledigen. Bethmann konnte darüber erschütternde Tatsachen nachweiiem aber, vor nehmer als sein nunmehriger geschäftiger Gegner, ver bot er seinen Freunden fede Veröffentlichung und nah-n auch diese Last auf sich. « Die Weltgeschichte wird ihr Urteil über Bülow asls Staatenmnn ohne Berücksichtigung des liebens würdigen Epikuräertums bilden. Und dieer Urtei wird ishm einen Platz in der Geschichte answeifen. der von keinem Staatsmann weiter entfernt sein wird· als von Biener IMM-
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