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Dresdner Journal : 04.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188103040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-04
- Monat1881-03
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 04.03.1881
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W S2. l. ».in.: äv,6out«:k.o ^Lkrllcd: . . 18 H»rk. tritt I'o»t- uuü ^jiikrliek: 4 >l»rk bvkk. 8tempol^u»etil»tk tliu»u. Lii>rvlll«^uimusro: 10 ?f. taverateaprelser fii äev k»um einer zx<»pitltv»en kstitreile 20 kt. Uoier „Lin^tMLnUt" <tis 2«il« K0 kt. Lr»el»»l»«»r mit Xusv»kms 4«r 8000 unä keiertL^e Xbsoti» für 6e» sol^enäen H»8 Freitag, den 4. März. 1881 DreMerHonrnnl. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. luxeriUeuitiumkme »u^Mlrtir llresdner ^ouruiU»; ll»mdi>ris S»rllL Vl«o Loipii^ >«»»!-UrsLlLll^rKLllki > ». » : L ^UAter, N«rU» Vl«a-L»o»diu^ kr»^-l.«>p»i8 kr»Lktart ». ». Mtuok»»' »«ritu: ^>. /n^aiic/^ition^, Lr«m«v: L ü'c^/ottr. Nr»,i»ll. V.. ^tuNA««', ÜüreitU; kr»nIiNlrl » L tiucUtii-uttlun^; vürUt»: tr A/ui/er, L»Mlov»r: (7. k»rt» NsrNv kr»okkurt » H 8t«tt^»rt: L <7o SLwdm^i Lt»>er. N»r»«»x«d»r: 8üui«I. kipectition äv« Or«»llosr ^oarn»t>, 4>r«»äeo, 2vin8«r»triuE !^o. 20, Amtlicher Theil. Drr-den, 2. März. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute Nachmittag ^5 Uhr von Berlin wieder hier eingetroffen. Dresden, 3. März. Se. Königliche Hoheit der Kroßherzog von Hessen und bei Rhein ist heute Mittag 12 Uhr 20 Min. von Berlin hier eingetroffen und im König!. Residenzschl offe abgetreten. Se. Hoheit der Erbprinz von Hohenzollern ist heute Mittag 12 Uhr 20 Min. von Berlin hier einge- rvffen und im PalaiS Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg abgetreten. An Stelle des verstorbenen Konsuls Weber ist der außerordentliche Professor Or. Heinrich Hirzel in Leipzig zum Schweizerischen Konsul sür den außer dem Königreiche Sachsen auch das Großherzogthum Sachsen-Weimar, sowie die Herzogthümer Sachsen- Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Koburg-Gotha und Anhalt und die Fürstenthümer Schwarzburg-Ru dolstadt, Schwarzburg-SonderShausen und Reuß älte rer und jüngerer Linie umfassenden Bezirk ernannt worden. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (New Dörfer StaatSzeitung.) Tagr-geschichte. (Dresden. Berlin. Stuttgart. Eon stanz. Prag. Buda-Pest. Paris. Haag. Madrid. London. St. Petersburg. Washington.) Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichteu. (Wurzen. Schwarzenberg.) Feuilleton. Betrieb-Übersicht der königl. sächs. StaatSeisen- bahnen pro 1880. Tage-kalender. Inserate. Beila ge. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 2. März.) Statistik und Bolkswirtbschaft Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische tlachrichten. Rom, Mittwoch, 2. März, Abend». (W. T. B.) Der Großfürst Konstantin von Rußland stattete heute dem Papste und dem Cardinalstaatö- seerrtär einen Besuch ab. Letzterer empfing auch die Besuche der Großfürsten Sergiu- und Paul. London, Mittwoch, 2. März, Abend-. (W. T B) Da- Oberbau- hat heute die irische Zwang-bill in dritter Lesung angenommen und die Sitzung hierauf vertagt. Das Unterhaus begann die Debatte über die zweite Lesung der irischen Waffrnbill. Mac Carthy beantragte die Ablehnung der Bill. Schließlich wurde die Debatte auf morgen ver tagt. Nach einer Meldung aus der Capstadt vom 2S. Februar war bi- zu diesem Tage der Regie rung de- CaplandeS eine Antwort von Lerothode oder anderen Häuptlingen der BasutoS nicht zu gegangen. Der Waffenstillstand hat daher sein Ende erreicht. Die Wiederaufnahme der militä rischen Operationen wird indeß noch durch Regen- weiter verhindert. Washington, Mittwoch, 2. März, Abends. (W T. B.) DaS Repräsentantenhaus bat die AundingSbill im Ganzen mit den vom Senate be schlossenen Amendements angenommen. Die Bill wird nunmehr dem Präsidenten zur Sanktion unterbreitet werden. Dresden, 3. März. Der Kampf zwischen Chili und Peru besitzt, so fern diese Länder unS liegen, doch ein specielleres Interesse sür Europa, da der Handel Englands, Frank reichs und Deutschlands unmittelbar bei jenen Vor gängen betheiligt erscheint. Nicht nur, daß bei der kürzlich erfolgten Einnahme von Lima zahlreiche große, im Besitze von Ausländern, namentlich Chinesen, be findliche Magazine geplündert wurden, durch den Krieg der südamerlkanischen Republiken ist den großen In dustriestaaten ein ausgedehntes Absatzgebiet verschlossen, und auch die deutsche Industrie erleidet nicht nur durch die Unmöglichkeit eines Exports in jene Länder, son dern auch durch Nichterfüllung von Verbindlichkeiten ihrer peruanischen Abnehmer erhebliche Verluste. Die Nachtheile, welche den überseeischen Handel durch jenen Krieg zugefügt werden, waren es auch, welche, wie aus den neuesten Regierungserklärungen im englischen Parlament hervorgeht, Frankreich und England dazu bestimmten, sich zu einer Mediation zwischen Peru und Chili bereit zu erklären. Einstweilen bringt die über seeische Post die befriedigende Kunde, daß unsere deut schen Landsleute bei den wüsten Wirren, welche der am 17. Januar erfolgten Einnahme von Lima voraus- gmgen und nachfolgten, keine Verluste erlitten, sowie daß Callao wieder für den Handel geöffnet ist. Chile nische Beamte erheben dort den Zoll, und die Küste wird als chilenisches Gebiet behandelt. Der Einnahme von Lima ginge» am 13. Januar die Schlacht von ChoriüoS und am daraus folgenden Tage die noch schrecklichere Schlacht von Miraflores voraus. In der letzter» Schlacht wurde» die Peruaner nach 5stündigem hartnäckigen Widerstand von der Uebermacht des Feindes überwältigt. Die Stadt Miraflores wurde, wie vor her Chonllos und Barranco, von den Chilenen in Brand gesteckt. Pieiola, der peruanische Oberbefehls- haber und Präsident, floh mit einem kleinen Gefolge ins Innere des Landes. Amerikanischen Blättern entnehmen wir über die Schlachten von Chonllos und Miraflores und die nachfolgenden Ereignisse das Nachstehende: Die Ver luste in beiden Schlachten waren sehr bedeutend. Auf chilenischer Seite wurde die l. Division am schlimmsten mitgenommen; etwa 40 Procent derselben waren ge fallen - der verwundet. Oberst Lynch glaubt, daß die Division, wie gut der Angriff auch geplant und wie glänzend derselbe ausgesührt wurde, zurückgeschlagen werden konnte, wenn die peruanische Reserve rechtzeitig herbeigezogen woiden wäre. lOOW Mann der perua nischen Armee haben am ersten Schlachttage nicht ein Mal einen chilenischen Soldaten gesehen. Die perua nische Armee in der Schlacht bei Chorillos war 22000 Mann stark, wovon sie etwa 2500 Mann verlor. Die Hälfte dieser Truppen hätte im Stande sein sollen, die Anhöhen von San Inan gegen eine viel stärkere chilenische Armee zu hallen. Nach der Schlacht bei Miraflores kam das diplomatische Corps aus Lima nach dem chilenischen Lager und ersuchte den Oberbefehlshaber, die Stadt zu schonen, jedoch zu gleicher Zeit eine hinreichende Anzahl Truppen in dieselbe zu legen, um die gesetzlosen Klassen darniederzuhalten, die ihr Werk mit Plünderung und Zerstörung des chinesischen StadttheileS bereit- begon nen hatten. Der chilenische Oberbefehlshaber ver pflichtete sich für Sicherheit des Lebens und Eigen thums, wenn ihm ein widerstandSlofer Einzug ge stattet werde; wenn jedoch ein einziger Schuß abge feuert werde, so stehe er für nichts gut, da seine Truppen, welche durch Handgranaten, Minen u. s. w. bereits große Verluste erlitten, aufs Aeußerste erbittert seien. Das diplomatische Corps mußte sich mit dieser Antwort zufrieden geben, obgleich dem chilenischen Be fehlshaber deutlich zu verstehen gegeben wurde, daß das neutrale Geschwader im Falle muthwilliger Zer störung Repressalien an den chilenischen Schiffen neh men werde, und eilte zurück, um der beängstigten Be völkerung der Hauptstadt Nachricht von dem erhaltenen Bescheid zu geben. Am 17. Januar marschirte eine Division in Lima ein und zog zum zweiten Male über der Hauptstadt Perus die chilenische Flagge auf. Die Bevölkerung, die sich in Massen auf den Trottoirs ausgestellt hatte, verhielt sich vollständig ruhig. Die Chilenen geben zu, daß ihnen der Sieg schwierig, viel leicht unmöglich geworden wäre, wenn die Peruaner eine sähige Oberleitung gehabt hätten. Pierola ist, wie man annimmt, mit einigen Offizieren auf dem Wege nach Arequipa. Bon einem Platze namens Los Chacos aus erließ er ein Schreiben an die Munici- palbehörden in Lima, in dem er erklärte, feine Regie rung bestehe immer noch und werde stets da ihren Sitz haben, wo er und sein erster Secretär sich auf- halten. Er kündigte seine Absicht an, den Krieg fort- zusetze», und wird sich vermuthlich auf die einzige noch existirende Armee, die Südarmee, die gegenwärtig zu Arequipa steht, stützen. Die Truppen zu Callao, sowie die Reste der actwen Armee und der Reserven, zer streuten sich nach den Schlachten vom 13. und 14. nach allen Richtungen. Ein Theil begab sich nach Claro - de - Pasco und bezeichnete seinen Weg durch Mord und Plünderung. Andere entkamen nach Nor den und sollen ebenso schlimm gehaust haben. Mon tero, der frühere Befehlshaber der Nordarmee, befindet sich zu Chimbote und hat erklärt, er wolle eine Armee von 50000 Mann ausbringen und mit derselben die Chilenen vernichten. Als die Nachricht von der Niederlage zu Lima em- tras, floh ein großer Theil der Bevölkerung. Etwa 2000 Personen kamen nach Ancon, wo die neutrale Flotte staüonirt war. Viele derselben waren von allen Mitteln entblößt, und es wurde ihnen Nahrung von den Schiffen geschickt. Flüchtige Soldaten wurden von einer 200 Mann starken Wache, die von den Schiffen ans Land geschickt worden war, sofort bei ihrer Ankunft ent waffnet, da man befürchtete, daß sie ihre Landsleute ausplündern würden. Nach der Einnahme von Lima kam der chilenische Oberbefehlshaber, General Baque- dano, nach Ancon und brachte die Flüchtlinge noch Lima zurück, indem er ihnen Sicherheit garantirte. Callao wurde für den Handel wiedereröffnet Das Zollamt ist in den Händen chilenischer Beamten. Die Chilenen ersuchten die peruanischen Gerichtsbeamten, ihre Pflichten wieder aufzunehmen, erhielten jedoch eine ablehnende Antwort. Die gleiche Weigerung wurde dem chilenischen Befehlshaber zu Theil, als er die Be völkerung von Lima aufforderte, eine provisorische Re ¬ gierung einzusetzen, woraus er den Kriegszustand pro clamirte und verkündete, daß jeder chilenische oder peruanische Soldat mit dem Tode bestraft werden solle, der einen Einwohner ei morde, beraube oder mißhandle. Wer unbefugter Weise Waffen trägt, soll ebenfalls dem Tode verfallen. Die Forts in Callao wurden von den Peruanern vor ihrem Abzug m die Luft gesprengt. Die Bevölkerung von Callao plünderte eine Menge Kaufläden, darunter solche, deren Besitzer Ausländer sind. Besonders viele Italiener wurden davon schwer betroffen. Die aus Ausländern bestehende Stadtwache rückte aus und machte nach einem heftigen Gefechte mit dem Pöbel der Plünderung ein Ende. In L»na hatte sich ebenfalls eine aus Ausländern bestehende Wache gebildet, welche während des 15. und 16. Ja nuar die Stadt vor dem Pöbel schützte und mit Den jenigen, welche den chinesischen Stadttheil in Brand steckten, einen lebhaften Kampf hatte. Die „ New-Dorker Staatszeitung * sagt: „Mit dem Fall der peruanischen Hauptstadt hat der Krieg wahrscheinlich eine entscheidende Wendung genommen, welche der Friedensvermittelung eine erfolgreiche Aus sicht eröffnet. Für die Westküste Südamerikas und für die Nationen, welche dorthin einen regen Handels verkehr unterhalten, würde die endliche Einstellung der Feindseligkeiten ein lang ersehntes und wichtiges Er eignlß sein, während für die politischen Wechselbezieh ungen beider Hemisphären die Thatsache, ob der Krieg trotz des Falles der peruanischen Hauptstadt sich noch in die Länge ziehen, oder ob er demnächst zum Ab- schluß gelangen wird, von nur geringem Belang sein dürfte. Soviel ist aber durch den Verlauf desselben entschieden worden, daß die Ueberlegenheit ChillS über alle anderen spanisch-amerikanischen Schwester republiken anerkannt »st und daß dasselbe auf dem südlichen Theil dieser Halbkugel dadurch bedeutend an Ansehen gewonnen hat, was auf dessen weitere Ent wickelung seinen Einfluß nicht verlehlen wird.* Layesgeschlchtk. Dresden, 3. März Heute Mittag 12 Uhr 20 Minuten langte Se. königl. Hoheit der Großherzog von Hessen, von Berlin kommend, hier an und wurde auf dem Leipziger Bahnhofe von Er. königl Hoheit dem Prinzen Georg empfangen. Bei der Ankunft daselbst war der Commandant der Residenz, sowie der Polizeipräsident anwesend, und meldete sich der zum Ehrrndlenst bei Sr. königl. Hoheit dem Großherzoge bestimmte Commandeur de» 2. Grenadierregiments Nr. 10l (Kaiser Wilhelm, König von Preußen) Oberst Frhr. ü Byrn. In der Begleitung Sr. königl. Hoheit deS Groß- Herzogs befinden sich der Hofmarschall und Flügel- atjutant Oberst Westerweller v. Anlhoni, der Ches de» HofmarstallS Kammerherr, Major Frhr. v. Nordick zur Rabenau und der Flügeladjutant Major Wernher. * Berlin, 2. März. Heute Mittag 1 Uhr gaben Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kai serin Ihren Majestäten dem Könige und der Königin von Sachsen das Geleit zum onhalter Bahnhofe. Unter den Audienzen, welche Se. Majestät der König hier ertheilten, sei nrch der am 27. vor. MtS. statt gehabte Empfang der sächsischen Reichstagsabgeordneten erwähnt. — Se. Majestät der Kaiser, schreibt die „Prov. - Corr.*, hat die Feierlichkeiten dieser Woche mit wunderbarer Frische und in freudigster Stimmung m »gemacht, den zahlreichen fürstlichen Gästen in ge wohnter ritterlicher Weise die Honneurs gemacht und sich daneben den Slaatsgc schäften unausgesetzt giw d- met und besonders den Reichskanzler Fürsten Bismarck wiederholt empfangen. — Den Schluß der Vermäh- lungsfeierlichkeiten bildete ein Ballfesl, welches gestern bei Ihren kaiserl Majestäten im we.ße» Saale Feuilleton. Nedigiri von Otto Banck. K. Hostheater. — Altstadt. — Aschermittwoch, den 2. März kamen „Die Jahreszeiten* von I. Haydn zur Aufsührung, dieses in seiner Art einzige musikalische Idyll, welche» die ewige, im kreisenden Wechsel sich wieder verjüngende Natur, die aus ihren Wandlungen unmittelbar entspringenden rein mensch lichen Thätigkeiten, Zustände und Gefühle schildert und stiert, und hiermit zur Verherrlichung Gotte» dankend und anbetend das Gemüth empor'yebt. ES s« zugegeben, daß die „Jahreszeiten* an gleichmäßiger Ursprünglichkeit und Tiefe der Erfindung der „Schöp fung* nachstehen, aber sie enthalten einen gleich un versiegbaren musikalischen Gedankenreichthum, an wel chem ebensowohl die Jugendfrische, die populäre Ton- spräche, die intensive Kraft und Grazie bewundert werden muß, wie die weisheitSvolle Einsicht und da- Maßhalten, womit Alles zu naturwahrem und cha rakteristisch schönem Ausdruck gebracht ist. Die Ein fachheit und Innigkeit dieser Musik, ihre lichte Freu digkeit und Klarheit, ihre große poetische Erhebung im Einzelnen, die naive, reizvolle und edle Ton malerei, welche die beglückende Schönheit, wie die schrrcken»volle elementare Macht der Natur schildert, welche ihr Laute und Empfindung ablauscht, de» Landmann» idyllische» Leben, dessen rege Arbeit, Hoff nung und Dank, der Jäger Lust, der Winzer jubelnden Genuß rc. darstellt: diese echt menschlichen, lebensvollen Tonbilder behaupten sich mit ungeschwächtem Eindruck, erwecken immer von Neuem der Hörer freudig beweg tes Mitgefühl. Und manche Partien des Werkes (der Herbst) erheben sich in ihrer Genialität fast über die „Schöpfung*. Die Naturschilderungen und Ton malereien sind — abgesehen von der Fülle anmuthiger und edler Gedanken, die sie bieten — ein künstlerisch vollendeter Ausdruck eines in die Naturseele sich ver senkenden schöpferischen und sittlich reinen Geistes, dem eS dabei vor Allem auch immer aus das musikalisch schöne Gestalten ankam. Die Ausführung des Werks unter Direktion des Herrn Kapellmeisters Or. Wüllner war eine außer ordentlich gelungene, sowohl feiten des Chors (Drey- ßig'sche Singakademie und Chor der katholischen Hos- kirche), der Kapelle, die meisterhaft spielte, wie der Solisten, Frau Schuch, Herr Riese und Herr Fischer, welche ihre Partien vorzüglich auSsührten. DaS Duettiren der beiden Erstgenannten (so im „Herbst*) war von reizendster Wirkung, und Herrn Riese'S Leistung zeichnete sich besonders durch stimmungsvollen Ton, Innerlichkeit des Ausdrucks und schön behandel ten Vortrag auS. C. Banck. Rach der Hochzeit. Novelle von L. Just. (Fortsetzung zu Nr. K1.) Bernsdorf war entzückt von solchem Freimuth und solcher Liebenswürdigkeit, und wenn man vielleicht ihr Benehmen einer kleinen Eitelkeit beschuldigen konnte, so trug dasselbe doch auch w.eder den Stempel großer HerzenSgüte, daß man ihr verzeihen mußte. Für Bern-dorf aber war e» unmöglich, lange die Ausmerksamkeit Carola's Andern zugewendet zu sehen; er begann Vorschläge zu machen, wie man die nächsten Tage verleben wollte, da ihm die Umgegend ringsum bekannt war. Es wurde hin und her beralhen, Hr. v. Schöningen sprach ebenfalls seine Meinung aus, da auch er nicht das erste Mal den Rhein bereiste; zugleich bat er, sich anschließen zu dürfen, überließ aber da» Arrangement den Andern. Carola wurde immer lebhafter, Bernsdorf rief oft absichtlich ihre Opposition hervor, um sich an dem sprühenden Aufleuchten ihrer Augen und an ihrer frischen entschiedenen Redeweise zu erfreuen. Schließ lich mischte sich dann der Professor m die Unterhal tung und suchte den Streit mit einigen entscheidenden Worten auSzugleichen. Als aber das Wortgefecht ein mal zu leidenschaftlich zu werden drohte, nahm er fein GlaS und sagte halblaut zu seiner Frau: „Auf das Wohl unseres geliebten Kindes.* Carola nickle ihrem Gatten so freudvoll zu, daß man ihr ganzes großes Mutterglück fast mit empfand, und mäßigte von dem Augenblicke an ihre überspru- delnde Laune. Im Verlaufe des Nachmittags machte man noch einen Spaziergang hinauf zur alten Ruine und ge noß die ganze Herrlichkeit eines prachtvollen Sonnen unterganges. Am jenseitigen User erglühten die Berg spitzen deS Siebengebirges und erblaßten dann allmäh lich, und über den dunklen Wassern deS RheineS la gerte sich ein feiner duftiger Nebel. Bernsdorf hatte seiner Gattin fortwährend die größte Aufmerksamkeit gewidmet und ihr beim Herab steigen den Arm gereicht Er sprach mit ihr über die Begebenheiten des Tages, aber nicht ein Wort kam über seine Lippen, welchen Eindruck Carola aus ihn gemacht hatte. Marianne war traurig, sie wußte selbst noch nicht recht warum, unb ermüdet von den verschiedenartigen Erlebnissen des Tages, zog sie sich zurück, indeß die übrige Gesellschaft den Rest des schönen Abends in der grün umrankten Veranda deS Hotels zubrachie. Der nächtliche Sternenhimmel wölbte sich in voller Pracht über der herrlichen Landschaft, der Mond stieg langsam herauf über dem Drachenfels und warf sein magisches Licht hernieder auf den majestätiichen Strom, dessen Wogen gleichmäßig, ob Tag, ob Nacht, dahin rollen, dahin zum ewigen Meer. Die Insel Nonnenwörth lag >m blassen Mond licht, wie ein von Schleiern verhüllieS Märchenland, in dessen Inneres die profanen Blicke der Menschen nicht zu dringen vermögen. Vielleicht ist es den schilsbekränzten Nixen des RheineS gestattet, zu solch' nächtlicher Stunde die schattigen Ufer zu durchspähen. Arnheim saß mit Carola entfernt von der übrigen Gesellschaft. Sie lehnte bequem in einem Armsessel, die großen blauen Augen ernst auf das bezaubernde Landschaftsbild geheftet; ein Mantel von weißem Kachemir lag nachlässig um ihre Schultern, die eine Hand über die Lehne hinweg in der ihrcS Mannes. „O wie schön ist eS hier*, sagte sie halblaut, „könnten wir da» Stückchen Erde doch mitnehmen in unsere Heimath * „E» ist vielleicht gut so, wie e» eben ist*, erwiderte er, „wir würden doch am Ende die Empfängt chkeit für all' die Herrlichkeit verlieren, wenn wir e» immer so haben könnten *
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