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Dresdner Journal : 16.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-08
- Tag1874-08-16
- Monat1874-08
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 16.08.1874
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Sonntag, den 16. August. W18S Dns-nerMMMl Kviob«« tritt ?o«V it»6 Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. - Inserat <-»pr«l,«r PNr Nbn 8»»iu einer jsv«i>Lltso«u Mtttroilo: s Kjsr vuwr „t^i>ise«i»nNt" cti« Leiw: b Kjsr. Lrstkelneur pL^Iick mit XurnLdws «isr 8ouo- uvü ksiertaxs, ^dvuct» kür «tva solssvvävo 1L8 Im ,»»r,o »,at»eS,» : 4Lbrtivk:. ... 6 1'blr ^jtUrlieN: 1 1'nlr. 1b bürru. Lu>rvIueXi>wm«rvr l 1874 In^eralenannakw» »»»»Art», />>. Nr-rn^<ett«r, OowliüisuonLr li« " Dreictner äourmrl»; ebeatlx».: HAen ^ort n. K ^re^er, L»»d»rU L»U». Vt,L-I^ip»t^-i»»«I-Lr„l»u-rr»Lkd»r»» M.: <0 ^o-ker, >«rU» Vi«»-S»wdLr^-rr»U-l»tp»tG-I>»»L kart » »ÜLeI»«ll: Nuri I«rU» /»ra/,<i<»ttiant,// ^tiürrc^t, vrsm«»: L l»»: L'tanArn » Kürvuu; vdsouut»: />> kort» N.: ^urAer'«:b»!u.(7 Hrrr»,«n»'«:boKueb)', ^'o , vörUt»: /nv D., Nsnnovr: (' §c^ü«1rr, k»rii' //ar <u>, /xi/itt«, t7o. / Stntt^»rt: Oa«te «t l7o., L'üliti ^»noncrn-Narran, Vl»o: ^1/ Oxpettt. Uerauexederr üvmel krpeNition <ie« ttreetlner lourrml», I>> cl'-n, ^l^r^»r,>tkvn8>u^ dio. 1. NWtUjitt'Icher LheU. Ueberfirdt. Trle-raPtztsche N«chrichte» Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Köln. Koblenz. Dortmund. Fulda. Aus Baben. Darmstadt. Meinin- ge«. Wien. Paris. Brüssel. Aus den Mrderlanden. Rour. Genua. Barcelona.) Dresdner Nachrichten. ProviuzialNachrichtea. (Auerbach. Annaberg. Mitt weida. Pirna.) Vermischtes. Statistik und Lolksmirthschaft. Sächsische Bäder. Einaesaudtes. KemÜeton. Lageskaleuder. Inserate. Beilage. Bvrsennachrichteu. Telegraphische Witterungsderichte. Inserate. Äelcyr.iptMc Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 15. August, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Reichskanzler Kürst Bismarck ist heute Vormittag '»10 Uhr nach Barzin abgereist. Köln, Sonnabend, 15. August, Vormittags. (Tel. d. Lresd«. Journ.) Der „Köln. Zeitung" zu folge ist Bazaine gestern Abend 10 Uhr mit seiner Krau und seinem Schwager hier eingetroffeu und »u dem „Hotel du Nord" abgestiegeu. Bazaine werde einige Tage hier bleiben und die Ankunft seiner Kinder aus Spaa erwarten. (Wie aus einem von Mainz datirten Telegramme zu ersehen, kam Bazaine dircet vvnBascl. Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Genua.) Buda-Pest, Freitag, 14. August, Abends. (W L. B.) In beiden Häusern des Reichstages wurde heute ein königliches Rrscripl verlesen, wo- nach die jetzige Reichstagvsesfion für geschloffen erklärt und der Beginn der nächsten Session auf den 24. October d. I. festgesetzt wird. Paris, Sonnabend, 15. August, Morgens. (Tel. d. Dresdii. Journ.) Der Municipalrath hat die Anlegung eines mit Paris durch eine Eisen bahn verbundenen Kirchhofes bei M^ry-für-Oise (im Norden) beschlossen, dagegen die von der Stadt verwaltung gleichzeitig verlangte Anlegung eines zweiten Kirchhofes bei Wissens (im Lüden) ab- gelehnt. Der „Gazette des Tribunaux" zufolge ist ein Ge- fängmHwartcr Bazaiur s verhaftet worden; zwei Einwohner von Eannes find der Brtheiligung au der Klucht verdächtig. Bern, Freitag, 14. August, Nachmittags. (W. T. B.) Heute find dir Ratifikationsurkunden, betreffend den am 81. Januar d. I. vereinbarten Nachtrag zu der am 23. Drermber 1865 in Paris geschloffenen Münzconvention, auvgewrchsrlt wor den. Die gedachte llebereinkunft ist damit in Kraft getreten. Madrid, Freitag, 15. August, Morgens. (W. T. B.) General Zabala hat sich mit seinem Eorps in der Richtung aus Vittoria in Bewegung gesetzt. Nach in Paris ringrgangrnrn Nachrichten hat Ton tzarlos rin neurv Manifest crlafien und Feuilleton. Redigirt vou -Otto Banck. Die Zeit der Renaissance in Italien. (Schlug aus Nr. 188.) Mit einer schrecklichen Aufrichtigkeit giebt einmal MacchiavcUi in seinen Oiscorsi (>, 27) seine Herzens meinung zu erkennen, und was er sagt, beleuchtet die ganze Moral eines Zeitalters. Gr erzählt, daß Julius 11. sich nach Perugia hineinwagte, obwohl Giampolo Bag- lione, der von ihm eingeschüchtert jene Stadt ihm über gab, darin viel Kriegsvolk versammelt hatte. Gr bemerkt wörtlich dazu, wie folgt: „Leute von Unheil, welche mit dem Papst waren, wunderten sich über dessen Tollkühn heit und die Feigheit Giampolo's; sie konnten es nicht begreifen, warum dieser nicht zu seinem ewigen Ruhm mtt einem einzigen Schlage seinen Feind erdrückte und von der Beute sich reich machte, da den Papst alle Car dinale mit all' ihren Kostbarkeiten begleiteten. Atan konnte unmöglich glauben, daß ihn Güte oder eine Gewissens regung davon abhielt; denn das Herz eines ruchlosen Menschen, welcher es mtt seiner Schwester hielt, nachdem er Vettern und Neffen umgebracht hatte, um zu herrschen, konnte keinerlei Bedenken aus Pietät zugänglich sein. Doch man kam zu dem Schluß, daß die Menschen weder mit Ghren frevelvoll, noch vollkommen gut zu iein ver stehen, und wenn ein Verbrechen in sich selbst Größe oder eine gewisse Großartigkeit hat, so wissen sie nicht darauf einzugehen. So geschah es mit Giampolo; er, wrllher Jncest und öffentlichen Verwandtenmord für nichts achtete, verstand nicht, vier besser gesagt, er wagte nicht, trotz des berechtigten Augenblickes, eine That zu thun, wobei Jeder seinen Muth würde bewundert und darin unter Anderem bezüglich des erschossenen Hauvtmanns Schmidt erklärt, jeder Fremde, der an eine« Bürgerkriege theilnehme, gehe der Rechte verlustig, dir ihm sonst durch das internationale Recht gewährt würden, und setze sich somit Ne preffalten aus. Kerner wird in dem Manifeste dir Hoffnung ausgesprochrn, da- dir europäischen Mächte in Spanien nicht intervenirev würden. St. Petersburg, Kreitag, 14. August, Nach mittags. (W.T. B.) Der regierende Gro-Herzog «ad dir Hrrzvgia Marie von Mecklenburg- Schwerin stnd heute Vormittag gegen v Uhr la Zarskojr Selo einaetroffea und von der Kaiserin und de« übrigen Gliedern der kaiserlichen Aamilie auf das Herzlichste empfangen »ordea. Gro-sürst Wladimir war seiner Braut dis Wirballen eut- aegrugereist. In Gatschina hatten sich Kaiser Alexander, der Gro-furst-Thronfolger und die Gro-fürstev Pauk und Sergei zur Begrü-ung eingefundeu. Lugcogkfchlchte. Dresden, 15. August. Se. Majestät der König werden heute Abend von Ostende abretsen und Montag den l7. dss. Mittags 12 Uhr auf dem Leipziger Bahnhöfe in Dresden eintreffen, um Sich von dort sofort nach Pillnitz zu begeben. Die Gur Ihrer Majeftät der Königin inMarien- dad verläuft in der befriedigendsten Weise. Ihre Biaje- stät werden, wie von Anfang an besttmmt, den ld. dss. von Marirndad adreisen und Sich zunächst zu edier kurzen Rachcur nach dem Jagdschloß Rehfeld begeben. * Berlin, >4. August. Der Reichskanzler Kürst Bismarck hat sich heute Mittag nach Potsdam be geben, um Sr. Majestät Nm Kaiser seine Aufwartung zu machen. Der Kürst wird der kaiserlichen Tafel bei wohnen, aber mit dem 5-Uhrzuge wieder nach Berlin zurückkehren. — Die von einigen spanischen Blättern gebrachte Rachricht, daß die Anerkennung der Ma drider Regierung seitcn Deutschlands bereits „officiell" erfolgt sei, wird von der „R. A. Z.", als „verfrüht" bezeichnet. Danach sei wohl auch das Ma drider Telegramm, demzufolge die Vertreter Deutsch lands, Amerikas, Belgiens, Hollands, Italiens und Gnglands Herrn Ulloa zu der „Anerkennung" und zu dem Siege des Generals Morionrs beglückwünschten, mit entsprechendem Vorbehalte aufzunehmcn. Diese be deutsame politische Krage wird aber, wie das citirte officiöse Organ hinzufügt, ohne Zweifel demnächst ihre Lösung finden, und werde dieselbe gewiß in hohem Grade dazu beitrage«, dem unseligen, Spanien seit so langer Zeit verwüstenden Bürgerkriege ein Gnde zu machen. Indem die Mehrzahl der europäischen Regie rungen das Gouvernement Serrano anerkennt, bringe sie demselben das ungeheure Gewicht ihres moralischen Bündnisses entgegen, und andererseits sei der Garlismus von dem nämlichen Augenblicke an in die Acht erklärt, in weichem die europäischen Mächte die Regierung in Madrid als den einzig berechtigten Träger der Staats gewalt in Spanien formell bezeichnen. Gin wohlunter richteter Gorrespondent der „Schief. Ztg." bestätigt die Rachricht, daß die Regierungen von Gngland, Frank reich, Oesterreich und Italien sich bereit erklärt haben, der Aufforderung der deutschen Regierung gemäß die spanische Republik officiell anzuerkennen, und theilt zur Geschichte der obschwebenden Verhandlungen Folgendes mit: Wenige Tage, nachdem die deutsche Gircularnote vom 6. d. M. zur Kenntniß der auswärtigen Regierun gen gebracht worden ist, haben die letzteren den von der Reia sregierung ausgestellten Ansichten .ihre Billigung ertheilt und die Zeit sür gekommen erachtet, um der spanischen Regierung den Kamps gegen eine Gmpörung zu erleichtern, welche durch ihre gräuelvolle Kriegs er einen unsterblichen Ramen würde erworben haben. Denn er zuerst würde oen Priestern gezeigt haben, wie gering Menschen zu achten sind, welche leben und regie ren wie sie, und er zuerst würde eine That vollbracht haben, deren Große jede Schmach und jede Gefahr, die daraus hätte erwachsen können, würde überragt haben." Darf man sich wundern, daß bet solcher Reduction der Moral auf die Begriffe von Gewinn, Ruhm und Großartigkeit, wie sie Macchiavelli dort und in seinem „Fürsten" ausgestellt hat, Menschen wie die Borgia den weitesten Spielraum sür ihre kühnen Verbrechen sanden? Sie wußten wohl, daß die Größe des Frevels dessen Schande deckte. Der geseierte Dichter Strozzi in Ferrara versetzte Cäsar Borgia nach seinem Falle unter die He roen des Olymp, und der berühmte Bembo, einer der ersten Männer jenes Zeitalters, tröstete Lucrezia nach dem Tode Alexander's VI., den er geradezu ihren „gro ßen" Vater nannte. Kein edler und seiner Bedeutung sich bewußter Mann würde heute in die Dienste eines Fürsten treten wollen, der mit den Verbrechen der Borgia gcbrandmarkt wäre, vorausgesetzt, daß ein solcher heute seine sürstliche Stel lung behaupten könnte, was unmöglich ist. Aber dir besten und genialsten Männer ertrugen oder suchten ohne Weiteres die Rähc und die Gunst der Borgia. Pin- turicchio und Perugino malten für Alexander VI., und das bewundernswürdigste Genie der Zett, der große Leonardo da Vinci trat ohne Bedenken in die Dienste Cäsar Borgia's als dessen Ingenieur, ihm Festungen in derselben Romagna zu bauen, welche er mit so teuslischen Mitteln erobert hatte. Die Menschen der Renaissance waren im hohen Grabe thatkrästig und schöpserisch; sie gestatteten die Welt um, mtt einer revolutionären Enerair und fieberhaften Thätigkrit, gegen welche der Procetz moderner Civilisa- führung die Entrüstung der civilisirten Welt auf sich gezogen hat. Da seit längerer Zett das stillschweigende Ginverständniß zwischen den leitenden Mächten besteht, die Anerkennung der spanischen Regierung gleichzeitig ersolgen zu lassen, dürste insofern eine kmze Verzögerung derselben eintreten, als man in St. Petersburg noch zu keinem bestimmten Entschlusse gekommen zu sein scheint. Dir Entscheidung der russischen Regierung steht jedoch in allernächster Zeit zu erwarten, und sollte die selbe selbst ungünstig Ausfallen, so wird trotzdem die Anerkennung der spanischen Republik seiten der übrigen ' Brächte sofort erfolgen. Die Bedenken der russischen Regierung sollen übrigens keineswegs einer Vorliebe für den legitimen Don Carlos entstammen, sondern rein monarchischer Statur sein. Man besorgt in St. Peters bürg, daß durch officiell« Anerkennung einer zweiten Republik im Süden Europas der Repübttkanismus über haupt eine weitere Kräftigung auf Kosten der Monarchie erfahre. Daß Kaiser Alexander durchaus kein prin- cipiellrr Beschützer des Don Carlos und seiner Anhänger ist, beweist am besten der Umstand, daß er den von dem spanischen Volke zum König gewählten Amadeus sofort anerkannte und einen ständigen Gesandten bei ihm accre- dttirte. Hinsichtlich der englischen Regierung erfahre ich, daß dieselbe in dem Augenblick zur Anerkennung der spanischen Republik geneigt war, als jeder Gedanke einer bewaffneten Intervention in die inneren Angelegenheiten Spaniens allseitig adgelehnt worden. Daß Ne Aner kennung der spanischen Regierung nur diejenige des Marschalls Serrano in sich schließt, dürfte wohl selbst verständlich sein. Ebenso wie nach dem Sturze des Präsidenten ThierS eine durchaus neue Anerkennung der Präsidentschaft des Marschalls Mac Mahon zu er folgen hatte, würde auch bei einem Amtswechjel in der spanischen Dictatur die bisherige Anerkennung erlöschen. Parlamentarische Handstreiche, die in Spanien ebenso wie in Frankreich jeden Augenblick die bestehende Re gierung stürzen können, würden erst die Sanction der auswärtigen Mächte erlangen müssen, bevor man ihnen irgend welche Rechtskräftigkeit beilegen kann. — Ueder die Thätigkeit des ReichSeisenbahnamtes theilt die „R. A. Z." nachstehende Daten mit: Beim ReichSeisen- bahnamt sind in der Zett vom 16. Mai bis Ende Juni d. I. 78 Beschwerden eingegangen. Von diesen hatten 38 daS Betriebsrcglement zum Gegenstände, 6 bezogen sich auf die Tarife, 8 auf die Fahrpläne, 7 auf Zug verspätungen, 8 auf Verunglückungen und Personal- angelegcnheitrn; in ferneren 8 Fällen verschiedener Art war daS ReichSeisenbahnamt infolge von Zeitungs berichten eingeschritten. Von den eingegangenen Be schwerden wurden fünf auf den Rechtsweg verwiesen, drei an andere Behörden abgegeben, l4 als unbegründet abgewiesen, 28 als begründet anerkannt und Demgemäß abgestellt; in den übrigen Fällen hatte «och Bericht er fordert und Erhebungen angestellt werden müssen, so daß dieselben dis Gnde Juli noch nicht definitiv erledigt waren. In mehreren Fällen, in welchen selten einzelner Privatpersonen Entschädigungsansprüche gegen eine Bahn- Verwaltung geltend gemacht waren, ist es dem Reichs- «isenbahnamt gelungen, eine gütliche Ginigung im Vcr- gleichswegc zu vermitteln. — Lie Rachricht, daß man zum Ersatz der Matricularumlagen die Absicht hege, eine Rcichsgewerdesteurr oder eine Reichseinkommensteuer einzusühren, und dir weiter hieran geknüpften Com- dtnationen sind, laut der „Spen. Ztg.", soweit sie sich auf die Absichten der Reichsbehörden, des Bundesraths oder der Ginzclstaaten beziehen, irrig; auch von den Reichstagsparteicn habe sich noch keine einzige über jene Fragen definitiv schlüssig gemacht. — Die „R. A. Z." kommt heute nochmals auf die Angelegenheit des soeben von Urlaub hierher zurückgekehrten CorvettencapitänS Werner (commandirt zur Dienstleistung bei der kaiserl. Admiralität) zurück, bestätigt dessen Freisprechung durch das Kriegsgericht und conjtatirt, daß Le. Majestät der Kaiser in den Gang der Militärgerichtsbarkeit nicht habe eingreifrn wollen, aber doch für nöthig befunden habe, bei Bestätigung des gefällte« Urtheils das Ver- tion sanft erscheinen muß. Ihre Triebe waren roher und gewaltiger, und ihre Rerven stärker, als dir des heutigen Geschlechts. GS wird immer wunderbar er scheinen, daß die zartesten Blüthen der Kunst, die ideal sten Schöpfungen der Malerei, auf den, Grunde einer Gesellschaft erwuchsen, deren sittliche Verderbniß und innere Brutalität uns heute Lebenden unerträglich sein müßte. Wenn wir einen Menschen, wie ihn unsere Civilisation erzogen hat, mitten in jene Renaissance ver setzten, so würde die tägliche Barbarei, welche an den damals Lebenden eindruckSlos vorüber ging, sein Nerven system zu Grunde richten und vielleicht seinen Geist ver wirren. Auch Papst Alexander Borgia beschäftigte große Meister im Vatican, wo Perugino für ihn malte. Sein Hofmaler war Pinturicchio. Gr malte im Vatican die Ehebrecherin Julia Farnese unter dem Bilde der heiligen Jungfrau, und stellte in der Gngelsburg viele Familien glieder des Hauses Borgia dar. „In der Engelsburg", so sagt Vasari, „maüe er viele Stanzen u krotw^hv, aber im Thurme unten ini Garten Scenen aus der Geschichte Alexander's VI. Gr stellte dort die katholische Königin Isabella dar, den Grafen Nikolaus v. Pitigliano, Giangiacomo Lrivulzio, mit vie len andern Verwandten und Kreunden des Papstes, und besonders Cäsar Borgia, den Bruder und die Schwestern, und viele bedeutende Menschen jener Zett." Lorenz Behaim hat dir Epigramme abgeschrieden, welche unter sechs dieser Gemälde „in der Engelsburg unten im päpst lichen Garten" zu lesen waren. Alle stellten Ereignisse aus der Zett jener Krisis so dar, daß sie Alexander als Sieger über Karl VIII. verherrlichten. Man sah den Fußfall des Königs vor dem Papst in demselben Garten an der Engelsburg; man sah die Obedienzleistung Karl s im Consistorium; die GNheilung dex Cardinalswürde an halten des ^Kapitäns Werner in einer besonderen Ordre zu mißbilligen. Köln, 14. August. (K. Vltsztg.) Dmch Urthcil der hiesigen Zuchtpolizeikammrr wurde heute die auf Grund des Ministerialerlasses vom 15. Juli verfügte vor läufige Schließung der „localen Vereinigung" des Mainzer Katholikenvereines im Kreise Bergheim auf gehoben und ver angeschuldigte Geschäftsführer, H. Weber aus Quadrath, freigejprochen. Koblenz, 14. August. (Tel.) Die Raihskammer des hiesigen Landgerichts hat die polizeilich angeordnete Schließung des katholische« Le>evereins und des hie sigen deutschen Katholikenvereins bestätigt mW beschlossen, daß dieselbe dis zur Beendigung der gegen die Vorsteher emgeleiteten Untersuchung provisorisch sort- dauern fvll. * Dortmund, 12. August. Heute macht die hiesige Polizeiverwaltung bekannt, daß Ne Dortmunder OrtS- »ereine des „Deutschen Zlmmrrerbundes" und des „Deutschen 'Maurer- und Steinhauervereins" als po litische Vereine geschlossen worden sind. Kulda, 14. August. (Tel.) Das hiesige Landrathsamt hat das Kirchenvermögen der Parochie Dipperz mit Beschlag belegt. (Die Gemeinde Dipperz hatte den gesperrten und ausgewiesenen Pfarrer Helfrich für den einzig rechtmäßigen Seelsorger erklärt.) — Die Bezirks regierung hat Ne Auflösung der hiesigen katholischen Meister- und Gesellenvereine angeorduet. Aus Baden, 13. August, schreibt man der „Köln. Ztg.": Bei einem Besuche des Arenen berge» in den jüngsten Tagen erfuhren wir an Ort und Stelle, daß der NapolconStag, lö. August, in diesem Jahre von der kaiserlichen Familie besonders feierlich begangen werden soll, daß große Vorbereitungen dazu gemacht und zahlreiche Freunde und Anhänger erwartet werden. Da Schloß Arenenberg keinen Raum hierfür hat, so wird, wie wir selbst gesehen, dir Herstellung eines im Schweizer stil erbauten Hauses an der in Grmatingen gelegenen Pension Jacquet beschleunigt, indem dessen Saal die große Festgesellschaft aufnehmen soll. Diese Pension, welche einem reichen Winterthurer gehört und verpachtet ist, beherbergt bereits einige Gäste der kaiserl. Familie. Aii letztern fehl! es auf Arrntnberg nicht; fast täglich kommen welche und geheir. Gigemlich verändert hat sich aus Arenenberg seit 20 Jahren wenig; es ist noch das selbe räumlich bescheidene Schloß, Ne Umgebung nur etwas sorgfältiger, zierlicher gehalten. Darmstadt, 12. August. (Fr. I.) Heute fand die Ausgabe der auf die Aufhebung der Oberstudien- directioil und deren Ersetzung durch technische Räche bezüglichen Decrete statt. Danach tritt die Prnjionirung der Mitglieder der ersteren Behörde, wie die Neuorgani sation mit dem 1. September d.J. in Wirksamkeit. Die neuen technischen Räche führen den Titel „Oberschul- räthe". Der Director der Obcrstudiendircction, Krhr. v. Willich, hat einen höheren Orden erhalten. Bezüg lich des geh. Oberstudienraths Wagner hat sich die Re gierung dessen Verwencung zu bestimmten Arbeiten Vor behalten. Bian erwartet die Ernennung der Kreisschul- inspectorcn mit Wirkung vom 1. October ab in der Kürze. /te Meiningen, 13. August. Die Reorgani sation der Gemeindeordnung, welche in unserm Herzogthum, wie bereits erwähnt, beabsichtigt wird, er freut sich im Allgemeine« der Billigung, doch ruft der von der Regierung ausgearbettete Entwurf Wünsche hervor, die sich wesentlich darauf beziehen, daß der Staat für die den Gemeinden und Kreisen auferlegten gestei gerten Befugnisse und Verpflichtungen eine Entschädi gung gewähre. Diese verlieren Einnahmen, wie aus den Bürgcrgeldern, dem Jagdkartenerlös, den Erbschafts steuern, während dcr Staat ihnen weder durch Vermin derung der staatlichen Abgaben, noch durch Uebcrweisung anderer Art ern Aequivalent gewährt. In der Lokal presse wird uun vorgcjchlagcn, der Staat möge die ge lammten Volksschulen übernehmens Philipp von Sens und Guillaume von St. 'Malo; die Messe in St. Peter, wobei Karl VUt. ministrirte; ferner den Zug nach St. Paul, wobei der König dem Papst den Steigbügel hielt; den Auszug Karl's nach Neapel, wobei er Cäsar Borgia und den Sultan Djem mit sich führte, z Alle diese Gemälde gingen unter und mit ihnen auch die Portraits der Familie Borgia. Mehrmals mag ge rade Pinturicchio die schöne Lucrezia gemalt haben. Manche Gestalt in Gemälden dieses 'Meisters überhaupt mag die Züge der Borgia tragen, ohne daß wir es wissen. So mögen auch «och heute irgendwo in der Bilderkammer eines Antiquars, oder unter den vielen alten Portraits, welche mail in Palästen Roms und in Schlössern der Campagna reihenweise an den bestäubten Wänden hängen sieht, Portraits von Lucrezia, von Cäsar und seinen Brüdern sich befinden, ohne daß der Be schauer eine Ahnung davon hat. Von damals berühmten Künstlern mußte Lucrezia auch Antonio di Sangallo kennen, den Baumeister ihres Vaters; sie kannte auch Antonio Pollajuolo, den altge sehensten Bildhauer der Florentiner Schule in Rom in den letzten Decennien des fünfzehnten Jahrhunderts. Hier starb er im Jahre 1428. Doch die merkwürdigste aller Künstlergestalten jener Zeit in Rom war Michel Angelo. Er kam zum ersten Mal hierher im Jahre l496, als ein aufstrebender jun ger Mann von 23 Jahren. Die Stadt Rom war da mals eine Wett voll von bezaubernder 'Magie für jede geniale Künstlernatur. Ihre feierliche Versunkenheit in ihr großes Verhängniß, was aus Monumenten des Alterthums, wie des Christenthums so mächtig sprach, ihre Majestät und weihevolle stille, und mitten in die-, ser der plötzliche Losbruch furirnhafter Leidenschaften: das Alles können wir heutigen Menschen uns eben so
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