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Dresdner Nachrichten : 06.12.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-12-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187012060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-12
- Tag1870-12-06
- Monat1870-12
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.12.1870
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Erscheint: Täglich früh 7 Uhr. Inserate werde» angcnommen: vis Abcndö 0 SonntagS: bis »Mittags 12 U»r Marieustratze »»; in Ncustadt: Buchdrnckerei von Joh. Pähl er, nr. Kloftergasse s. Anzeigen in dies. Blatte finden eine erfolgreiche Bcrbreitung. Auflager Exemplare. «Matt für Nütrrhllltiuils und Geschäftsverkehr. und Eigenthum der Herausgeber: Lltpsch k NeichlU'dt. — Verantwortlicher Redacteur: IllÜUS NtichtU-t. Föonnement: Vierteljährlich 20Ngr bet unentgeldlicherLie- fernng iii's Haus. Durch die Äönigl, Post vieneljährl. 2V/zRgr. Einzelne Nummern l »Ngr. Inseratenpreise- Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt" die Zeile 2 Ngr. Mitredacteur: Theodor Drobisch Dienstag, <». Deceiuber 187V. DreSdcn. <>. Dcccinvcr. — »P o n d c r F e I d p o st. Der Ort VillierS an der Marne scheint aua, eine recht von aller Welt verlassene Ecke Frank rcichs zu sein; den» die dort lickenden Lachsen klage» scvr iwer inte Nvgkschicdcnveit, ausierkcm isl dort sür (seid selbst nichts nllszutrcibeii; der obligate rabat, das Manna des Kriegers, leblt ganz. Scckiszig Mann Pioniere sind daselbst beschältigt. drei in der Nabe.gesprengte Eisenbatznbriickcn ainzubancn und sabrbar zu machen. Damit die Pioniere des Nachts endig scl'Ia- sm ki)nncn. wael t die Infanterie und patroullirt die Strecke ab. Die Bewolmcr von »Villlcro, ivelck'eö im südlichen Frankreich und >.'» Stunden von Par le duc liegt, gleichen in Pczng aus die Rcinliclstcit den - Ltockbötzmen. Die Mannschastcn dabcn wenig fflutze, sie komme» einen Dag um den andern ans Wache. Von Liebesgaben aus der Hcimattz baden sie noch »iebt einmal eine b>igarre gesehen, deren dock' sür das >2. »ArmcccorpS genug gesammelt sind. Dader ist die dculschc »Besatzung von Villiers sebr „selbstständig". Por den iniserablcn Freischärlern, uIi-,8 Vagabunden, ist sie keine Stunde siel'cr, und würde sic gern einmal mit der activen Armee tauschen, die doch wenigstens mit Loldaten und nicht mit Punnnlern kämpit, welche die Lank wedr mörderisch uinbringe. Erst einige Tage vorder fand ein (Ve'ccht mit idncn statt und wurden 80 im Walte gctödtct, die ausserdem noch zur Strafe nicht — begraben wurden. Die Wictdslcutc sind sonst ziemlich zadm, nur stellen sie sich ganz arm und wollen nichts dcrauögcbcn. — (An anderer Brief ist aus Levrany vor Paris, vom 20. Novbr. tatirt, der einige reckt Interessante Data cnkdält. Einige Tage vorder kamen, wie gcwödnlich, eine grosse Menge düvilisten aus Paris dcraus. darunter Weiber und Kinder, welche .Kartoffeln suchen. Da das nicht tnedr gestattet lvird, so treibt man sic durch Scliicßcn zurück, wobei natürlich viele in's Gras bcisscn müssen. Lo traf der Lchuff eines Vorpostens das Kind einer Frau aus dem Arnic. Die Leute kamen bis auf 4M Schritt an die Soldaten heran, so das, eö ffo biö Ul) Tobte und Verwundete unter dein Volke gab, die von den Anderen sortgctragcn wurden, (sine andere Epiwde beweist abermals, rvie deimtüctisch diese nach Liebknecht so „edlen" Franzosen bandeln. Unter derselben, vor hin erwähnten Menge betäub sich auch ein katholischer Geist licher im Ornat, weicher mit einem wcissen Tuche winkte, zum Zeichen, daff er sich ergeben wollte. AIS er sich den Vorposten aus Schusiwcitc genäbcrt batte, bemerkten die Lachsen, dass er auS seinem wetten Acrinel Etwas dcrvorsuchtc. Da dies ver dächtig schien, schosi man auf Ihn und der Mann siel todt nieder. Nach näheren Recherchen sad man denn, das« unter dein falschen Pricstcrock eine ganz nette Zuaven-Uniform steckte. Man hatte also den Richtigen getroffen. Die Sachsen meldeten dies ihrem Hauptman» und dieser belohnte dafür die Bctdeiligtcn mit ie einem vaterländischen Tdaler. — Einem Feldpostbriefe vom 28. November aus VoujourS zuwlge wurde» an dem genannten Tage die Dresdner und Leipziger „Liebesgaben" an die Truppen vcrtdcilt und dabei viele Hocffo auf die freundlichen Spender in der Hcimattz ge bracht. Noä' mehr aber wurde die Stimmung in aller Wahr heit gehoben, als TaaS vorder lind zwar Racl'inittagS der Inbcirus durch den Ort erscholl, i» Le vert galant sc, Fcld- schlökcbcnbicr angckommcn. Diese frohe Kunde bestätigte sich auch und schte dieselbe alle Loldaten ln Bewegung, so daß sich eine wahre Völkerwanderung cm mi»iaiiir>> entwickelte, welche die Straße dahin überschwemmte. Vom Oificicr bis zum Tam bour herab fand sich Alles richtig vor der, improvisirtcn Hallen Ekambrinuö ein, wo das köstliche, langcntwöhnte Naß in lang samen, aber kräftigen Zügen geschlürft wurde. Man kann sich die Freude der Sachsen denken, plötzlich aus der tzciinattz- lichcn Quelle schöpfen zu dürfen. Leider versiegte letztere gegen Abend. Einige besondere Freunde dieses Stoffes verließen das Hauö nicht eher, biö '-iebt daS ietztc Faß den letzten Tropfen bergcgebcn batte. Manchem gelang es allerdings nicht mehr, das Gleichgewicht scstzubalte» und so sad inan denn hier und da einen Karren hinrädcrn, der einen oder mehrere „Selige" nach Hause brachte in die betreffende - kascrnisirtc Villa. — Der Inhalt einer Felppostkarte, die ein bairischer Sol dat an seinen Onkel nach Dresden gesendet, lautet: „Leb' wobl, mein Onkel, leb gesund; auf Ehre Jetzt nur tüchtig los am die Franctireurc. Wir schießen sic ln Kopf und m die Waden, Daö kann den Bummlern einmal gar nichts schaden. Und kommen circa 80,000 Mann gegangen, Sie werden schnellstens von uns eingeiangen; Wir schicken sie nach Deutschland Euch hinein — Lieb' Vaterland — magst ruhig sein ?" — Bekanntlich haben die beide» Musikdirektoren Ehrlich und Trcnkler unserer Dresdner Militärkapellen von den Re gimentern tlltt und 101 vor Paris einen gemeinschaftlichen Marsch unter dem Titel „Deutschlands Gencralmarlch vor ParlS" componirt, der bereits auf der Brübl'schcn Terrasse und anvcrwärtS crccutirt wurde und dem hiesigen Verein „Gcncral- marsch", welcher die Unterstützung der zurückgebliebenen hilfs bedürftigen Familien der Ins Feld gezogenen Militärmusikcr zum Zweck bat, gewidmet ist. Der Manch, bei Wilhelm Müller in Berlin erschienen, ist für das Pianosorte eingerichtet, an den jedesmaligen Eoncertkasscn für 5, Ngr. zu haben. — Heute findet im Saale der Ecntralhallc eine musialisch- tbeatralIsche Adendunterhaltnng mit daraus folgendem Ball statt, welche der hiesige Militärverein „Kameradschaft", von welchem eine Anzahl Mitglieder im Felde sieben, zu dem Zweck veranstaltet, den zurückgebliebenen Frauen und Kindern der betreffenden Krieger, die sonst schon eine regelmäßige wöchent liche Unterstützung vom Verein genießen, auch eine besondere MeihnachtSbeschecrung zu Theil werden zu lassen und zwar bei Gelegenheit der alliährlich für die Waisen des Vereins arran- girten Ehristbeschcerung. Der patriotische Zweck und die Reich haltigkeit dcö Programms dürfte die Gönner und Freunde des Instituts zu allseitigcr Tbcilnahmc anregen. — In Bezug aus die gestrige Notiz, daß sich unter den Hiesigen gefangenen französischen Offizieren auch der Sobn des ehemaligen .Perm Postmeisters Haase aus WilSdruff befindet, haben wir dieselbe dahin zu reetlftciren. daß sich allerdings ein Sohn deS genannten Herrn in Frankreich und zwar in RheimS zur Zeit befindet, jedoch nicht als Soldat, sondern als Kauf mann, folglich auch nicht als gefangener Offizier in Dresden sein kann. — Fm Laufe der nächsten Tage soll eine größere Anzahl sächsischer Eisenbal'nbcamtcr, wie man sagt, unter Führung und Leitung des Bctricbsdirector Tauberth i» Zwickau, nach Frank reich abgcben und sollen auch Locomotivcn und Personen- und Packwagen mitgenommen werden. Auch sollen noch Postbeamte »achgcschictt werden, da durch daö Verrücken der Truppen der Postdiensl sich erweitert bat. Vorgestern irüh sind 02 Mann kranke deutsche Soldaten anü den Lazarctbc» zu Wurzen und Großenhain hier durch weiter gegangen, während der Mittags- und Abendzug Ersatz- Mannschaften brachte, die für Dresden und Görlitz bestimmt waren. Mit dem ff Uhr-Zuge trafen 24 gefangene französische Offiziere auf der Görlitzer Bah» hier ein, die. nachdem sie in einem hiesige» Hotci übernachtet, mit dem Frühzuge 4>, Uhr weiter nach Wittenberg dirigirt wurden. Von 6 verwundeten deutschen Soldaten, die mit dem Leipziger 0 Uhr-Zuge cintra- ien, wurden 2 in hiesigen Lazarethcn untergebracht, während die übrigen 4 weiter gingen. Ucbrlgcnö ist unseres Wissens sür die nächsten Tage ein größerer Krankentransport bereits an- gckündigt. — Die bekannten „Leipziger Sänger" werden von über morgen an wieder in unserer Stadt ihre beliebten Eoncerte beginnen. — Gestern Vormittag stürzte aus dein Neumarkt ein Kin- derschlitten so unglücklich um. daß die beiden darinsitzenten Kleine» von 4. rcsp. 3 Jahr unter einen schwerbcladencn Wagen fielen, jedoch keinerlei Verletzungen erlitten, da sogar das eine Pferd ganz behutsam darüber hinwegsticg. Der Kin dcrschlittcn zerbrach. Den Kutscher trifft keine Schuld. - Eö bat sich in der Nähe von Sicbcneichcn vor Kurzem ein mit der Tollwuth behafteter Hund Ungesunden, der gctödtct werden mußte. Das Gerichtöamt Dresden erneuert daher daö Gebot der genannten Anlegung der Hundeinaulkörbe. — Das auifichtSlosc Stchcnlasscn beladener Wagen aus Straßen und öffentlichen Plätzen ist sür Leute, die auf unrecht mäßigen Eigenthumöerwerb auSgchen, oder die ihnen gebotene Gelegenheit zu einem unrechtmäßigen Gewinn wenigstens nicht von der Hand weisen, zu verführerisch, alö daß sie nicht ver suchen sollten, schnell Etwas herunter zu bekommen und sich anzncignen. Waö eS gerade ist, bleibt sich gleich, ein Abnehmer dafür findet sich immer. So hat In diesen Tagen wieder ein unbekannter Schlcichdicb von einem am Sec aufsichtslos ge standenen Rollwagen eine Kiste entwendet, die Weingläser ent halten haben soll, welche nach Herrnhut bestimmt gewesen sind, ein anderer Dieb aber die Gelegenheit benutzt, von einem a-uf der Psarrgasse gestandenen Wagen einen größeren Korb zu anncctircn, der Victualien enthalten haben soll. — Wir erzählten neulich, bei gelegentlicher Erwähnung der in der letzten Zeit hier mehrfach zu Tage getretenen frevel haften Beschädigungen und Zerstörungen fremden Eigentdumö. daß auck' nn Fasancngartcn in Moritzburg zwei Statuen muttz- willigcr Weise beschädigt worden seien. Der Verdacht der Tbätcrschaft lenkte sich aus mehrere unbekannte junge Leute, die an jenem Tage, scheinbar anö Dresden kommend, in dem Gar ten promcnirt batten. Wie wir hören, find ihre Personen nachträglich so ermittelt worden, daß sic mit sicherer Aussicht auf Erfolg für ihren Frevel zur Rechenschaft gezogen werden können. — Vorgestern Abend fi>cg auf dem Altmarktc ein junger Mann in einen Droschkcnschlittc» und verlangte, nach dem Linckc'schen Bade gefahren zu werden. Der Kutscher kam auch diesem Verlangen nach und gab seinem Fahrgast, welcher über Kälte klagte, nock' eine wollene Decke zum Eiribüllen der Füße. Aber schon in der Lchloßstraßc meldete der Passagier dem Kutscher, daß die Decke vom Schlitten gefallen sei, und bat. ihm selbige wieder zu suchen. Der Kutscher gab diesem Ver lange» näck' und ging ein Stück die Straße zurück; alö er jedoch zurücktchrtc, war sein Fahrgast sammt Schlitten und Pferd verschwunden. Später ist das Geschirr alö herrenlos in der Zicgelgassc angcbaltcn worden und soll nachträglich auch der saubere Passagier in der Person eines hiesigen Fabrikarbeiters ermittelt worden sein. — Gestern früh ist in den »Anlagen vor dem früheren Dobnaschen Schlage ein rotbcr Holzkoffcr erbrochen ausgeiun- dcn worden, in dein sich noch einige ziemlich weribvolle Gegen stände befanden, lieber den Vcrlustträgcr ist zur Zeit noch nichts bekannt. — Obgleich die jetzige Witterung zum Eampiren im Freien nicht sehr einladend ist, so sind doch gestern Morgen mehrere Individuen aufgehoben worden, die in einer Strohfeime an der Ehemnitzcr Straße ihr idvllischco »Nachtlager aufgeschlagen batten. — In einer Zeit. In welcher sich die Freundschaftsbande der »Nationen im Westen und Osten gelockert haben und wo eö zur Erzielung eines dauernden Friedens der Lähmung deS Gegners bedarf, — in einer solchen Zeit würde »Niemand will kommncr geheißen werden, als der Erfinder eines Kittes, eines »Bindemittels, das ohne Blut und Eisen die Freundick aft der Völker wiedcrberstcllt und diese auf immer vereinigte. Leider wird diese Erfindung noch lange auf sich warten lassen, aber der dl »sang dazu ist gemacht. In einem geschmackvollen (lZe häuse hat Herr Apotheker Herb in »Pulsnitz mehr als 20 Gefäße zusammcngcfügt, deren Inhalt dazu dienen soll, wenn auch nicht die Freundschaft der Menschen, Io doch Alles zu kitten, was mit sich selbst nickfi länger einig bleiben will. In seinem Universal Kitt Necessaire, daS Herr H. Blumenstengcl Schloßstraßc ff hier in Eommisslon bat. bietet Herr Herb dem Publikum die vorzüglichsten Mittel, um Glaö, »Porcella», »Bernstein, Elicnbci». Holz, Tbongcschirre, »Papier, Pappe, Metalle aller »Art, Steine re. zu kitten und daö Eine dem »Andern zu verbinden. Durch Zumischung der bcigegcbcncn Farben erlangen die gekitteten Gegenstände daö unveränderte frühere Ansehen. Die dem Necessaire beigefügte Gebrauchsanweisung zeigt unü, wie höchst einfacher Mittel cs bedarf, um uns werthvolle Gegenstände, als Glas, Porcellan, Elfenbein rc.. nachdem sie zerbrochen, wieder in den vorigen Stand zu bringen lind gerade hierin liegt der große Werth der Hcrb'schcn Einrichtung, daß mit Hülse derselben werth- loö gewordene Gegenstände wieder zu ihrer vollen Geltung ge bracht werden können. Jeder Familienvater wird sich den Dank seiner wirthlichen Gattin erringen, indem er mit diesem Neces saire den Weihnachtstisch schmückt. Eimachhcit und Eleganz, die Eigenschaften, welche bisher alle Herb'schen Erfindungen ge krönt haben, sind auch die Zierde dieses in jeder Weile empfeb lenöwertbcn Unlversal-Kitt-Necessaire. — »An ge kündigte Gerichtsverhandlungen. Dienstag, den 0. Dec„ »Vormittags 0 Uhr. Hauptvcrhandlung wider den Schuhmacher Gustav Eduard Kübn aus Leubnitz, wegen Diebstahls. »Vorsitzender: Gcrichtoratb Ebcrt. Dresden, 5. December. Je einen Tag pausirt vor Ataris die Schlacht. Trochu hat es noch nicht ausgegeben, einen Durchbruch in großem Style zu unternehmen. »Am 29. »Nov. begann sein Versuch, am Tage darauf überschritt er im Südosten von »Paris die Marne und errang theilweise Erfolge, am 2. December warfen ihn Sachsen, Württemberg« und »Pommern aus den eroberten »Positionen, die er des »Nachmittags vergebens wieder zu nehmen versuchte, am 3. December häuft er in Vincennes bedeutende Streitkräfte an, um in der nächsten Zeit abermals sein Heil zu versuchen. Das Terrain ist ihm hierzu sehr günstig. Hat er von jener anfangs schmalen dann sich ausbreitcnden Landzunge, welche im Südosten die Marne bildet, seine Massen auf das feindliche Ufer geworfen, so be ginnen dann für ihn die Schwierigkeiten. Während ihm die Deutschen hinter der Marne nicht beizukommen vermögen, da die Flußübergänge unter dem schützenden Feuer der Südostforts liegen, stößt Trochu sofort beim »Betreten des linken »Marne ufers auf die von den Unsrigen besetzten Positionen, er hat sich durch eine mehrfache Befestigungsreihe den »Weg zu bahnen, ehe er das ebenfalls von den Unfern stark befestigte Hochplateau erstürmen kann. Trochu hat es nicht blos darauf abgesehen, einen Proviantzug nach Paris hineinzulaffen, sonst würde er seinen Ausfall nach Westen unternehmen; sein Plan steht auf etwas Höheres. Gelänge ihm der Durchbruch, so wäre das deutsche Hauptquartier in Versailles äußerst gefährdet, ja dem selben fast der Rückzug abgcschnitten. Deutscherseits würdigt man die Lage vollkommen. »Nicht nur wird die »Wachsamkeit, wenn es noch möglich wäre, verdoppelt — von allen Seiten ziehen auch die Unterstützungsmassen heran, um den Pariser Batailloiren gewachsen zu sein. Die deutschen Soldatm wissen um was es sich handelt; das Bewußtsein der »Pflichterfüllung wird ihnen durch die Bedeutung der großen Aufgabe, die ihrer Tapferkeit anvertraut ist, noch näher gerückt. Der Cernirungsgürtel von Paris muß, koste es, was es wolle undurchbrochen erhalten iverden. Ebenso ist aber auch zu be denken, daß die Franzosen sich in diesen blutigen Schlachten vor »Paris mit großer Tapferkeit geschlagen haben; auch ihnen ist die Tragweite dieser Schlachttage verständlich und sie kämpfen mit dem Muthe des Verzweifelten. Demnach ist mit Bestimmt heit auf großartige Kämpfe zu rechnen. Wenn, worüber uns kein Zweifel bcigeht, auch die rasendsten Vorstöße der Franzosen an der unerschütterlichen Standhaftigkeit der Unserm gebrochen sein iverden, so winkt unserm braven Kriegern aber auch als nächstes Ziel die Capitulation von »Paris. Es ist nicht zu vermuthen, daß nach dem Mihlingm dieser Durchbruchsversuche »Paris sich noch lange werde halten können. »Welchen Einfluß die cingctretme niedere Temperatur aus die Schlachten sowohl, wie auf die Gemüthsstimmung der streitenden Theile ausübe, wagen wir nicht zu beurtheilen. Die »Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß in und vor »Paris nicht solche Kälte wie in Deutsch land herrscht, sowie, daß der Deutsche weit eher die Kälte aus halte, wie der Franzose. Daß »Paris durch die Kälte gezwun gm werden könne, zu capituliren, ist nicht sehr glaublich Die Kohlenvorräthe sind zwar zur Gasbereitung sowie zur Lustballonfüllung und namentlich zu den vielfachen Kanonen Mitraillcusm , Kugel und Eisenplattmgießereim wohl so ziem lich aufgebraucht, aber die Gehölze von Boulogne und Vincennes geben immer noch ergiebiges Heizmaterial. — Von der Loire hatten bis vor Kurzem die Franzosen allerhand Siegesdepeschen verkündet. Wahr mag es sein, daß d'AurelleS nicht ver wundet ist (er soll bei dem Gefecht von Beaune gar nicht betheiligt gewesen sein), es ist auch möglich, daß die Loirearmee, die sich in der Thal in »Marsch gesetzt hatte, um dem ausfallenden Trochu die Hand zu reichen, anfangs die Vorpostmkette des Mecklenburgers sowie des Prinzen Friedrich Carl ausgerollt hat — aber sehr bald hat sich das Blatt ge wendet. Es kommt nicht blos darauf an, was gemeldet wird, sondern namentlich: wann? Und die Franzosen lieben es, schon mitten im Kampfe ihre Depeschen abzuscndm. Ließ doch schon der alte »Napoleon während der Schlacht von Leipzig die Siegesglocken läuten. Ein genaues Bild ergicbt sich zwar nicht aus den Siegesdcpeschm der Deutschen — es genügt, daß die Loirearmee in mehreren glücklichen Gefechten von ihrem Vor marsch auf Paris zurückgedrängt und mit Verlusten van K« nonen und Gefangenen in den Wold von Orleans zurückge-
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