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Dresdner Journal : 03.02.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-02-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187002038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-02
- Tag1870-02-03
- Monat1870-02
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 03.02.1870
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1870 DomeMag dm 3 Fkbrmr. no«,nt«ntt<prt»lr tw >»'»L t»uu<»« ^UirUct»! »Ttilr. — «,» ^MrUed: 1 „ 1b ., Uoll»tliok:- „ 15 „ 2 l Ulr. dt«wpelx«bükr, »u»«ert>»ld a«» Horäll. 8>in>!>-- pv»1 «»ä 8»« lu^«, lr diora »Mrralraprrtie: -«v N»uw «iosr /eU«: I Huisr äi« 2^ »« 2 Lrlchelnr«. tt^Uot», mit LmQ»bm« ä«r 8ouo oo<1 k«i«rr»U», ad«uä» kür ü«r» kvlx«uü«o l'UL DresdmrIMrMl Verantwortlicher Redacteur: 3- G. Hartmann. rasrralriurmanmr auswün» >'« Lowi»i»,loolr üv» I)r«»ltu«r ^vura-l»; «t>»uü»*.: N L-roi.««, tcvo»« S»Md«r, VisU-I-iipiix-I»»»!-7r»nkkilrt » II.' K V»arr«, v«rlu> iiuctik., ttir-N-r»'» l»ur««u, tivvoi-ell »u«««; Nrraie» L. 8c«l.orr»; Lr«»I»«:l, 8T-I-0«!-'« XiinunL«it^ur«»ll, 8>^» t'u^vxn, kriuillkilrl ».Ilu^ük.; Löt»! ^v. ü-o««««. k«ri«: tt-v-«. 8vui.ii!« t Oo., (8, ?l»«« ä« l» ü»ur,«j; kr»x 1'« Lu«i.lvir'i ünobb. Vi«»: ilu. O»i-»l.r« qrrausgrvtr: ^bur^I. k!«p«ü>tioa 6«« Or«»ü»«r ^oi»r»»1», l>r«iä«o, L»»rioi>,tr»«i,« Ko 7. Fmtlicher Theil. Dresden, 1. Februar. Stine Majestät der König habm Frau vou Globig geb. von Weissenbach, znr Oberhvfmcisterin bei dem Hofstaate Ihrer Majestät der Königin zu ernennen geruhet. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeituvgSscha«. (Constitutionnel. — Journal des Debars. — Norddeutsche Allgemeine Zettung.) Laaesgeschichtr. Dresden: Vom Landtage. — Ber lin: Kammervcrhandlungen. — Oldenburg: Vom Landtage. — Schwerin: Richtigst«llung dcsPogge'- schen Dictamen. — Altenburg: Theaterangeleg>n- beit. Kirchliches. — München: Richtempfang der Reichsrathsdeputation. — Heidelberg: Civilchc. — Wien: Neubildung des Cabinets. Graf Beust. — Prag: Proc»ß wegen der Petardencxplosion. — Pesth: Zur Affaire Hollan. — Paris: Vom Senat. Aus Creuzot. — Brüssel: Adresse der Städtecorporationen. — Florenz: Hoftrauer für Großherzog Leopold. Landtag-Verhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 1. Februar.) Dresdner Nachrichten Beilage. Landtag-Verhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam« wer vom 1. Februar.) Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 2. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Die soeben erschienene „Prov.-Corr." meldet, der Reichstag werde etwa am 14. d. ein- berufen und die Session deS preußischen Landtags dadurch unterbrochen werden. Für die Eröffnung deS ZollparlamrntS ist der 20. April in Aussicht genommen. Der Reichstag wird sich vornehmlich nächst der Berathung deS Bundeshaushalts für daS Jahr 1871 und dem Nachtrag zum Haushalt für 1870 mit dem Strafgesetzbuch für den Nord- deutschen Bund und mit den Gesetzen über die Bun- deSstaatSanaehörigkeitsowie über denUnterstützungS- Wohnsitz beschäftigen. Der preußische Landtag geht nach seiner Wiedereröffnung an die Erledigung der KreiSordvung. Karlsruhe, Dienstag, 1. Februar, AbeudS. «W. T. B.) In der heutiyen Sitzung der Zweiten Kammer legte StaatSmimster v. Freydorf den mit dem Norddeutschen Bunde abgeschlossenen JuriS- dicftonSvertrag vor. Die Gesetze über die Civilregister und über die obligatorische Civilehe treten heute in Wirksamkeit. (Vgl. die „Tagcsgeschichte" unter Heidelberg.) Wien, Mittwoch, 2. Februar. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Ztg." veröffentlicht die Ernen nung deS bisherigen UnterrichtSministerS v. HaS- ner zum Ministerpräsidenten, deS Feldmarschall. lieutenantS v. Wagner zum Minister für LandeS- verthridigvng, deS vr. BanhanS zum Ackerbau- Minister und deS Ur. Strewayr zum Unterrichts- Minister. Die übrigen Minister verbleiben. (Vgl. unsre Wiener Correspondenzunter „Tagesgcsgeschichte".) Paris, Dienstag, 1. Februar, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körper» kündigte Graf v. Koratry eine Inter pellation an betreffs der Nothwendigkeit, die be stehenden Gesetze über die Jesuiten und andere religiöse Gesellschaften anzuwenden. Hierauf folgte die DiScusfion von Interpellationen über die zeit- «eiligen Zulassungen der Baumwollenaewebe. Einige Redner greifen daS Decret vom 9. Januar an. Der HandelSminister Louvet und der Finanz- Minister Buffet antworteten. Die Kammer beschließt mit großer Majorität die einfache Tagesordnung. DaS „Journal ofsiciel" veröffentlicht die Er- nennung von 27 neuen Präfecten. Drei Präfecten sind zur Disposition gestellt, vier z« andern Stellen berufen und zwei find ganz an- dem Staatsdienste getreten. Bern, DienStag, 1. Februar. (W. T. B.) Die Bundesversammlung hat Cerrsole mit 83 Stim- men zum Mitglied« deS BundeSraths gewählt. Borel erhielt 66, Ruchonnet 55 Stimmen. Zum Bundespräfideuten wurde DubS, zum Vicepräfideu- tea Schenk gewählt. London, Mittwoch, 2. Februar. (W. T. B.) AuS Kairo vom gestrigen Tage wird der „TimeS" gemeldet, daß der Bicekönig, einem freundschaft- Uchen Uedereinkommen zufolge, künftig nur 15,000 Soldaten halten werde. Bukarest, DienStag, 1. Februar. (W.T.B.) Der Senat hat den Gesetzentwurf, betreffend die Unabhängigkeit der Justizbeamten, mit 22 gegen 20 Stimmen verworfen. Dresden, 2. Februar. DaS mit der glänzenden Majorität von 211 gegen 32 Stimmen erfolgte Votum ves gesetzgebenden Kör pers für die Aufrechterhaltung des englischen Handels vertrags, vorbehältlich einer Revision desselben durch die tags darauf beschlossene parlamentarische Unter- suchungscommissto», wnd nicht nur als ein bcd ut- samcr Sieg des französischen Cabinets in der Han delsfrage und als eine entscheidende Niederlage der Schutzzöllner, sondern auch als ein höchst wichtiger politischer Erfolg Oüivier's betrachtet Ueber der poli tischen Seite der Rede desselben zu Gunsten der Frei- handelsprincipien, wobei er als eines der besten Mit tel zur Aufrechterhaltung des Friedens die dauernde Pflege freundschaftlicher, zutraucnsvvller Beziehungen zu England bezeichnete, die schon wiederholt gestaltet hätten, in friedlicher Uebereinstimmung Fragen zu lösen, welche sonst den Krieg nothwendig gemacht hätten, scheint man sogar auf mancher Seite die wirthschaftlichen Er klärungen des Ministers vergessen zu haben. Thiers hatte den ökonomischen Debatten eine politische Pointe gegeben, welche die Majorität in die Lage versetzen sollte, endweder den prottctivnistischen Decretcn des Handeleministrrs Louvet vom 9. Januar beizustimmen, oder sich nicht mehr als die Vertreter des Landes an zusehen, und somit die Frage der Kammerauflösung auf die Tagesordnung gesetzt. Er versuchte, das Mini sterium als die Verkötpcrung seiner prvtertionische« Ideen hinzustellen, während der frühere Minister des Innern, de Forcade la Noquette, sich bemühte, in der jetzigen Regierung den Erben des bisherigen Regimes nachzuweisen. Durch diese Verlegung der Debatte auf das Feld der Politik wurde cs Ollivier möglich, in die Dtscussion etnzugreifen, da das Ministerium keine der beiden Behauptungen acceptiren konnte, ohne sich selbst in eine falsche Situation zu bringen. Seine Entgeg nung gipfelte in dem Satze: „Um auf präcise Weise die Lage des Cabinets gegen Jedermann in dieser Ver sammlung zu kennzeichne», spreche ich es ohne Prahlerei, uiit Bescheidenheit, aber auch mit Würde aus: Wir suchen und acceptiren die Unterstützung Aller, allein wir suchen und acceptiren die Protection von Niemand." Entsprechend dem schließlichen Verlaufe der Debatte be schäftigt sich die Mehrzahl der Pariser Blätter denn auch weniger mit Aufstellung allgemeiner Grundsätze über die Vorzüge des Freihandels oder des Schutzzoll ystcms, als mit Beurtheilung der von den hervorragendsten Ver tretern der beiden Richtungen gehaltenen Reden und mit Besprechung der aus dem Auftreten der Minister und Parteiführer resultirenden Situation, sowie mit einzelnen, besonders tnteressirenden Dctailfragen. Der „Constitutionnel" hält es fortan für aus gemacht, daß die Majorität entschlossen ist, das neue Cabinet in allen Fragen zu unterstützen, welche das Programm vom 2. Januar bilden. Er findet, daß man Tdicrs Dank dafür schuldig sei, daß seine unvorher gesehene Abschweifung die Erklärung Ollivier'- hervor- gerufen. Der „Constitutionnel" sagt weiter: „Die Re gte» uug befindet sich heute in einer ausnahmsweise gün stigen Lage. Sie besitzt das Vertrauen des Herrschers, der Abgeordneten, des Senats und des Wahlkörpers, sie ist in der Lage, Alles zu unternehmen, Alles zu gutem Ende zu führen. Wenn sie zu Anfang einige Fehler begebt, so ist man im Voraus bereit, sie ihr zu verzeihen, auf alle Fälle sich zu verständigen. Man will nicht- Besseres, als ihr ihr Werk erleichtern. Mit einem Worte, man läßt ihr die ganze Autorität und würde sie nöthigenfalls eines Theiles ihrer Verant wortlichkeit entlasten. Unter solchen Umständen müßte, so scheint cs unS, das Cabinet sich besonders abgelegen sein lassen, der Kammer nicht in Verlegenheit setzende Dilemmas zu stellen und die Cabinetsfrage müßte es für die feierlichen Gelegenheiten aufsparen. Wenn üb»r einen speciellen Punkt der gesetzgebende Körper und die Negierung sich in Uneinigkeit befinden, so würde l tzicre weise darau thun, curen gemeinsamen Boden für die Ausgleichung zu suchen, ohne eine Entlassung in die Wagschale zu legen, welche Niemand annedmcn will und kann. Jedermann wünscht die Beibehaltung des jetzigen Cabinets. Mehr noch als das, es ist ge wiß, daß man entschlossen ist, um jeden Preis eine Ministtrkrisis zu vermeiden. Darum hat die Regierung die moralische Pflicht, nicht mit ihrer Gewalt Mißbrauch -zu treiben und nöth»genfalls einem berechtigter» Wil len, als der ihrige ist, dem Willen der Nationalvertre tung nachzugcben." — Auch das „Jour ualdesDd- bats" ist von Ollivicr's Auftreten sehr befriedigt »end äußert die Zuversicht, daß eine Verständigung über die Decrete vom 9. Januar zu Stande kommen werde, welche ein unzeitiges Zugcständniß an die Schutz zöllner gewesen seien. Für diese Anschauung spricht übrigens auch der Umstand, daß der gesetzgebende Kör per in seinen beiden letzten Sitzungen über zwei, diese Decrete betreffende Interpellationen fast einstimmig zur Tagesordnung überging, nachdem der Finanzminister Buffet die Gründe d r Regierung für jene Maßregel angeführt und hervorgehoben hatte, daß der Kammer bal digst von der Negierung ein Gesetz über die zeitweiligen Zulassungen vorgelegt würde. Sehr ausführlich er örtert das „Journal des DebatS" das Manöver der ^protektionistischen Partei, indem einige Schutzzölttur ge gen die im Handclsrertragc mit dem Zollverein stipu- lirten Wcintarife lebhaft rcciamirten. Durch jene im Name» oberrheinischer Weinbergsbesitzer erhobenen Kla gen über hohen Einfuhrzoll französischer Weine in -Deutschland (derselbe ist durch den Handelsvertrag von 33 auf 20 Francs herabgesetzt worden) habe Man, ur- theilt das entschieden freihändlerisch gesinnte Blatt, le diglich die Weinbauindustrie compromittirt. Es sei zu bemerken, daß in den meisten Ländern die Weinzölle nichts als ein Aequivalcnt für die Besteuerung der in ländischen Spirituosen bildeten. Ueber die Befürchtuu- g.n der Protectivnisten, daß man in den östlichen De partements sich zu „offenbarem Uebel" an die Nhein- und Moselweine gewöhnen werde, macht das „Journ. des Ddbals" sich in folgender Wendung lustig: „Uns schien es bisher, daß der Wein nur dann ein offenba res Uebel verursache, wenn man solchen in zu starken Dosen oder in einer verdächtigen Mischung zu sich nehme, aber die Protectivnisten sind anderer Meinung. Der Wein ist wvhlttzätig, wenn er national ist, ein fremder Wein ist allemal von schlechter Wirkung. Es hat den Anschein, daß dieselben sich dem „„offenbarenUebel,"" welches der Lerez, der Johannisberger und der Tokayer verursachen können, niemals ausjetzen, sondern die Weine von Argenteutl und Suresue vorziehcn" Treffend weist das „Journal des Dvbats" auf die Widersprüche hin, daß gerade die Weinindustrie, d. h. die psr exvel- lenee ft eihändlerischc Industrie, das Beispiel einer Agi tation für Erhöhung des Schutzzolles giebt, und daß die Protectivnisten sich wohl hüten, das gegenüber dem Zollverein betcnte Princip der Reciprocität bei den Tagesgeschichte. Dresden, 2. Februar. Die Erste Kammer hat heute Mittag in einer kurzcn Sitzung mehrere Berichte ihrer vierten Deputation über Petitionen erledigt. — In der Zweiten Kammer wurde heute zu nächst die Berathung über den Bauetat beendigt. So dann ging die Kammer zur Berathung des Deputation-- berichts über die das Departement des Aeußern um fassende Abtheilung des Ausgabebudgets über. * Berlin, 1. Februar. Das Herrenhaus hat heute seine Sitzungen wieder ausgenommen. Der erste Gegenstand der Tagesordnung betraf die Schlutzbera» thung über den mit dem Königreich Sachsen unterm 16. April 1869 abg schlosscnen Vertrag wegen Besei tigung der Doppelbesteuerung der beiderseitigen Staats angehörigkeit. Der Referent, Herr Hassclbach, empfahl die verfassungsmäßige Zustimmung des Hauses zu die sem Vertrage und das Hanö beschloß ohne Discussion nach demAntrage dcSRcfereuten. Sodann wurde der Gesetzent wurf, betreffrud die Lheilnahme der SiaatSdieurr in Neu vorpommern und Rügen an den Communallasten und den Gemcindeverbänoen, in Uebereinstimlnung mit dem Abgeordnetenhause angenommen. Ueber noch znr Be- ralhung stehende drei Petitionen wurde zur Tagesord nung übergegangen. — Im Abgevrdnetenhause bildete die Berathung der Commissivnsberichte über den Entwurf einer Grundbnchordnuug uud über den dem Entwürfe einer Grundbuchordnung beigefügten Kosten tarif den ersten Gegenstand der Tigcsoidnung. Eine Generacdiscuision fano nicht statt. Die Referenten cm- pfählen die Vorschläge der Commission. Der Finanz- Minister Camphausen erklärte, daß die k. Staatsrcgie- rung zu ihrem Bedauern die vor» der Commission be antragten Tarifermätzigungu» nicht bewilligen könne. Nach einer kurzen Debatte, an welcher sich die Abgg. Lasker und v. Diest bethettigten, uno in welcher der Regierungscommissar geh. Obcrsinanzrath Wolny da- Wort nahm, wurde auf den Antrag des Abg. Ur. Kosch ohne vorherige Specialdiscuision über die Grundbuch ordnung im Ganzen abgesttmmt und dicselbe nebst dem Kostentarife nach dell Commissionsvorschlägen mit sehr großer Majorität angenommen. Von Interesse war so dann noch folgende von den Abgg. Müller (Solingen), G. v. Bunsen und Hardt gestellte Interpellation: „Hat die Staatsreg eruog eine Bedenken, dem Hause die Gründ, Einfuhrzöllen dem freihändlerischen England geg nüber anzurufen. Im Hinblicke auf die Umgestaltung, welche die eu ropäische Handels- nnd Zollpolitik dmch die Handels verträge Frankreichs mit Englrnd, dem Zollverein, Belgien und andern europäischen Staateu erfahren hat, weist die „Norddeutsche Allgemeine Zettung" auf die tiefgreifende Bedeutung der Frage hin, ob Frankreich auf dieser Bahn der betreten, n volkswirth- schaftlichen Richtung beh,rren oder jene Verträge kün digen werde, und constatirt die erfreuliche Tbatsache, „daß die Anschauungen der »euern volkswirthschaftlichen Richtung auch in Frankreich nicht nur bei den Män nern der Fachwissenschaft, sondern auch bei de» Depu- tirtcn als überwiegend und herrschend betrachtet werden können." Uebrigens kann d e „Nordd. Allg. Zcitg." in der schutzzöllnerischcn Agitation in Frankreich eine unmittelbare Gefahr für das Princiv des Freihandels nicht erkennen Für Frankreich sei eine Beseitigung der neuern Handelspolitik auch selbst nach der Kündigung des Vertrags mit England nicht möglich, weil mit an dern Staaten auf längere Zeit Verträge noch in Kraft bleiben, also gegen England nicht der hoch schutzzöll- nerische allgemeine französische Tarif zur Geltung kom men könne, während gegen Belgien b.s zum Jahre 1871, gegen Italien und die Schweiz bis zum Jahre 1876, g, gen Schweden und Norwegen, den Zollverein, die Niederlande, den Kirchenstaat und Oesterreich bi- ium Jahre 1877, gegen Portugal bis 1879 und gegen die Türkei bis 1880 die Vertragszölle in Kraft bleiben müssen. Feuilleton. Dresden. Dienstag, den 1. Februar fand unter Direktion des Herrn Hofkapellmeisttrs Krebs das vierte Abvnnementsconcrrt der kgl. Kapelle statt. Es kamen darin zum ersten Male „Aladin", eine Märchen ouvertüre von C. Hornemann und Entreact aus der Oper „Manfred" von C. Reinecke zu Gehör. Die Märchenouvertüre bringt keine märchenhafte Stimmung, spricht nicht zum Gemüth. Der poetische, träumerisch heimliche, wunderbar phantastische Ton der Märchen welt wird in ihr selten und nur mäßig berührt. Sie ist eine Variation des bekannten musikalischen Elsen- spuks, dem man endlich Ruhe gönnen sollte, ohne neue Behandlung, gemischt mit brillanten, sehr materiell do- ttrten Gegensätzen. Aber anerkennenswerth bleibt, daß die Ouvertüre technisch sehr geschickt und gewandt gear beitet ist, auch in der Jnsttuwentation, die interessante Klangessrcte bietet. Anders ergab sich der Eindruck des Entreact- von Reinecke, melodisch edel, einfach, poetisch empfunden; Gedanken und Ausdruck innig, bedeutend und stimmungsvoll entwickelt, fein im orchestralen Satz und charakterlstisch in schöner Klangwirkung. Der kurze Satz wurde in reizender Vollendung gespielt. Außer dem kamen die Symphonien Nr. 4 in 0 von I. Haydn und Nr. 3 X-moll von I. Mendelssohn Bartholdy zu vortrefflicher Ausführung; namentlich der Vortrag der erstern gelang recht im Geiste deS Meisters und zeich nete sich durch hohe Präctsion, Wärme, Feinheit deS Au-drucks und de- Colorit- au-. C. Banck. § Leipzig, 31. Januar. Zu den neuern Opern, welche da» Leipziger Publicum an da- Theater fesselten, ist noch eine hinzugetreten, welche sich bereit» zweimal lebhaften Beifall errungen hat. E» ist »der Haide- schacht" von Franz v. Holstein. Zum Gelingen der beiden Aufführungen dieser Oper, welche am Sonn abend und Svnntag stattsanden, trug wesentlich Frau Krebs-Michalesi aus Dresden bei. Die Gestaltung der unglücklichen Helge durch die bewährte Künstlerin war eine so tief durchdachte und von allem falschen Effect frei gehaltene, daß eine ergreifende Wirkung nicht aus bleiben konnte und der Dank des Hauses sich durch lauten Beifall kund gab. Da auch die übrigen Mit wirkenden durch anerkcnnenswenhe Auffassung und Durchführung ihrer Rollen sich auszeichneten, so ge langte die Oper in all' ihren echt romantische» Ele menten so zur Erscheinung, daß das Publicum nicht nur die Darsteller, sondern auch den Componisten rief. — Gestern hatte der Riedel'sche Verein, dem alle Freunde classischer Musik zu fortgesetzter Dankbarkeit verpflichtet sind, in der Ntkolaikirche ein Concert ver anstaltet, welches Werke aus dem 15., 16., 17. u. 18. Jahrhundert vorführte. DaS Concert wurde mit der r>»»»c8glis für Orgel von Girolamo Frescobaldt er öffnet, worauf Osmieut in coelii von Palestrina folgte, welches in seiner erhabenen Einfachheit einen wunder bar erhebenden Eindruck machte. Der 8. Psalm von Benedetto Marcello für Altstimme und Fraucnchor wurde von Fräulein Schmidt und der Begleitung vortrefflich durchgeführt, und nicht minder gelang die Wiedergabe dr- geistlichen LiedercykluS (Wethnachtslied: In emem Kripplein lag ein Kind rc. — Blick von Hinnen: Ach Seele mein, dir sei gesagt »c. — Jesus der Seelen- freund: E- taget mtnneglrtche rc. Heimweh: Ich wollt, daß ich daheime wäre rc. Engelsptel: Ich wciß ein lieblich Engelsptel rc.), welcher aus Gesängen des Hein rich v. Laufenberg zusammengestrllt und vom Dirigen ten Musikdirektor Riedel für Chor gesetzt worden ist. Auch die beiden letzten Gesänge für AU: Ueber die Finsternitz kurz vor dcm Tode Jesu von PH. E. Bach und: Bußlied von Gellert, comp. von Beethoven, so wie der Psalm 117 für zwei Chöre von R. Franz offenbarten so recht daS verdienstliche Streben des Rie- del'schcn Vereins, die im Staube der Zeit verborgen liegenden musikalischen Diamanten wieder zur Geltung bringen. ft Bildende Kunst. Aus Berlin meldet man, daß im alten Museum die Arbeiten zur Einführung deS Oberlichls für die Gemäldegalerie begonnen haben. Es sollen zunächst diejenigen 6 Säle bedacht werden, welche nach dem Lustgarten hinaus liegen und aller dings die mangelhafteste Beleuchtung haben, weil ihre Fenster in den Hof gehen; die Glasdccke wird ganz analog derjenigen in dem Compartement eingerichtet, welches man von der Vcrbindungsgalerie aus betritt. Bekanntlich ist die prächtige Schale vor dem alten Museum im Lustgarten aus einem in der Mark, in den Rauen'schen Bergen bei Fürstenwalde, gefundenen Granitblock, eincm sogenannten erratischen Block, her ausgearbettet. Ein noch größeres Sritenstück dazu, ebendaher, wird sich nach Berliner Blättern mit seinem alten Nachbar bald wieder zusammenfinden, indem aus demselbcn ein neues Ptedestal für die Reitcrstatue dcs St. Georg im Hofe des königlichen Schlosses gemeißelt werden soll. Das jetzige Ptedestal der bekanntlich von der Witwe Kiß unter der Bedingung dieser Aufstellung geschenkten Statue ist nur provisorisch auS verputzten Ziegeln hergestrllt. — Die städtische Verwaltung zu Köln hat gegenwärtig aus dem Richartz'schen Legate und sonstigen Einnahmen die ansehnliche Summe von 23,000 Thlr. disponibel, welche zum Ankauf von grö ßern und vorzugsweise historischen Gemälden für da- Museum verwendet werden soll. Außerdem stehen dem Muscumsvercin noch 7000 Thlr. zu Gebote, so daß im Ganzen in diesem Jahre nahezu 30,(XX) Thlr. für Kunstwerke zur Vermehrung des Museums Wallraf- Richartz verausgabt werden können. „Es ist zu hoffen, fügt die „K. Vztg." dieser Notiz hinzu, „daß diese Thatsache die hervorragenden Meister der verschiedenen deutschen Kunstschulen, sowie die Besitzer von hervor ragenden verkäuflichen älteren und neuen Kunstwerken veranlassen wird, die permanente Ausstellung im Mu seum mit entsprechenden Werken zu beschicken." — Wie wir im „N. C." lesen, hatte man iu Gotha den Be schluß gefaßt, eiu Museum zu bauen. Der Architekt, der den Plan entwarf, machte einen Kostenanschlag zu 120,000 Thlr. Der Landtag bewilligte diefe Summe, und der Bau fing rüstig an. Die ursprünglichen 120,000 waren aber bald verausgabt, bevor daS Ge bäude nur zur Hälfte fertig war, und mit saurer Miene mußten abermals 80,000 Thlr., und als diese, wie vvrauszusehen, wieder nicht reichten, nochmal» 30,000 Thlr. «Heils aus ständischen Mittel , theils au» der Domänenkasse und auch aus der Privatschatulle des Herzogs dafür bewilligt werden. Jetzt sind bereit statt 120,000 Hhlr. 230,000 Thlr. verbaut und das Gebäude ist nur im äußeren Rehbaue vollende», im Innern aber noch völlig unfertig, so daß circa noch an 100,(XX) Thlr. zur vollständigen He»stellung erforderlich sein würden. Da der Landtag keine Baugelder mehr bewilligen will, der Herzog aber keine Lust zum Weiter bau auf eig-ne Kosten besitzt, so unterbleibt letzterer gänz lich und das Gebäude steht gegenwärtig nutzlos da. — In München machte ein daselbst in der Akademie ausge stellter Carton von Kaulbach viel von sich reden. Der selbe behandelt eine Episode auS dem Leben des spanischen Inquisitors Peter ArbueS, welcher bekanntlich unlängst kanontsirt worden ist. Die „A. Ztg." enthält eine ans«
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