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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931011029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-11
- Monat1893-10
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A«zerge«.Prei- dle Sgespaltme Pekitzeile LO PA Neclame» »ntrr de»«edactionlftrtch (lg» fpaltrnj so-4, ^r de» garmliennachrichte, <S gespalten) 10 >4- Geäder» Schriften laut unsere» Prriä» nerzeichniß. Tabellarischer »nd gtssrrusatz »och Höhe rem Daris. Ertr»«Veila>e» (gesalzt), »nr mV de, Ptoraeu. Ausgabe. ohne Postbesördrrnng Li.—, »it Postdesördernng ^ 70.—^ Änuahmeschluß für Anzeigen: Abend'Autgabe: Bormittagt 10 Uhr. Ptorge a-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Saun- und Fest tagt früh '/,9 Uhr. Gei den Filialen und Bnnadmesteslrn ja rin« halb« Stund« früher. Aazrtgr» sind stets au dt» Ggdedtlt»» »u richte». Druck »nd Verlag von L. P»I» t» LslpzkG ^?52«. Mittwoch dm 11. October 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, II. Oktober. Ueber die angeblichen Reusorderungru für die Marine im nächsten Reichsetal ist Sichere- noch incht in Erfahrung zu brinzrn. Die letzten Entschließungen stehen augenscheinlich noch aus. Die im «estrigen Abcndblatte mitgetkriltr ofsiciöse Erklärung in der „Nordd. Allg. Ztg." ist so allgemein und deutung-fähig gehalten, daß sie nicht sehr beruhigend wirken kann. E- wäre in hohem Grad wünschenswert!), wenn die ReichSrezierung sich aus diesem Gebiet vorerst auf da- un erläßlichste Maß, Fortführung der bereit- begonnenen Schiffsbauten und Instandhaltung der vorhandenen Flotte, beschränkte. Im Reich-tag ist nach der kost spieligen neuen HeereSresorm nirgends Neigung zu großen Aufwendungen sür die Marine vorhanden; tbcuere Be willigungen sind gänzlich ausgeschlossen und etwaige For derungen für SchiffSbauzweckc m größerem Umfang könnten die Lösung der schwierigen Kostendeckung-jrage sür da« Heer nur nock mehr erschweren. Der Borwurs der Gegner, daß nian dock nur eine endlose Schraubt vor sich Hab», ohne jemals zu einem befriedigenden Abschluß zu gelangen, würde nur neue Nah rung gewinnen. Der Reichstag hat schon in, vorigen Etat die Mehrzahl der neuen Forderungen, ein Panzerschiff, zwei Panzer fahrzeuge, eine Krcuzercorvette, einen Kreuzer, abgelehnt; der jetzige ReichSlqg wird ganz sicher nicht bewilligungS- lustiger sein. Man wird darum der NeichStagSmebrbeil mit Recht nicht den Borwurs feindseliger oder gleichgiltiger Ge sinnung gegen die Entwickelung unserer Manne machen dürfen. Aber zu den allgemeinen GesichtSpuncten der uner läßlichen Ersparniß und Beschränkung in einer Zeirlage, wo au unser Heerwesen so große neue Ansprüche gestellt werden, kommt die Erwägung hinzu, daß früher bewilligte Credite noch gar Nicht haben aufgebraucht werden können, daß die Technik der Schifi-baukunst sich in beständigen Fortschritten und Aenderongen befindet und daß der gegenwärtige Zeitpunkt daher sebr ungeeignet zu einer umfangreichen Erneuerung unserer Kriegsflotte ist. So manche entsetzlichen UnglückSsälle, welche in neuerer Zeit die gewaltigen Eisenschiffe betroffen haben, machen in sachver ständigen Kreisen den Werth und die Brauchbarkeit dieser allzu kolossalen und complicirten Mechanismen sür den offenen Seekrieg immer zweifelhafter, und die Entscheidung in einem Kri«g, wir wir ihn unS stets al« Möglichkeit vor Augen halten müssen, liegt ganz gewiß nicht aus maritimem Gebiete. Dem österreichischen Ministerpräsidenten Grasen Taasfe ist eine Ueberraschung gelungen, aus die man wohl einmal das oft mißbrauchte Wort „sensationell" anwendcn darf. In der gestrigen Eröffnungssitzung des österreichischen ReichSrathS kündigte der Ministerpräsident dem Abgeordnetenhaus« unter lcbhaster Bewegung aller Anwesenden einen Gesetzentwurf, betreffend die Einführung eine- allgemeinen Wahl rechts, wenn auch nicht deS allgemeinen gleichen, an. Er erklärte, die Regierung könne sich nicht länger der Noth- wendigkeit einer Reform deS gegenwärtigen Wahlrecht«, be kanntlich de- complicirtesten. das in irgend einem parlamen tarischen Staate besteht, verschließen und habe daher selbst d>e Initiative in dieser wichtigen Frage ergriffen. Der Ge setzentwurf bringt unter Festhaltunz an den Grundsätzen der bestehenden Verfassung den Gedanken zum Ausdruck, allen Denjenigen, welche dir staatsbürgerlichen Pflichten in der vom Gesetze vorgeschriebenen Weise erfüllen, die Thrilnahme an dem politischen Leben durch Ausübung de» Wahlrecht« zu ermöglichen, wobei nach der Anschauung der Regierung nur d,e au« allgemeinen staatlichen GcsichlSpunclcn als unabweisbar ge botenen Beschränkungen eintrelen sollen. Bei der großen Wichtigkeit und Dringlichkeit der Borlage ersuchte der Minister präsident Graf Taaffc, unmittelbar nach der Erledigung der eingrbrachten Budgetvorlagen in die meritorische Br- ralhuiig der Wahlrechtsreform einzligehen. lieber den Inball de« wie oben charakterisirten Enlw»n- liegen bisher nur sehr spärliche Angaben vor: e« soll, ähnlich wie in Belgien, rin BildungScenfu« eingesnhrl werden und aus die Curie te« GroßgrundbesitzeS will die Regierung erklärlicher Weise nicht verzichten. lieber den ersten Eindruck, den die Vorlage in den liberalen Kreisen gemacht hat, erhält di« „Nat.-Ztg." folgende telegraphische Meldung aus Wien: Dir Wahlresormvorlag« des Grasen Taass« hat Leprimirend aus die Abgeordneten gewirkt. Niemand hatte von der Einbringung derselben «ine Ahnung; alle Weit erkennt darin einen schweren Schlag sür den Bürgerst»nd, dessen Wahlrecht gefährdet ist, vor allem «ine Gefährdung der deutschlibrralen Partei, deren Besitzstand an Mandaten aus de» Städten und In dus» rialorten beruht. Die ganze Vorlage ist «in Ho ha auf eine l iberal «Wo dir-form, indem siedle prioileairtrn Wahl cur len aufrecht erhält, dem Großgrundbesitz seinen großen Einfluß vermehrt, dagegen dir karg bemessenen Mandate der Stadt- und Landgem rinde »curie durch unbegrenzt« Vermehrung her Wählerzahl in unzulässiger Weise vermindert. Künftig giebt eS in diesen zwei Curie» keine» SieuercrnsuS mehr. ES giebt nur den IntelleelS-CensiiS de« Lesen- und Schreibens, ohne daß sich die ipeiamintzahl der Mandate ändern würbe. Mil Ausnahme der kleinen extremen Fraktionen, denen jeder Umsturz der bestehende» Verhält» üse genehm ist, sind all« Parteien über die Vorlage bestürzt, die vornehmlich ihre Svitze gegen die Städte richtet «ad die größte Verwirrung hervorzurusea aeelgnet ist. Man darf sich auf sehr stürmische Borsälle gefaßt machen und «in An wachsen her Opposition gegen die Regierung dürste di« nächste Folge dieser Provokation werden. Schon wiederholt ist daraus hingewiesen worden, daß di« frühere Begeisterung der Belgier für die Franzoseiz in den letzten Jahren sich bedeutend abgekühlt hat. Mochte auch der französische Gesandte noch so sehr den Mund voll nehmen von der belgischen Schwesternalion und von den belgischen Brüdern, die französische Zollpolitik, der in Bel gien verspottete französische Ruffensciiwindel, da» Verhalten Frankreich- dem Eongostaale gegenüber, die Mißbandlun- belgischrr Arbeiter in Frankreich nnd die vlämische anti- französische Bewegung haben die Stimmung gründlich um gestaltet. Man erkennt immer mehr, daß Frankreich un bekümmert um die Rechte Anderer nur rücksichtslos seine Interessen verfolgt. D-S zeigt sich jetzt wieder in Afrika. Trotz aller Zugeständnisse des Congostaate« erhrbt Frankreich immer neue GebietSansprüche. Die bis- berigen Grenzen beider Länder bilden da- Ubangi- becken und der ll. Breitengrad. Der Eongostaat hat ta- Ubangi-Urllebecken, welche- die Verbindung mit dem Nile sichert, durchforscht und in Besitz genommen. Im Iabrr >890 bat er in Bangasso, an dem rechten liier de-Mbomu, de- Zuflusses de- Uellr, mit dem Häuptlinge diese« Stamme- unterhandelt, seine Unterwerfung unter die Autorität de- EongostaateS erreicht und in Bangasso — bei dem DurchschnittSpuncte de- 23. östlichen Breiten grade« nnd der b. nördlichen Parallele — einen starken Posten errichtet. Frankreich verlangt, um sich eine sicher« Zugangsstraße nach dem Nil und Sudan zu schaffen, die Abtretung und Räumung der Gebiete im Ubangi-Uellrbrcken vom 17. bi- über den 23. Breitengrad hinan«, also auch Bangasso«. Die Eongoregierung leimte diese« Ansinnen ab und beantragte nach der Berliner Eongo-Acte schiedsrichterlich« Entscheidung. Frankreich ging m», «.«»i -in. welche jetzt abermals »' Pan- >n > Frankreich U>r wvhnter Rücksichtslosigkeit "'artet ' da« Uelle- Resul.at nicht ab, sondern 200 sene- decken sichern. Der Eommandant 21 Erpedition galtlischen Schützen und einer gut st r,-en Diese« bereit- nach dem französischen E°nsto abg st.an^ ^ ^ben in Brüssel berechtigt- Mch,l>'n.>,-,.'st b"o°mu en st ^ Frankreich- wirb ;» schweren .i„, ffeu« »nin« ----- -nd erzielen, denn der Eongostaat liebt " ' . „ ^ und an diesem Strome, um i-d.n «^marsch nach dcm^co^ jede Besitzergreifung congostaatlicher Erbiete z Ti- „Ind(wenda.,ce belge" lmt von dw ^achr.ckt N"«°"i» ^L-'n.Z^Ä.-'r-'i-K!- b-. Bündniß z» betreiben Der Zweck solcher Endungen. 'v>e sie da- französische Blatt in Brüffel mst eigenen Zutbat n wiederholt hat, kann nur sein, Mißtrauen gegen schweren zu erregen Der Pariser „Figaro" ha» den Russen ein'" Sp«ial. correspondenten bi- Eadix '"tSt^ngeichickt, der berrstS m diesen. Blatte einen begeisterten ^cr,»t vcroffrnll.cht bat nach welchem bei dem Feste, da- den Riissen di« franzkslsch Eolonie i» Eadix gab, der Admiral «vellan von der spanischen Miliiaircapelle di« Marseillaise verlangte, wclche dann von den russischen Osficieren stebend nnd nut ent blößtem Haupt angrhört wurde. In demselben Berichte findet sich eine Portraitirung de» russischen Admiral-, dessen .came «vellan nicht französisch sei. Der Admiral sei finnischer oder schwedischer Herkunft Gerübmt wird sein schöner, blonder, l«ül»t arauqemischter Bart und der gut« Ausdruck iciuer Augen, welche aber, wenn nötbig, auch böchst gebieterisch blick«» können; zugleich wird vorsorglich aus da- schwache stranzosisch Avellan'S aufmerksain gemacht. Jetzt folgt eine Beschreibung der russischen Uniformen niit einer Genauigkeit, welche einem Schneider alle Ehre machen würde. Der Berichterstatter, der auf dem russischen Admiralsschiffe nach Toulon mitsahren darf, spricht von sich nnd dem Geschwader nur noch per „wir", was er selbst damit erklärt, daß er sich ganz Ein« mst demselben fühle. Die Officierc. 120 a» der Zahl, brennen danach, Paris zu sehr»; der Admiral wird die Hälfte mit sich nehmen; in welcher Reihenfolge die übrigen 00 zu den Parisern herab- steigen werden, um sich anbclen zu laßen, ist noch »ichl fest- gestellt. Nach der Rückkehr von Pari» wird Avellan den Franzosen ein großes Fest aus seinem Schiffe geben. — Patriotische Französinnen legen auf dem Altäre des großen Banket« auf dem MarSseld reiche Gabe» nieter. Eine derselben hat dem „Figaro" 15.00 der feinsten E'garren und 1200 Cigaretten (erste Marke- für diesen Zweck übersandt, aus daß e« der Berbrüdcrung nicht am entsprechenden Opser- dampfe fehle. Der bereit- ausgestiegrne Dampf scheint Übrigen« einige zur Tollheit besonder- veranlagte Köpfe schon um den letzten Rest ihrer Bernunst gebracht zu baden. Zu diesen Leuten gehört rin gewisser Leon Blou, der unter dem Titel „irueur ck« istuiig" (Blutschweiß) ein 300 Seiten starke- Buch herausgegeben hat, in dessen Einleitung er über da- von dem Zaren begnadete Frankreich allen Ernste« sagt, er glaube an „die symbolische Iden tität Frankreichs mit Dem, wa» da« Reich Gotte« genannt wurde". Seiner Ansicht nach ist „Frankreich o sebr da- erste aller Völker, daß alle übrigen, weß Namens sie auch seien, sich glücklich prersen müßten, wenn man ihnen erlaubt, das Brod einer Hunde zu fressen. Wenn Frankreich glücklich ist, ist der Rest der Well hinlänglich beglückt, und sollte dic übrige Welt diese-Glück mit der Sklaverei oder völliger Vernichtung erkaufen. Aber — wenn Frankreich eitet, ist cö Gott, der leidet, nämlich der schreckliche Gott, der für die ganze Erde duldet, indem er sein Blut ck'witzt." Schon diese Proben au- der Einleitung de« Luche« genügen jedenfalls, um darzuthnm, daß der bevorstehende Ruffenbcsuch in Frankreich eine bedenkliche Siedehitze erzeugt hat. Die Populariiät des spanischen EabinetS hat unter dem Eindruck der Nachrick'lcn aus Marokko ganz enorme Fort schritte gemacht. Thatsächlich ist da« Bewußtsein der natio nalen Hnleresseiisolirarität seit den wenigen Tagen, daß der marokkanische Eonflict acut wurde, zum Gemeingut aller spanischen Paneicn geworden. Sogar der Verschwörer par vxcwllelwo, Rniz Zorrilla, bat sür den Augenblick seine» Frieden mit den Männern am Staat-rüder geschloffen nnd tragt sein Scherslcin zur Erhöhung de« Geiste« der Opfer Willigkeit bei, der jetzt in Spanien Triumphe feiert. Wenn Pie Regierung einigermaßen gewandt operirt, so könnte der Feldzug gegen die Rifipiralen sür sie zu einer Quelle dauernder Stärkung weiden, waS wiederum dem mon archischen und autoritativen Princip, welche- in Spanien di« auf Weiteres der sorgsamsten Pflege nicht cntratben kcknn, zu N»y »nd Frommen gereichen wird. Die von den Madrider Rkaicrungskrcistn bezüglich deS Zwischenfalles von Melilla verkündeten löblichen Vorsätze werde» nicht verfehlen, im AuSlaiidk angenehm z» berühren, da die »„verweilte Her stellung von Ruhe und Ordnung in den marokkanischea Küstenoezirken einem wohl ganz allgemein verbreiteten Wunsche entaegenkäme. Man darf aber nicht vergessen, daß e- nock srazfich ist. ob eS möglich sein wird, Ruhe und Ord nung alSbalv herzustcllen Halt der FanatiSmnS der Kadylrn an und gelingt cS den Vertreter» deS Sultans nicht, ihn zu unterdrücken, so tönnic sich Spanien in der Eonseauenz seiner jetzigen Haltung leicht ;n einem Einmarsch in Marolko ge zwungen sehen, denn die Unterbringung und Verpflegung einer >o starken Besatzung, wie sie zum dauernden Schutz der Bau- arbeiten und der Stadl selbst nothivenbig ist, würde, solange dic Zufuhr au» dem Inner» abzeschnitlen bleibt, mit großen Schwierigkeiten verknüpsl sein. Hoffentlich wird auch dies mal die Entscheidung über das Schicksal Marokkos nochmal- vertagt werden, aber der Ausblick in die nächste Zukunst er scheint doch ernster, al- die Belhciligten sich selbst zuzestehen möchte». Die Aushebung der Cilberbill in den Bereinigten Staaten stößt aus neue Schwierigkeiten. Wie bereit- an« Washington berichtet worden i>t, konnten auch die demo kratischen Senatoren, welche in einer Bersaininlnng den Gesetz eiiiwurf. betr die Aufhebung der Sherman-Acte, berictbcn, zu keiner Einigung gelangen. 21 Senatoren sprachen sich für und 23 Senatoren gegen die Ausbebung au«. Die „Times" dagegen tbeilen in einem Finanzarlikcl mit, in New-Aorker gut infor- mirten Kreisen sei man der Anschauung, daß der Gesetz entwurf, betreffend die Aushebung der Shrrmanacte, in der gegen- FeiriHstsn. Die quade Foelke. Roman au- der EmSgau. 9) Von F. Kliuck-LütetSburg. Nachdruck »erdete». (Fortsetzung.) Heute war eS anders. Ein sonniger Octobermorgen ließ die Natur noch einmal in voller Pracht erscheinen, und der Glan, da draußen, die warmen Sonnenstrahlen, jeden Winkel deS Hauses erhellend, schlichen sich auch in da- Herz ter jungen Frau, um die graue, unheimliche Sorge daraus zu verbannen. Sie war an den vorhergehenden Tagen nicht sie selbst, eine ihr fremde Schwäche hatte sie besiegen wollen; daß diese aber nur eine vorübergehende physische gewesen, erkannte sie deutlich an dem frischen Muth, mit welchem sie dem kommenden Tage entgegengina. lind doch! Da- kurze, halbe Iabr ihrer Ehe batte nicht günstig aus sic gewirkt. Jede Kleinigkeit erregte und beunruhigte sie. Vergebens fragte sie nach der Ursache einer seelischen Verstimmung, dic sich so schwer beherrschen ließ uav immer mehr Gewalt über sie gewann. Die guten Vorsätze, wclche sie am Morgen gesaßt, hielten nicht länger stand als bi- zum Nachmittag, bis zu der Stunde, in welcher sie Bernd abermals sein Pferd besteigen und den Weg nach der Stadt einschlagen sah. Er hatte ihr nicht« von dem beabsichtigten Au-flng ge sagt, und sie war überzeugt, daß er heute gar nicht oder erst spat zurückkehren werde. Er kam am darauffolgenden Morgen, bei Tagesanbruch in den Hos geritten. Foelke, die «ine schlaflose Nacht verbracht, sah ihn kommen, bleich, übernächtig, mit beschmutzter Kleidung. Eine unnennbare Angst batte sie ersaßt. Weniger der Umstand, daß Bernd abermal« einem unregelmäßigen Lebenswandel sich binaab, beunruhigte sie, als sein sichtliche« Bemühen, ihrem Einfluß vollständig sich zu entziehen. Nur rin solche« konnte sie in seinem Ausweichen einer Unterredung mit ihr erblicken. Sie war ratblo«. Indem si» de« Austritte« gedacht«, den sie vor wenigen Tagen durch freundliche Vorstellungen hervor» gerufen, schwand ibr der Mulh, ihm »ntaegenzugehen. Von einem Versteck an- sab sie ihn von seinem Pferde steigen, dem noch schlaftrunkenen Kleinknrcht den Zügel hiuwrrsen und dann in da« Hau- treten. Ohne sich aufzuhaltea, begab er sich in seine Schlafstube. Wenn Foelke noch einige Zeit die Hoffnung hegte, daß ibr Gatte nur vorübergehend der alten Lebensweise sich ergeben, so sah sie sich bald bitter getäuscht. Zwei, drei Monate gingen in« Land, Weihnachten war vor der Thür, und nock immer ritt Bernd Tag für Tag in die Stadt, um die Nackte mit ehemaligen Genoffen zu verbringen. Nicht ein einziges Mal hatte dir junge Frau den Mund zu einen, Borwurs geöffnet, heimlich hoffend, daß ibr Gatte LeS tollen Lebens überdrüssig, zu seinen Pflichten zurückkehren werde. Die Zeit mockle itn» lang werden. Wen» erst der Frühling mit seiner Arbeit kam, würde diese ihn zurückhalten. Foelke litt schwer in diesen dunklen, einsamen Winterlager!, wo der Schnee fußhoch aus allen Wegen »nd Stege» lag und kaum rin andere« menschliches Antlitz al« da« ihrer Haus genossen ibr zu Gesicht kam. Sie fühlte sich wir von einem dumpfen, schweren Traume befangen, aber sie wußte, daß e« kein erlösende« Erwachen sür sie geben würde. Erst allmälig, ganz langsam war si« zur vollen Erkenntniß gekommen. Laß, al- sie Bernd'- Gattin geworden, sie rin Wagestück unter nommen, dessen Durchführung nicht in die Gewalt irgend eine« Menschen gegeben war. Dies« Erkenntniß aber wirkte geradezu vernichtend auf die junge Frau. Sie läbmte ihre Thatkraft und vrrursackte ihr rin Gefühl von Hilflosigkeit, di« sich auch in ihrer äußeren Erscheinung bemerkbar machte. Niemand konnte sich darüber täuschen, da- Mcinhardi'S Foelke in der Lotterie de« Leben« eine Niete gezogen hatte. VI. Ungleich schwerer noch als seine Tochter, litt Uffr AljcS nnter de» Verhältnissen de« BrunS'schen Hause«. Während di« junge Frau nur an die Thatsachr, daß ihr Galle selten «ine Nack» im Hause verbrachte, ,»ren Maßstab legen konnte, waren allezeit geschäftige Zwischenträger bereit, ibrr»» Vater von all den Dingen Mittheilung zu machen, die Bernd Brun« mit magnetischer Gewalt in den Kreis ehemaliger Freunde und Genossen zurückgezogen. Uffe AijeS Meinbardi war nicht ein Mann, der alle« alaubt und jeder hämischen und schadenfrohen Bemerkung gern sein Obr leck», allein eigene Beohackliilizen versckasiie» ihm bald einen Einblick in da« Ib»m und Treiben seine« Schwieger söhne«, und wa« er sab und hörte, zwang ihm förmlich di« für diesen klugen, vorsichtigen Mann doppelt furchtbare Gr wißheit auf, daß er da« LrbenSglück seine« einzigen Kinde« ver trauenSvoll in die Hand eines rohen und gewaltlhätigen Burschen gegeben, dem nicht« heilig war, der mit bodenloier Frechheit das Urtheil aller Bessergesiiiiitcn hrrauSsorderte und seinen zügellosen, lasterhafte» Begierden frölmte Der Schlag, den er durch diese Gewißheit empsing, brachte ihn an den Rand de- Grabe«. Einige Zeit hindurch fürchtete er für seine» Verstand. Tie unheimliche» Verstellungen von der Zukunft seine- Kinde- ließe» ihn nicht Ta^ noch Nacht ruhe» und bleichte» in wenige» Wochen sein Haar. WaS konnte er Ihu», de», Unheil zu steuern? Seine völlige Macht losigkeit dem Schicksal gegenüber machte ihu irre a» sich selbst. Klüger und besonnener wie je ein anderer Mensch vor ihm hatte er — wie er glaubte — Alle- grtha», da- Glück seiner Tochter und das seine- Mündels sicher zu stellen. Von dem Tage an, wo Bernd Brun« >bm anvertraut worden war» batte er an der Durchführung eines Plane« gearbeitet, die Allen ein Beweis von der Ueberlegenheit seine« Denlen« und Handeln« sei» sollte. Nun hatte er Schiffbruck gelitten — vollständig. Stcuer- und ruderlo« trieb das Fahrzeug mit dem Glück seines Kinde« auf dem tosenden Meere des Leben-, unaufhaltsam einer Klippe zu, a» welcher es zerschellen würde. E« gab keinen Ausweg, keine Rettung. Wohl war sie seine Tochter »nd nannte die Eigenschaften, die ihn festen Schritte- ein gesteckte« Ziel halten verfolgen lassen. ,hr eigen; daß diese aber nicht im Stande waren, sie zu schützen und zu stützen, bewies dic Veränderung, welche in verbältnißmäßig kurzer Zeit mit ihr voraegangen war. Fast mit einer ängstlichen Scheu war er Foelke ans dem Wege gegangen, seitdem er in Erfahrung gebracht, daß Bernd ihr den Vorwurf gemacht, nur ki, Verbindung mit ihr bade ihm den Untergang bereuet. Nickt weil er eine Klage ihrer- s»„« fürchtete, wnkern weil der Anblick k»S bleicke». schmale» Gtlichte« der Tochter ihn >n eine« Zustand von W.itb brachte .n welchen, er nicht für sich einsteden zu können glaubt., sall- d.r Zufall ,hm Bernd Brun« unter dir Augen slibren sollte Jede« Einmischen seinerseits sonnt« aber die Lage nur ver- UN» t-e letzt- leise Hoffnung zerstören, daß s.m Schwiegersohn wie früher, nach stürmische» Wochen „nd Monaten wilder AnSgelafienheit z» seinen Pflichte» zurück keyren wurde. " Diese Hoffnung sollte sich erfüllen, dock» dir Freude darüber nur v». kurz«, Dauer sein Noch zwei. dre. Mal riß Bernd Brun« auf kürzere oder längere Zeit von den Genossen die .h° gefangea hielten, sich lo«. Da« «ine Mal. al« eine Hoff- nung in ihm geweckt wurde, daß rin Kind ihm den Vater- namen eotgegenlallen würde, da« andere Mal, al« Foelke, von einer heftigen Lungenentzündung ergriffen, mit dem Tode rang. Der Anblick der völlig gebrochenen jungen Frau hatte vorübergehend sei» Gewissen ausgerüttelt. Dann war Alles vorüber, foelke genas. Statt de- er warteten kräftigen Buben, den Bernd mit Freude »nd Stolz begrüßt haben würde, batte st« eine», winzigen, kränklich au«- sehenden Mädchen da« Leben gegeben. Man dnrfte kaum Hoffnung hegen, es zu erhalte». Der Aerger über die Enl- läujchting ließ Bernd da« tolle Leben von Neuem atifnebmen, diese« Mal danernd Er ging freilich nickt mehr in dir Stadt oder häufig in« Wirlh-bau«, aber da« Leben, welche« er jetzt führte, war ungleich schlimmer als zu der Zeit, wo er an einem Abend Hunderte verspielt hatte. In der Wirlhschast ging e« bergab — mit Riesenschritten. Zwischen Uffe AljeS und seinem Schwiegersohn war eS nun mehr auch wiederholt zu den heftigsten Auseinandersetzungen gekommen, wodurch nur eine gegenieitige Erbitterung hervor gerufen wurde. Bernd besaß, selbst im angetrunkenen Zustande, viel Geschick, den eitlen alten Mann an seiner empfindlichsten Seile zu fassen; und so sab dieser sich gezwungen, das HauS, wo dringend Aussicht erforderlich war, vollständig zu meiden. Foelke tbat, was in ihren Kräften stand. Noch ehe der Arzt sie au« der Behandlung entlassen, und obwohl ibr äußerste Vorsicht anempsohlen war, jckaltete und waltete si« doch wieder im Hause wie in gesunden Tagen. Die Geburt de« Kinde- bewirk«« bei ihr einen großen Wechsel in der Stimmung; e« balle den 'Anschein, al- sollte der Anblick des gelblichen, bleichen GeslchtckenS in der Wiege die vollständig gebrochene junge Fräst wieder ansricklen Ein kräftiger gesunder Bube würde von selbst berangewacksen sein, da« zarte Mädchen der aus- opferiiksten Pflege bedürfen. . Mit dem Reichtblin, zärtlicher Liebe, deren Foelke fähig war, umschloß sie jey» da- kleine Geschöpf. Da« Leben, da< ibr vor kurzer Zeit neck, eine Last gewesen, batte wieder einen Zweck, eS legte ibr neue Pflichten anstatt der alten auf, dir sie nickt mehr als solche batte betrachten können und wollen. De- Kindes Zuklinst zu einer glücklichen zu gestalten, wollte sie wenigste»« versuchen. War da- Kink nach der einen Seite hin letzt da- Glück seiner Mutter, so wurde eS nach der andern für diese wieder eine Quelle qualvoller Leiden. So lange Foelke'- Zustand »» den ernstesten Besorgnissen Veranlassung gegeben, batte sich Bernd weder um sie, noch da« Kind gekümmert. Kaum
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