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Dresdner Journal : 12.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189308120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-12
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 12.08.1893
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W186. Somai d, dm 12 August, abends. l8»S. UH» Vr«,6«, vi«rt»1M»'iiod d«t , N»i»«rl. ä«ut»«Uvo k*»t»»»t»1t«n vi«r1»i- «^iov e N»r>r; »o—erlttüb 6« 6«ot«:d«» tritt k»«t- uack 8t«wp«l»u»<:vl»s ^i»». Kuwmero: 10 kL VAr ä« L»un> «ü»»r L«U» dl«»» S«l»ri1t »0 Vater ^8>n^«»«»ckt" cki« 2«I« bv kk. Lai 1°»bette«- uaä 2m«r»»2t2 «atspr. XatecblaU. Äres-ntrÄMMl. Lreekalaear LH^tieL mit >»»"»>>»>« <1«» 8o»a u. k'eiertaU» »v»»ck»> U«»»pr»ct» ^taxrlla«: dir. 18»»» Ztr di« GqamUeidmg verantwortlich: ^osrat Otto Banck, Professor der Otteratur- und Kunstgeschichte. » "ka XaHvaillUaaixr» »u»«Srl<» ^U»A»>r />. 8o«t«n>»MnLr 6v« I>rr»ckiwr ^ouro»!»; M»»V«U Irrlm Vc«o 1<«ip»iU >«—l vr«»l»o Ur»»kt»rt «. ».: Haaernstr,« et ^OAter, v«rIi»-V>«»-R»»d»iH- rr»U r«tp«t, -Ur»aktit5» ». N. Nitarb«»: ^>tck aVo««,' U»rt» Loaäo» L«rlt»-rr»»KH»r1 ». N.-»tattG»r«: /)<>»-« «t 6»., I«rUa: /»vattcke-ckait, >r«it»a: LmU Itabatk,' »»»««r: v. <8c/»U«t«r, N»U» «. t.: Larct <U 6». ller»o,xed«r, IvaiUl. Lrpeäitioa ck« vremloer ^oaraal«. Orvietea, 2Miag«r»tr. LH. Ueraiprecb -^L»cbtu»>: Kr. IKVt» Amtlicher Leit. Dresden, 7. Auyust. Mit Allerhöchster Genehmig» ung ist der Direktonalassistent bei der ägyplocogifchen Adtheilung der Königlichen Museen und Privatdocent an der Universität zu Berlin vr. Georg Steindorff zum außerordentlichen Professor für Aegyptologie und Leiter der ägyptologischen Sammlung in der philoso phischen Fakultät an der Universität zu Leipzig er nannt worden. Bekanntmachung. Die Versicherungsgesellschaft „Thuringia" hat an Stelle ihre- mit Tode abgeaangenen hierländischen Vertreters Earl Schneider, in Firma I. Schneider in Leipzig, ihren bisherigen Jnspector Herrn Friedrich Ernst Lange in Leipzig zum Bevollmächtigten für das Königreich Sachsen er nannt. Nachdem die Königliche BrandversicherungS-Kammer die Wahl des genannten Bevollmächtigten bestätigt hat und derselbe vom Stadtrathe zu Leipzig für die ihm übertragen« Stellung in Pflicht genommen worden ist, wird solche» in Gemäßheit § 10 Absatz 2 der Ausführungs-Verordnung vom 20 November 1876 zum Gesetze, das Mobiliar- und Feuerversicherungs wesen betreffend, vom 28. August desselben Jahres, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 10. August 1893. Königliche Brandversicherungs - Kammer. Keil. Ahner. » > - Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Rei«hard-brnnn,12. August. (Tel d.DreSdn Journ.) Das heute über daS Befinden des Her- zogs von Coburg au-gegebene Bulletin lautet: Der gestrige Tag und die Nacht zu beute verliefen zwar ungestört, jedoch läßt sich infolge geringerer Nahrungsaufnahme ein Nachlaß der KörperrrLfte nicht verkennen. Zürich, IS Argust. (Tel. d. DreSdn Ivarn.) Ja der gestrigen Sitzung de» AnarchisteukovgreffeS wurde über die Maifeier, den Generalstreik und den wirtschaftlichen Kampf beraten. Heute wird der Kongreß geschloffen. Nom, 1l. August. (W. T. B.) Dem „Po- polo Romano" zufolge ist hier ein cholera- verdächtiger Erkrankungsfall vorgekommen. Rom, 12 August. (Tel d. Dresdn. Journ.) Die gestern unter choleravrrdächtigen Anzeichen er krankte Person ist gestorben, eS ist aber noch nicht festgestellt, ob eS sich in diesem Kalle um Odoler» »siulie» handelt. Madrid, 12. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Gesundheitszustand des Königs ist au- gezeichnet. Die Meldungen, die Regierung beabsichtige, die Zahlung der Zölle in Gold zu verlangen, werden als unbegründet erklärt. London, 11. August. (D. B Hd.) Einer Meldung aus Cartagena zufolge ist es der Re gierung gelangen, eine Verschwörung der Liberalen — die Kestungtwecke von Cartagena und Barraa- quille, sowie die Landhäuser des Präsidenten Nunnez und deS früheren Gouverneurs von Panama, Ttoringo BillarS, in die Luft zu sprenge» — zu vereiteln. Dir Generäle Uretat und Urrea wurden verhaftet aad werbe» »orausfichtlich erschaffe» werden. Eiarr der Verschwörer hatte der Regier, vag die Verschwörung verratea. Glasgow, 11. «»«»ß. (W. T. B) Die Kohlengrubeubrfitzer von Airdrie und Slamaaaan beschlossen, dea Bergarbeiter» die verlangte Loh»- rrhöhung von 1 Shilling täglich zu bewillige». Die Grubenbesitzer von Lanarkshire werden wahr scheinlich diesem Vorgehen folgen. St. Petersburg, 11. August. (D B Hd) Die letzte Post auS dem Kaukasus überbringt die Meldung, daß das Räuberuawesea daselbst immer mehr überhand nehme und daß in letzter Zeit mehrere Gendarmen im Kampf mit dea Briganten getötet worden seien. Bombay, 11. August. (W. T. B.) In folge von Reibereien welche gelegentlich der letzten Unruhen zwischen Hindus und Mohammedanern deS kistriktes Jungaghar entstanden, kam eS beute in Bombay, besonders iu der Nähr der Haupt- moschee, zu rrnsteu Zusammenstößen. Auf beiden Seiten wnrdru viele Personen verwandet, welche in daS Hospital gebracht werden mußten. Der Aufruhr dehnte sich auf andere Teile der Stadt auS, so daß der Ltrkrhr unterbrochen warde. Da die Polizei nicht im stände war, der auf- rüdrerischen Menge Herr z» werden, wurden euro- päische und eingeborene Truppen aufgeboten, um die Ordnung wieder herzustillrn. — Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureau-" waren in d.m von den Eingeborenen bewohnten Teile der Stadt heute die Läden geschloffen und die Straßen leer. Truppen waren an den Zevtralpunkten auf- gestellt, Patrouillen durchzogen die Straßen und an verschiedenen Stellen der Hauptverkehrsadern war Artillerie aufgefahrrn. Freiwillige der Ka- vallrrir und Artillerie unterstützten die Garnisoa- truppen. Auf die Hindu- wurden fortgesetzt An- griffe von den Mohammedanern au-geführt. Viele Verhaftungen wurden vorgeuommen. Dresden, 12. August. Ein Bund der Kolonien Australiens Die Frage der Vereinigung der australischen Ko lonie» zu einem Bunde, ähnlich jenem der kanadischen Dominion, macht neuerdings wieder, nachdem sie nahezu zwei Jahre geschlummert, von sich reden. Den Anlaß bietet der Zusammentritt von Abgesandten dieser Kolonien zu einer gemeinsamen Beratung in Srdr.ey, welche zunächst die Bildung eine- australischen Zollbundes und die Abschaffung der Zollschranken, die zwischen den einzelnen Kolonien noch bestehen, in Be ratung ziehen scll. Es ist die- der erste Schritt zur Bildung einer eigentlichen Föderation, die am Tage d(s Beginns besagter Beratung von einem sehr zahl reich besuchten Meeting in Sidney als eine auf das dringlichste zu wünschende Reform in der staatsrecht lichen Stellung der Kolonien erklärt wurde; von allen Anwesenden wurde eine hierauf bezügliche Re solution unter stürmischem Beifall angenommen. Daß die Frage der Föderation während der letzten -wei Jahre so gut wie eingeschlafen war, hat, so führt die „Presse" aus, seinen Grund in lokalen inner- politischen Kämpfen, sowie den großen Arbeiter- und Geschäft-krisen, welche die Kolonien während dieser Zeit durchzumachen hatten Vor zwei wahren, vor diesen Krisen, beschäftigte der Gedanke einer zu bildenden Union die australischen Politiker auf das Lebhafteste. Zu Anfang des Jahre- 1891 trat in Sidney unter dem Vorsitze von Sir Henry Parkes, des damaligen Premierministers von Viktoria, ein Delegiertenkonvent der sieben Kolonien: Queensland, Neu-SüdwaleS, Viktoria, Südaustralien, Westaustralien, Neuseeland und Tasmanien zusammen, um der Ver wirklichung deS BundeSgedanken näher zu kommen. Den Anstoß zu diesen Beratungen hatte Sir Henry Parke«, der angesehenste der Politiker Australiens, gegeben Bereit« am 9: April konnte die Schlußab stimmung über einen Verfassungsentwurf für die künftige australische Föderation erfolgen. Dieser Ent wurf setzte fest, daß unter dem Namen Lom mou vealtd k»ili»weot eine auS zwei Kammern bestehende ge meinsame Vertretung der Kolonien gebildet werden soll: ein Repräsentantenhaus, welches au- direkter Wahl hervorg-ht, und ein Senat, zu dem die Sonder parlamente der einzelnen Kolonien Vertreter abzu- ordnen haben. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, einen gemeinsamen obersten Gerichtshof zu bilden, die Zollschranken zwischen den einzeln«n Kolo nien niederzureißen und sür dcn ganzen Bund ein gemeinsames Zollsystem, sowie eine gemein same Landesverteidigung einzuricht«n. Der Zusammen hang mit dem Mutterlande sollte durch die oberste Zentralregierunz deS Bundes aufrechterhalten werden, indem die englische Krone sowohl den Generalgouverneur als „sieben StaatSminister der Königin der australischen Commonwealth" zu er nennen hätte. Man ließ es hierbei, um im Mutter- lande ja kein Mißtrauen aufkammen zu lassen und die für die endgiltige Durchführung des Plane- nötige Zustimmung deS britisch n Parlamentes zu erlangen, nicht an den allernachdrücklichsten Loya- litätsversicherungen fehlen. Zunächst hatte aber nicht daS britische, sondern hatten die Sonderparlamente der Kolonien über diesen BerfassungSentwurf mit sich ins Reine zu kommen. Nachdem die sieben Kolonien, welche ihr jeweiliges Parlament als Konstituante ein berufen sollten, um von diesim die neue Bundes verfassung in Beratung ziehen zu lassen, über dcn Entwurf schlüssig geworden, sollte abermals eine neue gemeinsame Vertreterversammlung zujammenkommen, um etwaige Abänderungsanträge, welche von den einzelnen Kolonien gestellt wo« den, zu prüfen, mit Zugrundelegung derselben den ursprünglichen Ver- sassungSrntwurf zu ergänzen und denselben, wenn notwendig, ein zweites Mal den Kolo- nialparlamenten vorzulegen. Diese Art des Vor gehens war unvermeidlich, aber freilich auch eine so weitläufige, daß sie bei der unendlichen Wandel barkeit der politischen Strömungen und Stimmungen in den australischen Kolonien, wo die Lebensdauer eines Ministeriums durchschnittlich auf nicht viel länger als ein halbes Jahr veranschlagt weiden kann, von vornherein keine rasche Durchführung erwarten ließ. Es waren denn auch die mit der Regelmäßigkeit periodischer Naturerscheinungen wiederkehrenden inner politischen Wirren in den Kolonien die erste und nächste Ursache, wcrhalb ihre Regierungen mit der Beratung des KonstitutionLenttvurfcs zauderten. In Viktoria fiel Sir Henry Park s, der rührigste Ver treter deS Föderationsgedankens, in einer solchen innerpolitischen Krise, und seine Gegner, die nach ihm ans Ruder gelangten, verspürten begreiflicherweise wenig Lust, sofort die Ideen deS Gestürzten wieder aufzunehmen und zu veiwirklichen. Auch in Neu- Südwales kam eS zu einer Regierungskrisis, welche die gleichen Folgen hatte wie jene in Viktoria. Gleich zeitig brach die große Arbeiterbewegung aus und dann folgte die finanzielle und Handele krisis, welche dcn Wohlstand der Kolonien in seinen Grundlagen zu erschüttern drohte und das Interesse für die hohe Politik vollständig in den Hintergrund drängte. Während dieser Zeit hat eine einzige der sieben Kolonien, jene von Tasmanien, die Verfassungs- bill beraten und angenommen. In den anderen sechs Ansiedlerstaaten blieb die im ersten Viertel deS JahreS 1891 votierte Verfassung der austra lischen Commonwealth wertvolles Material sür eine wahrscheinlich nicht mehr fernstehende Zu kunft, in welcher der Föderationsgedanke wieder praktisch ausgenommen werden wird; die Australier glauben nämlich binnen drei Jahren werde die Föde ration eine vollendete Thatsache sein. Zunächst will man eS jetzt mit der Zollunion versuchen. Diese läßt sich unvergleichlich leichter durchführen als die poli tische, da die Zollgesetzgebung in das Machtbereich der Kolonien fällt und eine bezügliche Unionsakte dem Londoner Parlamente nicht vorgelegt werden muß. Die Krone könnte allerdings durch ihre Gouverneure ein Veto einlegen lassen; dies haben aber die Austra lier gegenwärtig, solange das Kabinett Gladstone am Ruder bleibt, noch weit weniger zu besorgen als wenn dasselbe von den Tories abgelöst werden würde. Daß die Zollunion nur der erste Schritt zur politischen Vereinigung fiin soll, darüber sind die in Sidney versammelten Kolonialabgeordneten mit der Bevölker ung, welche sie vertreten, einer Meinung. Wohin aber dann die Föderation, wenn sie einmal verwirk licht sein wird, führen dürfte, darüber gehen die An sichten auseinander. Es giebt in England und in den Kolonien ernste Politiker, welche der Meinung sind, daß durch eine solche Vereinigung der Kräfte Australiens nur der Gedanke der Reichsföderalion, der eng«ren Verbindung aller Bestandteile des briti schen Imperiums, eine mächtige Förderung erfahren würde Andere prophezeien wieder, dir Föderation werde der erste Schritt zur vollständigen Loslösung Australiens vom Mutterlande sein; Australien werde dem Beispele Nordamerikas folgen. Lagesgejchuhte. Dresden, 12. August. Se. Majestät der König und Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg begaben Allerhöchst- und Höchstsich in Begleitung der dienst habenden Adjutanten und des Kammerherrn Frhrn. v. Könneritz heute morgen mit Sonderzug ab Pirna nach Schandau, um auf Revieren des FocstbesirkS Schandau auf Hochwild zu jagen. Nach der Jagd findet in Sendigs Villa Quisisana in Schandau Königl Tafel statt. Die Rückkehr erfolgt ab Krippen mit Sonderzug, der abends nach 10 Uhr in Pirna eintrifft. Se. Kaiser!, und Löaigl. Hoheit der Erzherzog Leopold Ferdinand von Österreich, sowie Se. Königl. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Prinzessin Friedrich August nahmen gestern nachmittag 5 Uhr an der Königl. Tafel im Schlosse Pillnitz teil. Dresden, 12. August. Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August begiebt sich mit dem Prinzen Georg dem Jüngeren morgen nachmittag zu einem mehrwöchentlichen Be suche Ihrer Durchlauchtignen Ellern nach Lindau. In Höchstderen Begleitung werden sich die Hofdame Freiin v. Ende und Hofmarschall Frhr. v Reitzenstein befinden Hoffräulein v. Nauendorff hat vom heutigen Tage ab den Dienst bei Ihrer Majestät der Königin auf die Dauer von sechs Wochen übernommen. Berlin, 12. August. Se. Maj-stät der Kaiser werden Kiel am Sonntag, den 13. d. Mts., abends verlassen und am Montag früh auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin elntrefien. Ihre Majestät die Kaiserin wird, aus WilhelmShöhe kommend, am Montag morgen >47 Uhr auf dem Bahnhof Friedrich straße erwartet — Das „ArmeeverocdnungSblatt' veröffentlicht nachstehende Allerhöchste KabinettSocdre: „Ich bestimme: Reserveosfizieraspiranten des Seeoffiziercorps und der Matrosenartillerie sind Lasst and Wissenschaft. K. Hoftbeater. — Altstadt. — Am 11. August: „Der geheime Agent" Lustspiel in vier Aufzügen von F. W. Hackländer. (Neu einstudiert) Die Wiederaufnahme diese- Lustspiel» von er probter dramatischer Wirkung und gewählter litterari- scher Haltung war höchst dankenswert und erwie- sich bei taktvoller Darstellung al- wahrhaft genußreich für den gebildeten Geschmack der Theaterfreunde. Hack länder» Arbeit zählt unter die besten und ange nehmsten Stücke der neueren deutschen Bühnenlitteratur; sie bietet trefflich gezeichnete Charakterbilder, welche un» in einem flüssigen, kaum einmal da» Possenhafte streifenden Dialog entgegentreten und zugleich al- lohnende Rollen da- Interesse deS Schauspielers er wärmen, und hat vor allem den Vorzug einer fesseln den geistreichen Grundidee, die als unsichtbare und doch überall drastisch wirkende Macht an die eigentlich innerste Stelle der Handlung gesetzt ist. Diese letztere steht zwar bisweilen ein wenig episch still, aber in der Entwickelung stören keine auffallenden Unnatür lichkeiten, die Steigerungen wirken in den kleinsten Einzelheiten erheiternd und niemals renkt sich die Hauptaktion in Nebenepisoden auS; wir haben hier 'in organische- Gebilde von echt lustspirlmäßigem Charakter, ein von der modernen Produktion mit ihrem unsicheren Stil und ihrer Neigung, den Zuhörer vorwiegend durch lustige Gespräche zu unterhalten, sehr vorteilhaft abstechende» Stück, dessen feine Erfindung und Ausführung gleichzeitg eine übertriebene Dar stellung in Schranken hält. Denn nur eine maß volle Vorführung kann dieses Lustspiel zu dem b.ab- sichtigten Erfolg bringen Die gestrige Darstellung traf und bewahrte den verlangten feinen Ton in löblichem Maße. Hr. Paul gab den jungen Fürsten mit würdiger Haltung und gut accentuierter Rede und ebenso hatte Frl. Bast« für die Prinzessin die rechte Mischung von Anmut und Vornehmheit. Die Herzogin-Rolle, in deren Aus führung bisher Frau Bayer- Redekunst geglänzt hat, ist jetzt an Frl. Guinand gekommen; eS gelang dem geschickten Bemühen der neuen Vertreterin, die in dieser Parthie geforderte drastische Spannung mit einer takt- und maßvollen distinguierten Haltung möglichst zu vereinbaren. Al- Oderstbofmeister wiederholte Hr. Jaffö eine schon oft anerkannte behagliche muntere Leistung im Genrebild Er entwickelte eine charak teristische und überraschende Beweglichkeit, beredte und natürliche ausdrucksvolle Mimik, Takt und Gefühl für Humor — Eigenschaften, welche auch die Darbietung deS Hrn. Wie ne (Graf Steinhausen) auSzeichnelen. Beide sörderten im gleichen Maße das feine Zusammenspiel, das sich in dieser ganzen Vorstellung mit erfreulichstem Eindruck geltend machte. DaS Publikum hatte sich in nur geringer Zahl eingefnnden. ES ist aber zu Wünscher, daß die Teilnahme für die nächsten Vorstellungen sich in solchem Grade steigert, daß der Wert des Lustspiel» und der Dar stellung -«durch gebührend anerkannt werde. Jndi-krrte Enthüllungen au- dem Postkasten zu Hamdorf.*) Bon Frida Storck Hamdorf, den 5. Juli. Liebster HanS! Großmama und Tante Lene sitzen noch unten in der mächtig großen Weinlaube, das heißt, es ist wilder Wein, damit Du nicht etwa auf den verwegenen Ge danken kommst, eS gedeihe hier edler Rebensaft. Diese lobesame Gebirgsgegend heißt nämlich im Volksmund „Kleinsibirien", doch jetzt ist es hier köstlich. Groß mama und Tante Lene gefällt es ausnehmend gut. Die anderen Luftschnapper — wie un- die Dörfler zu titulieren geruhen — haben einen Heidenrespekt vor Großmamas Professorentitel Selbst die geheime Polizei beugt sich in Demut vor unS. Wir sind nämlich unter polizeilicher Bedeckung hier eintrium phiert. Der Herr Kommissrriu» ist, glaube ich, in Spitzbubenkreisen eine gefürchtete Größe. Wir nennen ihn kurz den „Geheimen . Liebster Han», bilde Dir um alles nicht ein, dieser in seinem Fach spitzfindige, in gegenwärtiger Ferien- stimmung joviale Herr könne Deiner Hilde gefährlich werden Er ist mindestens fünfzig Jahre alt, hat in seiner Heimat ein Weib und fünf unerzogene Würmer. Prrrl! Tante Lene findet e» egoistisch von ihm, sich allein hier an Natur und gutem Gerstensaft zu be rauschen. Sie meint, die Frau Geheime werde wohl den heimischen Küchenzettel, auf Konto seine» Mehr verbrauchs, tüchtig beschneiden müßen. Heute gab'» *) Untefagter Nachdruck verböte«. einen Spaß. Der Wagen deS Wirtes fuhr zur Stauon, um neue Sommerfrischler zu holen. Wer dieses „Chais-wägelch:" genannte Gefährt nicht kennt, kann über ländliche Equipagen nicht mitreden. Erst können die Fahrgäste nicht hinaus und nachher können sie noch schwieriger herunter. Heißt das, ich voltigierte mit Grazie über das Leiterlr. Du weißt, im Turnen hatte ich immer „sehr gut"; es war meine Rettung. Hätte Großmama immer „genügend", oder „nicht ganz genügend" auf dem Zeugnis erspäht, so wäre es tragisch geworden. So riß mich Turnen und Singen allemal raus. Also, der Wagen rumpelte in kühnem Bogen in den Hof. Großmama ist schon anständig abgerundet, doch gegen die dicke Brurätin, welche da mit einer Schwester und Tochter einzog, ist sie das reine Baby. Die ältliche Schwester wird Tante Minchm ge rufen Die Tochter heißt Lulu, ist sehr hübsch und etwa zwanzig Jahre alt. Aus dem Wust von Hut schachteln und Plaidhüllen tauchten auch zwei Herren hüte auf. Dann gab eS noch Feldstühle, mächtige Koffer und zusammengerollie Hängematten. Meine Hängematte thut mir übrigens gute Dienste; ich liege am Waldrand und träume. Doch nun der Abstieg! Der eine graue Filzhut — er deckte da- dunkelblonde Haupt eines hübschen, jungen Mannes — erhob sich plötzlich zu schwindelnder Höhe. Zwei lange Beine in hellgrauen Pantalon- schwangen sich wie Wind mühlenflügel über daS Hintere Sitzbrett. Zwei eben so lange Arme breiteteu sich sehnsuchiSvoll der Dick n entgegen, und eine sonore Stimme sagte: „Vertrauen Sie sich nur meinem Arm an, gnädige Frau" Die Gnädige kam dieser ergebensten Aufforderung unge-
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