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Dresdner Journal : 30.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188109304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-30
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 30.09.1881
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Freitag, den 30. September 1881 O228 Xdaa»e»l>ot»p'^l«r ZresdnerIMmal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Vaillant äoputä äs LtrLssdour^', wie ihn der „TempS" nennt, der Führer ver Straßburger Protestler, beab- s.«—ei»»ld äss äsutückm keiok« tritt?c»«t- »oä 81emp«Ira»ekliiK Kinin. /Lkrlied: . . I« ^rk. ^MrUok: 1 llnrk K0?k. Dresden, 29. September. In Elsaß-Lothringen wurde vor Kurzem da» Organ der Protestler, die »Presse für Elsaß-Lothrin gen" verboten. Diese Maßregel entsprach dem politi schen Programm de» Statthalter». Nachdem General feldmarschall Frhr. v. Manteuffel wiederholt erklärt hatte, daß Elsaß - Lothringen deutsche» Land fei und daß er an dieser Thatsache nicht rütteln lasse, konnte er unmöglich die Agitationen eine» Blatte» dulden, welcher dieselbe geflissentlich negirte. Hr. Kablo, „1s sichtig« hierauf eine neue Zeitung: »Echo von Elsaß bum geopferte Geld zum Fenster hinausgeworfen war. und Lothringen" zu gründen. Darauf wurde ihm, Maßgebend für die Politik des Statthalter» war biS- Hr immer feine Rede vom 6. Februar diefes JahreS, Mrin er mit ungewöhnlichem Nachdruck seinen deut- Men Standpunkt betonte und den Elsaß-Lothringern sagte, »daß jede Rücksichtnahme bei ihm aufhört, sobald M mit dem Ausland pactiren wollen." So sympathisch M Statthalter dem Wunsche nach einer verfassungs- Mßigen Selbstständigkeit des Reichslandes entgegen- Ommt, so ist doch der einzige Weg, um dazu zu ge- ltzngen, »die offene und loyale Anerkennung der Zu- stpnmengehörigkett Elsaß-LothringenS mit Deutschland." M. Kablä, Baron Dietrich jun. und alle diejenigen He neu, die mit ihrem Gelde die »Presse" unterstützten, Hütten sich diese» merken sollen. Man muß wünschen, daß sie in Zukunft fchärfer hören und officielle Aeuße- rnngen sich besser merken. »So lange Fürsten und Reichstag glauben," sagte der Statthalter ferner, „Elsaß-Lothringen wolle sich nicht offen und ehrlich an Deutschland anschließen, so lange wird e» zur Un- möglichkei., dem Lande vollständige Selbstständigkeit zu gewähren." Das Schicksal Elsaß-LothringenS, diese» wiederholen wir heute bei der 200jährigen Wiederkehr de» Tage» der Vergewaltigung des deutschen Straß burg durch da» Frankreich Ludwig'S XIV., wurde vor 11 Jahren unwiderruflich entschieden. Diese Entscheidung verweist die Bevölkerung an Deutschland, und letztere» verlangt von Jedermann im Reichsland eine offene und unumwundene Anerkennung dieser Thatsache. Das Recht Deutschland» in Elsaß - Lothringen ist einfach undiScutirbar, und wir lasten weder durch ein „und", noch durch ein „oder" daran mäkeln. Telegraphische Nachrichten. München, Donnerstag, 29. September, Nach- mittag». ^Tel. d. DreSdn. Jourm) Die Abge ordnetenkammer wählte heute den Baron Ow mit 154 gegen 2 Stimmen zum ersten Präsidenten, vr. Kurz mit 8S gegen 70 Stimmen zum Vicepräfi- deuten; Frhr. v. Stauffenberg erhielt 68 Stimmen. Wien, Mittwoch, 28. September, Abends. (Lorr.-Bur.) Eine Ministerialverordnung verbietet «egen des Auftretens der Phylloxera in Italien die Einfuhr von Trauben, Trestern, Compost, Düngererde, gebrauchten Spalieren uud Pfählen aus Italien. Buda-Pest, Mittwoch, 28. September, Abend». (W. T. B.) Graf Majlath ist zvm Präsidenten, Graf Szoegyenyi zum Licepräfidenten deS Ober hauses ernannt worden. (Die bei der heute erfolg, ten Eröffnung deS Reichstag» vom Kaiser gehaltene Thronrede theilen wir unter „TageSgeschichte" mit.) Dublin, Donnerstag, 29. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Auf dem gestrigen Meeting katho lischer Bischöfe Irlands wurden mehrere Resolu tionen gefaßt, iu welchen die Pächter ermahnt werden, die Landbill zu benutzen, und gleichzeitig gewarnt werden, sich an Geheimbünden, Gewalt- acten und Einschüchterungen zu betheiligen. Schließ lich befürworten die Resolutionen die Begnadigung ter politischen Gefangenen. St. Peters bürg, Donnerstag, 29. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Kaiser hielt gestern eine 7 stündige Revue über die auS dem Ocean und dem Mittelmeer zurückgekehrten Schiffe ab und sprach dabei seine Anerkennung über die Präcision der Evolutionen auS. Dem „Journal de St. PütrrSbourg" zufolge begirbt sich der Kinanzrath Thörner nächste Woche nach Konstantinopel, um dem dortigen russischen Botschafter Rovikow bei den finanziellen Verhand lungen mit der Pforte wegen der russischen Kriegs- kostrnentschädigung beizustehen. lsüsnutenprel»«! ?gr äso kaum «invr s«»pLltva<w ?vtitrells 20 ?k. Vater „LiaxsEutt« äiv Leit« bv ?k. Lrsebelasnr T^Iiek mit Xosrmdms äsr 8onu- ovä keiertsA» Xbsllü» kUr Uva kol^eaUsir meint der „TempS", »war das Unglück deS Blatte». Der „Elsaß-Lothringischen Zeitung" gebührt das Ver dienst, zum ersten Male die Eonjunctionen in der Po litik angewandt zu haben." In Deutschland und na mentlich unter den Deutschgesinnten in Elsaß-Lothrin- gen wird dagegen die Präcision, mit welcher das Be zirkspräsidium an dem officiellen Namen, welchen da» RelchSland führt, festhielt, die lebhafteste Befriedigung erregen. Die Conjunction „und" enthielt einen Pro test. Das deutsche Reichsland heißt officiell: Elsaß- Lothringen. Elsaß und Lothringen waren franzö sische Provinzen; das „Echo von Elsaß und Lothrin gen" hätte sich also schon durch seinen Titel als ein Echo französischer Tendenzen angekündigt. Derartige Echos braucht aber die deutsche Regierung nicht zu dulden. Wer wünscht, daß Ansehen und Würde de» Reiches in Elsaß-Lothringen gewahrt werden, kann sich nur darüber freuen, daß, während noch vor wenigen Jahren der „Illäastrivi alsaeisn^ offen die Tendenzen der Protestpartei vertrat, heute dort der Gedanke de» Protestes sich nicht einmal mehr hinter einem Binde- Worte verbergen darf. Das Witzeln der Pariser Blätter über das Verbot de» Protestblattes wird da- deutsche Publicum kalt lassen. Befriedigter al» je gedenken wir heute Elsaß- Lothringen». Wir stehen vor einem großen historischen Gedenktag. Morgen sind e» 2 Jahrhunderte, daß der Ammeister Dietrich au» Straßburg, der im tiefen Frieden durch ein französische» Heer überfallenen Stadt, gebeugten Haupte» und gebrochenen Herzen» nach dem nahen Jllkirch wanderte und mit Louvoi» die Capitu- lation abjchloß, durch welche die deutsche Reichsstadt an Frankreich überliefert wurde. Stoch steht in Jll- kirch das HauS, in welchem jener welthistorische Act sich abspielte. Heute können wir mit Ruhe auf jene Deutschland angethane Schmach zurückblicken. Unser auf dem TheilungSvertrage von Verdun (843), der alle Völker, bei welchen sich deutsche Art rein gehalten, zum ersten Male verewigte und Deutschland als solche» geschaffen hat, begründete» historische» Recht ist wieder hergestellt, und Deutscher und Franke be haupten wieder die ursprünglichen Grenzmarken. Wollte da» neue deutsche Reich auf historischem Recht fußen, so mußte die durch Ludwig XIV. und durch jenen, den Raub Straßburg» sanctionirenden Frieden von RySwick unseren Vätern angethane Schmach gesühnt werden. Deutschland mußte durch die Besitzergreifung Elsaß-Lothringen» zeigen, daß e» auch seinen gefähr lichsten Feind nicht mehr zu fürchten brauche. Da» neue deutsche Reich hat die» gethan. E» hat den Frevel gerächt, der an dem alten Reich, al» e» morsch und mürbe geworden war, begangen wurde. E» hat Straßburg, da» Elsaß, sowie Lothringen wiederge- Tagesgeschichk. Dresden, 29. September. In Deutschland ver öffentlichte Werke, deren Verfasser sich da» Recht auf die Uebersetzung Vorbehalten wollten, waren, wa» die Schweiz anlangt, nach der zwischen beiden Ge bieten im Jahre 1869 abgeschlossenen, infolge proto kollarischer Verabredung vom 23. Mai l. I. bi» zum 30. Juni 1886 in Kraft bleibenden Uebereinkunft zeit- her bei dem eidgenössischen Departement de» Innern kinzutragen. Einer im diplomatischen Wege einge gangenen Mittheilung zufolge haben jedoch künftig die Anmeldungen für Einregistrirung von literarischen Werken bei dem Handelsdepartement in Bern zu erfolgen. * Berlin, 28. September. Wie der Telegraph auS Stuttgart meldet, fuhr Se. Majestät der Kaiser heute Vormittag um 11 Uhr mit dem Könige in einem mit 6 Trakehnern bespannten Daumont nach dem Cann- statter Volksfeste. Vieltausendstimmiger Jubel begrüßte hier beide Monarchen. In dem königl. Zelte unter hielt sich Se. Majestät der Kaiser auf das Freund lichste mit den dort versammelten fürstlichen Perfonen, namentlich mit dem Prinzen und der Prinzessin Wil helm und dem Prinzen von Sachsen-Weimar. Die sodann vorgenommene Besichtigung des PreiSvieheS und das Wettrennen interessirte und belustigte Se. Majestät sichtlich. Um 12 Uhr fuhren beide Maje- Amtlicher Theil. Dresden, 28. September. Dem Kaufmann Karl Gottlob Krögis in Meißen ist wegen der von dem selben am 31. Mai diese» Jahre» mit eigner Leben»- gesahr ausgeführten Rettung eine» Kinde» vom Tode des Ertrinken» die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen und mit Allerhöchster Genehmigung die Er- laubniß ertheilt worden, die Medaille am weißen Bande zu tragen. und Lothringen" zu gründen. Darauf wurde chm, wie die „Elsaß-Lothringische Zeitung" meldete, vom Bezirkspräsidium der Rath ertheilt, von der Heraus gabe der neuen Zeitung Absta-d zu nehmen, weil daS projectirte Blatt „der Provinz den Namen verweigere, welchen sie Hfficiell trägt und an welchen die Bevölke rung sich gewöhnt" habe. „Die Conjunction „„und"", Vrv«tovr laars»!»; ,. //aasen «te»n voyle-,- L«rU» Vt« N»»dorU- Schott«, : L. Htan-en'» UiirvLu; rnwLtorr ». N.: L. ^aeASk'sobs trucktunrüluax; SSrUtt: t/ »»»Lovriö. HHUssise, r«U»-^r»L»easr Da«-«L0lo, FU. N » r, u » » » d « r r Nünigl. Krpväitiou äs» Oroeäo« /ounuU», Vrvsüea, Xo. SV. stäten unter den begeisterten Hochrufen de» Volkes zum Denkmal deS Königs Wilhelm und sodann nach dem Lustschloß Wilhelma, wo da» Diner eingenommen wurde. Um H4 Uhr suhr Se. Majestät der Kaiser nach der Station Feuerbach und bestieg daselbst mit seinem Gefolge den Extrazug, welcher ihn nach Baden- Baden zurückbrachte. — Der „Staat-anz." fchreibt: Ihre Majestät die Kaiserin hat seit einiger Zeit die Herbstcur in Baden-Baden begonnen. Im allerhöch sten Befinden sind zwar langsame Fortschritte bemerk bar, jedoch wird Ihre Majestät noch fortgesetzt größter Schonung bedürfen und nimmt Allerhöchstdreselbe da her an den täglichen Diner-, zu denen Se. Majestät der Kaiser einige Personen von Distinction zu befehlen pflegt, nicht Theil. AuS demselben Grunde wird auch in diesem Jahre von der sonst üblichen Feier deS allerhöchsten GeburtSfesteS durch eine Excursion in da» Land abgesehen werden müssen, und wird Ihre Maje stät au diesem Tage, außer von den anwesenden fürstlichen Verwandten, persönliche Gratulationen nicht entgegennehmen können. — Anknüpfend an den Einzug deS Bischofs Korum in Trier bringt die „Prov.-Corr." einen längern Artikel unter dem Titel: „Zum kirchlichen Frieden". E» heißt daselbst: „Die Regierung konnte zunächst in zwei Dwcesen — Osnabrück und Paderborn — den von den Domcapi- teln gewählten BiSthumSverwesern die Ausübung bischöflicher Rechte und Verrichtungen gestatten. Der von dem Domcapitel in Trier vollzogenen Wahl eines BiSthumSverweserS mußte sie die staatliche Ge nehmigung vorenthalten, und es war hiermit für die Diöcese Trier bezüglich der Ausführung ihrer fried lichen Absichten eine gewffse Schwierigkeit entstanden, deren Beseitigung keineswegs leicht schien und auch nicht so bald erwartet wurde. Es darf nun al- ein unzweideutiges Zeichen der auch auf Seiten der römi schen Eurie herrschenden versöhnlichen Stimmung und Gesinnung angesehen werden, daß der Papst diese Schwierigkeit nicht zu weiteren Streitigkeiten auSnutzte, sondern den friedlichen Bemühungen der StaatSregie- rung um die Einführung geregelter Verhältnisse in der Diöcese Trier dadurch entgegenkam, daß er eine Persönlichkeit zum Bischof ernannte, welche dieStaat»- regierung al» ihr genehm bezeichnen konnte, und daß er denselben bewog, das Amt zu übernehmen. Die preußische Regierung ist gewiß erfreut, in ihrer Für sorge für die katholischen Unterthanen bei der Eurie ein so bereitwilliges Entgegenkommen gefunden zu haben, und wie sich dies bezüglich der Diöcese Trier gezeigt hat, so darf man hoffen, daß dieselbe Gesin nung auch anderen Diöcesen zu Statten kommen werde. In dem Verhalten deS Papstes in Bezug auf die Wiederbesetzung einzelner Bischofstühle darf unsere Regierung auch einen Anhalt für die Auf fassung finden, daß die Stimmungen, welche unter dem vorigen Papst bis zum Abbruch aller geordneten Beziehungen mit der Curie führten, zur Zeit in Rom nicht in gleicher Weise maßgebend sind. Mögen die Hoffnungen, welche hieraus zu setzen sind, sich in vollem Maße erfüllen. Zunächst ist zu wünschen, daß eS dem ersten im Emverständniß der Regierung mit dem Papst ernannten Bischof vergönnt sei, nicht bloS reiche« Segen in seinem Sprengel zu stiften, sondern auch für das weitere Vaterland ein B schof deS Frieden» zu werden, damit sich an ihm die hohen Erwartungen er füllen, welche der Kaiser und der Papst auf ihn gesetzt haben." — Ein Communique der „Nordd. Allg. Ztg." lautet: Die Berichte über den Erfolg der Bemühungen zur Beseitigung der Bettelei und deS Landstreichens haben im Allgemeinen e,ne Abnahme diese» Uebels erkennen lassen. Gleichwohl wiederholen sich die Klagen über Belästigung durch Bettler und Landstreicher, und es werden von verschiedenen Seiten fortgesetzt Anträge auf weitere Maßregeln zur Bekämpfung der gedachten Nichtamtlicher Theil, lletersi«'. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (TempS.) Tagetgeschichte. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtev. (Leipzig. Hohenstein - E» nst- thal. Roßwein. Löbau.) Vermischte». Statistik und Bolkswirthschaft. Eingesandte». Keuilletou. Znserate. TügeSkalender. Beilage. Lörsenuachrichteu. Telegraphische WitterungSberichte. Wonnen, und zwar nicht, wie eS Ludwig XIV. that, dnrch Hinterlist, Raub und Ueberrumpelung, sondern in ehrlichem, offenem Kriege, den eS zu seiner Ver- ttzeidigung gegen einen muthwilligen Angreifer führte. U kann heute sein Recht von Niemandem in Frage stpllen lassen und verlangt unbedingte Anerkennung dpr Territorialhoheit, die e» in jenen Grenzmarken atzSübt. j ES ist das Verdienst de» Frhrn. v. Manteuffel, dtß er mit eiserner Lonsequenz hieran festhält. Die Mrren Protestler hätten sich nur die verschiedenen Mußerungen de» Statthalter» zu merken brauchen, Md sie hätten wissen können, daß da» für ihr Protest- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Mittwoch, 28. September. Zum Besten der Genosfenschast deutscher Bühnenangehüriger: „Zopf und Schwert", histo rischer Lustspiel in 5 Acten von Karl Gutzkow. (Neu einstuditt.) »Zipf und Schwert" gehört ohne Frage zu den glücklichsten und dauerhaftesten Lustspielen Gutzkow'», obgleich e» eine seiner frühen Arbeiten (1844) ist. Schuf der fruchtbare Dichter auch in andern Comö- dien einen feineren, gedankenneueren Dialog, eine geist reichere Bespiegelung der glosfirten Zeitzustände, ent warf er auch in ihnen eine Charakteristik von an sich interessanteren und menschlich wichtigeren Personen, so ist ihm doch da» eigentlich komische, in seiner behag lichen Genießbarkeit ftlr die Bühne ausgiebigste Ele- ment in keinem zweiten Stücke so günstig gelungen. Wir blicken dabei im Einzelnen keineswegs in einen allzutreurn Spiegel der Geschichte und die Bezeichnung „historisches Lustspiel" ist nur innerhalb sehr weiter poetischer Licenz zu toleriren. Aber wir sehen ein freibehandeltes und darum um so lebendigeres Genre bild, welche» die Haupttypen, die Sitten und Um- gangSbräuche einer nach modernen Begriffen ost kaum glaublichen Vergangenheit in einer kühn »»gespitzten Form der dramatischen Anekdote wiedergieot. Diese- anekdotenhafte, für die Bühne durch Phrasen und ge waltsame Handstreiche de» Dichter» zubereitete Wesen vnd Treiben ist e» denn auch, welche» z. B. in der Schilderung de» Hofleben», der Diplomatie, überhaupt der fogenannten maßgebenden Kreise weit über die Grenzen der Wahrheit der Wahrheit hinwegführt. Das französische Jntriguenstück, welche- jeden geschichtlichen Stoff nach seiner Art verarbeitet, übte damals einen mächtigen Einfluß auf die ringende deutsche Dramatik auS. Nicht nur Bravourtalente, wie da- der Frau Birch-Pfeiffer ergaben sich diefer Schule, auch Geffter, wie Gutzkow brachten ihr schwere Opfer dar. Da- leuchtende Beispiel der realistischen, überzeugend natür lichen Hofschilderungen Shakespeare'- war eben noch nicht zur Beachtung gekommen, ja e- wartet noch immer auf diefelbe. So kam eS denn den Producenten darauf an, etwa- Drastische», für die Coulissen Au-giebige- au- dem überlieferten Material zu fertigen, wenn e» auch in vielen Beziehungen Dasjenige wurde, welches nur mit Hilfe eines MarionettendrathS möglich werden kann. Derartige Arbeiten — und „Zopf und Schwert" gehört zu ihnen — genießen den Bortheil einer dank baren und für den Schauspieler lockenden Spielbarkeit. ES handelt sich bei ihrer Aufgabe zumeist um lauter abgerundete Figuren, die dadurch für den Theatereffect leichter darstellbar werden, daß sie mehr nach einem erprobten Theaterrecept sinnreich erdacht, auSstasfirt und geschickt bewegt, als nach den geheimnißvollen Gesetzen ursprünglichen künstlerischen Schaffen- der Wirttichkeit nachgedichtet sind. In einiaen diefer Figuren hat sich da- damal- noch so frische, an eine große deutsch« Theaterzukunst glaubende Talent de- Autor» zur seenischen Blüthe uud Wärme eine» fröhlichen derben Humor» erhoben. Er wird durch den Uebernntth der gefunden Laune, jenen Factor herbeigeführt, der sonst bei der kritisch peinlichen Natur der reflectirenden Muse Gutzkow'» immer noch öfter auf der illusorischen Bühne de» Roman», als auf der wirklichen, sichtbaren deS Dra mas unbefangen zur Action schreitet. Diese den Eingebungen de» Augenblicks folgende dreiste Methode erweckt für den jovialen, behäbigen Grundzug diefer Comödie stet- eine gleichgestimmte Theilnahme unter den Zuschauern. Da» vortrefflich einstudirte, vom Publicum zahl reich besuchte Stück fand eine sich an den Gegenstand treu hingebende, animirte Aufführung. Hr. Porth (Friedrich Wilhelm I.), Frau Bayer (desfen Gattin), Hr. Richelfell (der Erbprinz), Hr. Jaff« (Seckendorf), Frl. Guinand (Dame der Prin zessin) und Hr. Bauer (Hotham) waren in ihren Rollen ganz heimisch und fest und führten in den dankbaren Hauptscenen ein erfreuliches Zusammenspiel vor. Auch Hr. MatkowSky gab die kleine Episoden rolle Eckhof, die dereinst einen LieblingSeffect deS jungen Deutschland» repräsentirte, mit vielem Feuer. Frl. Link hatte sich ihrer für sie vortheilbasten Auf gabe, der Prinzeß Wilhelmine, mit regem Fleiß zuge wendet. Diese scharfaccentuirten jugendlichen Charaktere sagen ihrem Naturell besonders zu. Ein anmuthendeS Ensemble gaben die Familien- fcenen bei Hofe. ES sind die natürlichsten Grellen deS Dramas und in ihnen trat bei Hrn. Porth die wohlgelungene Auffassung de» König» tn» beste Licht! O. B. Die Resselgarnindustrie. Auf diesen neuen und wie wir fast glauben, zu kunstreichen Gewerbszweig, der durch Anbau und Ver spinnung auch bereit» in Sachsen in» Leben gerufen ist, haben wir an dieser Stelle unseres Blatte« schon vor geraumer Zeit hingewiesen. Gegenwärtig bringt die „Social-Correspondenz" einen nützlichen und inte ressanten Artikel über diesen Gegenstand. Seine Wichtigkeit veranlaßt un» zu einer Wiedergabe de» Gesagten. Die Resselgarnindustrie läßt schon heute die Entwickelung zu einer Massenindustrie erkennen. Die Neffelfaser mit ihren Spielarten, der chinesi schen Nessel, der indischen Rameh und der deutschen Nessel, ist schon oft beschrieben und empfohlen worden, wir glauben daher un» hier der botanischen Einzel heiten enthalten zu dürfen. Die Faser bildet genau wie beim Flach» im Stengel einen Bast, nur liegt er bei der Nessel in stärkeren Lagen auf und wird 2 bis 4 Mal so lang; im Wesen unterscheidet sich dieser Bast bei keiner Nesselart, wohl aber in der Feinheit, hierin muh der chinesischen Nessel der Vorrang zugesprochen werden. Bi» vor Kurzem hatte die au» Hanf gewonnene Faser die Ehre, als die festeste zu gelten, insbesondere stand der russische Hanf in hohen Ehren; dieser ist jetzt aber durch die Ressel seiner Würde entkleidet, u. A. nach Prüfungen im englischen Marinearfenal. Der beste russische Hanf brach bei Belastung mit 8V kx, die Chinanessel mit 120 kg, die Assamnefsel mit 150 kg. Diese Proben wurden mit ungedrrhten Faseraebinden angestellt. Bei Gesptimsten ließ die Refselfaser ihre nächste Reben-
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