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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187804226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-22
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1878
- Autor
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Er1chrt»t «glich früh 6'/. Uhr. UH»«»» »» «e»cdttt», J»hanntSgassr LL «tt»chßn»Se, »er «eioctt»,: vormitta-s 10—12 Uhr. Nachmittag» 4—8 Uhr. »er ftir di« nächst- ^ ^ an »mhntta-rn dis Hr Nachmittags, an Sonn- >K«Kt»-enftäHbiSV.SUHr. A» »eoHtttte, stk L»L Lmuch«: Otto «enu». UmverfitälSPr. 22. «aats Stich«,»Lthanrunsk. 18'p. «tt ^s-^8 Uhr. Anzeiger. OrM für Politik, Socalzeschichtc, Handels- imd Seschiistkverkthr. Anstngr IL^chG. -d»»»e»e»t«r»ri» viertelt. 4V, Mt., tncl. vnnaettoh» S «k. durch die Post bezogen s Ml. Jede einzelne Nummer 2b Df. Belegexemplar 10 M. «edithren für «kxtradetlagen «ihn« Postdeivrve^mg )« Ml. mit Postbesbrderuug 4L VN. ZnstrMr Laesp. Petitteil« 20 Ps »rühere Schnsi« laut unsere» Preisverzeichmß.—labeÜarÄcher Satz nach höherem Tarif. N«cta»t» »nt« de» Ledattttachrich die Spaltzeile 4s Pf. Jnsemt« find stets an d.G»»M«- -u s«d«u. — Rabatt wiÄ mchl gogebeu. Zahlung praevwaarakäc oder durch Postvorschnß. 112. Montag dm 2L April 1878. 72. ZchMNg. » » O Snr Feier -es SePnrtstageS Ge. «njestlt »es »tntg» oo« Sachse» wird Ltenstag. Sen SS. «pril d. I , Mittag« IV, «hr eim Festmahl im hiesigen Schützenhanse stattsinden. Alle, welche sich betheingen wollen, werden gcheten, die Tafelkarten » 3 bei Herrn Friedrich Georg Keyßelitz, in Firma Earl Heinrich Mentz L Eo., ReichSstrahe Nr. 80/31, oder im Schützenhaus« bei Herrn Hoffmann, bei Srsterem bis zum 80. dieses Monat-, Nachmittags 4 Uhr, m Empfang zu nehmen. Leipzig, den 10. April 1878. Ger Nath her Stadt Leihzts. vr. Georgi. Mesierschmidt. Bekanntmachung. Der am 7. März 1876 zu Wiesbaden verstorbene Herr Heinrich Srnst Martins, früher Ko. 7 Kenover 8treet Kaoover 8qu,re in London wohnhaft, hat in seinem am 16. November 1871 zu London errichteten Testamente bestimmt, daß ein Theil seines Vermögens nach dem Tod« seiner Frau dem „die»»» lovn in loksnmstkal »t l-eiprig" zufallen soll. Der mit Ordnung des Nachlasses betraute Gerichtshof in London verlangt, da eS zweifelhaft erscheint, ob der Testator daS JacobSboSpital oder daS JohanniShoSpital habe bedenken wollen, Auskunft darüber, ob Herr Martius eine von beiden Anstalten besucht und etwa die Absicht einer letztwilligen Zuwendung aus gesprochen habe. Bekanntlich sind in unserem Krankenbause durch Anwendung deS BarackensystemS zuerst m Europa die während des amerikanischen Bürgerkrieges in Bezug auf Pflege und Heilung Schwerkranker und Echwerverwundeter gewonnenen Erfahrungen im Großen verwerthet worden; die Besprechung der hiesigen Einrichtungen in der Presse hat namentlich in den Jahren 1870 und 1871 eine große Anzahl von fremden Besuchern hergeführt und eS ist wahrscheinlich, daß unter ihnen auch der Testator gewesen ist. ES fehlt unS aber jede sichere Nachricht über den Aufenthalt deS Herrn MartiuS in Leipzig und wir richten deshalb an Alle, welche unsere Nachforschungen irgendwie unterstützen können, die Bitte, unS bezügliche Mittheilung machen zu wollen. Leipzig, am IS. April 1878. Der «Nth her Stadt Leipzig. vr. Georgi. Messerschmidt. Bekanntmachung. Auf dem zwischen der KöniaS- und HoSpitalstraße gelegenen Tracte der Stephanftraß« sollen die Fahr straße mit bosstrten Steinen gepflastert, dre Fußweganpflasteruna von Mosaikpflaster hergeftellt und die hierzu erforderlichen Arbeiten an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die betreffenden Bedingungen und Anschlagsformulare können auf unserem Bauamte, Rathhau-, 2. Etage, eingesehen werden, woselbst auch die Offerten mit der Aufschrift: „Vflaftcruugcn t« der Stepp anftrahe" bis zum 1. Mai d. I. Nachmittags 5 Uhr unterschrieben und versiegelt einzureichen find. Leipzig, den 17. April 1878. Ser Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann Bekanntmachung. Auf dem zwischen Königs- und HoSpitalstraße gelegenen Tracte der Stephanstraße sollen Granitschwellen gelegt und die hierzu erforderlichen Arbeiten einschließlich der Schwellenlieferung an »inen Unternehmer ver geben werden. Die betreffenden Bedingungen und AnschlagSformulare können auf unserem Bauamte, RathhauS, 2. Etage, tingesehen werden, woselbst auch die Offerten mit der Aufschrift: „Schwelenlegung tn der Stephanftratzc bis zum 1. Mat d. F. Nachmittags 5 Uhr unterschrieben und versiegelt einzureichen find. Leipzig, den 17. April 1878. Ser Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Dangemann. Bekanntmachung. Der Zugang zum Georgenhause vom Ranstädter Steinwege ab durch den sogen. HoSpttalgang wird wegen Ueberwölbung deS Elstermühlgrabens und Herstellung der Jacobsstraße vom Dienstag den 23. d. M. an gesperrt. Leipzig, am 18. April 1878. Ser Nath per Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung. Die in dem Raths-Forstreviere Connewitz erstandenen Hölzer sind innerhalb 8 Tagen abzufahren, widrigenfalls nach den LicttationS-Bedingungen verfahren werden müßte. Leipzig, am 20. April 1878. Des Raths Forst-Sepntatto«. Bekanntmachung. Wegen vorrunehmender Schleußenbauten auf dem zwischen der Arndt- und Molktkeftraße gelegenen Tracte der Kochstraße wird dieser Straßentract von jetzt ab bis auf Weiteres für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 18. April 1878. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Israelitische ReliaionSschule. Die «nmeldung neuer Schüler und Schülerinnen geschieht Sonntag 21. und Montag 22. von 8 bis 11 Uhr Vormittags im ExPeditionSzimmer des Svnagogengebäudes, Eentralstraße IS. Spätere «nmeldungen kiinncn nicht berücksichtigt werVen. Tagrsgeschichttiche Aederficht.; «attztt«, l». April. In der französischen Presse macht sich zur Zeit eine eigenthümliche Erscheinung bemerkbar. Sie fließt über von den heißesten Wünschen für den europäischen Frieden, und wir zweifeln recht, daß diese Wünsche durchaus aufrichtig sind. Dk bloße Thatsache der bevorstehenden Ausstellung macht die Friedensliebe durchaus erklärlich. Aber danebtn kann man es sich doch nicht versagen, aus der Lag» für die Rachepolitik Capital zu schlagen. In allen Tonarten wird daS Thema behandelt, Deutschlan» allein sei im Stande, den Ausgleich zwischen Rußland und England herbeizuführen. Einzelne aber gehen weiter und sprechen be reit- von Deutschlands Pflicht, den Krieg um jeden Preis zu verhindern. Wir haben vor einigen Tagen Über einen derartigen Artikel des „Journal des DebatS" nur unsere Ver wunderung auSgedrückt. Jetzt, nachdem sich auch andere angesehene Pariser Blätter der gleichen Taktik befleißigen, ist uns kein Zweifel mehr, daß System in der Sache ist. ES gilt, Deutschland für den Fall, daß die Ausrechterhaltung deS Friedens nicht gelingt, von vornherein als den eigentlichen europäischen Störenfried gekennzeichnet zu haben ES dünkt unS nicht überflüssig, wenn die deutsch« Presse zeigt, daß die Absicht nicht unbemerkt ge blieben ist. DaS wird vielleicht daS beste Mittel, weiteren Verdächtigungen vorzubeugen. Im Uebriaen ist die politische Lage heute so wenig aufgeklärt wie früher. Während vieleTages- blätter in ernsthaftester Weise von einer leider nur zu großen Wahrscheinlichkeit kriegerischer Entschei dung sprechen, glauben andere, sich besseren Hoff nungen hingeben zu dürfen. Die Pariser „Agence HavaS" berichtet überein stimmend mit den bereit- von London gemeldeten Nachrichten, daß die BermittelunaSunter- bandlungen zunächst folgendes Resultat erzielt haben: Die Cavinete von Petersburg und London gäben beiderseitig das Princip zu, daß die russischen Streitkräfte wie die englischen Kriegsschiffe zu gleicher Zeit auS der Nähe KonstantinopelS ent fernt werden sollen. Nachdem dieses Princip ein Mal angenommen sei, berathe man gegenwärtig die Feststellung der möglichst gleichmäßig abzu messenden Distanz, bis zu welcher die russische Armee und die englische Flotte sich von Kon stantinopel zu entfernen haben würden. Man spreche davon, daß die russische Armee sich bi- Adrianopel zurückziehen solle, während die englische Flotte wiederum die Besikabai als Ankerplatz auf suchen würde. Definitiv geregelt sei diese Frage noch nicht. Sobald die- der Fall sei. werde, wie es scheine, da- Cabinet von Wien die Initiative in den Fragen, die auf den Zusammentritt der Präliminarconferenz und deS CongresseS Bezug haben, in die Hand nehmen. Man sei der Ansicht, daß diese- durch die deutsche Diplomatie von England und Rußland erlangte Resultat den Zu sammentritt de- Cougressrs erheblich erleichtere. Die „Wiener Abendpost" theilt mit, daß in der Richtung eine-mit«»«irischen CompromisseS (die Zurückziehung der russischen Truppen und der englischen Flotte au- der Nähe von Konstantinopel) die Geneigtheit deS englischen CabinetS, auf diesen Vorschlag einzugehen, sowie auch die entgegen kommende Haltung der Petersburger Regierung gemeldet werde. Unter solchen Umständen, fügt daS genannte Blatt hinzu, gestalten sich, trotz der noch vorhandenen Schwierigkeiten in Betreff der Er ledigung anderer formeller Vorfragen, die Aus sichten für den Congreß in der öffentlichen Mei nung günstiger. Auch die „Ageuce Russe" in Petersburg erwähnt die Nachricht dortiger Zeitungen, wonach Deutsch land den gleichzeitigen Rückzug der russischen Truppen und der englischen Flotte auS der Umgebung von Konstantinopel in Vorschlag gebracht hat, und be merkt, diese Nachricht beweise den ernstlichen Cha rakter der gegenwärtigen VermittelungSverhand- lungen, welche unter dem mächtigen Einflüsse Deutschlands geführt würden. Die „Polit. Corresp." in Wien veröffentlicht folgende Meldungen: Au- Konstantinopel: Die Pforte ist entschlossen, die türkischen Truppen ungeachtet der von Seiten der russischen Regierung dagegen erhobenen Schwierigkeiten in den befestigten Stellungen in der Umgebung von Konstanlinopel und Gallipoli zu belassen.— Aus Bukarest: In der vorgestern stattaehabten geheimen Sitzung der Kammern soll der Ministerpräsident Bratiano er klärt haben, daß er eS nach den von ihm in Berlin und Wien bezüglich der Hessarabischen Frage Vorgefundenen Dispositionen für gerathener er achte, mit Rußland zu verhandeln. Darauf sei eine stürmische Debatte erfolgt, in welcher der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Cogalniceanu, auf da- Heftigste angegriffen, erklärt habe, daß er bereit sei, seine Entlassung zu geben, wenn die Kammern ihm in öffentlicher Sitzung ein Tadelsvotum ertheilen sollten. — Der diplomatische Agent Rußland-, Stuart, hat sich bei dem Fürsten Karl über die heftigen An griffe gegen Rußland in der Presse und in den Debatten der Kammern beschwert und die von Seiten der russischen Regierung ergriffenen mili- tairischen Maßregeln al« geboten gerechtfertigt. Zugleich hat derselbe vor einer weiteren Ueber- reizung der GemÜther wegen der unberechen baren Consequenzen, welche daran- entstehen könnten, gewarnt. — Von anderer Seite ver lautet, daß Rußland geneigt sei, die bessarabische Frage dahin zu modisiciren, daß e- ans die Ab tretung von Reni und anderer Ufertheile der großen Donau, den Georgcanal aufwärts, verzichte, dagegen auf die Abtretung von ISmail, Belgrad und Kahul bestünde. Seit 6 Tagen werden un unterbrochen russisch« Truppen von Tultscha nach ISmail befördert. — AuS Belgrad: Wie e- heißt, soll eS dem General Leschsanin gelungen sein, die Zusage Rußland- dafür ru erlangen, daß die Regelung der serbisch-bulgarischen Grenzfrage im Sinne der serbischen Wünsche erfolgen werden. Im Allgemeinen find die Zeitungen — ww fast immer zur Feiertaaszeit — sehr arm an eimDer- maßen wichtigen Mittbeilunqen, und deshalb »mrd auch die Kürze der heutigen Tageogeschichtlichen Uebersicht nicht übel vermerkt werden. Liturgische Gottesdienste. Am Charfreitag Nachmittag war in der Nikolai' kircbe die seltene Gelegenheit geboten, einem litur' gischen Gottesdienste beizuwohnen. Er wurde »war in einfachster, aber in sehr würdiger und er hebender Weise auSgeführt. Nachdem vom Chore da- Lied „Christe, du Lamm GotteS" ohne Orgel- begleitung angestimmt, wurde vom Altäre auS dimh Herrn ve. Lampadius nach dem üblichen Gruße „der Herr sei mit euch!" und nach einigen Jnto- Nationen und Responsorien eine PassionscoUecte ge sungen. Hierauf sang die Gemeinde unter Begleitung der Orgel die beiden ersten Verse von „Herzlichster Jesu", worouf Herr vr. Bin kau die Geschichte der letzten Leideusstunden des Heilandes abschnittweise so vorlas, daß mehrmals an geeigneten Stellen die ein zelnen Verse des trefflichen Gerhard'schen Liedes „O Haupt voll Blut und Wunden" von der Gemeinde singend eingeschaltet wurden. Tief rührend war der Eindruck, als nach den Worten „neigte er sein Haupt und verschied" der Ehor sanft und ohne Orgel den Vers anstimmte: „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir", worauf dann die ganze Ge meinde unter Orgelton den Scblußvers des Liedes sang: „Erscheine mir zum Schilde". Hierauf trat Herr vr. Lampadius wieder an den Altar und sang abermals eine Pasfionscollecte und dann den Segen. Der Gesang dreier Verse von „Meinen Je- sum laß ich nicht" beschloß die erhebende Feier. Gewiß haben wir den Herren Geistlichen, welche auch für Leipzigs Kirchengänger einmal einen litur gischen Gottesdienst veranstalteten, wie solche in Baiern oft, in Berlin und Dresden wenigsten- bisweilen gehalten werden, von Herzen zu danken. Freilich sind bei uns in Sachsen liturgische Gottesdienste noch etwas recht Seltenes und dar"m auch vielfach Un verstandenes, ja Nngekanntes. Dock verfehlten sie in den Gegenden, wo sie eingeführt sind, keines wegs ihren Zweck und erfreuen sich meist reger und zahlreicher Theilnahme, besonders da, wo ein gut geschulter Sängerchor, wie in Berlin, die Feier wesentlich hebt. Man hat von mancher Seite her, freilich meist ohne die nüthige Kenntniß und Erfahrung, seine Stimm« gegen die liturgischen Gottesdienste erhoben. Man hat gesagt, sie seien unfruchtbar, ja wohl gar katho lisch. In den liturgischen Gottesdiensten fällt aller dings das belehrende Wort der Predigt hinweg oder tritt doch in Gestalt einer kurzen Rede sehr zur Seite. Doch muß denn jeder Gottesdienst (auch jeder Nachmittags-, Abend- oder Wochengottesdrenst) ein Predigtgottesdienst sein? Kann nicht auch im Predigen ein Zuviel geschehen ? — Im liturgischen Gottesdienste tritt daS Wort Gottes ohne Vermittelung der Predigt an die Gemeinde heran. Besonders aber tritt in diesem Gottesdienste die Gemeinde im Gebete vor Gott. Hier ,st sie mehr thätig, im Predigtgottesdienste mehr empfangend. Hier tritt die Subjektivität des Geistlichen mehr zurück, während sie sich in der Predigt stark geltend macht. Hier wird vorwiegend daS Gemüth der Gemeindeglieder in Anspruch genommen, und da die Religion für den ganzen Menschen ist, darf der Gottesdienst auch diese Seite keine-wegS vernach lässigen. Gesang und Musik, diese edlen Gottes gaben, deren vorzüglicher Lobredner unser Luther ge worden, sind darum so weit wie möglich gerade in den liturgischen Gottesdienst zu ziehen. Ein wesentlicher Vorzug der liturgischen Gottes dienste liegt endlich in ihrer Mannichfaltigkeit und Abwechselung. Wir müssen es wirklich bei vielen unserer Kirchgänger entschuldigen, wenn sie beim Anhoren einer langen Predigt den Gedanken faden verlieren, wenn ihren beim Gesänge eines langen LiedeS, beim Hören eines langen Kirchen gebetes die Andacht schwindet. Bei liturgischen Gottesdiensten wechseln in kurzen Zeiträumen Pre diger und Gemeinde in ihrer Wirksamkeit mit ein ander, da wechseln mit einander Rede und Gesang, Gesang des Geistlichen, Gesang des Chores, Gesang der ganzen Gemeinde. So wird in würdiger Weise der Monotonie und der Gedankenlosigkeit vorgebeugt durch Abwechselung und Wechselseitigkeit. Wir wünschen aufrichtig, daß der l. liturgische Gottesdienst in Leipzig nicht auch auf lange der letzte gewesen und daß er nicht nur an späteren Charftei- tagen wiedei holt werde, sondern daß auch an anderen geeigneten Tagen ähnliche Gottesdienste, vielleicht in noch etwas erweiterter Form gehalten werden. Wir hoffen sicher, daß die Gemeinde dann auch noch mehr ihre Theilnahme beweisen werde, als DieS am Ehar- freitag geschah. Kaufmännischer Verein. * Leipzig, 20. April. Die Versammlung des Kauf männischen Vereins am letzten Donnerstag wurde von dessen erstem Vorsteher mit der Mittheilung er öffnet, daß der letzte Vortrag in diesem Winterhalb jahre in der Woche nach der Osterwoche und zwar von Herrn Diakonus von Criegern über ein den Protestantismus berührendes Thema gehalten werden würde. Herr Professor vr. Overbeck ergriff darauf da- Wort zu dem zweiten seiner Vorträge über einige der Hauptergebnisse der Ausgrabungen zu Olympia, insbesondere über die „Nike des PLonios". Wenn schon der kunstgeschichtliche Gewinn auS der Wiederausfindung der beiden Giebelgruppen des AeustempelS die Kosten der Ausgrabungen voll ständig gelohnt, so ist der Gewinn noch unendlich vermehrt worden durch zwei andere Auffindungen, den Hermes mit dem Bacchuskinde deS Praxiteles, und die Nike de- PäonioS von Mende. Diese beiden Funde haben ungefähr dieselbe Bedeutung, wie wenn wir von großen Meistern auf dem Gebiete der Ma lerei, von Leonardo da Vinci oder Correggio, seither nur schlechte Nachbildungen behalten hätten und nun aus einmal in Besitz ihrerOriginalwerke gelangt wären. Wir hatten seither noch nicht ein einziges Original- Werk von den Meistern auS der größten Blüthezeü Griechenlands: von den Parthenongruppen wissen wir nichts was daran Original deS Meisters, der sie ge schaffen, ist. Jetzt haben wir nun auf einmal zwei Originalwerke auS jener Blüthezeit, die in daS vrerte und dritte Jahrhundert vor unserer Zeitrechnuna fällt, erhalten, ein» von einem Künstler ersten Ran ges, daS andere von einem Künstler zweiten Ranges verrührend. Die Abgüsse vom Herme- de» Praxiteles find necb so wenig bekannt, daß die Urtheile in Bezug auf diese- Werk sehr weit auseinander gehen. Währeno eS die Einen für ein sehr bedeutendes und hervor-
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