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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189501183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18950118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18950118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-18
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Erscheint sin Verbindung mit den »Nach richten ans dem Buchhandel») täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — JahrcsprciS: für Mitglieder ein Exemplar 10 für Nichtmitglieder SV Börsenblatt für den Anzeigen: für Mitglieder 10 Pfg., für Nichtinitglicder 20 Pfg., für Nichtbuch- hnndler 30 Pfg. die dreigespaltenePetit-- zeile od«;r deren Raum. Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige. Eigentum des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. 15. Leipzig, Freitag den 18. Januar. 1895. Nichtamtlicher Teil Der Absah von neuen Romanen in Deutschland und im Auslande. Im vorigen Sommer bot der Jordanschc Brief einen Anlaß znr Debatte über die geringe Kauflust des Publikums für unsere Litteratnr, d. h. für die schöne Littcratur. Ein Versuch, die Schuld ans die teuren Büchcrpreise zu schieben, mußte für jeden Kenner der Verhältnisse als ungenügend er scheinen; denn die Durchschnittspreise für Dichtungen in Poesie und Prosa sind bei uns nicht höher als bei Engländern. Franzosen und Amerikanern. Ich habe nun aus den letzten paar Monaten einige Aus züge aus englischen Zeitschriften gemacht, worin der Bücher markt besprochen wird und will daraus die auffallendsten Zahlen über die erschienenen Auflagen neuer Romane Mit teilen. Es ist charakteristisch für den auswärtigen, namentlich den englischen und amerikanischen Verlag, daß dieser regel mäßige Kunde über die abgesetzten Auflagen und deren Höhe giebt. Diese Zahlen haben um so mehr Wert, als sie meist von Weltfirmen herrühren, die es verschmähen würden, schwindelhafte Angaben zu machen, und als man bekanntlich bei unseren Nachbarn die Lieferung in Kommission, wodurch bei uns allein schon ein- oder mehrere tausend Exemplare absorbiert werden, nicht kennt. Ich gebe die Zahlen und Notizen, so wie ich sie fand, wieder: Silas Hocking hat 25 Romane geschrieben, die zu sammen in einer Million von Exemplaren verbreitet sind. Hall Caine. der Verfasser von folgenden neueren Ro manen: »tlls 8oap6Aoat«, »t,lls Lonäman« und »tlls ^l-wx- nnm«, weist 30. 26 und 21000 abgesetzte Exemplare auf. Sarah Grant's »Usavsnlz» llcviu8« hat 44 000 erreicht. Stanley Weyman's neuerhistorischerRoman: -Nyllaä/ llotds,« war vor der Ausgabe vergriffen; zusammen mit der zweiten Auflage sind 20 000 Exemplare hergestellt und abgesetzt. Von Crockett's »tlls Illlao Lundovvot- wurden in einigen Wochen 18000 Exemplare verkauft. Von Miß Harraden's »In vurz-inZ mooä8« sind allein von der in Amerika autorisierten Ausgabe (abgesehen also von dem englischen Original) 20 000 Exemplare verkauft. du Maurier's »llrild^« erreichte, nachdem es in der größten englisch-amerikanischen Zeitschrift in ca. 200000 Exemplaren verbreitet war, in der amerikanischen illustrierten Buch-Ausgabe in wenigen Monaten einen Absatz von 100 000 Exemplaren, während gleichzeitig in London nacheinander sieben Auflagen der dreibändigen Ausgabe ü 31^ Shilling erschienen. Dazu kommt der Absatz einer Luxusausgabe ä ca. 50 Mk. in 600 Exemplaren. Sehr große Ziffern, deren genaue Zahl mir entgangen ist, weisen die neuesten Romane von Crawford. Ward, Swan auf. Ich denke, diese Zahlen, in Betreff des Absatzes ganz neuer, eben erschienener Bücher, die seitdem wiederum an Umfang gewonnen haben, genügen, um uns den riesigen Unterschied zwischen unseren Absatzverhnltnissen und den dor tigen darzuthun. Ich möchte wissen, wie viele deutsche Zweiundsechzigster Jahrgang. Romane der letzten 4—5 Monate auch nur einen Absatz von 5 und 10000 Exemplaren (oder sagen wir lieber, um be scheiden zu sein, von 1 und 2000) gefunden haben, lieber unsere heimischen Absatzziffcrn hüllt sich unser deutscher Verlag wohlweislich in Schweigen; denn es dürfte Thatsache sein, daß nur sehr wenige Romane bei uns auch nur in 1000 Exem plaren abgesetzt werden.*) Unlängst las ich die Ankündigung eines hervorragenden Romanes von Raabe, der nach 25 Jahren (!) in 2. Auflage erscheint, und der Rezensent der »Münchener Neuesten Nach richten« machte dazu mit Recht eine Bemerkung über unser »schofeles« Publikum. Ja. allen Bcschwichtigungs- und Be- schönigungsvcrsuchen gegenüber muß es rund heraus gesagt werden, daß unser deutscher gebildeter Mittelstand, soweit er wohl habend ist (und auch wir haben ja Hunderttausende von vermög- lichen Leuten, abgesehen von einer großen Zahl von Millionären) von einer geradezu widerwärtigen Zurückhaltung gegenüber den Anschaffungen aus dem Gebiete der schönen Litteratnr beherrscht ist; überhaupt ist das Interesse für die schöne Litte- ratur nach meiner Ansicht in den letzten Jahrzehnten in unseren gebildeten Kreisen mehr und mehr zurückgegangen. Man kann heutzutage in Gesellschaften aller Art kommen, und man wird selten finden, daß die Unterhaltung aus ein gutes Buch fällt. Hand in Hand damit geht das bloße Vegetieren unserer Litteraturblätter, die in anderen Ländern in Ansehen und Blüte stehen. Auch in den Zeitungen bildet der litterarische Teil das Aschenbrödel. Zwar giebt sich jedes politische Tageblatt mit Rezensionen ab; aber es ist auch eine Mache darnach. Außer von etwa einem Dutzend unserer Zeitungen kann man keine durchgearbeitete und mit Hingebung geschriebene Kritik erlangen. — Wohin sind wir in Deutschland in dieser Be ziehung gekommen als Volk der Ideale und der Denker! Der Ursachen dieser Erscheinung sind gar viele. Aber eine möchte ich hervorheben. In keinem Lande hat sich der Buchhandel so sehr aufgelöst in einen Handel in und mit Zeit schriften. wie bei uns. Eine Menge Zeitschriften unterhaltender Art mit und ohne Illustrationen bilden das Material unserer »Mappen«, die in der Mehrzahl unserer Familien des ge bildeten Mittelstandes cirkulieren. Damit wird kein litternrischcr Sinn und kein wirklich tieferes Interesse für die Littcratur gepflegt; sondern —im Gegenteil — nichts ist geeigneter, den Sinn und die Freude an der Littcratur und an Büchern gründ licher zu zerstören, und so kann man sagen, daß außer den Zeitungen mit ihrem vielen minderwertigen und immer mehr anschwellenden Stoff auch die Wochen- und Monatsschriften des Lesezirkels die Totengräber der schönen Littcratur sind und noch weiter in dieser Beziehung wirken werden. Stuttgart, Januar 1895. Rob. Lutz. *) Wir erlauben uns den Herrn Einsender auf den Artikel »Be trachtungen über das Weihnachtsgeschäft-- in Nr. 5 des Börsenblattes vom 7. d. M. aufmerksam zu machen, wo »ein alter Sortimenter- die Thatsache eines -enormen Zuwachses« im Absatz von Nomonen betont, sich dabei allerdings über das Abschreckende der -teilweise geradezu unglaublich hohen Preise- beschwert. Ncd. 42
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