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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188205312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-31
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1882
- Autor
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Erscheint täglich früh «V, Uhr. Rk-«ltio» »nd LkPedMo» Johaaues-affe Ä. -Prechlinndr» der Hedarli«»: vormittag« 10-1» Uhr. «ach»tt»»g» 5-8 Uhr- e her sür »te nLchUfaigr«»« »esti«»te« -»«erare a» »>« hi« t Uhr RachWttt««». . «n» Festtagrasriih »i« '/,§ UhQ «„»ahme her für »te «LchUfaige»»« Rmiimer »es^—"" — W scheu»»«« imLsNU-l Zn den Filialen für Ins.-^nnahme: Ott« >le««, Untverfltätsstraße LI, kani« Lüsche, Aatharinenstraße 18»». unr »«« Uhr. tiprigtt'.Lagtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 17,300. Adovannrntspreis viertel,. 4 V, ällX^ incl. Brrngerlovn 5 Mk., durch die Bost bezogen K Mk. Jede einzelne Rümmer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ahne Poftbesürökruug 39 Lik. mit Postbesörderung 48 Ml. Inserate SgespaUlene Petitzelle 20 Ps. Größere Schristen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. tlerlamen nntrr den Nestactionsgrich die Svaltzrile 20 Pf. < Jnferatr sind steis an die Eppedillsn j» jeaden. — Rabatt wird uichl gegeben. Zahlung praeuumer.riKio oder durch Post, nachuahme. ^-151. Mittwoch dm 31. Mai 1882. 76. JahMNg. Amtlicher Thetl. VklllNMlmachMA. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir beschlossen, für die Beaufsichtig«»- der G»»a«lage« iu den Straßen eine,» besonderen Lechuiter a»z«stellen »ud mit dieser Stelle einen jährlichen Gehalt vo» 1800 >i„d >/«jährliche Kündigung zu verbinden. Der Anzustellende erhält nach Ablauf vou 2 Dienstjahrcn Pensionsberechtigung und wird letztere Zeit hierbei nnt in Anrechnung gebracht. Bewerber um diese Stelle fordern wir am, bi« zum 17. Juni or. unter Beifügung von Zeugnissen sich schriftlich bei unS zu mrlden. Leipzig, am IS. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. CichormS. Verle-ung des Schkeudiher Satir-Mardtes. Zufolge Anordnung de« kinigl. Hrn. Regierung». Präsidenttu zu Merseburg hat wegen der am 5. Juni or. siatin„dciidcn allgemeinen Erhebung der BerussverhLltnisse der Bevölkerung de« deutschen Reiche» der hiesige, auf dm 5. und 8. Jnut sollende Krammarkt aus «oata, un» TirnStag, de« 12. n«h 13. Juni hs» S» verlegt werden müssen, was wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß der Zur zweiten diesjährigen Benesizvorstelluug zum Besten TH*ater»P«asio«<-FoudS, welche Mittwoch, den 3t. Mai d. I. sin! «finden wird, ist die Oper „TannbLuser" von Richard Wagner gewählt worden, wobei Frau Naumann-Gungl vom Sladtthcäter in Bremen die Rolle der „Elisabeth" über nommen hat. Dir glauben hoffen zu dürfen, daß daS geehrte Publicum seine Theilnahine sür unser Pensionsinstitut auch dieses Mal durch recht zahlreichen' Besuch der Vorstellung bclbätigen wird, ---d- Leipzig, den 24. Mai 1882. Der DerwaltungS-AaSschu- flr de» TheaterpenfionS-Hond«. - Virb-ahls-Velianntmachung. Gestohlen wurden allhter erstatteter Anzeige zufolge: I) Linunddreißig Käse aus einer Kellerabtheilung im Grundstück Ar. 01 der Koedftraße, vom SO. bi« S1. ds». Mt». : 3) sechs neue Krautnhe»he«, zum Theil öl. 8. ge,., aus einer Löhnung iu Nr. 24 der Elfierftrstz«, in der Zeit vom 12. bis 23. ds«. Mts.; 3) ein dunkelgrüner Franegreck mit Ueberwvrf. eine dergleichen Jacke, ein schwarzer vardgrrsck mit Plissösalbel und eia ilh.vorzcr LtchPrsck mit Zug, au« dem Borsaal einer Wohnung i>< Nr. 12 der Körnerstraße, am 23. dss. Mis. Vormittag»; 4) eine silberne «nlindernhr mit Sekunde, ab«enutzrem Gold raild und geriester Rückseite mit Ivappensörniiaem Schildchen in der Mite, nebst kurzer Mcsstngketle. a»S einem ArbcitSlocal in Nr. 47 der Gerberstraße, am nämlichen Tage Mittags; b) ein weißlrinmer Fnmeurock und einer dergleichen von Lhirting aus einer Ecklasstube in Nr. 14 der Nürnberger Straße am 24. dj». Mt». Vormittags; 6) eine gepökelte Rindüzitnar, ungefähr 25 Eier und 4 Flaschen Zerbster vttterdier mittelst giubruchS au» einer Kcllcrabtheiluno ,n Nr. S7b der Sophienstrahe, an demselben Tage Nachmittags: 7) eine eiserne Ääschplättr, fast neu, mit gelbpolirtem Griff, nebst einem dazu gehörigen Stahl, au« einer Wohnung in Nr. 34 der Dusourstraße, in der Zeit vom 5. bi« 25. dss. Mts.: 8) ein schwarzlrderne« Portemonnaie, enthaltend 172 >l, in ach! Doppclkroncn, einem Fünfmark-, zwei Markstücke» und einem Fünfmarkscheine, aus einem Küchen raume im Grundstück Sophien siraße 2», am 25. dss. Mi». Vormittag»: 9) eine silbern« EylinSernhr mir Sccunde, deutschen Zahlen und aus der Rückseite zwei Pferdchen eingravtrt, nebst langer brauner haarfette mit goldenem Beschlag und ebensolchem Schieber, au welchem „k. IV. 1896" eingravirt ist, auS einer Wohnung in Nr. 50 der Nicolaistraße, vom 29. bis 25. dss. Mts,: 10) eine Qnantität Nordhäuserbranntwein (etwa 5 Liter), sechs vertilge und ca. 25 Stück Cigarren mittelst Einbruchs aus einer Bude »n vormaligen botanischen Garten, in der Nacht vom 26. zum 27. dss. MtS.; II) ein grauleinener Sack. gez. „5ppoukel>ler". enthaltend etwa 50 Kilo Aart«sscl«, vom Marktplätze, am 27. dl». MtS. Vormittags 12) eine vuttevwanne, aus dem Teckel k. N. gez., enthaltend 24 Stückchen Vntter, welche vor Nr. 4 am Königsplatze gestanden Hai, am nämlichen Tage Nachmittags; 19) ein MannSrock von grauem blau, und rothmeltrtrm engl Closse, mit einer Reihe Knüpfen, hellgestreiftem Aermel- und iaiivarzem Schoßfutter, eine Weste von demselben Stoffe und zwei Paar dosen von dunkelcarrirtem Stoffe, an« einer Wohnung in Nr. 20/21 der RcichSstraße. zu derselben Zeit; 14) ein Nock von dunkelcarrirtem Stoffe, alt, ein schwarz »nd weiß carrirteS baumwollenes Halstuch und ein weiß und blau gestreifte» Taschentuch, vom Fleischerplatze, am gleichen Tatze Abend»; 15) eia Portemonnaie von schwarzem Leder, mit Stahlbügel enthaltend 28 .s! 50 -H, in einer Krone, zwei Fünfmarkscheinen acht Mark- und einem Fünszigvscnntgstücke, sowie ein 20-kopekcn stiick, ein istisenbahnsahrdiükt. Letpzig-Dre-den, zwei Schlüssel und eine Photographie, mittelst Taschendiehstahl« tm Dresdner Bahnhof, rn der Nacht vom 27. zum 28. ds». Mts.: 16) einr silberne Ncmontotruhr mit Secunde, Goldrand und geriester Rückseite mit Wavpenschlldchen in der Mitte, nebst kurzer »'ibcrner Panzerkette, au- einer Stube in Nr. 9 der Rvßstraße am 28. dis. Mts. Vormittags: 17) eine Geldsumme von »0 Mark, in vier Doppelkronen und einer Krone, aus einer Wohnung in Nr. 11 am Roßplatze, in der Zeit vo», 1. bis 27. dss. Mi».; 18) ein Mannsrock von blauen, Stoff, mit schwarzem Sammet kragen, zwei Reihen schwarzen Hornknüpfen, hellgestretsiem Aermel und schwarzem Schooßfulter — in den Tasche» befanden sich zwei schwarzledrnic Brieftaschen, enthaltend einen Ersachreservrschei« und eine» polizeilichen Anmeldeschein aus ..Ileirnsr' lautend und fünf Pfandscheine —, welcher in der Nähe der Iohonniskircht geleqe» hat, am 27. dsS. Mis. Mittag». Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal «lblbeilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 30. Mai 1882. Las Polizet-A«t »er Stadt vetdzig. Richter, vr. Nienholdt. chkeuditz, den 22. Mai 1882. Der Magistrat. Zum öffentlichen Verkauf vou ca. 60 Stück meist starken Eichen- Nuyenden aus der Oberförsterei Tornau, der Totalität der Forst- beginge Bauerhaus und Tornau N steht ein Termin an auf Donnerstag, den 8. Inn« früh 9 Nhr ans dem Eisenhammer hier. Die Förster Anton, Reineckc und Jäger Morgenstern zeigen aus Verlangen die Hölzer örtlich zur Ansicht vor. Tornau bei Düben, den 90. Mai 1882. Der Lderf-rster: Schridemautel. Skffentliche ver-eigkr«lig. Donnadend, den L. Juni, »an vormittag l» Uhr ad g» laugen aus dem Hose der Kasern« Pleißenburg rin« Partie aus -augirter Mnsik-Jnftrnmente, Trommeln «nd Tamdour-An» rnstnnoSftöcke, Stiesel, Schnh«. sowie Riemen »nd vlechgesäße verschie- dener Art. ferner Mesftngthrilt. Tuch- und Leinwand-Adsile» --Her. Aisten «nd verschiedene andere Gegenständ« sofortig« Baarzahlung zur Versteigerung. ASniaitche« 8. Ankanterie-Negtment „Prtn; Johann Georg" Nr. I»7. Nichtamtlicher Theil. Die östliche Kriegsgefahr. DaS Säbelrasieln an der Newa will gar nicht mehr aus. hören und „Skobelefs" ist bereit» ci» Gattungsbegriff geworden, denn zu Dutzenden tauchen sie aus die Äkobclefs'ö an allen Ecken und Enden, die natürlich nur den Krieg gegen Deutsch land iu den Falten ihrer Mäntel tragen. In allen Tonarten wird der Krieg abgcwandclt und man sollte meinen, sür diese russischen Abenteurer und Kriegshäuptlinge sei ein goldenes Zeitalter angebrochen. Sie sind natürlich allesammt darin ciMnimig. daß der Sieg den russischen Waffen nicht fehlen könne. Da sie sich mit ihren Türken- und Turkiiicnenschlacktrn nicht rühmen können — der letzte Türkenkrieg war ja nur ein Beweis sür die Mangelhaftigkeit der russischen Heeret- organisation und für die Unsähigkeit der russischen Generale — so greisen sie in die Vergangenheit etwas weiter zurück und brüsten sich, daß Karl Xll. und Napoleon I. von Ruß land besiegt worden seien. Allerdings stebt der berühmte „General Winter", der jene Eroberer in eine Lage brachte, wo »ach des Dichters Wort jede Schneeflocke Helden nicdcrschlug", immer noch im Dienste Rußlands; eine andere Frage ist, ob sich-eine dritte Nhzch finden wird, die so lhörickt ist, den Kampf mit dein „Geiiera Winter" auszunchmcn. Auch darf nian nicht vergessen, daß Napoleon ganz wohl noch Zeit hatte, von MoSsiru die deutsche Grenze zu erreichen, wenn er. der Unbesiegte, sich rechtzeitig hätte zum Rückzuge entschließen können. Statt dessen ließ er sich durch die arglistig hingezogeiieil Unterhandlungen mit den Russen bis ziii» Einbruch' des Winters sesthalten. Deutsch land verdankte dem Winter seine Befreiung von der napolco nischcn Gewaltherrschaft nnd man wird in Deutschland an» jenen» Kriege dech auch gelernt haben, was eine Invasiv» in Rußland bedeutet. Allein die russischen Lärmmacher scheinen fest überzeugt zu sein, bei einem Kriege zwischen Rußland und Deutschland seien die dculschc» Heere gezwungen, wie Napolco». aus Moskau zu inarschircn und in den Schncestürinen nnd der ungeheuren Kälte alle Widerstandsfähigkeit z» verlieren und sich ausznlösc». Ein russischer Rillmcisler von de» Warschauer Gartc-Ulancn hat sich die Sache auch schon ganz nett zurecht gelegt. Nach dem ganz unmäßig schlauen Plane dieses Edlen — der Plan ist rin „Historischen Bolen" veröffentlicht — soll die russische Armee gegenüber der denlschen InvasionS armer, wenn cS znm Kriege kommt, sich znrückziehen. alle Ver kehrSmiltel zerstören »nd dieDeutfcheni» daS nnwirthlichcInnere Rußlands lecken, wo sic schließlich dem Schrecken des Winters erliegen werken. Zugleich soll nach dem Plane de» edlen NittnicistcrS eine Lculschciihctze eröffnet und das Eigenthum der in Rußland wohnhastcn Denlschen vernichtet werken. Die Vernichtung der Eisenbahnen, »irint er ferner, werde die ausländischen Bankiers mit schweren Verlusten hcimsiichcn nnd daS sei ganz gut, denn diese hätten zu viel in die wirtb scbastlicben Verhältnisse hineinzureden. Zu gleicher Zeit sollen aber auch Kosaken und asiatische Schwärme »n Rücken deS deutschen HeercS streifen und womöglich bis nach Berlin einen erschöpfenden und räuberischen kleinen Krieg anSdehnen. So werde Deutschland binnen kurzer Zeit ganz erschöpft sein und unterliegen. Ter gute Mann bat dabei nur Eine» übersehen, was nicht so ganz unwichtig ist- was dann, wenn ihm daS deutfche Heer nicht den Gefallen tlmn sollte, sich so weit nach Rußland hinein locken z» lasse»? Und was ferner, wenn die Deutschen vorsichtig genug sind, im eigenen Lande Mannschast genug zurlickzu lasten. um den Kosaken und dem so liebenswürdig ,n Aussicht gestellten asiatische» Raub gesindel derart aus die diebischen Finger zu klopfen, daß iie sür alle Zeiten da» Wicderkvminen vergessen? Die Bildung diese« Rittmeisters, welcher in der Thal der naiven Ansicht ist, ein Volk von 45 Millionen werde sich sein Eigrnthlim von ein paar Tausend Kosaken unk Baschkiren rauben lassen, muß eine ganz merkwürdige sein und erklärt uns zur Genüge, wie es kam, daß die Rüsten lroy ihrer Uebennacht kaum mil den Türken fertig geworden sind. Bei solch' eine», Osficicrsiandc darf man sich darüber gar nicht wundern. Bewundern kann man aber in der That die Schlauheit, mit welcher der Herr Rittmeister bestrebt ist. seinem Vaterlante bei den auswärtigen Bankier« den Eredil abznschneidrn. Und wa» wäre Rußland ohne diesen Eredil? Mil welchem Gelde wollte man denn überhaupt Kriege führen, wenn man keines im Auslände geborgt bekäme? Bon solche» Phantasien nnd Erregungen ,st Rußland er füllt »nd der Zusammenstoß wäre sicherlich schon da. wenn eS nach Skobelefs und seinen Partisanen ginge. Ader lächerlich auch die Rodomontaden dieser Herren und, die Sache hat auch ihre ernste Seile. In den höheren Regionen scheint man der Ansicht zu sein, daß mit der Zeit der Zusammen- stoß zwischen Deutschland und Rußland unvermeidlich sein wird. Rußland provocirt ihn von Iabr zu Jahr. Vor einiger Zeit haben die Rüsten bei Warschau neue Befestigungen 'angelegt; in Deutschland gebt man jetzt mit dem Plane um au« Danzig einen großen Krieg-Hafen r» machen und dort einen großen Wasfcnplatz zu schassen. Die« wird de» Rüsten um so schmerzlicher sein, als sie schon im Jahre l8l4, da sie noch ,.Befreier" waren, Danzig gern an sich genommen hätten. So zwingt der KriegSlärm, den rinige unbesonnene und thörichte Hitzköpfe erheben, beide Staaten zu kostspieligen Vorbereitungen für den Fall des Kriege«, vie aus beiden Seiten den nationalen Wohlstand schwäch», der längst keine Schwächung mehr vertragen kann. Im Uebrigcn wird Nicht« so heiß gegessen wie eS gekocht wird und vorläufig Haben wir noch gute Ruhe. Di« russischen Zustände werden auch dem ehrgeizigsten Staatsmann — auch dem „Vater der Lüge", dem Ge ieral Ignaliefs — die Lust zu einem Kriege jbenehmc». Leipzig, 31. Mai 1882. Die Gerüchte vo» erneuten AuSgleichSverbaud- lungen mit dem Herzog von Cumbertand sind nach unS zugehenden Milkhrilungcn nicht so kurzer Hand adznwcise», wie dies bei früheren Nachrichten, die in derselben Richtung ingcu, gerathru erschien. Es heißt bestimmt, daß Fürst ZiSmarck sich lebhaft sür die Versöhnung de« welfischen Prätendenten interessirt, eine Nachricht, die ihre gewichtige Stütze erhält, wenn man sich vergegenwärtigt, daß daS Ge- Ungcn deS Ausgleich« die Aussichten der Regierung bei den bevorstehenden Wahlen znm preußischen Landtage erheblich bester» würde, der Kanzler also ein Interesse daran hat, auf die Erreichung dieser günstige» Möglichkeit hinzuarbcilcn. Die Welsen wollen, wie schon angekündigt, bei den Landtagö- ivahlen ihre bisherige Abstinenzpolitik ausgebcn und sich am Kampfe beteiligen Treten sie als Welsen in die Agitation ein. so erwächst der Negierung ein neuer Gegner; gelingt c« dagegen, sie nach erzieltem Einvernehmen mit dem Herzog von Eumbcrland auf da« conservative Programm zu vereidigen, so stärkt Fürst DiSmarck nicht nur seine eigene Position und diejenige der Reckten, sondern er erschüttert gleichzeitig den Bestand deS EcntrnmS, insv- er» alsdann daS lutherisch-partieularistische Element in Hannover, welches bislang seiner Unzufriedenheit durch die Wahl von Ultramonlanen Ausdruck gab. in da« gvuvcrnc» menlale Lager adschwcnjcn würde. So die Berechnungen in Kreise», die sür orieiitirt gelten dürfen. Der Plan ist klug, aber er hat den Fehler, daß er von dem Widerpart, dein rzog von Eumbcrland, durchschaut wird. Je höher der Prätendent die Wichtigkeit seiner Aussöhnung steigen siebt, je zrößcr er den Vorlheil veranschlagt, den Fürst BiSmarck ans einer Gewinnung zieht, desto bedeutender werden zweifellos eine Gegenforderungen werten, nnd cS fragt sich doch noch ebr. ob der Kanzler de» höchsten Preis, nämlich die An- v» «ischast aus di« Tbronsotae in Braunschwcig, wird zahlen wollen. — Zur Sacke schreibt die..'Tribüne" Wenn der Ausgleich eintritt, so geht daS Gros de- Wels chen Adels, ortkwdox, M und cvnservntiv wie er ist. in die Reitze» der Deittscheonservativeii über. Aber ob der Bauernstand den Zug mitmacht oder nicht, darauf kommt e« an. Selbstverständlich kann cS nicht Ausgabe der Liberalen sein, wclfische oder übcrtzaupt parti. cularistische Ansichten im Bauernstände zu pflegen. Wenn nur die Wahl ist, ob da» tzannoverschc Volk welfisch oder konservativ sei» soll, so müssen die Liberale» als «nerschittterliche Vertreter der Relchsldce das Letztere wünschen. Allein die Sache liegt nicht so einfach; eS ist vielmehr bei gehöriger THSügkcit sehr wohl möglich daß Bauer und Burger dem welfischen Adel und den, orthodoxe» Pastorenthum nicht ohne Weiteres folgen, wenn diese in das Lager de- bisher so bitter geschmähten Beamtenthnms oder Preußenthums übergehen. Nicht unwahrscheinlich ist, daß die Opposition, die doch einmal der Kern de- WelsenthumS ist, »ach Besricdignng suche» wird und daß der Anschluß eine» großen Theil» de- heute welfischen Baner». und BürgerstandeS an eine liberale Partei sich ziemlich leicht vollzieht. Es gehört aber dazu, daß die Liberalen sich bei Zeiten ln Verbindung mit der Bevölkerung der Dörfer, Flecken »nd Landstädte setzen, um einem Zusammenwirken des Beamten»»»»» mit de» orthodoxen Pastoren »nd dem einflußreiche» welfischen Adel die Spitze z» bieten. Eben in diesem Zusammenwirken der Einflüsse, die sich bisher so häufig die Stange gehalten haben, liegt diegroßcGefahr, und ist erst einmal die gemeinsame Herrschaft neu befestigt, so werden hinterher me Llbernlen mühsames Kämpfen haben. Der hannoversche Bauer ist keineswegs sür die neue Rirthschaslspolitik eingenommen. In einer kleineren politischen Bcrsgmmlung des Wahlkreises Norden wurde jüngst einstimmig erklärt, daß die neue Wirthschastspolilik auch unter de» größeren Bauern nicht einen einzige» Anhänger habe, geschweige denn bei den kleinen. In Oftsriesland hat sich, wie aus einer sehr demerkenswerihen Vorstandswahl de» laiidwirilnchgstlichen Vereins hervorging, trotz deS Agrarierthunis der Grasen Kmivhaiisc» und v. Frese-Hiuta der große Bauernstand entschiede» sreihändlerisch gehalten. Das Erz zu einer liberalen Partei ist eben überall vor- Händen; es muß nur bearbeitet werden. AuS Berlin wird gemeldet: „Mit dem durch Göppcrt's Tod verwaisten Tcccriiate sür die Universitäten ist interi mistisch der Geh. OberregicrungSrath Schöne, Gciicral- director der Museen, beauslragl. Für die definitive Besetzung der Stelle nc»»t man auch den Geh. OberregicrungSrath Or. Wchrcnpfennig, einen sehr begabten >i»d vielseitig gebildeten Mann. Ob er aber als ehemaliger Enllnrkäinpser viel Aussicht hat, ist bei der gegenwärtigen Ricklung des Tage- zivciselhast. Andere meinen, Or. Bonih, der jetzt die Gymnafirn unter sich hat. werbe mit den Universitäten bc- austragt werden. Eine Vertilgung de« Provinzial Schnl- cvllegiumS sür Brandenburg an die Direktoren der höheren Lehranstalten macht cS den Directorcn zur Pflicht, darauf zu achten, daß die alten Schriftsteller nicht al» Beispiclsaini»- liing für dle Grammatik gelesen werden nnd der grammatische Unterricht nicht zu sehr ausgedehnt werde aus Kosten der Lcctüre." Mit der nach lutherischem Ritus vollzogenen Taufe deS jetzt auch gleich seinem gleickalterigen Beller, dem Erbpri» ren, in die Armee ausgeiiommrnen jungen mecklenburgi schen Prinzen ist der ärgerliche Handel, der sich wegen der Elze deS Herzog« Paul Friedrich mit seiner katholischen Eousine. der Prinzessin Winkisckgrätz, entiponnen bat. noch keineswegs erledigt. So überraschend und ungewöhnlich es wäre, so ist eS dock nicht unmöglich, daß in allernächster Zeit die feierliche Ercomniunication der Herzogin von Nom auS erfolgt, obgleich sie an der lutherischen Taufe ibreS Nrugebo renen doch sicherlich vollkommen unschuldig ist. Was die Rolle betrifft, welche der Herzog Paul Friedrich bei der A» gelegenbeit fpielle. so reprotuciren ultrainontaiic Blätter fel gende Erklärung deS valicanischcn „Osscrvatore Romano" vom 8. Oktober 188>: „Nachdem diese Hcirath wirklich vor dem katholischen Pfarrer vollzogen wurde, sind wir. damit Niemand über eine so delicate Angelegenheit in Irrthum ge führt werde, ermächtigt, zur Kenntniß zu bringen, daß die nöthige Dispensation erst rrtheilt wurde, nachdem auch der akatyolische Ehetheil durch formelles Versprechen die Bürgschaften gegeben hatte, welche die Kirche bei gemischten Ehe» fordert." Wie verlautet, bat die österreichische Regierung vor der Vertagung de« Reich SratheS mit den Führern der iiierviaiicier ^>ci>c iviro gemeioci, on>; ,oezugnn) ocs n österreichisch-ungarischen Reich s f i n-azn z« erS sich starke ungarische Einflüsse für Vke Er« o. Kallah'S geltend machen. Von allen übrigen Rechten da« nächste parlamentarische Arbeits Programm ver einbart. Nach demselben würden die meisten Landtage in der ersten Hälfte deS Monats September zusammenlrete». Die Dauer der Session wird drei bi« vier Wochen betragen. Eine Ausnahme soll für den steiermärkischen Landtag gemacht werden, der Mitte Juni einbernsen werden soll, sowie sür einige aiidere südliche Provinzen, deren Vertreter nach beendeter Erntezeit tagen werde». Die Delegationen, welche diesmal in der ungarischen Hauptstadt zusamnicntrrtea, werden dort an- sang« Oktober sich versammeln, während der Wicdcrznsammen- tritt deS ReichSralheS für Mitte November festgesetzt ist. — Für die nächste Thätigkeit de« Abgeordnetenhaus cö wird schon gegenwärtig von dem Abgeordneten und früheren Präsidenten des Hauses, Gras Coroninn, ein neuer Club gebildet, über dessen Programm indetz noch nichts Bestimmtes verlautet, weil dasselbe bis zur thatsäcklich vollzogenen Bildung deS ElubS sorgfältig geheim gchatten wird. Nur soviel steht bereit- fest, daß die grieckisch-arientalischen Ab geordneten der Bukowina au« dem Elub Hohenwart, den: sic bisher angehört, ausgetreten und sich dem Elub deS Grasen Coroinni augeschiossen haben, in den auch die griechisch-orientalischen Abgeordneten DabmaticnS treten sollen. — Dieses engere Zusammengehen der genannte» Abgeordneten wäre im Hinblick ans die unzufriedene griechisch, orienlalische Bevölkerung in Dalmatien und den cccnvirtcn Provinzen jedenfalls bezeichnend. Der Club Coronini'S soll ans 25 bis 30 Abgeordneten bestehen. Bon mtterrichteter Seite wird gemeldet, daß.bezüglich des zukünftigen ministe nennnng v. Kallah'S geltend Eandidaten sitr den erledigten Posten soll abgesehen worden sein, ja einige hätten darauf gleich anfänglich m bestimmtester Weise verzichtet. — Wie auS Pilsen gemeldet wird, hat dort daS deutsche Sängcrfest unter großer-Theilnahine obne Störung begonnen. Indcß sind umfassende Vorsichts maßregeln. zumal bei Nacht, angeordnet worden, weil viele czeckischc Bauern in wenig friedlichen Absichten nach der Stadt zogen, wo sie in den Straßen czcchiscke Lieder sangen. In den deutschen Kreisen BrünnS macht ein eigen- tbümlichcr Vorgang peinliche- Aussehen. ES trafen dort dcustcke Studenten der teckinschen Hochschule in Graz ei», denen die Brünner Techniker eine Festkneipe veraustaltelen. Bor Beginn der Kneipe machte der zu ihrer Uederwachnng erschienene Polizeibcamte, ein Ezeche, den Vorstand de« Techniker - ElubSsowie len Senior der Landsmannschaft „Moravia" daraus aufmerksam, daß er Toaste oder Rede» aus die deutsche Nation, ein Anpreiscn deS Deutschthums uns deutsche Lieder politischen Anstriches nicht dulden werde, weil solche Aenßeriingen mit dem österreichischen StaatSgebnnken in beleidigendem Widerspruche ständen. In Folge dieser merk würdigen polizeilichen Erklärung verlief die Fesikneipe in sehr gedruckter Stimmung. Erst während der Er-Kneipe, dio»nicht polizeilich überwacht wurde, fanden die national-patriotischcii Gefühle der Versammlung lauten Ausdruck. Am Pnngsi-Sonntag haben in Preßburg und R-aab. deren Bewohner zumeist Deutsche, Versammlnngcn ftatt- gcinnde», die über die jüngsten unqarfreundlichen Kund gebungen in gewitzen Städten und Ortschaften seitens der dortigen dculschc» Bewohner sich aussprcchen und zu den« denlschen Schuiverein Stellung nehmen sollten. Sowohl in Preßburg all) in Raab war die Theilnahine an der Versamm- lniig eine sehr zahlreiche. Schon Vie ersten Redner verliehen er Versammlung ein eckt Lcnlsch-nalionalcS Gepräge, indem fie daraus binwicscn, daß cs vor Allem die Pflicht der in Ungar» wohnenden Dculschc» sei, ihre Nationalität zu er halten, waS sich ganz gnl mit den bestehenden LandeSgcsctzcn, zumal den ältere», vertrage, die ja den Deutschen in bc- ttimmlcsler Form ihre Sprache und Nationalität gewähr leistet halte». Wenn die Gegenwart von jenen Gesetzen mehr und mehr abweichc und mit wenig klugen Magha- rifirungs'Tciideiize», zumal iin Gebiete der Schule, her- vertrete, so müßten alle Deutschen Ungarns und Siebenbürgens sich eng ancinanker schließe», um gegen jene Znmnthnngen seitens der ungarischen Regierung im gesetzliche» Wege aber »achtrmllichst ^n prvtrstire». Sobald einem solchen Proteste alle denlschen oslädtc und Gemeinden Ungarns sich anschlicßen. so wird die Regierung in Pest bezüglich ihrer Magvarisirunas- bcrsnckc bald zur Umkehr gezwungen sein, weil sie eS unbe dingt vermeiden musste, sich die gcsammtc zahlreiche dculschc Bevölkerung Ungarns zum Feinte zu machen. — In diesem Sinne, wahrscheinlich »ach einem vorher vcrcinbarlen Pro gramm, äußerten sich säst alle Redner der beiden Versamm lungen. — Ter überaus verdienstvollen nationalen Thätigkeit deS Deutschen Sckul Vereins in Berlin ward die grösste Anerkennung gezollt und il»n ein dreifache« Hoch ausgcbrachl. In Preßburg fehlte cö auch nickt an einem Percat auf „alle Pseudo-Deutschen", welche sich nicht scheute», die Thätigkeit des SchulvcrcinS zu verdächtigen. Man schreibt anS Belgrad: „Seit die Negierung im Bezirk von Uschiza den sür die bosnischen Insurgenten bc stimnstcn WasfcntranSport anhaltcn ließ und »ach Uschiza selbst rin Insanterie-Bataillon zur Ausrechtbaltiing der Rnbc geschickt bat, sind die großscrbisch-revolulionairen Blätter völlig an- Rand und Band geratben. Die „Narodno Oslobodjeilje" droht in wenig verblümten Worten geradezu mit dem gewalt samen Sturze der gegenwärtigen serbischen Regierung und einer allgemeinen rcvolnlionaircn Erhebung des Lande«. Das Blatt giebt auch zu verstehen, daß in Bulgarien, specicll in Ruslschnk, abermals Freifchaarcn für Bosnien ausgerüstet werden, dessen Werbe Bureau in Rustschuk unschwer zu erfragen sei. „Wenn serbische Patrioten sich jener Freischaar anschlicßen wollen", sagt da» genannte Blatt, „so könnten wir ihn«»- manch« nützliche Winke geben". Man schreibt »»Saus Rom: „Unsere Italianissimi haben in der Kammer eine entscheidende Niederlage erlitten, die aus ikren jüngsten Slnrmlaus gegen das VerwarnungS-Gcsctz fick bezieht. Diese« bestimmt nämlich, daß notorisch staalS- gesäbrliche und sonst berüchtigte Individuen auch obne gericht liche Entscheidung verwarnt, beziehungsweise »nlcr Polizci- aussichl gestellt und internirt werden können, waS gleichzeitig mit dem Verluste de« Wahlrecht» verbünde» ist. Gegen diese« sür Italien ganz praktische »nd nothwendigr Gesetz erbeb sich nun der radikale Abgeordnete Forti», der sogar nicht Anstand nahm, sich znm Anwalt allgemein bekannter Ilcbeltbäter zu machen, welchen die Regierung, nach der Ansicht Forti», da« Wahlrecht nickt verkümmern dürfe. Da« ganz« Gesetz, behauptete der radikale Abgeordnete, gebe mir zu schreienden politischen Miß-
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