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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001116023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900111602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900111602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-16
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prüfend ins Gesicht. Sie fand dasselbe noch immer hübsch, aber das Auge der Mutter entdeckte trotz der langen Trennung, wie viel schärfer die Nase, als früher, hervortrat, wie unstät seine Augen blickten, wie deutlich sich in seinem Gesicht eine unheimliche Selbstsucht ausprägte. Ein noch so kleines Zeichen, daß er als reuiger Sohn heimkehre, gewahrte sie dagegen durchaus nicht. Und gerade dieses, aus der Art geschlagene Kind hatte sie stets am liebsten gehabt. Tiefbekümmert erkannte sie, daß Besitz, Ver mögen und Ehre der Familie in unwürdige Hände übergingen. Als er sich zur Begrüßung seiner Schwester umwandte, sank sie mit dem Wehruf „O Reginald!, mein Sohn! mein Sohn!" in ihren Stuhl zurück, und weinte bitterlich über Gottes uner- forschlichen Rathschluß, daß dieser am Leben bleiben mußte, da Jeder der älteren beiden, ihr durch ein grausames Geschick ent rissenen Söhne die Familie soviel würdiger vertreten haben würde. Sechstes Capitel. „Schwester West! Nr. 42 ist wach und verlangt nach Ihnen." Diese Mittheilung ist von einem so schalkhaften und ver schmitzten Blick aus den schwarzen Augen der Krankenschwester Gore begleitet, daß Winfriede heftig erröthet. Die Schwestern sagen Alle, ein so unruhiger und ungedul diger Kranker, wie Nr. 42, wäre noch nie im Spital gewesen, namentlich aber, seit er auf dem Wege.der Besserung sei. Warum er nur immer nach der Gesellschaft der Pflegeschwester verlange? Schwester Winfriede ist dadurch zur Zielscheibe eines reichlichen, aber harmlosen Spottes unter den Anderen geworden. Zu ihrem eigenen Aerger vermag sie das verrätherische Roth nicht, wie sie gern möchte, von ihren Wangen zu bannen, wenn die Neckereien in so bezeichnendem Tone vorgebracht werden, wie Schwester Gore das so gut versteht. „Er ist schon nimmer ruhig, wenn Sie nicht bei ihn, sind. Den ganzen Tag über heißt's: „Wo ist Schwester West?" „Kann Schwester West nicht kommen?" Jetzt eben hat er mir aufgrtragen: „Bitte, sagen Sie Schwester West, ich hätte ihr eine ganze Menge zu erzählen." Das kann doch gar kein anderes Ende nehmen, er muß um Sie anhalten, ehe er fortgeht. Das werden Sie schon sehen." Winfriede kennt diese Sticheleien schon zu gut, sie hört sie daher nur selten bis zu Ende mit an. Auch jetzt legt sie ihre Arbeit rasch aus der Hand, und geht ihrer Pflicht »ach. Sehr auffällig ist es ja, daß Winfrieden'» Pflegebefohlenem anch nicht das Geringste an ihrer äußeren Erscheinung entgeht. „Was giebt's denn, Schwester? Sie sehen ja so erregt aus?" ruft Nr. 42 ihr beim Eintritt entgegen. Um das Gespräch von sich abzulenken, fragt sie ruhig: „Wünschen Sie etwas, Herr Maclean?" „Jawohl! Sie wünsche ich hier zu haben!" lautet die frei- müthige Antwort. „Sind Sie denn so beschäftigt, daß Sie nicht einmal fünf Minuten für einen armen Kranken zur Unter haltung übrig haben?" „Ich kann sehr wohl besorgen, was Sie etwa zu haben wünschen." „Dann, bitte, reichen Sie mir jenen Korb Trauben, und langen Sie selbst auch zu." „Aber, Sie wissen doch, daß wir das nicht dürfen!" Trotz dem nahm sie, um nicht ganz abzulehncn, einige Beeren und aß sie. Das gefiel aber dem Kranken keineswegs, er suchte die schönste Traube aus und legte sie ihr in den Schooß. „Bitte, thun Sie das nicht. Es ist sehr freundlich von Ihnen, aber auch sehr unrecht. Ich darf das wirtlich nicht annehmen." „Was für ein Unsinn!" rief Maclean ungeduldig. „Ich werde meiner Pflcgeschwester doch etwas Wein schenken dürfen, ohne die Hausordnung zu verletzen. Darf ich's nicht, dann ist eben die Hausordnung schlecht." „Ach, das ist's ja nicht, Herr Maclean", sagte Winfriede eilig, „cs ist, — es ist" — Aber sie kam nicht weiter. Sie konnte ihm doch nicht sagen, welche Auslegung seine Aufmerksamkeiten bei den Schwestern fanden, und wie sie in beiderseitigem Interesse jeden Anlaß zu Neckereien zu vermeiden wünschte. Sie hatte ihn auch bitten wollen, solche Botschaften, wie die letzte, nicht wieder an sie zu senden. In ihrer Verlegenheit aber, da sie sich fast verrathen hätte, kam sie nicht dazu, sondern crröthete auf's Neue. „Wie schön Sie sind, wenn Sie erröthen!" rief Maclean. „Sie sind ja auch sonst ganz hübsch, wirklich. Aber, wissen Sie, gerade jetzt, so roth übergossen, find Sie das schönste Weib, welches ick je gesehen habe!" Der kühne Frcimuth, mit dem er das sagte, nahm jede beleidigende Spitze aus seinen Worten. Ihm hätte ja nichts ferner gelegen, als die Absicht, seine Pflegerin kränken zu wollen. Sein gerades, fast knabenhaft ungeschminktes Wesen hatte ihn einfach hingerissen, seiner Bewunderung Ausdruck zu verleihen; er glaubte, jeder Andere, der Winfriede jetzt gesehen, müßte genau das Gleiche thun, wie er. Seine Bewunderung war wirtlich nicht unverdient. Andert halb Jahre sind verflossen seit der Trennung in Dort. Nach kurzer Lernzeit war Winfried so glücklich, aw Pflegerin in einem der Spitaler im Westen Londons Anstellung zu finden. Sie hat eine schwere Zeit voller Mühe und Arbeit durchgemacht. Aber mit der ehrenvollen Beschäftigung find Friede und heiterer Sinn in ihr Herz gezogen, und haben an ihrem Aeußeren Wunder gethan. Sie ist herrlich erblüht, so daß KlauS Maclean'S schön heitsfrohes Auge voll herzlicher Freude auf ihr ruht. „Sie machen mich ja geradezu verlegen, wenn Sie so za mir sprechen. Bitte, unterlassen Sie das doch", flehte Winfriede. „Bedenken Sie, daß ich hier Pflegerin bin, meine Dienste als solche bezahlt bekomme, und jeden Augenblick entlassen werden kann." „An alles das will ich aber nicht immer denken." Als er aber Winfriedens ernste Miene sah, lenkte er ein uno sagte wie abbittend: „Nur das werd« ich nie vergessen, daß Sie eine Dame sind, und mich in Zukunft bestrebt zeigen, Sie nichr wieder zu ärgern." Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu, und das Gespräch nahm eine andere Richtung durch seine Frage: „Wie hat Ihnen meine Mutter gefallen?" „Lady Falk ist eine ungewöhnlich schöne alte Dame, und liebenswürdiger als sie kann gewiß Niemand sein." „So ist sie durchaus nicht immer und auch nicht zu Jedem, höchstens gegen Leute, die sie selbst wohl leiden mag. Zu Ihnen hat sie ein« große Zuneigung gefaßt. Sie kann aber auch höchst würdevoll und kühl auftreten." „Ihrer Mutter Hand hat gewiß nie schwer auf Ihnen ge lastet?" Heiter lachend entgegnete Klaus: „O nein. Die Mutter hat mich ganz meine Wege gehen lassen." „Kommt sie öfters nach London?" „Seit meines Vaters Tode — ich war damals noch «in ganz kleiner Kerl — ist sie niemals hier gewesen, bts mein Unglücks fall sie wieder nach London führte. Seit Jahren schon hat sie keine Nacht außerhalb ihres Schlosses zugebracht. Und so leicht wird das auch nicht wieder vorkommen. Men-Orloch wird Ihnen übrigens ganz gut gefallen, wenn cs auch durchaus alter thümlich eingerichtet ist. Im Sommer ist es dort wirklich sehr hübsch." „Ich werde wahrscheinlich der gütigen Einladung Ihrer Frau Mutter gar nicht Folge leisten können", entgegnete Winfried«. „Aber das ist ja Alles längst abgemacht. Wissen Sie denn nicht, daß meine Mutter gestern bei dem Director Urlaub für Sie erwirkt hat, und daß Sie den ganzen August über ihr Gast auf Glen-Orloch sein sollen?" Das war für Winfriede ein« große Uebcrraschuna, denn sie statte auf Lady Falk's Aufforderung stur aulkwnchtnd qeant» wortet. , Die alte Dame hatte also ihren vorzeschützten Abhaltungss Abend-Ausgabe Druck und Berlag von L. Polz iu Leipzig. Freitag den 16. November 1900. Feuilleton (k»Il 2,N>. I» VA). zimmer und zwei Säle im Hotel de NoailleS in Marseille belegt. Diese Zimmer haben durch die Ansprachen, die JauröS und Rochefort von deren Fenstern au- an das Volk richteten, eine „historische Be- deutung". Bereit- in Suez ist «in Mitglied des Festausschusses von Marseille au Bord der „Grlderland" gegangen. SL Jahrgang. 82.90 «3,25 80„a 88,2Z 89.- 80.52 57.92 104. o SV 03 16.28 101,2d 110,80 80,- 154.40 86,50 8-,SO 189,w z l'sx» 1 llOULtS dur? 8 3. dsu 8 Ix. r. kauico. cUs No. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung ./s 60.—, ni i t Postbesörderung 70.—. >o noä 8«rliv> „ io Hnctloo LU- OO 8-, Iloot Oooie WU>»o»»r 2975 6 , 600, Velm-Iikere » rot d»k»onr«U k»il ISO 8 . ksrll- 1600 6., Viidelw 188.25 82. - 2! 2,25 354,50 181,- 18 i.w 283.10 150,75 128.25 11«,— rropp« <r«kr»«<. »k«8«o Vollwoor 13^' »1< 82^ .Somdorr" (14 14 ) io Soo,kolli. Kore. .?I»o<iri»^ ta 8»iodor« von io yo««i^ovo; U«o»ooi» ' (1^11> Uli»' (14/11) voa i) voo kor« »«cd voa 6oon» »»cd Vie Malerin. Roman von I. Marsden Sutcliffe. Nattruck vertctn!. Reginald war ohne Aufenthalt durchgereist, hatte aber seine dadurch verfrühte Ankunft nicht besonders angemeldet. Jetzt war ihm diese Unterlassung doch etwas peinlich. Zunächst sah er sich jeder Gelegenheit beraubt, schon hier auf dem Bahnhof zu er fahren, was ihn daheim erwartete. Dann aber konnte diese Unterlassung den ihm noch zweifelhaften Empfang womöglich verschlechtern. Unterwegs aber, im Miethswagen, als er durch die ihm bekannte Gegend fuhr, wurde er des Unterschiedes zwischen einst und jetzt erst recht inne. Die unbequeme Empfindung, eine so leicht zu erfüllende Aufmerksamkeit gegen seine Mutter unter lassen zu haben, verschwand bald vor dem Gedanken, daß er, der vor vier Jahren als ungerathener Sohn von der Schwelle des väterlichen Hauses vertrieben worden war, jetzt muthmaßlich als Erbe, als Besitzer alles dessen zurückkehrte, wovon ihn sein Vater vielleicht ganz ausgeschlossen hätte. Den alten Diener, der ihm den Wagen öffnete, fragte er so fort: „Wie gehts dem Vater?" Betrübt gab dieser zur Antwort, daß der alte Herr Baron nicht mehr am Leben sei. Mit erheucheltem Erstaunen und Schmerz fuhr Reginald zu rück. „Wann ist er denn gestorben?" „Schon vorgestern, Herr Baron." „Herr Baron!" Wie süß klang dieser Titel in seinem Ohr. Diese Anrede sagte ihm aber auch Alles, was er zu wissen wünschte, wonach zu fragen aber doch zu mißlich gewesen wäre. Also war ein Erbe seines ältesten Bruders nicht vorhanden und auch anscheinend nicht zu erwarten. „Wo ist meine Mutter?" „Die Frau Baronin ist mit ihrer Tochter in dec Bibliothek, irrau Denison ist bei Lady Bruton. Darf ich den Herrn Baron anmelden?" „Ist das jetzt noch nöthig?" fragte Reginald, worauf der alte Diener eine entschuldigende Verbeugung machte und zur Seite trat. Reginald nahm beide Hände der Mutter in die scinigen, küßte nr auf die Backen und sagte: „Glaube mir, liebe Mutter, ich vm tief bekümmert über Alles, was uns betroffen hat." Nach liebevoller, ernster Umarmung sah die alte Dame ihm 188 50 133 80 13850 147.50 133.75 135, - 137 5 128 75 107.- 3600 184,- 105 25 82.50 204.- 156.50 14 .60 218,30 > 78.50 183,- 187.50 149.75 201,— 373 — 183 25 1« ,25 146, - 78.50 72,75 152,— 1S4 — 58.50 218.50 110,10 188,— 84,80 215.70 212,90 84 80 218,65 «.) Osotr.-Let.! 137^ r«rak»eiüol 70», oockoo 10.5,8. 1.0rsckird. lLldLUk eou. dLllk cd« ÜLlllr «cd.L»ad . Volllc. !.ki»d.8«4 Seiesnsek >r Äitüvlik. 8. r8v.1,.-.4 iu. 8tr«»b v.rVMter UilttsLt.k iarLll süLii 8zrlr Zsrxbilil k UM.-V VrLnilli. votll. lwx. V.-L r.-8i-k.-^. rVsksckMt. ^»r liriid. csitLNttr L ÜLlstiS Lswiuxsp Sitlliiva Vsilklscd .. kiilüslkd. . k°»Urr»<j rsx.^Urilli rsr V.-ll. lsrüusünt 2llSL0l«U> llisr lliläsr Mitts Uäsliou dircdoa rar 4» OvvLiiut ksckstt. ieilstuiia« v«r- >r Oss-swsi'dt 6»r lix, ilsinliscils uni wegen seines Vorgehens gegen die Boxer strafen werde, so mußte er am 8. Juni alle Unternehmungen gegen die Rebellen aus directen Befehl auS Peking einstellcu. Am lO. Juni wurde Prinz Tuan zum Präsidenten des Tsung li Namen ernannt — eine Berufung, mit welcher die chinesische Regierung die Maske fallen ließ. An dem gleichen Tage bestätigte daS Tsung li Damen dem Freiherrn v. Ketteler, daß die sichere Ueberkunst eines deutschen CourierS nach Tientsin nicht gewährleistet werden könne. Am 11. Juni wurde der japanische Altachö ermordet. Am 12. Juni beschuldigte Ketteler den Polizeipräsidenten von Peking inS Gesicht, daß er die Boxer begünstige. An demselben 12. Juni wurden von deutschen Lolvaten des Schutz detachements Schriftstücke beschlagnahmt, die den Polizei präsidenten bloßstellken und ein Programm der in Peking auszusübrendeu Unthaten enthielten. Am 13. Juni fand der erste Boxerangriff auf die Gesandtschaft statt, am 17. Juni das erste Recontre der Sckutzwachen mit regulären Truppen — und trotzdem und alledem geschah absoluts nichts zum Schutze der Europäer. Wer angesichts dieser Thatsacheu die Feindseligkeiten begonnen hat, ist für Jeden, der sehen will, klar, gar nicht zu sprechen von dem Umstande, daß in Taku selbst der erste Schuß von chinesischer Seite gefallen ist. Unter solchen Umständen bedeutete die Aufforderung an die Gesandten, Peking zu verlassen, weiter nichts, als die Verhängung des TodesurtheilS über sie. Wenn cs nicht vollstreckt wurde, so hat allein daS Schicksal Ketteler'S dieses Verhängniß abgewandt. Man kann jetzt der amtlichen Publikation entnehmen, daß Ketteler weder die Gefahr der Boxerbewegung im Falle der Passivität der chinesischen Negierung verkannte, noch daß er sein Schicksal provocatorisch Hera ns forderte. Nach Rücksprache und im Einvernehmen mit Cordes begab er sich unbewaffnet und ohne Schutzwache nach dem Tsung li Damen, um kein Aufsehen zu erregen. Die Warnung seiner College» hat er bebusS Wahrung der diplo matischen Position unbeachtet gelassen: er setzte das Leben für die Erfüllung der Pflicht ein, und dadurch, daß er es verlor, wurde er der Retter aller Uebrigen. Tie Rebellion -cs Prinzen Tuan, wenn von einer solchen wirklich die Rede sein kann, ließe dem kaiserlichen Hofe nichts übrig, als Rückkehr nach Peking unter den Schutz der fremden Mächte; aber wenn man auch geueizt sein tonnte, die Nachricht von der Absicht der Kaiserin und ihres Neffen, nach Peking aufzubrechen, in Zusammen hang mit der Empörung Tuan'S zu bringen, so steht dem wieder entgegen, daß sich die Meldung von der kaiserlichen Reise nach der alten NeickShauptstadt nicht bestätigt. Man kann daher auch die Aufstanbsnachricht nicht ohne Weiteres für baare Münze nehmen. Haltung der Bereinigten Staaten. Eine Depesche deS „New Dork Herald" meldet aus Washington, die amerikanische Negierung habe, um eine Ver ständigung zu beschleunigen, in verschiedenen wesentlichen Punkten den Wünschen der Mächte sich gefügt. Conger'S Annahme der Vorschläge, betreffend die Schleifung der Forts von Taku und die Unterhaltung einer ständigen Wache für die Gesandtschaften und von Wachen für die Verbindungs linie zwischen Peking und dem Meere ist, wie gemeldet wird, von Mac Kinley gebilligt worden, obwohl dies etwas in Widerspruch steht mir der Antwort der Vereinigten Staaten auf die französischen Vorschläge. VezugS.PreiS la der Hallptexpedittou oder den tm Stadt bezirk und den Bororten errichteten AuS- pbcftellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Pau- ^l K.SO. Durch die Post bezogen für Deutschland n. Oesterreich: virrteljährl. 8. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstaltrn in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egnpten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint' um '/,7 Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Urdaction und Expedition: Johannisgasse 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'- Sortim. Umversitätsstraße S (Paulinum), Louis Lösche, Aathariuenstr. 14, Part, und Köiiigsplatz 7. Die Wirren in China. Tie Bedeutung der deutschen GesandtschaflSbcrichte. DaS Auswärtige Amt hat sehr geschickt operirt, indem cS noch rechtzeitig vor dem Beginn der Cbinadebatte im Reichs tage Berichte der deutschen Gesandtschaft in Peking ver öffentlichte. Je skrupelloser die Parteinahme der Social demokratie für Cbina ist, um so willkommener muß die urkundliche Widerlegung der socialdemokratischen Entstellungen sein. Unter der Wucht dieser Wider legung hat daS socialdemokratische Centralorga» es nicht gewagt, auch nur einigermaßen ausführlich die Pekinger Actenstücke wiederzugeben: es fürchtet offenbar, selbst die Masse seiner urtbeilslosen Leser könne durch die Lectüre von der Hinfälligkeit seines StandpuncteS über zeugt werden. Dafür entschädigt der „Vorwärts" sein Publicum durch die geradezu ungeheuerliche Behauptung, daß daS Actcnmaterial in allen Puncten die socialdemokratische Auffassung bestätige! Von Einzelbeiten, die durch die amt liche Publication im Sinne der Socialdemokratie bestätigt werden sollen, hebt der „Vorwärts" hervor, daß nunmehr actenmäßig feststehe, die Ermordung unseres Ge sandten und die Erstürmung der TakufortS stünde in unmittelbarem Zusammenhänge. Mit dieser Vorspiege» lung^sprickit der „Vorwärts" dem Bericht des einzigen deutschen Augenzeugen der Ermordung, des Dolmetschers Cordes, jeden Glauben ab. Denn CordeS, der seinen Be richt an den zwei aus daS Attentat folgenden Tagen, also ganz unbeeinflußt durch die deutsche socialdemokratische Presse und überhaupt ganz unabhängig von jedem europäischen Ein fluß, niedergeschrieben hat, erklärt die Ermordung Ketteler'S für einen Racheact eines oder mehrerer hober Vertreter der chinesischen Regierung, die von Ketteler offen Les Doppel spiels und der Ucbereinstimmung mit den Boxern beschuldigt hatte. Für die Richtigkeit der Cordes'schen Ansicht fallen fünf von Cordes selbst angesübrte Judicien schwer ins Ge wicht: 1) die Abwesenheit der Prinzen Tschinz und Tuan im Tsung li Damen am 20. Juni (dem Tage der Ermordung), ohne daß Ketteler benachrichtigt war, daß die Prinzen zu der von ihm nachgesuchten Unterredung nicht erscheinen würden; 2) die Verübung deS Mordes durch reguläre Truppen; 3) die Postiruog dieser Truppen neben einer Wache derselben Polizei, deren Präsident von Ketteler inS Gesicht der Ucber einstimmung mit den Boxern beschuldigt war und von dem am 12. Juni compromitlirende Papiere gefunden waren; 4) das Entkommen des Augenzeugen Cordes, dem leicht der GarauS hätte gemacht werden können; 5) die Verschonung der chinesischen Gefolgsleute Ketteler'S. Aber selbst wenn Ketteler nicht daS Opfer persönlicher Rache, sondern das Opfer des Fremdenhaffes überhaupt ge worden wäre, so bliebe doch die weitere Behauptung deS „Vor wärts" ganz unbegründet, daß die Mächte wegen der erst am 17. Juni erfolgten Erstürmung der TakufortS die Feindseligkeit gegen China begonnen hätten. Hier gegen enthalten die Berichte unseres ermordeten Gesandten selbst daS schlagendste Material. Mit allem Nachdruck weist Ketteler auf die Zweideutigkeit der kaiserlichen Edicte hin, die im Mai scheinbar den schon damals aus gebrochenen Unruhen, der Zerstörung der Eisenbahnen, den Brandstiftungen rc. steuern wollten, in Wirklichkeit aber die Bewegung erst recht entfachen mußten. Im Juni trat die Feindseligkeit der chinesischen Regierung noch schärfer zu Tage. Aeußerte der chinesische General Nich am 6.^ Juni die Befürchtung, daß die Regierung ihn Anzeige« »Preis die 6 gespaltene Petitzeile SS H. Reklamen unter dem RedactiouSstrich <4 gespalten) 75 H, vor den Familiemmch- richten (8 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenanuahme 25 H (excl. Porto). I orietten. 8e»»«» cd». 8snt« ,. OrscUVIÜ . lt^ rim.S.7nZ l>. 9 n. 10 äo. 2 n. 3 4. Li««od. 'sc. kl-in. 6«n.1<jsn i-ck. Lirend. non» :Nit(ritLV. >r.. Sslor. «rn?L<üt. O«ntr»Id. Xoräost ir. Volon VLSldllNU Politische Tagesschau. * Leipzig, 16. November. Die Constituirung des Reichstag- hat da- bisherige Bild des Präsidium» — Graf Ballestrem scheint gegen diese Bezeichnung nichts mehr einzuwenden zu haben, denn sie wurde in der gestrigen Sitzung wiederholt angewendet — verändert und ihm, wie eS 1893—95 gewesen, wieder ein Mitglied der nationalliberalen Partei zugetbeilt. Nach dem gestern Graf Ballestrem zum Präsidenten und der conservative Herr vr. v. Fr ege zum ersten Vicepräsiventen wieder gewählt worden waren, ersetzte eine starke Mehrheit den zweiten Vicepräsidenten der vorigen Tagung, Herrn Schmidt-Elberfeld von der freisinnigen Volkspanei, durch den Mecklenburger B üsing, ein altes Mitglied der national liberalen Partei. DaS socialdemokratische Verlangen, im Präsidium durch einen Schriftführer im Bureau vertreten zu sein, war, wie früher, auS den bekannten Gründen ab gelehnt worden. Dagegen verlangten die „liberalen" Gruppen, die von der Fiction von dem Bestehen einer „Linken" nicht lassen mögen, den in der vorigen Tagung von einem Nationalliberalen (Prof. vr. Hasse, der an Büstng'S Stelle zum Vorsitzenden der siebenten Abtheilung gewählt worden war) besetzten Posten eines Schriftführers; die Socialdemokrateu präsentirtcn den Abg. Fischer, die freisinnige Vereinigung erst den Abg. vr. Pachnicke und dann, da dieser Vorschlag Herrn Richter nicht gefiel, den Abg. Müller-Meiningen. Herrn Richter zum Trotz wurde vr. Pachnicke gewählt. — Der Vertretung unserer Partei im Präsidium legen wir an sich kein sonderliches Gewicht bei. Aber der Entfernung der Freisinnigen auS dem die Spitze des Reichstag- bildenden Vorstande kommt eine gewisse Bedeutung zu. Die bürgerliche Demokratie ist nunmehr auch äußerlich in ihrer ganzen Nichtig keit gekennzeichnet und ihre Wichtigthuerei, die bisher ooch manches Mal ärgerlich gewesen, wird künftig nur noch komisch wirken. Einen Vorgeschmack von dem Eindrücke, den sie zu machen bestimmt sein wird, bekam die freisinnige Volkspartei schon durch die amüsirte Aufnahme der Geschwindigkeit, mit der sie mit ihren 54 Beinen allen anderen Parteien in der Einbringung von Initiativanträgen — gleich dreien — voraus aallopirt, um, wie vorauSzuseben, schließlich doch nicht zum Ziele zu gelangen. Herrn Richter schien daS Verstand- niß für die Situation aufgegangen zu sein, wenigsten- fiel, wie man unS schreibt, daS GotterdämmerungSantlitz, mit dem er sich gestern zeigte, vielen, auch nicht übelwollenden Beobachtern auf. Auch nachdem er die kleine Rache geübt, sein Häufchen und die paar anwesenden Mitglieder der süddeutschen VolkSpartci bei der Wahl deS Präsidenten weiße Zettel abgeben zu lassen, hellten sich seine Mienen nicht auf. Er hatte damit auch nicht mehr bezweckt als einen Zeitverlust des Reichstag». Ohne den Groll des Liliput-AchilleS wäre Graf Ballestrem nämlich durch Zuruf gewählt worden. Ein Trost ist ihm geblieben, aber er ist dem an Gehorsam feiner Mannen Gewöhnten nicht süß: auf einem „Berliner Parteitage" der Volks partei „wurde der Parteileitung für ihr Vorgehen liedhafte Zustimmung zu Theil. Nicht ein einziger Delegirtcr Aanahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die speditiv» ist Wochentag-ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Der Krieg in Südafrika. vine Veutsche Lympathtekundgebung für den Präsidenten Krüger. * Berlin, 15. November. Unter dem Vorsitz von vr. Georg Hirth in München hat sich ein Ausschuß zur Syrn- pathiebezeigung für den Präsidenten Paul Krüger gebildet, dem in Berlin Hermann Sudermann, Ludwig Fulda, Hans von Hopfen, Ernst Leutnant v. Warten berg u. A. augehören. DaS Comitö erläßt folgenden Aufruf: „Der Heldenkampf der Boeren ist noch nicht zu Ende, aber nach menschlichem Ermessen vermag kein noch so zäher Widerstand das endliche Schicksal abzuwenden. In den langen Jahren, da dieses kleine Volk einem zehnfach überlegenen Heere Stand hielt, hat es dir Welt durch wunderbare Tüchtigkeit, ebenso wie durch unbegreifliche Ver säumnisse iu Staunen gesetzt, und nun erscheint in Europa der Mann, der vor Jahresfrist in unsagbarer schmerzlicher Wahl seiner Seele den Entschluß zum Kriege abgerungen hat, der jetzt unter der Entscheidung des Schicksals am tiefsten leidet. Paul Krüger, der greise Patriarch, Bauer und Staatsmann in einer Person, war uns immer die echteste Verkörperung seines ganzen Volkes. Stets haben wir mit Ehrfurcht zu ihm hinübergeschaut und jetzt gesellt sich unser Mitgefühl hinzu, denn Gott hat ihm das schwere Loos ausersehen, nach unermüdlicher Sorge für sein Volk in seinen höchsten Jahren schwerste Prüfung, die Vernichtung seines ganzen Lebenswerkes, zu tragen. Dem unterzeichneten Aus schüsse liegt es gänzlich fern, politische Kräfte in Bewegung zu setzen, aber unnatürlich erschiene eS ihm, wenn jene große sittliche Aufregung, die das ganze deutsche Volk bis zum heutigen Tag burchglühte, nun auf einmal zu verlegenem Schweigen nbebben sollte, in dem Augenblick, da der berufene Vertreter des BocrenvolkeS den europäschen Boden be tritt. Seine politiscken Absichten sind nicht unsere Angelegenheit, aber die Herzslärkung ihm reichen, derer auf seinem schweren Wege bedürfen wird, unser Mitgefühl dem treuen Vater seines Volkes aussprechen, das dürfen und wollen wir. Wenn wir die Meinung im Volke recht verstehen, so ist eS mit uns vielen Tausenden von Deutschen geradezu ein Bedürfniß, mit diesem deutschen Gruße an den ehrwürdigen Mann einen AuSklang zu geben von den widerstreitenden Empfindungen, die uns bis zum heutigen Tage in Bewegung halten. Für die Art der Kundgebung schien dem unterzeichneten Ausschüsse diejenige die zweckmäßigste, die ihr den einheitlichen Charakter wahrt und besonders jedem Mitfühlenden die Betheiligung möglichst bequem macht. Es ist daher zu diesem Zweck von be währter Künstlerband eine illustrirte Postkarte mit der von uns gewählten Widmung, unser Mitgefühl dem treuen Vater seines Volkes ausdrückend, hergestellt worden, während der Vertrieb einer auf diesem Gebiete bewährten Verlagsgesellschast übertragen wurde. Indem der Gesellschaft ausschließlich die geschäftliche Leitung deS Unternehmens überlassen wurde, werden die besonders bekannt gemachten Sammelstellen die Karten an uns abführen und der Ausschuß wird dann die Uebermittelung an den Präsidenten Krüger übernehmen. Möge nun der Widerhall dieses unseres Aufrufes dem greisen Boerenführer eine der Wirklichkeit entsprechende Vorstellung davon geben, wie stark das Mitgefühl der Deutschen für die Boeren war und ist." » Port Said, 15. November. Die „Gelderland" ist heute Nachmittag mit dein Präsidenten Krüger an Bord in See gegangen. * Brüssel, 15. November. Krüger dürste erst am 22. No« vember in Marseille eintreffen. Tort sind für ihn ein Schlaf- «wo La«. 1» ?»o16o «0-itltM. >«rii k»o. L1ull««v 7« wd«r. rlill isuruvr". s 6«w j Lrisk MpMr TliMalt Anzeiger. Anüsökatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Ratyes und Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. » kLvia« j 80-, I 4 SK.I.LM. 347 284 :d.0ow.-L. 385 voa <to. S32 — 80 SlL. 4'vc 425c . 3600 37 2S iS . 161 oc — 3425 3525 — 400« — 1675 —— 10650 l . — 1825V 8002 - 12200 12452 8175 13600 13900 . — 3 00 3125 2550 3750 3800 Nu — 625 irl. — 1475 - — 3675 —— 1350 1875 1875 2475 — 3025 14300 .. „W rsk 1175 — 800 875 1600 1700 140 160 M 2270 2350 - 850 1000 50 80 - 18300 —— 860 1010 M — 3100 —— 440 525 — 12800 12820 » 8 — 210 lM. 2000 2200 — 335 . - 2500 — 8700 8000 1500 6. 2250 r c
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