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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-06-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300610018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930061001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930061001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-06
- Tag1930-06-10
- Monat1930-06
- Jahr1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.06.1930
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Prinz Earol znm Min proklamiert Rücktritt -er rumänischen Negierung Bukarest. 8. Juni. Die Nakionalverjammlung. ;n der Kammer und Senat zusammengetreken sind, pro klamierte heute Prinz Larol zum König von Rumänien, and zwar mit 485 gegen eine einzige Stimme. Der König Unterzeichnete eine Verordnung, durch die alle vom Regentschastsrat und vom Ministerrat nach dem Tode llönig Ferdinands bis zu der gestern ersolgten Eidesleistung vorgenommencn Akte als gesetzlich anerkannt werden. Vorher war ein anderer Gesetzentwurf eingereicht worden, durch den Michael zum Großwoiwoden von Syulasehervar ernannt wird. Professor Jorga pro- leftiertc gegen den Titel, der zu operettenhaft sei, und schlug de» Namen „Herrscher" vor. Die Nationalversammlung nahm den Entwurs jedoch in seiner ursprünglichen Fassung an, mit der Begründung, daß er jederzeit wieder abgeiindcrt werden könne. Nach dem Schluß der Sitzung begab sich Mironescu ins Schloß und teilte Carol das Ergebnis mit. In Begleitung seines Bruders Nikolaus begab sich Carol daraus im Gala,vagen, von Kavallerie begleitet, unter dem Jubel der Menge zur Nationalversammlung. Dort leistete er den Eid. «- Bereits bei Carols Ankunft war bas Kabinett Man in zurückgctreten. Ministerprästbent Mant» blieb in der Sitzung des Ministerrats mit feinem Antrag«, den Prinzen barol zum Regenten zu ernennen, in der Minderheit. Infolgedessen überreichte Maniu dem Negentschastsrat sein Niicktrittsgesuch, das angenommen wurde. Mit der Kabinettsbildung wnrde Außenminister Mironesco betraut. Aber auch dieses Kabinett, das gebildet worden war, um die Fiihrung bei der Wiedereinsetzung des Prinzen Carol in seine Rechte zu übernehmen, ist nach Erledigung seiner Aus gabe, der Proklamation König Carols, zurückgetreten. — Der König hat bereits Maniu und Iorga empfangen und mit ihnen über die Bildung der neuen Regierung beraten. Wer der Ministerpräsident der neuen Regierung sein wird, ist noch un bekannt. König Carol wird am Montag den KassationShof, der seinerzeit die Ehetrennung ausgesprochen hat. ersuchen, die Ehescheidung für nichtig zu erklären. Königin Helene wird sodann zur Königin ausgeruscn werden und der jetzige König Michael zum Thronfolger. König Carols Thronbesteigung In der Stadt hat wohl niemals bisher ein so starkes Leben geherrscht wie gestern, als König Carol II. vom Schloß nach der Kammer fuhr, um den Eid aus die Verfassung -u leisten. Die ganze Bevölkerung war auf den Straßen und begrüßte den König auf seiner Fahrt mit brausenden Hochrufen. In der Nationalversammlung wurde der König vom Ministerpräsidenten Mironescu empfangen und zum Platz des Präsidenten geleitet. Sämtliche in Bukarest be glaubigte Diplomaten waren anwesend. Das Publikum auf den Tribünen brach in nicht enden wollende Jnbelrnfe Ms. Der König, der die Uniform eines Generals des Fliegerkorps trug, leistete den Eid auf die Verfassung und schwor, diese, die Gesetze und die Unversehrtheit des Landes schützen zu wollen. Im Anschluß daran hielt er folgende Rebe: „Der Empfang, den Sie mir bereitet haben, hat mich tief gcrührtl Ich bin glücklich, durch Ihre Vermittlung die Stimme des Volkes zu hören, und noch einmal feststellen zu können, daß mich unzerreißbare Bande mit der Nation ver eine» und vereinen werben. Die Verbannung, in der ich vier Jahre lebte, wurde mir von Leuten anferlegt, die mich von den Rumänen trennen wollten. Tic wunderbare Huldigung, die mir heute zuteil wurde, be weist, daß diese Versuche keinen Erfolg gehabt haben. Ich komme zu meinem Volke reinen Herzens zurück, selbst ohne Zorn gegen die, die die unzertrennlichen Bande zwischen mir und den echten Rumänen zerschneiden wollten. So wie das Evangelium lehrt, will ich nicht den Tod den Schuldigen bringen. Mit der ganzen Kraft meiner Seele will ich alle Rumänen in gemeinsamer Arbeit für das Wohlergehen des Vaterlandes zu sammeln versuchen. Das Beispiel meiner Vorfahren wird mir ein leuchtendes Vorbild sein. Ich kann nicht umhin, hier vor den versammelten Vertretern aller Rumänen der 800 900 Toten zv gedenken, die ihr Blut auf den Schlachtfeldern gelassen haben. Gemäß meinem Eide werde ich die Unverletzlichkeit der territorialen Grenzen verteidigen. Ein geeinte» Rumänien wird alle Schwierig leiten, die sich nn» in den Weg stellten, zu überwinden ver ficht». Freundschaft soll nutz «tt alle» Völkern, besonder» mit unseren Nachbarn, verbinden. Unser Land ist so reich und hat so viel natürliche Hilfsguellen, daß wir unsere wirt schaftliche Lage wtedcrherstellen und allen ein gewisses mate rielles Wohlergehen gewährleisten können. Es drängt mich noch, Ihnen von der großen Freude zu sprechen, die mir zu teil wurde, endlich meinen geliebten Sohn wiederzusehen. Ich möchte noch meinem lieben Bruder meinen herzlichen Dank für seine Mitarbeit in der Regentschaft ansdrücken. Noch ein mal bitte ich Sie, sich in der Arbeit für das Wohlergehen unseres Vaterlandes zu vereinen. Rumänen aus den vier Himmelsrichtungen unseres Landes vereinigt Euch, seid einig! Und jetzt an die Arbeit!" Jeder Satz seiner Rede wurde von stürmischen Beifall- rufcn der ganzen Versammlung unterbrochen. Im Anschluß an die Rede des Königs gab der Präsident der Nationalver sammlung, Stefan Ciceo Pop, der ungeheuren Freude des Landes über die Rückkehr des heißgeliebten Königs Ausdruck. Nach dieser Feier begab sich der König zum Grabe des Unbekannten Soldaten. * Die Küniginwitwe Maria hat an König Carol ein Glück wunschtelegramm gerichtet, in dem sie ihrer Freude darüber Ausdruck gibt, daß es der Zusammenarbeit der beiden Brüder gelungen sei, Carol zu krönen. König Carol antwortete mit einem D a n k t e l e g r a m m. Die Küniginwitwe traf am Pfingstsonntag in Oberammer gau ein. Am Montag wohnte sie den Passionsspielen bei, Uber die sie sich sehr lobend aussprach. Die Rückkehr im Flugzeug Budapest, 0. Juni. Der „Pest er Lloyd" berichtet fol- gendc Einzelheiten über die Rückkehr des Prinzen Carol nach Rumänien: Zur Ankunft CarolS in Bukarest, die um IN,Ist Uhr erfolgte, hatten sich Ministerpräsident Maniu und der Lissabon, Ist. Juni. Der deutsche Gesandte in Lissabon, v. Baligand, aus den, wie wir in einem Teil unserer Sonn- tagsansgabe bereits kurz mittciltcn, ein Revolverattentat ver übt wurde, ist wenige Stunden nach dem Anschläge seinen schweren Verletzungen erlegen. Havas berichtet hierzu folgende Einzelheiten: Der deut sche Gesandte und ein LegationSrat hatten um II Uhr dem Kommandeur des Kreuzers „Königsberg" einen Besuch abgestattet und waren gegen 11,90 Uhr unter den üblichen Ehrenbezeigungen von Bord gegangen. Am Kai wartete ihr Automobil auf sie. Sie waren umgeben von höheren deutschen Offizieren und zahlreichen Persönlichkeiten. Der GcsandtschaftSrat öffnete die Tür des Automobils, um den Gesandte» cinstcigen zu lassen, der sich in die rechte Ecke des Wagens setzte, während der Gesandtschaftsrat links neben ihm Platz nahm. In dem Augenblick, als das Antouiobil abfahren wollte, stürzte ein hoch stämmiger Mann ans der Menge hervor und gab mehrere Rcvolverschüsse anf den Gesandten ab, der am Kopfe von zwei Kugeln getroffen wnrde. Die übrigen Kugeln, von denen eine den Hut des Mesandt- schaftsratcs durchlöcherte, verfehlten ihr Ziel. Der Gesandte brach im Wagen zusammen und verlor das Bewußtsein. Er wnrde sogleich ins deutsche Hospital transportiert, wo man ihm die erste Hilfe angebeihen ließ. Die bedeutendsten Chirurgen von Lissabon wurden an das Krankenbett gerufen und versuchte» die Kugeln, von denen eine durch bas Ohr in den Kops eingebrungen mar, zu entfernen. Aber wegen des schwachen Herzschlages des Gesandten war die Operation unmöglich. Von Baligand ist um 8 Uhr nachmittags, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, gestorben. Nach begangenem Attentat hat der Angreifer, der sich Franz Piechowski nennt, geboren am 8. Juni 1899 in Danzig, nicht zu fliehen versucht. Er schleuderte viel mehr de» Revolver ins Automobil und ließ sich hierauf fest- nchmen. Er erklärte mit verworrener Geste, baß er eine hochstehende Persönlichkeit habe töte« wollen, nm die Ansmerksamkett anf sich za lenke« «nb so zn beweisen, daß er keineswegs wahnfinnig sei. Er gestand ein, zwei Jahre lang in einer deutschen Irren- anstalt interniert gewesen zu sein, aus der er 1931 ge flüchtet ist. Er fügte hinzu, er sei nach Madrid gekommen und habe sich in Lissabon seit einigen Tagen aufgehalten. Dort habe er Kenntnis von dem Besuche des deutschen Ge schwaders erhalten und beschlossen, seinen Plan, irgend eine Persönlichkeit umzubringen, auszuführen. Als er das Automobil gesehen habe, bas die Insignien der deutschen Gesandtschaft trug, sei er sofort davon überzeugt worden, daß die Person, die rechts im Wagen Platz genom men batte, einen hohen Rang bekleiden müßte. Er habe bann, ohne zu wissen, daß e» sich um de» deutsche» Gesandten Han- Innenminister auf dem Flugplatz eingesunden. Die kurze Unterredung, die der Prinz mit den beiden Kabinettsmttglie- dern hatte, wurde abgebrochen, als Prinzregent Niko laus auch auf dem Flugplatz eintraf. Das Wiedersehen der beiden Brüder spielte sich unter starker Bewegung ab. Sie umarmten «nd küßten sich wiederholt. Beide weinte«. Die Szene machte einen so tiefen Eindruck auf alle Anwesen den, daß auch zahlreiche Offiziere, der Ministerpräsident an der Minister des Innern in Tränen ausbrachen. Prinz Carol begab sich darauf in Begleitung des Prinz regenten ins Schloß Cotroceni. Er besuchte noch in der Nacht die Kaserne der Feldjäger, seines ehemaligen Regi ments, wo er, stürmisch begrüßt, die Parade abnahm. Spaltung -er Liberalen Bukarest, 9. Juni. Das Exekutivkomitee der Liberalen Partei trat heute zusammen, um die durch die Thronbesteigung König Carols geschaffene neue Lage zu prüfen. Das Komitee beschloß, eine Kundgebung an das Land zu richten, in der zum Ausdruck gebracht werden soll, daß sich die Partei keineswegs mit der neuen Lage einverstanden erklärt und jede Verantwortung ablehnt. Diese Kundgebung ist von Vinttla Bratianu unterzeichnet. Professor Georg Bratianu, ein Sohn des verstorbenen Jan Bratianu, wurde aus der Liberalen Partei ausgeschlossen, weil er er klärt hatte, die Partei würde sich mit dieser Entschließung aus einen für ihren politischen Fortbestand gefährlichen Weg be geben, da sich das Land besonders eindrucksvoll für König Carol ausgesprochen habe. Man hält es nicht für aus geschlossen, daß sich eine Reihe von Parteimitgliedern der An sicht Georg Brattanus «»schließen werden, und daß die» -« einer Spaltung der Partei führen könnte. Im Dezember Parlamentöwahlen in Spanien. Der Ministerrat hat beschlossen, daß die Wahlen zum Parlament im Dezember 193st stattsindcn. delte, geschossen. Als man ihm mitteilte, wer sein Opfer sei, hat er erklärt, daß er endlich in ein bedeutsames Verbrechen hinein» gezogen sei und daß man von ihm jetzt sprechen würde. Die Nachricht von dem Attentat hat einen großen Ein druck hervorgerufcn. Sämtliche Festlichkeiten, die zu Ehren des in Lissabon liegenden deutschen Geschwaders in Aussicht genommen waren, sind abgesagt worden. Die deutschen Kriegsschiffe, die deutsche Gesandtschaft, das deutsche Konsulat und die übrigen deutschen Gebäude haben ihre Flaggen auf Halbmast gesetzt. Sobald die Nachricht von dem Ableben des Gesandten bekannt war. hat der Chef des Protokolls de» portugiesischen Ministerpräsidenten im Namen des Präsiden ten der Republik sein Beileid zum Ausdruck gebracht. Di« Mitglieder der Regierung, des diplomatischen Korps «nd zahlreiche Persönlichkeiten haben das gleiche getan. Ein Ministerrat wurde für Sonntag abend einberufen, um über die Angelegenheit zu beraten. * Der unter so tragischen Umständen ums Leben gekom mene Gesandte v. Baligand entstammt einer alten bayri schen Ofsizicrssamilie, und gehörte selbst zunächst als aktiver Offizier und dann im Ncserveverhältnis der bayrischen Armee an, in deren Reihen er auch im Kriege schwer verwundet wurde. Nach seinem Aus scheiden ans dem aktiven Militärdienst studierte er in München und Würzburg Rechtswissenschaften, Nationalökono mie und Philosophie und wurde 1919 in das Auswärtige Amt einbernse». 1915 zum LegationSrat ernannt, führte er in den Jahren 1917/18 mehrfach Verhandlungen in den Oststaaten. 1920 übernahm er die Leitung des Generalkonsulats in Genf, war nach Vcrhandlnngsleitungcn mit der Tschechoslowakei von 1922 bis 1925 an der Gesandtschaft in Athen tätig und wurde danach zum Vortragenden LegationSrat im Aus wärtigen Amte ernannt. Dort übernahm er 1926 den Posten eines Dirigenten der Presseabtcilung der Rcichsregierung. Im März 1928 wurde er Gesandter in Lissabon, wo er die deutschen Interessen mit außerordentlichem Ge- schtckundTaktzu vertreten wußte. DaS Bellet- »er RelchSregterunv Der Reichskanzler hat an Frau v. Baliganb folgen des Telegramm gerichtet: „Mit schmerzlichem Bedauern habe ich die Nachricht von dem fluchwürdigen Verbrechen erhalten, dem Ihr Gatte zum Opfer gefallen ist. Es ist mir ein auf- richtiges Bedürfnis, Ihnen, hochverehrte gnädige Frau, zu gleich im Namen der Rcichsregierung zu dem schweren Ver lust meine innigste Teilnahme auszusprechen." Der portugiesische Gesandte tu Berlin, da Costa Ca- bral, hat den Staatssekretär des Auswärtigen Amte», Dr. v. Schubert, aufgesucht und ihm das Beileid der portugie- scheu Regierung zum Ableben des deutsche« Gesandte» i» issabo», v. Baltgaud, ausgesprochen, , . Der tcuMc Gesandte in Pertnsal t Opfer eines Irrsinnigen aus Danzig
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