5 Norbert Oelsner Die Dresdner Elbbrücke im Mittelalter und in der frühen Neuzeit »Ist eine schöne steine Brücke über die Elbe, wie die zu Regensburg und Prag. Daher das Sprichwort: Regensburg die schönste, Dresden die stärkeste, Prag die längeste ...« Diese Notiz aus dem Jahre 1616 stammt von Burggraf Christoph zu Dohna, als er - dem preußischen Zweig des doninschen Adelsgeschlechts angehörend - auf familiengeschicht licher »Spurensuche« durch Böhmen und Sachsen reiste und dabei auch Dresden be suchte. 1 Betrachtet man seine gesamten Aufzeichnungen zum Aufenthalt in Dresden, so scheint ihn von den Sehenswürdigkeiten und Baulichkeiten der Stadt gerade die Elbbrücke besonders beeindruckt zu haben. Tatsächlich galt die steinerne Elbbrücke noch im 17. und 18. Jahrhundert als architektonisches Wunder Dresdens. 2 Seit ihrer Ent stehung war sie das gesamte Mittelalter hindurch das monumentalste Steinbauwerk nicht nur der Stadt selbst, sondern des gesamten meißnisch-obersächsischen Raumes. 3 Ohne Zweifel konnte sie sich, wie auch das Zeugnis des in Europa weit herumgekom menen Christoph zu Dohna bestätigt, mit den kaiserlich-königlich privilegierten Monu mentalbrücken in Prag und Regensburg messen. Im 18. Jahrhundert »in den vollkommensten Stand« versetzt, 4 blieb die Brücke noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein das einzige Dresdner Brückenbauwerk über die Elbe, um dann in den Jahren 1907-1910 mit Errichtung der heutigen Augustusbrücke dem »neuzeitlichen Verkehr geopfert« zu werden. 5 (Zur Wertung dieses Verlustes und zur architekturgeschichtlichen Einordnung der neuen Brückenanlage siehe die Beiträge von H.Magirius und U. Hübner in diesem Heft.) Jede Beschreibung der abgebrochenen Elbbrücke, insbesondere ihrer älteren Baugestalt, muss zunächst auf vorhandene Plan unterlagen, Bilddarstellungen und schriftliche Überlieferungen zurückgreifen. Es ist dabei das große Verdienst von Willi Nagel, die während der Abbrucharbeiten vorge nommene Befunddokumentation im Jahre 1924 in wesentlichen Teilen zusammengefasst und verbunden mit einer gründlichen Auswertung schriftlicher Quellen im Auftrag des Vereins für Geschichte Dresdens veröffentlicht zu haben. 6 Da aber ein Bauwerk selbst stets die wichtigste Quelle seiner Geschichte ist, kann es als besonderer Glücksumstand gelten, dass wesentliche Bereiche der alten Elbbiücke nicht vom Abbruch vor einhundert Jahren berührt waren und erhalten geblieben sind. Dies betrifft die bereits um 1530/35 sowie vor allem nach 1547 zugeschütteten linkselbi schen Bögen und Pfeiler unter dem Georgentor und dem heutigen Schlossplatz sowie