VIII. Jahrgang. 1. September 1885. Zeitschrift für Museologie und Antiquitätenkiinde sowie für verwandte Wissenschaften. Erscheint monatlich zweimal. Für die Redaktion verantwortlich: Die Verlagshandlung. Erscheint Mitte und Ende jeden Monats. — Abonnementspreis pro Jahr 20 Mark. Einzelne Nummern l Mark. — Insertionspreis für die durchlaufende Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., zweimal gespalten 20 Pf., viermal gespalten 10 Pf. Bei zwölfraaliger, monatlich wiederholter Aufnahme wird von diesen Preisen 25%, bei vierundzwanzigmaliger, alle halbe Monate erfolgter Aufnahme 40°/o Rabatt gewährt. Nachruf. Wir erfüllen hiermit die betrübende Pflicht, unsere Leser von dem nach mehrwöchentlichen schmerzlichen Leiden am 27. August auf seinem Landsitze Wackerbarthsruhe in der Niederlössnitz erfolgten Ableben des Schöpfers und Redakteurs dieser Zeitschrift, Herrn Geheimen Hofrath Dr. jlll). J. G. Th. (iFllGSSG, Ritter hoher Orden etc. in Kenntnis zu setzen. Die grosse Gelehrsamkeit des Verewigten, seine Werke auf den Gebieten der Archäologie, Bibliographie, historischen Litteratur u. s. w., sein reger Forscherfleiss in zahlreichen, der Wissenschaft angehörenden Fragen haben den litterarischen Ruf des Verstorbenen schon in jüngeren Lebensjahren begründet und im Laufe der Zeit zur jetzigen Höhe erhoben. Der Entschlafene erreichte ein Alter von 71V, Jahren. Derselbe wurde am 14. Januar 1814 als Sohn des an der Landesschule in Grimma wirkenden Professors und Konrektors Johann Gottlob Graesse geboren, bezog im Jahre 1833 die Universität Leipzig und wurde bereits Mitte September 1834 zum Direktor*philosophiae promoviert. Nach bestandener Prüfung erfolgte seine Habilitierung in Halle, woselbst er als Mitarbeiter für die Halleschen Jahrbücher in Litteratur-, Märchen- und Sagengeschichte thätig war, auch dem Kreise junger Gelehrter angehörte, den der berühmte Bernhardy um sich versammelte. 1838 wendete er sich nach Dresden und unterrichtete zunächst als Hilfslehrer, seit 1840—1848 als ordentlicher Lehrer am Kreuzgynmasium. Seine Kenntnis der neueren Sprachen verschaffte ihm 1843 die An stellung als Privatbibliothekar des Königs Friedrich August. Anfang der 1850er Jahre linden wir Graesse als Inspektor des königl. Münzkabinetts im Staatsdienste, und in der Folge auch als Direktor der königl. Porzellan- und Gefäss- sammlung,. des königl. Grünen Gewölbes eine lange Reihe von Jahren thätig. Unter den Werken des Verstorbenen sind seine „Bibliotheca magica“, die „Bibliotheca psychologica“ (Leipzig 1843 bez. 1845), sowie sein „Trfisor des livres“ (6 Bände, Dresden 1857—1867), seine in 4 Bänden 1837—1860 erschienene „Literaturgeschichte“, ein noch heute ge schätztes Quellenwerk, „Handbuch der alten Numismatik“, „Beiträge zur Geschichte der Porzellanfabrikation“ etc. sehr hervorragende Leistungen. Durch ein anhaltendes Augenleiden, welches ihm die Sehkraft eines Auges raubte, wurde er 1882 genöthigt, um seinen Abschied einzukommen, welcher ihm, bereits 1854 hatte er den Titel Hofrat erhalten, unter ehrender Aner kennung seiner Verdienste und gleichzeitiger Ernennung zum Geheimen Hofrate gegeben ward. Noch bis zuletzt war Graesse als Gustos der kostbaren Kupferstichsammlung Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Georg in Thätigkeit. Seiner achtjährigen schaffensfreudigen Thätigkeit speziell für diese Blätter wurde durch das Ab leben des hochverdienten Mannes unerwartet und zu früh ein Ziel gesetzt. Sein Andenken bleibet in Ehren! Die Verlagshandlung der Zeitschrift für Museologie und Antiquitätenkunde.