EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DES BUCHEINBANDS IM 16. JAHRHUNDERT DIE BUCHBINDER VON ZWICKAU VON KONRAD HAEBLER (Mit 5 Tafeln) U NTER den Bibliotheken, die uns einen erheblichen Bestand von Büchern des 16. Jahrhunderts annähernd geschlossen überliefert haben, ist nächst der Georgsbibliothek in Dessau vor allem die Ratsschulbibliothek in Zwickau zu erwähnen. Allerdings stehen die Zwickauer Bücher des 16. Jahrhunderts nicht ganz so für sich gesondert, wie die Dessauer. Die älteren Bestände der Ratsschulbibliothek stammen aus vier verschiedenen Quellen: einmal aus den Büchereien der alten Zwickauer Klöster, dann aus den Beständen der Bibliothek der Marienkirche und weiter aus den Sammlungen des Magister Stephan Roth und des Christian Daum. Aus den Klöstern sind im wesent lichen nur eine Anzahl von Wiegendrucken in die Ratsschulbibliothek ge langt. Der Bücherschatz der Marienkirche entstammt überwiegend der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Stephan Roth ist im Jahre 1546 ver storben; seine Bücher entstammen also alle der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Nur die Daumsche Sammlung ist erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts zu sammengebracht; aber auch sie enthält fast überwiegend Erzeugnisse des 16., denn Daum ist unverkennbar nicht ein Sammler der zeitgenössischen Literatur gewesen, sondern ist mit bestimmter Absicht darauf ausgegangen, alte Bücher in seinen Besitz zu bringen. Weiterhin aber ist der Zuwachs der Ratsschulbibliothek dem alten Bestände nicht mehr eingefügt, sondern am Schluß an denselben angehängt worden, so daß die moderne Bücherei auch äußerlich völlig von dem alten Bestände getrennt geblieben ist.