Uelber vier Originalplatten von Urs Graf. Vor wenig Wochen sind vier von Urs Graf, vermuthlich nach seiner eigenen Zeichnung, gravirte Silberplatten aus Frankreich in die Sammlung eines Frankfurter Kunstfreundes, des Herrn C. A. Milani, gelangt; eine kurze Beschreibung die ser bisher unbekannten Metallschnitte möchte vielleicht man chem Sammler und Verehrer des Meisters nicht unwillkom men sein. Die vier Silberplatten bildeten ehedem den Schmuck der vier Seiten eines länglichen Reliquienkästchens; die zwei für die Langseiten bestimmten Platten messen ca. 175 mms , die beiden kürzeren je 105 mms ; die Höhe von allen vieren ist gleich, ca. 80 mms . Deutliche Spuren zeigen, dass sie in die offengelassenen Felder des Kästchens so eingefügt waren, dass ein vom Stecher zu dem Zwecke leergelassener Rand ringsum von dem Holze bedeckt wurde. Sechs Darstellungen, der Le gende des heil. Bernhard von Clairvaux entnommen, schmücken die Platten: je eine — 1 und 4 — auf den beiden kurzen, je zwei — 2.3 und 5.6 —, durch eine Säule getrennt, auf den langen Platten. Ein bogenförmig, über die dargestellten Grup pen gespanntes Band enthält jedesmal in einem Hexameter die Erklärung des Bildes. Wir lassen ihre Beschreibung hier folgen. 1) Der heil. Bernhard kniet vor dem ihn am gewölbten Eingänge des Klosterhofes empfangenden Abte von Clairvaux, um für sich und zwei hinter ihm stehende Gefährten Auf nahme in den Orden zu erflehen. Der begleitende Vers lautet: COLLA DEO SVBDIT SANCTA SVB BELLIGIONE. 2) In einer in Rundbogen gewölbten Zelle erscheint die Himmelskönigin mit dem Sohne auf dem Arme dem links vorn knieenden Heiligen; ein Strahl der göttlichen Milch trifft nach der bekannten Legende sein Antlitz. Auf dem Bogen steht: LACTE DEI MATREM SE MONSTRAT MARIA VIRGO und auf dem Gewölbe der Zelle finden wir das gewöhnliche Monogramm des Meisters zwischen der Jahreszahl 1519. 3) Unter dem Titel: CORPORE CHRISTI AVSVS EFRENI COMITIS ARCET sehen wir auf diesem Bilde, wie der heil. Bernhard mit der Hostie in der Hand vor einen christenfeindlichen Fürsten