neben dem Rathaus schließt sich Kochs Hof an, ebenfalls ein schöner Renaissancebau. Dieser Hof ist einer der schönsten von Leipzigs Handelshöfen. Diese sind überhaupt charakte ristisch für Leipzig, das ja auch vielfach die „Stadt der Durch gänge und Höfe“ genannt wird. Das rührt von der geschicht lichen Entwicklung der alten Handelsstadt her, die schon seit fast einem Jahrtausend Handelsleute aus aller Welt in ihren Mauern vereint sah. Diese fuhren mit ihren Wagen in die durchgehenden Höfe ihrer Geschäftsfreunde ein, wo sie ihre Waren, die in früheren Zeiten, vor Erfindung der Eisenbahn, in Natur mitgebracht wurden, zum Verkauf stellten. Es ist durchaus lohnend, sich das alte Leipzig auf diese Durchgänge und Höfe hin besonders anzusehen. An der Ecke Markt und Katharinenstraße fällt, die Schmalseite des Markt platzes beherrschend, die „Alte Wage“ auf, das Heim des Leip ziger Meßamtes. Auch diesen schönen Renaissancebau (1555) verdanken wir der Kunst Lotters. An der Nordwestecke erhebt sich Barthels Hof, an dem vor allem ein jüngst neu hergerich teter, künstlerischer Erker Beachtung verdient. An der Nord seite des Marktes hat das Siegesdenkmal von 1871 seinen Platz gefunden, das an seinen vier Ecken von den vier Palladinen des alten Kaisers umgeben wird. Von liier aus führt die Katharinenstraße, wie alle Straßen des inneren Leipzigs von alten Handelshäusern umsäumt und leicht gewunden, was ebenfalls typisch ist für Alt-Leipziger Straßen, zum Brühl. Hier lagern heute noch in den Handels höfen Millionenwerte von Fellen; denn trotz der Konkurrenz anderer Städte ist Leipzigs Vormachtstellung im Rauchwaren handel der Welt heute noch unbestritten. Der Brühl handelt nicht nur mit Fellen, sondern läßt diese in Leipzigs näherer und weiterer Umgegend in den mannigfaltigsten Nuancierungen veredeln und verarbeiten. Wir gehen den Brühl nach links hinab und sehen rechter Hand zuerst eine Gedenktafel an dem Haus, wo Käthchen Schön kopfs Eltern eine Weinstube betrieben, und weiter am Kaufhaus Brühl eine Gedenktafel an der Stelle, wo Richard Wagners Geburtshaus stand. Von hier haben wir einen Ausblick auf das Alte Theater, das seit 1766 Theaterzwecken dient. Hier erlebte Schillers „Jungfrau von Orleans“ ihre Uraufführung. Goethe und Schiller waren in diesem Hause noch persönlich zu Gaste. — Wir gehen sodann nach links durch die Hainstraße zurück zum Marktplatz und an dessen Westseite entlang in die Petersstraße. Diese ist, wie auch die Grimmaische Straße, eine Hauptgeschäftsstraße der Stadt und bietet, vor allem zur Zeit der Mustermessen, ein Bild lebhaften Geschäftsverkehrs. Während der Mustermesse treffen sich hier die Vertreter aus aller Herren Ländern. Hier werden nicht nur Riesen geschäfte der deutschen Industrie, sondern auch Geschäfte des internationalen Trausithandels abgeschlossen. Beim Verlassen der Petersstraße sehen wir linker Hand den imposanten Bau der Reichsbank-Hauptstelle und rechter