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Zeitschrift für Museologie und Antiquitätenkunde sowie verwandte Wissenschaften
- Bandzählung
- 1.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Eph.art.88-1.1878
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id407977015-187800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id407977015-18780000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-407977015-18780000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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3 Zur Geschichte der Spielkarten. I. Die Spielkarten in Europa. Wenn der gelehrte Spanier Cobarruvias be reits im 10. Jahrhundert die Spielkarten ein un gebundenes Buch nennen konnte, in welchem zwar in allen Ländern gelesen werde, das man aber am besten in das Verzeichniss der verbote nen Schriften setzen könne, so sprach er damit eine Behauptung aus, die heute noch vollständig zutrifft. Es wird schwerlich auf dem Erdball ein irgendwie cultivirtes Volk geben, wo man keine Karten findet, und deshalb ist es geradezu wun derbar, dass, während man über das Schachspiel, welches doch sicher lange nicht so viele Anhänger zählt als das Kartenspiel, eine grosse Anzahl Werke besitzt, die sich mit der Geschichte und Wesenheit desselben befassen, die Literatur über letzteres nur eine sehr dürftige genannt werden kann. Leider finden wir unter den wenigen Schrift stellern, welche die Darstellung des Wesens und der Geschichte der Spielkarten zu ihrer Aufgabe machten, nur einen einzigen Deutschen (Breitkopf 1784), alle anderen waren entweder Engländer (Singer 1816, Chatto 1848, Taylor 1865, Hughes Willsliire 1876), Franzosen (Menestrier 17(J4, Da niel 1720, Bullet 1757, Rive 1780, Ducliesne 1837, Leber 1842, Boiteau d’Ambly 1854, Merlin 1869) oder Italiener (Cicognara 1831). Dennoch ver dienen die Spielkarten vom cultur- und kunsthisto rischen und moralischen Standpunkte aus unzweifel haft ebenso eine eingehende Untersuchung wie das Schachspiel, wäre es auch nur darum, weil man die Erfindung der Holzschneidekunst als eine Folge der Erfindung der Spielkarten angesehen hat. Ist nun aber bekanntlich das Schachspiel von seinem ersten Erfinder nicht etwa lediglich zur Unter haltung erdacht worden, sondern hat derselbe in demselben eine politische Idee verwirklichen wol len, so kann man bei den Spielkarten leicht eine ähnliche Absicht nachweisen. Es ist ebensogut eine Art Kriegsspiel wie jenes, nur hat es, wäh rend das Schach ein rein monarchisches Spiel ge nannt werden kann, ein mehr demokratisches oder gar republikanisches Element bei sich, denn in den meisten Kartenspielen werden gewisse an und für sich niedrige Blätter erst durch äussere Um stände oder durch ihre eigene Thätigkeit zu Haupt blättern, vor denen sich selbst die Könige beugen müssen. Ausserdem aber scheinen, wie wir weiter unten zu sehen Gelegenheit haben werden, die Spielkarten in ihrer frühesten Gestalt doch haupt sächlich zum Wahrsagen gedient zu haben, und es fragt sich nur, welcher von beiden Zwecken, der der Unterhaltung oder der der praktischen Anwendung als Schlüssel zum Lesen im Buche der Zukunft, der ursprüngliche war. Wir werden später sehen, dass die älteste bildliche Darstel lung des Kartenlegens, welche wir besitzen, aller dings nicht über die Jahre 1483—98 hinausgehen kann, während eine Miniatur in einer Handschrift des britischen Museums (le roman du roi Meliadus de Leonnoys par Helie de Borron) aus den Jahren 1330 — 52 (abgeb. im Art Journal 1859, S. 87) uns bereits eine Gruppe von vier Spielern an einem Tische je zwei und zwei einander gegen über sitzend (darunter ein Mann mit einer Krone) und Karten spielend vorführt. Der Eine hat eine Fünf aus den Denari der alten Tarokkartc aus gespielt und hält in der Linken unter dem Tische eine Zwei derBastoni, und sein Nebenmann links will eine Zwei der Denari zugebeu. Auf dem Tische liegen vor dem Erstgenannten und dem gegenübersitzenden Partner des Königs je zwei gemachte Stiche übereinander, siimmtliche Mit spieler halten noch mehrere Karten in den Hän den, auf dem Tische liegen Geldstücke und auf der Seite hinter dem Könige stehen drei Zu schauer. Hiermit wäre allerdings die Priorität der Ver wendung der Spielkarten zu Unterhaltuugszwecken bewiesen, wenn man überhaupt nur nach äussern Gründen urtheilen wollte. Allein sind, wie dies am wahrscheinlichsten ist, die Zigeuner Diejenigen gewesen, welche das „Gebetbuch des Teufels“ nach > Europa brachten, so scheint die Vermuthuug, dass dasselbe wahrscheinlich ebenso früh zu Wahrsager zwecken als zur Unterhaltung der Fürsten und Grossen gedient habe, begründet zu sein, i Bekanntlich sind bisher dreierlei Ansichten über die Erfindung der Spielkarten aufgestellt I worden, nämlich entweder behauptet man, ihr Ur sprung sei in China oder Indien zu suchen, von i wo sie durch die Araber und Saraceneu zuerst nach Spanien gebracht worden seien und sich von da weiter verbreitet hätten, oder man nimmt an, die Zigeuner hätten sie aus Egypten, wo sie sich als ein Rest der alten liieroglyphischen Geheim lehre erhalten hätten, nach Europa verpflanzt. | Nach der Meinung Anderer sind sie freilich in China l*
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