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Zeitschrift für Museologie und Antiquitätenkunde sowie verwandte Wissenschaften
- Bandzählung
- 1.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Eph.art.88-1.1878
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id407977015-187800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id407977015-18780000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-407977015-18780000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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10 tresillo, das mit 40 Karten gespielt wird, von welchen jeder der drei Spielenden 9 Blatt erhält, während die ändern weggelegt und gekauft wer den — und dass hei ihnen die Zigeunerinnen bis diese Stunde noch aus den Karten zu prophezeien pflegen, so hat die Annahme viel für sich, dass sie es waren, von welchen erst Italien, dann Deutschland, hierauf Frankreich u.s.w. die Karten kennen lernte. Dazu kommt aber noch der Um stand , dass sie unzweifelhaft die Erfinder des geistreichsten aller Kartenspiele, des L’Hombre, aus dem sich dann das Quadrille- und Cinquille- Spiel entwickelte, sind. Der spanische Name hombre, Mann, soll nämlich entweder aus- drücken, dass das Spiel ein Bild des menschlichen Lehens gehe, oder dass es ein edles Spiel für den Mann sei, oder dass, wer es spiele, ein ganzer Mann sein, d. h. Aufmerksamkeit, Ernst, gesetztes Wesen, Witz und Scharfsinn haben müsse. Wer nun aber als Spieler nicht mit Verstand handle, also gewissermaassen einem unvernünftigen Tlnere gleich spiele, verdiene Strafe, und des halb sage man: „il fait la bete“, d.h. durch sein Versehen hat er Strafe zu verbiissen. Dass man jetzt das Spiel mit der Whistkarte spielt (man spielt nur mit 40 Karten, indem man die 4 Neunen, 4 Zehnen und 4 Achten aus der aus 52 Blatt be stehenden Whistkarte herauswirft), die, wie wir sehen werden, nicht die älteste Form der Spiel karten war, beweist Nichts dagegen, denn noch im 18. Jahrhundert spielte man in Spanien und Italien mit der alten Trappolirkarte *) und legte blos die Taroks weg. Wir werden unten, wenn wir von den in Hindostan seit grauer Vorzeit üblichen Kartenspielen sprechen, ein Spiel be schreiben, welches grosse Aehnlichkeit mit dem spanischen L’Hombre ä trois, wie man es (nach der alten Academie des jeux. Amst. 1758. T. I. p. 155 flg.) sonst spielte, hat, und daraus ergiebt sich nun ein neues Moment für die Kichtigkeit der Ansicht, dass die Erfindung der Spielkarten diesem Wunderlande angehört. Wenn die oben erwähnte Notiz bei Ingold richtig wäre, müssten freilich die ersten Karten schon um 1300 nach Deutschland gekommen sein, und dann würde auch die angezweifelte Behaup- j *) Auch die Namen der Trümpfe im L’Hombre be weisen, dass man sie vor der Veränderung der Farben erfunden hat, denn Spade-As ward die Spadiglia, Bastoni- As ward die Basta, das rothe (Denari-) As aber die Ponto. Oing, dass Wilhelm von Grumbach, Bischof von Würzburg, in den Beschlüssen der 1329 abgehal tenen Synode den Nonnen und Mönchen seines Sprengels ausdrücklich das Spiel mit Würfeln, Karten, Schachsteinen, Ringen und Kugeln unter sagt habe, grosse Wahrscheinlichkeit für sich ha ben, um so mehr, als die mit Kaiser Heinrich VII. 1310 nach Italien gezogenen deutschen Krieger dort die Spielkarten kennen gelernt haben konn ten, wenn dies nicht früher schon von Seiten deutscher Pilger bei dem von Bonifaz VII. für das Jahr 1300 ausgeschriebenen ersten grossen Jubelfeste geschehen war. In einem Nürnberger Gesetzbuche vom Jahre 1380—84 werden zwar die Karten unter die erlaubten Spiele gerechnet, allein die Spielwuth muss doch bald sehr über hand genommen haben, denn die Spielkarten wurden schon zu Augsburg in den Jahren 1400, 1403 und 1406, in der Stadt Nördlingen 1426, 1436 und 1439, und noch 1491 zu Bamberg, an welchem letzteren Orte namentlich die Schuh flicker enragirte Hazardspieler gewesen zu sein scheinen, ausdrücklich verboten, obgleich aller dings diese Verbote nicht sonderlich scharf ge nommen worden zu sein scheinen. Das älteste Zeugniss für den Gebrauch der Spielkarten in Frankreich bieten die Register der Rechnnngskammer zu Paris, denn man liest in ihnen unter dem Jahre 1392, dass der Maler Jacquemin Gringouneur für drei Spiele vergoldeter und gemalter Karten, womit sich der tiefsinnige König Karl VI. während der lichten Augenblicke seiner Krankheit zu ergötzen pflegte, 56 sols Parisis empfangen habe. Aus dieser Stelle hat man übri gens, jedoch ohne Grund, den Franzosen die Er findung der Spielkarten überhaupt vindiciren wol len, allein es wird sich weiter unten zeigen, dass damit nur das Piquetspiel gemeint sein kann, und zwar kann auch dieses nur erst einige Zeit nach dem Jahre 1421 erdacht worden sein; jene ge malten Karten müssen also Trappolirkarten ge wesen sein. Was endlich England anlangt, so hat man aus einer Stelle in den Wardrobe rolls des sechs ten Regierungsjahres König Edward’s I. (1278), wo es heisst: „Waltero Sturton ad opus regis ad ludendum quatuor reges VIIIs. Vd.“, gefolgert, mit diesem IV-Königespiel sei ein Kartenspiel ge meint, welches der König, der bekanntlich in Syrien gewesen war, dort kennen gelernt habe.
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