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Zeitschrift für Museologie und Antiquitätenkunde sowie verwandte Wissenschaften
- Bandzählung
- 5.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Eph.art.88-5.1882
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id407977015-188200006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id407977015-18820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-407977015-18820000
- Sammlungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Inh.-Verz. hinter S. 8 eingebunden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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verkünden Kränze aus Zwiebeln nur dem, der sie zu tragen glaubt, Glück, allen, die ihn umgeben oder angeben dagegen aber Missgeschick. Soweit der einzige uns bekannte Traumdeuter des Alter tums. Freilich scheint bei ihm sehr viel Phantasie unterzulaufen, genau, wie es mit der Hieroglyphen- erklärung des Horapollo der Fall ist. Sind jedoch seine Erklärungen wirklich der Volkstradition ent nommen, so beweisen sie, dass unsere heutige Traum deutung mit der antiken nichts gemein hat, denn nach dieser bedeuten Blumen, die man im Traume sieht, namentlich wohlriechende, immer Unglück, wie denn eine Frau, die sich im Traume als mit Blumen geschmückte Braut am Altar sieht, stets daraus folgern wird, dass sie nächstens sterben werde. Eine ganz andere Bedeutung findet freilich der Orient in den Blumen. Hier ist die Deutung der selben eine förmliche Wissenschaft geworden und es gehört kein geringes Studium dazu, den ganzen Umfang der Blumensymbolik sich nach und nach zu eigen zu machen. Freilich wird aber diese Ge lehrsamkeit nicht aus Büchern erlangt oder auf Schulen und Universitäten gelehrt, sondern es ge hört die Einsamkeit und Langeweile des Harems dazu, um ein förmliches Gesetzbuch der Blumen deutung hervorzubringen. Welchen Zweck aber diese Wissenschaft hat, lässt schon der Ort, der sie ent stehen sah, erraten. Die Zusammenstellung ver schiedener Blumen und Blätter zu einem Strauss vertritt die Stelle der Schrift, deren sich zu be dienen entweder Unwissenheit und Unbekanntschaft mit der Schreibkunst oder Furcht vor Entdeckung verbietet, denn natürlich bedient man sich dieser Art von Kryptographie fast immer nur zu verbotener und heimlicher Liebeskorrespondenz. Die Kunst, einen solchen Strauss zu binden, verschafft im Orient alten Weibern ebenso ihren Unterhalt, und zwar oft in noch reichlicherem Masse, wie im aufgeklärten Occident das Kartenschlagen und Prophezeien aus dem Kaffeesatz, das Eiergiessen und Bleischmelzen. Die Antwort eines solchen Blumenliebesbriefes wird entweder wiederum durch einen Strauss oder, wenn derjenige, an den er gesendet ward, sich gar etwa, was häufig vorkommt, als Sklave in den Gärten des Harems befindet, von diesem einfach durch Neben einanderstellung verschiedener Blumenstöcke zu einer Art Chiffrebrief gegeben. Ein solcher Brief heisst Selam, das ist Gruss. Die erste Nachricht von dieser Art Korrespondenz lieferte ein Franzose, namens Du Vigneau, Sieur de Joanots, der früher längere Zeit als Sekretär eines französischen Gesandten in Konstantinopel gelebt hatte, in einem jetzt sehr sel ten gewordenen Buche: Le secretaire turc (contenant l’art d’exprimer ses pensdes sans se voir, sans se porter et sans s’ecrire) Paris 1688. in 12. Dann teilten der Reisegefährte Karl’s XII. von Schweden,. La Mottraye, und die bekannte Lady Montague in ihren Reisebriefen (Nr. 4 vom 16. März 1718) meli- reres hierüber mit; es finden sich auch einzelne auf diese Geheimsprache bezügliche Stellen in dem Mär chen der Tausendundeinen Nacht und dem aller dings zweifelhaft echten Märchen des Tausendund einen Tages, allein doch nichts Ganzes. Endlich hat der berühmte Orientalist Joseph von Hammer in den Fundgruben des Orients, Bd. I S. 32—42 und Bd. II S. 706 fgg-, eine Art Verzeichnis solcher Blu mendeutungen zusammengestellt, wie ihm dieselben bei seinem Aufenthalt in Konstantinopel von griechi schen und armenischen Freunden, die in Harems Zutritt hatten, anvertraut worden waren. Doch ist die Zahl der von ihm gegebenen Erklärungen nicht so stark, wie in dem oben genannten Buche des Franzosen, denn er giebt nur 120, jener aber bereits 179 Artikel, und überdies ist auch das, was er bietet, eigentlich nicht neu, denn seine Deutungen stimmen fast ganz mit denen des Secretaire turc überein. Gleichwol gebührt ihm das Verdienst, diese orienta lische Haremssprache eigentlich zuerst dem gelehrten und gebildeten Publikum eröffnet zu haben, da das obgedachte Buch, wie gesagt, sehr selten, und der Plan des gelehrten Orientalisten Langlös, es von neuem herauszugeben, unausgeführt geblieben ist. Indes besteht das System dieser Geheimsprache nicht, wie man eigentlich glauben sollte, darin, die Beziehungen, welche die Phantasie zwischen den Blumen oder Früchten den Ideen und Empfindungen, die man darstellen will, aufsucht, zu finden oder wiederzugeben, sondern Alles läuft darauf hinaus, Worte oder Phrasen ausfindig zu machen, die mit den Namen der Gegenstände, welche die Zeichen werden sollen, sich vereinen. Daher besteht diese Sprache nicht aus einfachen Vocabeln, sondern aus Redens arten und vollständigen Sätzen, deren Sinn und In halt durch eine Blume, Frucht oder jeglichen belie bigen Gegenstand (Edelsteine, Münzen, Stücke Zeug) vermittelst der Resonanz eines Wortes, das mit dem Namen der letzgenannten reimt, wiedergegeben wird. So wird z. B. die Granatblüte, die im tür kischen und arabischen Näz heisst, durch das tür kische Youreguim Yänar, mein Herz brennt, über setzt. Natürlich lassen sieh diese Blumendeutungen in europäischen Sprachen eben aus jenem Grunde, dass Reimspielerei bei ihnen Hauptsache ist, nicht anwenden, man musste also noch andere Erklärungen bei Dichtern des Orients suchen, allein auch hier ist nicht viel zu machen, denn selbst das englische Werk in gereimter Prosa des arabischen Predigers Ezzedin (f 1280), das den Titel: Enthüllungen der Geheimnisse aus den Sprachen der Vögel und Blu men (deutsch übersetzt in C. R. N. S. Peiper’s Stirn-
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