G. Pit re die treffliche Zeitschrift „Archivio per lo studio delle tradizioni popolari“ heraus. Derselbe Forscher rief auch 1885 eine Gesellschaft für das Studium der Yolksüberlieferung ins Leben, die ihren Sitz in Palermo hat. Seitdem zeigt sich ein reger Eifer in allen Gegenden, be sonders im Süden für die Volkskunde. — In Spanien, das in keiner Be ziehung auf diesem Forschungsgebiete den anderen romanischen Ländern nachsteht, finden wir den Grundsatz der Provinzialvereine vorherrschend. In den achtziger Jahren entstanden hiernach- und nebeneinander dieSocie- dad delFolkloreAndaluz, Frexnense, diToledo e di su provincia, Castellano. Vor allem war hier Machado unermüdlich.für die Volks kunde thätig. Auch in Portugal und den kleineren romanischen Ländern, wie Rumänien, ist man an der Arbeit. In Griechenland hat vor allem der \ er ein „Parnasses“ in Athen sein Augenmerk auf alles Volks tümliche gerichtet und manch Märchen, Lied, manchen Brauch, manche Sage in seinem Jahrbuche veröffentlicht. 1 ) Während fast alle anderen Kulturvölker Europas in den siebziger und achtziger Jahren mit einem Eifer und einer Rüstigkeit an der Arbeit waren, ruhte sie in Deutschland, dem Vaterlande der Brüder Grimm, die die junge Wissenschaft erst in die rechten Bahnen gelenkt, fast gänzlich. Kein Mittelpunkt dieser Studien war vorhanden, die Arbeiten einzelner waren immer seltener geworden und nur hier und da tauchte in irgend einer Zeitschrift ein Beitrag zur Volkskunde auf. Im Volke selbst war das Bedürfnis vorhanden, das immer mehr schwindende alte Volkstum zu erhalten zu suchen, aber nirgends nahmen Fachleute und ziel bewusste Leiter sich der Sache an. Aus dem Volke heraus entstand auch die erste neue Zeitschrift für Volkskunde. Volksschullehrer Nord deutschlands, die jahraus, jahrein mit dem Volke in innigster Berührung leben, thaten sich 1881 zusammen und gründeten die Zeitschrift „Am Urdsbrunnen“ als Organ für deutsche Volkskunde. Sie bietet manches Gute, wenn man auch bei der Leitung nicht selten den klaren Blick vermisst. Seit 1890 hat sie sich gemausert: sie hat den Titel „Am Urquell“ angenommen, hat sich erweitert zu einer Monatsschrift für Volkskunde schlechthin, steht unter der Leitung des Slavisten S. Krauss in Wien und hat infolgedessen besonders der slavischen und jüdischen Volkskunde ihre Pforten geöffnet. Kurz zuvor war auch das erste Heft der von E. Veckenstedt herausgegebenen Zeitschrift für Volkskunde erschienen (1889). Auch sie war internationaler Natur, brachte hier und da recht brauchbaren Stoff, zuweilen auch leid liche Abhandlungen, aber daneben auch recht schwache, die schwächsten vom Herausgeber selbst. Anfangs zählte Veckenstedt auch eine ganze Reihe trefflicher Forscher zu seinen Mitarbeitern, aber durch seine Eitelkeit und seinen Eigensinn, der sich auf ganz oberflächliche Lectiire gründete, hatte er sich bald fast alle verscherzt und die letzten Hefte der zum Glück für die Volkskunde eingegangenen Zeitschrift enthalten weiter nichts als das Gift einer verbissenen Seele. So stand es in Deutschland um das Jahr 1890. Da nahm sich endlich K. Weinhold, l ) Ueber all diese Bestrebungen bis zum Jahre 1885 vgl. den lesenswerten Aufsatz „Folklore“ in G. Meyers „Essays u. Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde.“ (Berlin 1885).