auch sonst in der Oberlausitz. (Das weit verbreitete matschem „ ver worrenes Zeug reden“ ist wohl Ableitung zu matsch, m. „breiige Masse“.) Hier sei auch gleich angeführt das in Sachsen allgemein ge kannte Schimpfwort „Halunke“, wohl aus wendisch (böhmisch?) *holanek von holan „Heidebewohner“ (nach Pfuhl bedeutet holan auch Niederlausitzer Wende), das eine Begriffsentwickelung in malam partem gehabt hat wie unser Heide. (Nach Kluge soll Halunke aus böhm. holomek „nackter Bettler“ zu holy „nackt“ entstanden sein. Zu vgl. ist nach ihm ein im 17. Jahrh. begegnendes Schimpfwort Bohunke, das auf böhm. pohan „Heide“ lat. paganus „ländlich“ zurückgeht). Holank „der kl. Heidemann“ ist als Familienname ziemlich verbreitet (Halank, Hollank, Holung u. s. w.). Die nationale Überhebimg der Deutschen über die benachbarten Slaven und gewissermassen ein Tadel über deren unmitteilsame Zurück haltung klingt endlich w 7 ider in der in der sächs. Schweiz gebrauchten Redensart: der kann nicht einmal ruschemi sagen d. h. er bleibt auf alle Fragen die Antwort schuldig. Njerozemju „ich verstehe nicht“ ant wortete wohl einst der Wende (und ähnlich d. h. neroznmim noch heute zuweilen der Tscheche) auf eine deutsche Anrede. Wer nicht einmal das sagen kann, ist also schwerfälliger und verstockter als ein Slave (Stockböhme). In den Landstrichen, wo der Germanisations- prozess heute vollzogen ist, gemahnen eben nur jene sprachlichen Reste noch an die alte nationale Abneigung. Auf die durch die deutschen Eroberer herbeigeführte soziale Unfreiheit der slav. Bewohner, zu deren Stellung allmählich auch die meisten deutschen Bauern herabsanken, deutet endlich noch der Aus druck „Robot“ m. „Frohndienst (böhm. poln. wend. robota „Arbeit“), der bei uns seit dem 15. Jahrh. (anderwärts schon im 14. Jahrh.) be legt ist (1446 der robot in Mitteindorf b. Schandau). Dem slav. Sprachgute dürfte auch die Zolle, Zulle entnommen sein, die im allgemeinen ein langaufgeschossenes, etwas kindisches oder träges Frauenzimmer bedeutet. Zuweilen verbindet sich damit jedoch selbst der Nebensinn des sittenlosen Charakters. Man wird da.her an wendisch cula „die Hündin“, auch „liederliche Dirne“ denken müssen. Vgl. böhm. toulati se „herumschweifen, sich belaufen (von d. Hündin), huren (v. d. Frau).“ Näher noch steht dem slav. Begriffe das Wort Betze für „un keusche Frauensperson“ (wohl aus dem wend. pjeza, poln. piza, piezka „weibl. Scham“, böhm. dial. pica, scliriftspr. picna „Hure“); davon auch „herumbetzen d. h. sich liederlich herumtreiben“. In der Bedeutung „Hündin“ liegt dem Worte Betze vielleicht auch bejica kl. Hündin (von wend. beja Hund) zu Grunde. Aber ist dieses slav.? Miklosich verzeichnet es nicht. Über den Namen „Zauke“ siehe später S. 334. Auch der lausitzische Zolker, Zulker, Zulkrich „grösser, starker Junge mit lässiger Haltung entstammt wohl dem Wendischen (colkr „Schmutzbartel“).