— 379 — liehen Umgang gehabt, und sind die Folgen nicht ausgeblieben, so „hot er's mit ihr versahn“. Hat jemand schon häufig an leichteren Affektionen der Augen gelitten, wie Gerstenkörnern, Augenliderkrankungen, Binde hautentzündungen u. s. w., die immer wiederkehren, so hat er schon immer sein „Spiel“ in den Augen gehabt. Jedenfalls eine recht eigen artige Bezeichnung, die das häufig Wiederkehrende, Periodische und dabei nicht Belangreiche der Affektion ausdrückeu soll. Zum Schluss zwei kleine Beiträge zum medizinischen Aberglauben in Betreff der Schwangerschaft: Eine Schwangere soll nicht unter der Wäscheleine hindurchgehen, sonst verschlingt sich das Kind in der Nabelschnur.*! Auch soll die Schwangere nicht zum Brotschrank gehen, sonst kriegt das Kind einen zu grossen Kopf! Die Zunahme der Ärzte auf dem Laude und die durch die Krankenkassen erleichterte Erlangung ärztlicher Hilfe haben in den letzten Jahren unverkennbar mit den Ziehmännern und Renkefrauen aufgeräumt. Ihr Publikum geht ihnen mehr und mehr verloren, da der Kassenarzt, der „Krankenarzt“, nichts kostet und leichter zu er reichen ist, als die oft Meilen weit vom Dorfe entfernt wohnende Ziehfrau. Die zunehmende allgemeine Bildung, insbesondere die durch den Unterricht geförderte Erkenntnis von dem Bau und den Lebensverrichtungen des menschlichen Körpers werden ebenfalls in nicht zu langer Zeit auf das medizinische Denken des Volkes klärend und läuternd wirken. Allmählich werden die Volksmitte], der medi zinische Aberglaube, die eigenartigen, oft absonderlichen, immer aber interessanten Anschauungen des Volkes über Krankseiu und Gesund sein schwinden. Deshalb habe ich geglaubt, meine Wahrnehmungen nicht für mich behalten zu sollen und meine, dass dieselben einen, wenn auch bescheidenen, so doch nicht ganz wertlosen Beitrag zur Volkskunde der Oberlausitz darstellen. Die Zahl 13 im Aberglauben mancher Sachsen. Von Dr. Richard Markgraf-Leipzig. Wohl keine Zahl ist so vom Aberglauben umsponnen worden, wie die 13. So ist es höchst sonderbar, dass aus der stattlichen Reihe von Leipzigs Droschken die Nummer 13 seit dem 3. September 1895 bis 1. April 1896, d. h. bis zur Einführung der Droschken erster Klasse, verschwunden war. So lange die Droschke Nummer 13 als Droschke zweiter Klasse vorhanden war, so lange klagten auch fast alle ihre Inhaber über die schlechten Geschäfte, die sie mit ihrer Nummer 13 gemacht hätten. So versicherte mir der vorletzte Droschkenführer jener „unglückseligen“ Nummer, dass er einmal an der Haltestelle am Thomaskirchhofe infolge seiner Nummer 13 an einem Tage drei Fuhren eingebüsst habe. Zunächst kommt — so erzählte mir der biedere Rosselenker — ein stattlicher Herr auf ihn zu und wünscht von ihm gefahren zu werden. Als er aber die „böse“ *) Auch im Voigtland verbreitet; vgl. dazu Wuttke, Deutscher Volks aberglaube, § 572. E. M.