— 3 — Gewerbe etc. entnommen. Hunderte von Namens- und Abstammungs beispielen, aus allen deutschen Culturperioden und Gegenden, ins besondre aus dem sächsischen Yaterlande, illustrierten den reich haltigen wissenschaftlichen Vortrag. Eine lebhafte Besprechung schloss sich dem Yortrage an. Der zweite Vortragsabend fand am 22. Februar, abends 8 Uhr, im selben Saale statt; Herr Oberlehrer Martin sprach über das Thema: „Aus der Culturgeschichte eines sächsischen Gebirgsdorfes“. Leider musste bei der Kürze der Zeit und bei der Menge des Stoffes sich der Vortragende es versagen, auf die sogenannte Weltgeschichte im Dorfe, auf den grossen Waldstreit, auf Sitten und Gebräuche, Feste und Feiertage, auf die Zeit der Comunalgarde im Dorfe, auf die Eisenbahnbauzeit, auf die Zeit der Ablösungen und Gemeinheits teilungen u. s. w. näher einzugehen. Er verwies auf die wissenschaftliche Beilage der Münchner Allgemeinen Zeitung, in der seine „Dorfgeschichte“ teilweise bereits veröffentlicht worden ist. Es kam ihm an dem Vor tragsabend insbesondere darauf an, die wirtschaftlichen Vorgänge im Dorfe zu skizzieren, Kapitel aus dem Klein- und Stilleben möglichst naturgetreu wiederzugeben. Er schilderte zunächst die alten Bauernstuben, das dürftige Mobiliar, vor allem aber den grossen Ofen. Von den Rockeustuben und der primitiven Beleuchtung kam er auf die Gesindeverhältnisse, die ortsüblichen Tage- und Gesindelöhne, die starke Inanspruchnahme der Kinder beim Spinnen und Viehhüten, wohl auch beim Leseholz holen. Schule, Schulkinder, Schullehrer und Schulverhältnisse ver gangener Zeiten wurden eingehend beleuchtet, der Landwirtschaft und ganz besonders der Viehzucht grössere Aufmerksamkeit gewidmet. Es wurde gezeigt, wie der alte Bauer im Dorfe leider zu sehr Fuhr mann gewesen und dabei oft seinen eigentlichen Beruf versäumt, zum mindesten vernachlässigt habe, und wie gerade das Vorspannwesen, das Treiben der Elbkähne bis nach Aussig hinein, die Landwirtschaft des Dorfes bis in die Mitte des Jahrhunderts hinein arg geschädigt habe. Hierauf kam Redner auf den ziemlich mageren Küchenzettel der alten Bewohner des Dorfes zu sprechen, auf die Beschaffung der Kartoffelvorräte des kleinen Mannes durch sogenannte Pacht- und Mistverträge, auf den ehemals recht geringen Fleischkonsum, der sich in der Hauptsache um das selbstgemästete Schwein konzentrierte, auf den Genuss von Brot und Butter u. s. w. Die Beschaffenheit des Kirmeskuchens führte zum Schluss auf den Besuch des Wirtshauses in den Räumen des alten Erbgerichtes, und mit der Schilderung der musikalischen Verhältnisse des alten Dorfes liess der Vortragende für diesmal sein Lied ausklingen. Reicher Beifall lohnte den Vortragenden für den auch diesmal wieder hochinteressanten Vortrag, an den sich eine lebhafte Be sprechung anknüpfte.