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Mittheilungen über die Verhandlungen des Landtags, n Kammer. »4^71. Dresden, den 7. Febmar 1846. Zwei und siebenzigste öffentliche Sitzung -er zweiten Kammer am 27.Januar 1846. Inhalt: Vortrag aus der Registrande. — Entschuldigungen. — Einladung von Seiten des Dresdner Gewerbvereins. — Fortsetzung und Schluß derBerathung desBerichts der ersten Deputation über den Gesetzentwurf, die Abänderung einiger Bestimmungen des Gesetzes über Erfül lung der Militairpflicht vom 26. Oktober 1834 betr. (Besondere Berathung der 12 — 60. — Eine Petition des Stadtraths und der Stadtverordneten zu Mee rane betr. — Schlußabstimmung.) Die Sitzung beginnt um ^11 Uhr in Gegenwart des Staats ministers v. Nostitz - Wallwitz, des Königl. Commissars R i ch- ter und von sechs undsechszig Kammermitgliedern unter Verlesung des über die letzte Sitzung aufgenommenen Proto kolls durch den Secretair Kasten. Präsident Braun: In so fern Niemand gegen das Pro tokoll eine Erinnerung zu machen hat, ersuche ich die Abgeord neten Neydel und Erchenbrecher, dasselbe mit mir zu un terzeichnen. Nachdem dies geschehen: Präsident Braun: Wir können nunmehr zum Vortrage der Registrande übergehen. 1. (N. 949.) Anschluß der Geistlichen der Diöces Plauen, LI. Hermann Anton Volkmar Fiedler, Archidiaconus zu Plauen, und 25 Gen., an die Petition der Geistlichen des Leip ziger Kreisdirectionsbezirks, sub Nr. 462 der Hauptregi- strande, die künftige passive Wählbarkeit des Lehrftandes betr. Präsident Braun: Die Petition, worin der Anschluß der vorliegenden erklärt worden ist, ist an die vierte Deputa tion gegeben worden. Daher gehört diese Eingabe jedenfalls auch dahin. Stimmt die Kammer dem bei? — Wird ein stimmig bejaht. 2. (Nr. 950.) Petition von 57 Hauslern in Netzschkau, Wilhelm Ferdinand Regner und Gen., um nachträgliche Ent schädigung vormaliger Steuerfreiheit. (Hierzu 1 Beilage.) n 7l. Präsident Braun: Gehört nach Maaßgabe frühem Be schlusses der Kammer zur dritten Deputation. 3. (Nr. 951.) Petition der Strumpfwirkerinnungen zu Geithain und Rochlitz, Johann Ernst Kaiser und Gen., um Verwendung für baldigen Erlaß einer Gewerbeordnung und bis dahin um provisorische Abhülfe mehrerer Beschwerde punkte, als des Handelns der Kaufleute mit Strumpfwaa- ren u. s. w. Präsident Braun: Die das Gewerbwesen betreffenden Petitionen liegen sämmtlich der dritten Deputation zur Bera thung vor. Daher schlägt das Direktorium vor, auch diese dorthin zu geben. Ist die Kammer damit einverstanden? — Wird einstimmig bejaht. 4. (Nr.952.) AnschlußdesKaufmanns ErnstHinckelmann zu Geringswalde und Gen., darunter die Innungen durch ihre Vorstände, an die Petition der Gewerbtreibenden zu Leisnig, sub Nr. 692 der Hauptregistrande, betreffend den Gewerb- betrieb auf dem Lande und das Hausirwesen. Abg. Heuberer: Die beiden so eben verlesenen Petitionen habe ich der geehrten Kammer überreicht und bitte, sie mit eini gen Worten begleiten zu dürfen. In der erstem — von den Strumpfwirkerinnungen zu Rochlitz und Geithain mir zuge- ftndeten — beklagen sich die Petenten darüber, daß sie von Kauf- und Handelsleuten aller Art, so wie von den Zeug- und Leinwebern der Städte, die sich den Charakter von Handels leuten beilegten und aus ihrer bürgerlichen Stellung die Nah rung und dem zufolge den Handel mit allen möglichen Maa ren folgerten, beeinträchtigt würden. Sie bitten daher um eine Gewerbeordnung, welche die Grenzen der Gewerbe und ihrer Artikel genau feststelle. Wir haben hier abermals einen Be weis, wie groß der Wirrwarr ist, der in Bezug auf das Ge werbswesen im Lande wuchert. Schon ist in diesem Saale der hohen Staatsregierung die Bemerkung gemacht worden, daß es den Anschein habe, als ob sie allmälig alle Jnnungsver- hältnisse zu lösen und eine Art Gewerbfreiheit herbekzuführen beabsichtige. Ohne in die Kiefen der Regierungspläne blicken zu wollen, scheintmir aber, als ob die Staatsregierung bei allen derartigen Entscheidungen so eigentlich selbst nicht wisse, wie sie entscheiden solle. Denn seit langen Jahren haben sich alle socialen und gewerblichen Verhältnisse in der Art anders gestaltet, 1