Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer

Mittheilungen über die Verhandlungen des Landtags. H. Kammer ^§142. Dresden, am 28. April 1868. Hun-erhuieirm-vierggste öffentliche Sitzung -er Zweiten Kammer am 24. April 1868. Inhalt: Registrandenvortrag Nr. 1521 — 1622. — Fortgesetzte Be- rathung des Berichts der zweiten Deputation über das königl. Decret, das Eisenbahnwesen betreffend (Linie In, Leipzig-Chemnitz mit Zweigbahnen). — Feststellung der Tagesordnung für die nächste Sitzung. Präsident Haberkorn eröffnet die Sitzung um 10 Uhr in Anwesenheit von 65 Kammermitgliedern. Präsident Haberkorn r Wir beginnen mit dem Vortrag der Registrande. (Nr. 1521.) Herr Abg. Ploß bittet um Verlänge rung seines Urlaubs bis Mitte Mai d. I. Präsident Haber körn: Wird dieser Urlaub er- theilt? — Ertheilt. (Nr. 1522.) Petition der Mühlenbesttzer Fischer in Freiberg und Genossen, das Jmmobiliar-Brandverstche- rungsgesetz betreffend. Präsident Haberkorn: Ein hierauf bezügliches Decret liegt der Ersten Kammer zunächst zurBerathung vor und wird daher auch diese Petition an die Erste Kammer abzugeben sein. Dies waren die Nummern der heutigen Registrande. (Herr Staatsminister Freiherr von Friesen und die Herren königl. Commissarc Geh. Finanzrath Wilke und Geh. Rath von Schimpfs treten ein.) Wir gehen zur Tagesordnung über, zur fortgesetz ten Berathung über den Bericht, der zweiten II. K. (7. Abonnement.) Deputation, das Eisenbahnwesen betreffend*), und zwar zur Berathung über die Linie I», Leipzig- Chemnitz mit Zweigbahnen. — Die Debatte hierüber kann begonnen werden. — Es haben sich zum Worte ge meldet die Herren Abgg. Thiele, Caspari, Seiler, von Schönberg, Secretär Or. Loch und der Herr Vicepräsident. Ich ertheile zunächst das Wort dem Herrn Abg. Thiele. Abg. Thiele: Meine Herren! Der Umstand, daß ich durch meinen Wahlbezirk bei der vorliegenden Eisens bahnfrage überhaupt und auch insbesondere wegen der wichtigeren Projecte irgendwie nicht engagirt bin, hat mich veranlaßt, das Wort ebenfalls zu ergreifen, um meine Abstimmung zunächst für die gegenwärtig in Frage kom mende Linie Chemnitz-Leipzig zu motiviren. Ich schicke voraus, daß die Frage: ob Staatsbahnbau oder Privat bahnbau, mir keine Schwierigkeit bereitet hak; ich glaube, nach Lage der Sache muß man sich für das Erstere ent scheiden; denn es ist nothwendig und zweckmäßig und auch für die sächsischen Staatskassen ersprießlicher. Nicht so leicht ist mir die Entscheidung über die Führung der Linie geworden und ich gestehe, daß ich auch in diesem Augenblicke noch nicht ganz entschieden bin, welcher Mei nung ich mich anschließen werde. Ich glaube, die Inter essen, mag man von Chemnitz ausgehen überLimbach Hder Burgstädt, halten sich in jedem Falle ziemlich die Waage. Wenn aber der Umstand dagegen eintritt, daß von Lim- bach ans eine Zweigbahn die Interessen dieses Orts be friedigen kann, so wäre das für mich entscheidend, daß ich mich zunächst für die Burgstädter Linie erklären würde. Wird die Richtung nach Limbach genommen, so könnte von einer gleich vortheilhaften Zweigbahn für Burgstädt wohl kaum die Rede sein. Limbach wird meiner Ansicht nach mit mehreren Ortschaften seiner näch sten Umgebung durch eine Zweigbahn befriedigt werden können; denn für den Verkehr von Limbach nach Zwickau hin ist durch eine neuerdings gut gebaute Chaussee von Limbach nach WüstenLrand gesorgt und für den Verkehr ") Vergl. L.M. II. K. S. 2917 flgg., 3148 flgg. - 1. K. S. 1814 stgg. 497