Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer

M StaatSminister v. Sehdewitz: Meine Herren! L?b wohl soeben der Herr Präsident bemerkt hat, daß die Ausführungen des Herrn Vorredners mit dein Gegenstände der Tagesordnung nur lose Mammen hängen, habe ich doch Anlaß, einige Worte darauf zu erwidern. Ich möchte zunächst auch hier nochmals bemerken, daß die Regierung über den Vorortverkehr, ins besondere in der Nähe von Dresden, eine Denkschrift in Arbeit hat, die Ihnen jedenfalls gelegentlich der Vorlegung des zweiten Eisenbahndekrets zugehen wird. Sie wird die Frage der Verbesserung des Vorortverkehrs, insbesondere auch der Strecken Dresden-Meißen und Dresden-Pirna, des näheren besprechen, und damit wird auch die Frage zur Er örterung kommen, ob man diese Vorortzüge durch gehen lassen, und auch, ob man sie elektrisch be treiben soll. (Bravo!) Es würde dann der Vorortverkehr sicher verbessert, aber zugleich auch der Betrieb für den Staat verteuert werden. Ich glaube deshalb nicht in Aus sicht stellen zu können, daß man hieraus Anlaß nehmen wird, eine Tarifherabsetzung vorzunehmen, (N wie der Herr Vorredner eben angeregt hat. Ich weise darauf hin, daß der preußische Staat jetzt für den Berliner Vorortverkehr die Elektrisierung plant, zugleich aber eine Erhöhung der dort geltenden Vororttarife in Aussicht nimmt. Dann hat neben anderem der Herr Abg. Kuntze noch gewünscht, es möchte gestattet werden, gleich zeitig eine größere Anzahl Fahrkarten zu lösen. Meine Herren! Das steht schon jetzt jedem frei. Allerdings ist die Gültigkeit der Fahrkarten nur auf 4 Tage beschränkt, aber innerhalb der vier Tage kann die Reise angetreten werden, wann es den Herren Reifenden paßt. Weiter zu gehen, verbieten betriebstechnische Rücksichten, die ich heute nicht näher ausführen möchte. Die übrigen Anregungen des Herrn Abg. Kuntze werden in Erwägung genommen und weiter be handelt werden. Präsident: Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Schlußwort. Berichterstatter Abg. Wittig: Meine Herren! Ich möchte auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Kuntze nur -erwidern, daß eben, um eine bessere Regelung des Vorortverkehrs zu ermöglichen, die Königl. StaatSregierung die hier im Etat eilige (6) stellten Mittel verwenden will. Auf die übrigen Bemerkungen möchte ich jetzt nicht weiter oingehen, da sie nur in sehr losem Zu sammenhänge mit der Vorlage stehen. Präsident: Wir kommen zur Abstimmung. Will die Kammer beschließen: die zum vier gleisigen Ausbau der Linie Bodenbach- Dresden zwischen Pirna und Mügeln, ein schließlich der Herstellung eines Industrie gleises zwischen Pirna und Mügeln, unter Tit. 11 des außerordentlichen Staatshaus halts-Etats für 1912/13 eingestellten 2000000 M. (erste Rate) zu bewilligen und den dazu gemachten Vorbehalt zu genehmigen? Einstimmig. Wir kommen zu Punkt 3 der Tagesordnung: Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputation ö über die Petition der Gemeinderäte zu Niederoderwitz und Spitzkunnersdorf um Errichtung einer Güter abfertigungsstelle in Niederoderwitz. (Druck sache Nr. 232.) Berichterstatter Herr Abg. Rentsch. Ich eröffne die Debatte und gebe dem Herrn Berichterstatter das Wort. Berichterstatter Abg. Rentsch; Die Gemeinderäte zu Niederoderwitz und Spitzkunnersdorf bitten um Errichtung einer öffentlichen Güterabfertigungs stelle in Niederoderwitz. Nachdem es im Jahre 1909 endlich gelungen sei, die beiden Gemeinden Nieder- und Mitteloderwitz zu einer Gemeinde zu verschmelzen, seien die früheren Meinungsverschieden heiten über diese notwendige Anlage geklärt. Die Petition sei früher schon einmal — es war dies vor 14 Jahren — der Königl. Staatsregierung zur Er wägung überwiesen worden, und trotzdem sei eine im Januar 1911 abermals an die Generaldirektion der Königl. Sächsischen Staatseisenbahnen gerichtete Petition mit dem Hinweise auf die inzwischen von privater Seite erbauten Anschlußgleise abgelehnt worden. Diese Petition ist in Abschrift beigefügt und enthält noch die Aufzählung einer Reihe von Übelständen, welche sich auf der Haltestelle Nieder oderwitz im Personenverkehrs außerdem noch fühlbar gemacht haben sollen. Da aber die dort aufgeführten Übelstände mit dem Wunsche, eine Güterabfertigungsstelle zu erlangen, nicht in direktem