64 II. K. 4. Sitzung, am 26. November 1917 (Abgeordneter Andrä.) Meine Herren! Der Herr Kollege Seger hat nun zum Schluß vor allen Dingen die Behauptung bekämpft, daß die Kartoffel ein ausgezeichnetes, vollwertiges, ich möchte sogar sagen, das höchstwertige Nahrungsmittel für den Menschen ist. Bewiesen hat er nicht, daß ich nicht recht habe. In Württemberg existiert ein altes Lied, das möchte ich einmal zitieren. Daraus geht her vor, wie die Bevölkerung in Süddeutschland über die Kartoffel denkt, und wenn man bei uns auf dem Lande beobachtet hat, wie sich die Landbevölkerung bis jetzt er nährt hat: was essen sie denn in der Hauptsache? Sie essen sich mit Kartoffeln satt. (Zuruf de? Abgeordneten Koch: Aber mit Butter!) DaS ist im Frieden so gewesen und ist auch jetzt so, so weit es ihnen möglich ist, und sie befinden sich wohl dabei. Man sieht auf dem Lande nicht die blassen Gesichter wie in der Stadt. Die Kinder gedeihen, und daS Land stellt ja auch bei der Rekrutierung den höchsten Prozentsatz. Der größte Prozentsatz Soldaten wird auf dem Lande ausgehoben oder kommt von Familien, die noch nicht viel Generationen in der Stadt wohnen. In Württemberg ist da ein sehr schönes Lied über die Kartoffel verbreitet. ES heißt: „Kartoffeln sind besser als Rüben und Kohl, Sie schmecken dem Armen und Reichen so wohl, Kartoffeln, Kartoffeln, wer ißt euch nicht gern! Die Alten, die Jungen, die Bauern, die Herrn! Des Morgens, des Mittags, des Abends so oft, Hat Mutter uns immer Kartoffeln gekocht. Und hat man kein Fleischwerk und hat man kein Schmalz, So rutschen sie abgeschält auch durch den Hals." (Bravo! rechts.) Präsident: Vom Herrn Abgeordneten Schreiber ist (v beantragt worden, den vorliegenden Antrag Andrä und Genossen der Rechenschaftsdeputation zu überweisen. Der Antrag ist noch nicht unterstützt. — Wird er unterstützt? — Hinreichend. Ich frage: Wollen Sie dem Anträge entsprechend be schließen? Einstimmig. Die Tagesordnung für morgen habe ich bereits ver kündet. Ich möchte aber noch mitteilen, daß ich hoffe, daß die Etatberatung übermorgen vollständig erledigt wird und daß ich dann für Donnerstag — da die Herren es auch ablehnen, an diesem Tage den Haushaltsplan für das staatliche ElektrizitätSunternehmen auf die Jahre 1918/1919 zu beraten — Vorschläge, Dekret Nr. 6, den Bericht über die Verwaltung der Königlichen Samm lungen, außerdem den Antrag der Herrn Abgeord neten vr. Kaiser und Genossen für die Reform der ge samten sächsischen Staatsverwaltung, Drucksache Nr. 18, und den Antrag des Herrn Abgeordneten vr. Böhme und Genossen, die Vereinfachung der Verwaltung be treffend, zur Besprechung zu bringen. Für nächsten Montag wird es wünschenswert sein, die Wahl für den Ausschuß der Staatsschulden vor zunehmen. Die Erste Kammer, der das Dekret zunächst D zugegangen ist, wird die Angelegenheit am Donnerstag erledigen. Die Kammer ist mit meinen Vorschlägen einver standen? — Das ist der Fall. Die Sitzung ist geschlossen. (Schluß der Sitzung 5 Uhr 3 Minuten.) Druck von B. K Teubner in Dresden. Letzte Absendung zur Post: am 10. Dezember 1917