Nürnbergs Kunst und Geschichte. ersten Jahrhunderten ihres Bestehens bewährte sich aber die Geschlechter regierung ganz ausgezeichnet und es war nur zum Wohl des Gemeinwesens, dass der einzige, je gegen sie unternommene Ansturm, die Revolution der Handwerke im Jahre 1349, die zunächst aus äusseren politischen Gründen entfacht war, — die Gewerbe standen auf Seiten Ludwig des Brandenburgers, der Rat in seiner Mehrzahl auf Seite Karl IV. — rasch unterdrückt wurde. Der demo kratische Zug, der den Sturz der ausschliesslich patrizischen Regierung begleitete, war ein zweifelhafter, auf die Einführung der Zünfte gerichtet. Solche im eigent lichen Sinne gab es nämlich in Nürnberg weder vor- noch nachher. Der Rat behielt sich die Ordnung des Handwerkswesens stets selbst vor. Die Aufsicht, und zwar in peinlich genauer Weise, lag dem eigens hieftir bestimmten Rugs- amt ob. Die Bedeutung des Nürnberger Handwerkes, dem die Stadt neben dem Handel seine bedeutende wirtschaftliche Stelle im Reiche verdankte, er langte es durch die ihm in der Zeit der Blüte gelassene Freiheit; aus der freien Kunst entwickelte sich das geschworene, mit Meisterrecht und den anderen üblichen Absperrungsmassregeln und Vorrechten begabte Handwerk sehr lang sam, sich in unglaublicher Weise verästelnd und verzweigend — Nürnberg zählte mehr denn hundert Gewerbe — und so einen gesunden Boden für die vielen berühmten Nürnberger Gewerbsspezialitäten bildend. Der einzige poli tische Gewinn des Bürgeraufruhrs von 1349 war die Aufnahme von acht bürger lichen Genannten in den grösseren Rat, die übrigens erst später faktisch ins Leben trat und bei der verschwindenden Minorität der Beteiligten nie irgend- o o welche ausschlaggebende Bedeutung erhielt. Der Industrie, die nur durch und mit ihm möglich war, stand der Handel zur Seite, der in konsequenter Weise sich Absatzgebiet auf Absatzgebiet eroberte, und wohl alle Warengattungen überhaupt umfasste. Die ausgezeichnete zentrale Lage, die in umsichtigster Weise ausgebeutet wurde, machte Nürnberg zum ersten Stapel- und Transit handelsplatz des Binnenlandes. Eine kluge Politik der Handelsverträge, die mit gegenseitiger Gewährung der Zollfreiheit in grösser Zahl geschlossen wurden und die in glücklicher Weise durch die immer vermehrten Handelsprivilegien der Kaiser ergänzt wurden, bewirkte die Ausdehnung des Nürnberger Handels bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts über den gesamten europäischen Kontinent. Der kluge Kautmannsgeist, der im Nürnberger Rate zum Vorteil des Gemeinwesens in der Blütezeit die Zügel führte, war für die innere und äussere Machtvergrösserung des Staatswesens von grösstem Einfluss. Getragen von der dauernden Gunst der deutschen Kaiser, die fast ohne Ausnahme Nürnberg als bevorzugten Aufenthaltsort und zur Abhaltung zahlreicher Reichstage wählten, musste doch nach der goldenen Bulle Karl IV., der neugekrönte Kaiser, den ersten Reichstag in Nürnbergs Mauern abhalten — stieg Nürnbergs Ansehen im