Die Fabrikindustrie Nürnbergs. Von L. C. Beck. Zur Geschichte der Nürnberger Handwerke und Fabriken. Basel, Constanz, Ulm, Augsburg, Regensburg und Nürnberg waren die Hauptplätze, die im Mittelalter über Italien den Handel zwischen dem Orient und dem nördlichen Europa vermittelten und darin zu grossem Ansehen und Reichtum gelangten. Ihre Kaufleute benutzten die aus der Römerzeit her- riihrenden Alpenstrassen, auf denen sie nach Venedig, später auch nach Genua zogen, um die meist über Cypern und Sizilien eingeführten indischen Spezereien, sarazenischen und byzantischen Kunsterzeugnisse, namentlich Seidenstoffe, Gold- gespinnste, Metallarbeiten, Schmuckwaren etc. gegen nordische Produkte, als Pelzwerk, Tuche, Leinwand etc. einzutauschen.*) Den umfangreichsten und ausgedehntesten Handel dürfte unter jenen Plätzen, neben Augsburg, wohl Nürnberg gehabt haben, denn seine Handelsgüter gingen nicht nur, schon seit dem 12. Jahrhundert, nach deutschen Märkten,**) sondern, geschichtlich nach gewiesen seit dem 14. Jahrhundert, auch nach den Niederlanden,***) nach Italien mit seinen levantinischen Handelsgebieten, nach Frankreich und Burgund, nach der Schweiz, nach Spanien und Portugal, nach Böhmen, Mähren, Ungarn, Polen und England, um sich späterhin über alle verkehr baren Länder auszubreiten. Diese Entwickelung seines Handels verdankte Nürnberg zunächst seiner günstigen Verkehrslage zwischen Italien und dem Westen, Norden und Osten Europas, vor allem aber seiner durch Kaufmannsgeschlechter geleiteten Regierung, die sowohl durch Erwirkung von Geleits-, Zoll- und Handelsfreiheiten, als auch durch eine aufmerksame Pflege der ein- *) W. Heyd: ,,Geschichte des Lcvantehandels im Mittelalter.“ 2 Bände. {Stuttgart, 1879.) **) Joh. Ferd. Roth: „Geschichte des Nürnbcrgischen Handels,“ 4 Bde. (Leipzig 1800 — 1802), Bd. I. S. 9 ff. ***) Roth a. a. O. Bd. I S. 27 ff.