Nürnbergs Kunst und Geschichte. 35 trägt. Gegen die Stadt zugekehrt sind übereinander eine Reihe Fensteröffnungen angebracht, welche, mit Rusticaquadern umrahmt, den Treppen Licht zufiihren. Der Baumeister der Tiirme war Georg Unger, der schon beim Bau der Werke um die Burg hervorragend thätig gewesen war; sie erforderten einen Kosten aufwand von rund 45000 fl. In gewissem Sinne wurde als Befestigungswerk im Jahre 1564 auch die neue steinerne Brücke über die Pegnitz vor dem Haller- thor gebaut (nach anderer Angabe erst 1649). Auch die Bastion am neuen Thor, der sogenannte Doktorszwinger, gehört dem 16. Jahrhundert an. Die letzte und schönste Bastei, die erst 1613—14 ganz in Rusticaquadern gebaute Wöhrder- thorbastei, musste leider den Verkehrsrücksichten anfangs der siebziger Jahre des iq. Jahrhunderts zum Opfer lallen. Nebenher und besonders in der Zeit des dreissigjührigen Krieges ging die Anlage bedeutender äusserer Werke, der Schanzen und Vorwerke, Verhaue u. s. w. mit der Herstellung der eigentlichen Stadtbefestigung Hand in Hand. Auf diese zum Teil sehr interessanten Bau werke, die meistens erst den Stadterweiterungen dieses Jahrhunderts weichen mussten und von denen nur noch sehr geringe Spuren vorhanden sind, einzu gehen verbietet der zur Verfügung stehende Raum. Richten wir nach diesem Überblicke über die mittelalterliche baugeschicht liche Lntwicklung unsere Blicke kurz aut die im Mittelalter der Baukunst so eng verbundene Skulptur, so treten uns andere Verhältnisse entgegen. Den Chor der Lorenzkirche ausgenommen, hat Nürnberg sich im Ganzen mehr rezeptiv verhalten, in der Skulptur dagegen tritt die Nürnberger Schule, ähnlich wie dies bei der später zu betrachtenden .Malerei der Fall ist, alsbald selbständig als eine der bedeutendsten und vielseitigsten Deutschlands überhaupt auf. Später freilich erst als in der Baukunst vermögen wir nachweisbare Spuren autzudecken. Von den Bildwerken der Margarethenkapelle an der Burgkapelle bis zu den ersten weiteren bemerkenswerten Arbeiten ist ein weiter zeitlicher und stilistischer Zwischenraum. Erst nach Vollendung der zahlreichen und besondeis der grossen Kirchenbauten des 14. Jahrhunderts kam die Nürnberger Bildhauerei zu voller Entwicklung und Blüte. Dafür aber ist dann diese Ent wicklung eine so stetige und dabei mannigfache bis zum Ausgangspunkt am Beginn des 16. Jahrhunderts, wie nirgends sonst in deutschen Gauen. Wir müssen uns natürlich in diesem Rahmen versagen, die Geschichte der Bildnerei in Nürnberg an den einzelnen Werken zu verfolgen; nur das Wichtigste mag hervorgehoben werden, eine undankbare Aufgabe insofern, als bei der an sich wenig persönlichen Kunst des Mittelalters bisher der gewiss mögliche Versuch, die künstlerischen Persönlichkeiten auszuscheiden, ähnlich wie die kunstgeschicht liche forschung bei der Malerei dies mit vielfachem Erfolg gethan hat, nicht gemacht worden ist. Das allgemeine Urteil über die Plastik der Zeit ist mit