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Form + Zweck
- Bandzählung
- 1966,1
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Form und Zweck 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id416501729-196600104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id416501729-19660010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-416501729-19660010
- Sammlungen
- Zeitgenössische Kunst
- Form und Zweck - Fachzeitschrift für Industrielle Formgestaltung in der DDR
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Erscheinungsformen des Kitsches an technischen Erzeugnissen
- Untertitel
- Theorie und Praxis
- Autor
- von Amende, Dieter
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftForm + Zweck
- BandBand 1966,1 -
- DeckelDeckel -
- TitelblattTitelblatt -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- ArtikelKultur und Gestaltung 2
- ArtikelEs geht um die Standardisierung 6
- ArtikelDas „Phänomen Olivetti“ 9
- ArtikelEin Jubiläum und ein Programm 17
- ArtikelErscheinungsformen des Kitsches an technischen Erzeugnissen 23
- ArtikelMartin Kelm, Erich John, Jürgen Peters, Günter Reißmann, Horst ... 31-33/34
- ArtikelElektronische Tischrechner ETR 34
- ArtikelGestaltung einer Konusschär- und Bäummaschine 36
- ArtikelEin neues Campinggeschirr 38
- ArtikelBericht über Glasleuchten auf der Leipziger Messe 40
- ArtikelÜber: Lothar Lang „Das Bauhaus 1919-1933 – Idee und Wirklichkeit“ 43
- ArtikelÜber: Claude Schnaidt „Hannes Meyer – Bauten, Projekte und ... 47
- RegisterBildnachweis -
- DeckelDeckel -
- BandBand 1966,1 -
- Titel
- Form + Zweck
- Autor
- Links
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her oberflächlich bleibt, macht diese Gegen stände schon rein mechanisch meist für Be schädigungen besonders leicht anfällig. Dar in ist das Wirken des nie straflos ignorier baren elementaren Gesetzes zu sehen, wel ches Übereinstimmung von Form und Inhalt fordert. Die Diskrepanz von angemaßter Schmuckgestalt und eigentlichem Funktions zweck sowie die notdürftig verborgene Uneig nung werden offenkundig. In kapitalistischen Ländern werden die Moden im technischen Bereich heute durch Stylingbüros systematisch erzeugt und gesteuert. Ihre Tätigkeit ist zwei fellos oft die echter Produktgestaltung ent gegengesetzte. Die „Stilisten“ sind sich dabei jedoch wie ein großer Teil der Kitschproduzen ten über Kitsch wohl oft mehr im klaren als ihre Gegner. Die Mode nützt - zumindest im technischen Bereich — nicht nur die positive Fortschrittsbegeisterung des Menschen zur materiellen Bereicherung der privaten Unter nehmer aus, sie verhindert auch wirklichen allgemeinen Fortschritt durch auswirkungslose Absorption dieser Energien. Davon abge sehen hält ein öfterer, willkürlicher und funk tionell unbegründeter Gestaltwechsel sowohl von wirklichen, praktischen Verbesserungen ab, er erübrigt diese auch meist für den Ver kaufserfolg. Es ist offensichtlich, daß die Mode im Produktionsbereich höchst kitschig ist. Heute läßt sich, wieder und noch, eine sach lichere Allgemeineinstellung einem Gerät gegenüber beobachten. Zunächst ist man ge neigt, diese Tatsache als Ergebnis einer posi tiven Entwicklung und einer erfolgreichen Er ziehungsarbeit anzusehen. Es ist ohne Zweifel so, daß der hohle Prunk des späten 19. Jahr hunderts und der nicht zu unterschätzende faschistische Kitsch als natürliche, starke Reak tion eine allgemeine sachlichere Einstellung zur materiellen Umwelt bewirkte und daß neue, positiv veränderte Lebensauffassungen und -bedingungen ihren entsprechenden Ausdruck in schlichten Formen fanden. Doch man darf nur teilweise in dem heutigen Tatbestand eine Stärkung der ständig vorhandenen anderen stillosen Tendenz in der Produktformung sehen. Wie der frühere, z. T. noch aktuelle Stromlinienstil und der Nierenstil der 50er Jahre warder betont sachliche Stil vordergrün dig eine als vergänglich vorgesehene Mode, die für kapitalistische Unternehmer neue Pro duktionsmöglichkeiten eröffnete. Echt refor mierende Avantgardisten, die jeden „Stil" zu überwinden suchen, wurden bewußt oder un bewußt falsch verstanden bzw. durch massen haftes, schematisches und minderwertiges Epigonentum in falsches Licht gesetzt, ihre zeitlose Sachlichkeit in eine Mode verwandelt. Daß dieser sachliche „Stil" im breiten Publi kum einen spürbar geringeren Anklang fand, ist darauf zurückzuführen, daß seine Produkte meist für die Befriedigung noch stark vorhan dener Prestige- und Kitschbedürfnisse als nicht geeignet erschienen. Bei einem kleine ren Teil wurden die nur sachlich erscheinen den funktionalistischen Überspitzungen zu mindest unbewußt erkannt. Entgegen eigent lichen Einstellungen kann so auch eine Aver sion gegen echt Positives begünstigt werden. Der Modecharakterder augenblicklichen Sach lichkeitstendenz wird an den allgemein spür baren, von Westeuropa ausgehenden Bestre bungen deutlich, die einfachen Formen durch „Verweichen" oder „Bereichern“ mittels Struk tur, Farbe und Ornament wieder abzulösen. Bezeichnend und positiv zu bewerten ist übri gens, daß offenbar im sozialistischen Bereich keine technische Mode ihren Ursprung hat. Alle modischen Tendenzen werden mit einem zeitlichen Abstand von zwei bis sechs Jahren generell aus dem kapitalistischen Ausland aufgegriffen und mehr oder weniger nach exerziert. Die Erkenntnis auf diesen Gebieten ist also trotzdem erstaunlich gering, wie die ständige, öffentliche Identifizierung der Be- griffe „modern und „modisch" beweist. Mit der lobenden Unterstreichung „modischer" „Qualitäten“ wird ein — zwar unbewußtes — Vergehen unserer Industrie mit ideellen und materiellen Folgen (Geschmacksverbildung, Prestigeverlust, Produktkurzlebigkeit und oft Mittelverschwendung und Qualitätsmangel) unterstützt. Das ist heute noch der Grund tenor von Zeitschriften und Werbedrucken. Unter sozialistischen Bedingungen sind die Voraussetzungen für eine allgemeine natür liche Rückkehr zu ehrlichen und eigentlichen Formen und zu einer gesunden Einstellung zur Maschine und zur Technik schon durch den Fortfall privater materieller Konkur renz und kapitalistischer Profitinteressen gegeben, doch hemmen noch genügend Gründe diese Entwicklung. Die Überwindung des Kitsches ist gleichbedeutend mit der Bil dung eines sozialistischen Kulturbewußtseins. Diese umfassende geistig-kulturelle Umwäl zung erfordert eine ungleich längere Zeit als die politische und ökonomische Revolution. Als kitschbegünstigend herrschen nicht nur die Bedingungen der konkreten Konkurrenz der Produkte auf dem Weltmarkt, sondern auch die der wohl weit wirksameren ideellen Kon kurrenz dieser Produkte im Inland, ermöglicht durch ein noch stark vorhandenes Prestige- und Kitsch bedürfnis. Die beklagenswerten praktischen Auswirkungen davon — Mengen kitschiger Erzeugnisse - sind Ausdruck einer Unsicherheit und noch mangelnden Selbst bewußtseins wie mangelnder Selbsterkennt nis. Vielfach unterläßt man es. unbeirrt sich selbst zu dokumentieren, aus Besorgnis, kapi talistisch zu wirken — und erreicht das Gegen teil. So kommt es zu der eigentlich paradox anmutenden Erscheinung, daß die konsequen testen und positivsten Gestaltlösungen bis heute meist unter kapitalistischen Verhältnis sen entstehen und erst später in unserer In- 26
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