Gebrauchsgegenstände Geschichte Der Stuhl Karl-Heinz Klingenburg Mit der Betrachtung über die Entwick lung des wichtigsten Sitzmöbels, des Stuhls, beginnen wir in dieser Ausgabe eine zwanglos erscheinende Folge, in deren Rahmen das Entstehen und der Wandel der Gestaltung verschiedener Gebrauchsgegenstände bis in unsere Tage verfolgt und als eine Einheit von gesellschaftsbedingten Aufgaben dargestellt wird. Der Stuhl bildete sich während der Ge schichte der menschlichen Gesellschaft zum wichtigsten Sitzmöbel heraus. Mit seiner Hilfe gelang es dem Menschen, sich vom Lagern am Boden zu befreien. Dieser Vorgang vollzog sich bereits wäh rend der Epoche der zerfallenden Urge sellschaft; gleichzeitig begann die so ziale Differenzierung in der Gesellschaft. Seither bleibt der Stuhl lange Zeit dem Besonderen Vorbehalten. Erst seine Mas senfertigung im industriellen Zeitalter läßt ihn zu einem „demokratischen" Möbel werden, das jedermann dient. Schon die antiken Kulturen kennen für die Götter und die Sklavenhalter den Stuhl mit vier Beinen und Rückenlehne, der zum gebräuchlichen Möbel werden sollte. Daneben dient zum vorüber gehenden Sitzen der Faltstuhl. Er ist be sonders zum Mitführen geeignet. Um die Stühle verwendbarer zu machen, wer den sie mit Fellen, Decken und Kissen versehen. Als Material dient in der Regel Holz. Es ist als eine organische Substanz durch Schneiden, Biegen und Pressen verform bar und durch seine konstruktiven Eigenschaften für eine tektonische Ge staltung geradezu prädestiniert. Metall stühle, seit der Antike ebenfalls im Ge brauch, werden gegossen, seltener ge schmiedet. Seit die Menschen auf Stühlen sitzen, können auch die Götter thronen. So bil-