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Form + Zweck
- Bandzählung
- 1973,1
- Erscheinungsdatum
- 1973
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Form und Zweck 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id416501729-197300101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id416501729-19730010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-416501729-19730010
- Sammlungen
- Zeitgenössische Kunst
- Form und Zweck - Fachzeitschrift für Industrielle Formgestaltung in der DDR
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Eurodomus 4
- Untertitel
- Wohnen/Ausstellungen
- Autor
- Burmeister, Karl-Heinz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Von den veredelnden Spuren des Nutzens oder Patina des Gebrauchs
- Untertitel
- Ästhetik
- Autor
- Dietel, Clauß
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftForm + Zweck
- BandBand 1973,1 -
- DeckelDeckel -
- TitelblattTitelblatt -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- Artikel...nicht erst hinter der Wohnungstür 3
- ArtikelBedürfnistendenzen 5
- ArtikelSimplexmöbel 13
- ArtikelSpielmöbel 16
- ArtikelVariable Polsterelemente 19
- ArtikelDie Welt der Dinge 22
- ArtikelFunktionstüchtige Wohnungen Symposiumsbeitrag „Welt der Dinge“ 29
- ArtikelFür gesunde Proportionen Symposiumsbeitrag „Welt der Dinge“ 31
- ArtikelAusstattung im Container Symposiumsbeitrag "Welt der Dinge" 32
- ArtikelEurodomus 4 36
- ArtikelVon den veredelnden Spuren des Nutzens oder Patina des Gebrauchs 39
- ArtikelGesessen wird immer 41
- ArtikelDer Schrank 44
- ArtikelPendelleuchten 47
- ArtikelArbeitskultur im Gespräch 50
- ArtikelDie Siebente: Anmerkungen zur Formgestaltung 51
- ImpressumImpressum 52
- DeckelDeckel -
- BandBand 1973,1 -
- Titel
- Form + Zweck
- Autor
- Links
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Ästhetik Von den veredelnden Spuren des Nutzens oder Patina des Gebrauchs Clauß Dietel Dauerten wir unendlich, so wandelte sich alles. Da wir aber endlich sind, bleibt vieles beim alten. Bertolt Brecht Der Gestalter sucht in seinen Arbeiten, die Konstanz des Guten zu finden. Viele Kriterien werden dieser Absicht ge genüber angelegt: Die Forderungen und Wünsche der Menschen, denen die Ge staltung zugedacht ist, und die Grenzen, in denen ein Objekt realisierbar ist. Dar über hinaus finden sich in den die Ge staltung berührenden exakten und sehr oft weniger exakten Disziplinen mannig faltige Aussagen, die noch mit zum Urteil über Entwurf und Ergebnis gestal terischer Arbeit herangezogen werden. Bleiben letztere — was oft geschieht — einzige Grundlage der Arbeit, so nimmt es nicht wunder, wenn vieles Mögliche und auch Brauchbare, häufig aber keine wirklich überzeugende Gestaltung dar aus entsteht. Die Suche nach dem, was Gestaltung eigentlich ausmacht, woraus sie er wächst, woher sie kommt und wohin sie will, nimmt in unserer kulturellen Um wälzung neue Dimensionen an. Zu jenen zählend, denen als Grund lage der Gestaltung Kunst und Kultur am wesentlichsten erscheinen, möchten wir darüber und hier jetzt nicht diskutie ren. über einen anderen, damit zusam menhängenden Aspekt aber soll gespro chen werden. Prüfen wir all das, was uns als über zeugendes Beispiel guter Gestaltung überkommen oder gegenwärtig ist, so werden wir vielerlei Gründe finden, unsere hohe Meinung davon zu rechtfer tigen: Emotionaler Ausdruck gesell schaftlicher Zustände, Synthese von Form und Funktion, günstige Herstellung und kluge Ökonomie — kurz, das rechte Ver hältnis zwischen Absicht und Ergebnis ist es, was uns beeindruckt. Genügt dies nicht, so wären noch viel mehr Kriterien jeweils anzulegen und zu bestätigen, bis hin zu jenen Binsenweisheiten, die vor Zeiten jeder Handwerker unbewußt be achtete, die aber heute, zu Theoremen aufgebläht, oft die Sicht verstellen. All das eingestanden, verbleibt eine Merkwürdigkeit, die seltsamerweise bis jetzt so gut wie nirgends beachtet wurde: Das gut Gestaltete vermag die Spuren des Nutzens und Brauchens durch den Menschen und die Spuren der Zeit zu tragen. Sein Gestaltbild wird dadurch gesteigert, nicht aber gemindert. Auf uns gekommene Werkzeuge, Ge räte und Gegenstände aller alten Kultu ren; die uns noch verbliebene Architek tur der menschlichen Geschichte von den Höhlenbauten über die asiatischen, vorderasiatischen, ägyptischen, griechi schen, römischen und mittelamerikani schen Bauzeugnisse bis hin zur Roma nik, Gotik und Renaissance, all das wurde gezeichnet von den Spuren des Menschen, nutzend oder sehr oft auch zerstörend. Wir wollen nicht behaupten, die Ent werfenden vergangener Kulturen hätten die Gebrauchspatina als ausdrucksstei gerndes Element mit geplant. Selbstver ständlich nicht.Allein :Sierechnetendamit. Noch bis weit über das Mittelalter hin aus wußte selbst jeder Handwerker dar um und tat seine Arbeit auch in diesem Sinne. Bauen und Gestalten war nicht nur Absicht, Neues zu schaffen — ein Irr tum, dem wir heute häufig unterliegen —, sondern auch das Streben nach dauer haften Leistungen, zu Ergebnissen hin, die nach einem Altern in Würde Künfti gen dieses Streben noch erleben lassen sollten. Erst als Bedürfnisse nicht mehr befrie digt, sondern um des Geldes willen Be dürfnisse geschaffen wurden, wandelte sich dies. Vom Brauchen kam es zum Ver brauchen, im doppelten Sinne des Wor tes: früher die Dinge veredelnde Spuren des Nutzens wurden in ihr Gegenteil verkehrt. Be-nutzt und ge-braucht wur den Synonyme für das Abzusetzende, möglichst bald durch Neues Auszutau schende. Die Moral der um des Profits willen Produzierenden war geschaffen. Die spannungsvollere Plastik eines alten Torbogens mit Stufen, denen die Schritte von Jahrhunderten anzusehen sind; der Sitz und Hände zeigende alte Stuhl; der vielgefahrene, von Wind und Wetter, vom Säubern und Pflegen be richtende Wagen oder die Kutsche samt ihrem Ledergeschirr für die Pferde; das ererbte und tausendfach benutzte Werk zeug in Haus und Werkstatt; Geschirr, Gerät, Löffel und Gabel — erst fortgetan, wenn sie zerbrochen, durchgescheuert oder in anderer Weise ver-braucht waren: Ihnen allen war es als Selbstver ständnis eigen, Patina des Nutzens und Brauchens nicht als Tadel, sondern als Adel tragen zu können. Diese Haltung wurde im Laufe der bürgerlichen Entwicklung zuerst in Frage gestellt, dann unterhöhlt, schließlich in ihr Gegenteil verkehrt. In der spätbür gerlichen Gesellschaft mit ihrem Kon sumzwang und dem ihm entsprechenden Styling der Produkte sind es letztlich nur Endphasen einer viel früher begonne nen Entwicklung. Dazu kam: Vor allem über die letzten beiden Jahrhunderte hinweg sammelte und vor allem schätzte das bürgerliche Kunst- und Kultur bewußtsein wenig oder fast gar nicht das normale, alltägliche Gerät und Ge brauchsgut, vielmehr aber das höfische oder großbürgerlich repräsentative Sta tussymbol verkörpernde Stück. Dieses aber war ob seiner repräsentativen Be deutung meist gar nicht funktionell ge dacht, sondern seiner eigentlichen Be stimmung entsprechend erst in zweiter Linie eben auch noch funktionierend. Verständlich, daß Spuren des Brauchens und Nutzens an diesen Dingen nicht be absichtigt, geschweige denn geduldet wurden. Der Abglanz dieser Vorbilder, durch die breiter werdende Bildung nun fast allen vorgehalten, prägte das Alltäg liche: Wir sollten uns noch heute nicht wundern, wenn Patina des Nützlichen als das Gegenteil des damals ständig und teilweise bis heute noch propagierten ästhetischen Wertes des nur Repräsen tativen nicht nur nicht erkannt, sondern auch verpönt wurde. Ganze Industrien und Gewerbezweige sind über die Zeiten dieser Entwicklung hinweg entstanden, um „Oberflächen“ zu erfinden — neue möglichst die vorher gehenden immer ablösend —, zu erzeu gen und zu erneuern. Der „Kern", das Mühen um das Eigentliche, Gestalt und Absicht eines Produktes Ausmachende, ging dabei oft völlig verloren. Wo stehen wir? Es bedarf wohl keiner Gründe, warum uns und unserer Gesellschaft eine Hal tung zustünde, ja wieder erwachsen muß, die Spuren des Nutzens und Brau chens als legitimen ästhetischen und da mit gestalterischen Reiz anerkennt. An Werkzeugen unserer Arbeiter in Be trieben und Werkstätten, am Lederzeug 39
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