5-8 Meisterhäuser in Dessau Architekt: Walter Gropius, 1925/26 Projekt: Baubüro Gropius Wandmalerei und Ausstattung: Bauhauswerkstätten Gesamtanlage, bestehend aus einem Einzelhaus ohne Atelier und drei Doppelhäusern mit Atelier: Demonstration der Prinzipien der funktionalistischen Architektur für 5 großzügige Einfamilienwohnungen ; Anwendung typisierter Grundrisse und gleicher Bauteile; Rationalisierung der Wohnfunktionen durch zweckmäßige Grundrißorganisation und technisierte Ausstattung Lageplan 6 Ansicht eines Doppelhauses 7 Eßzimmer in einem Doppelhaus 8 Ansicht des Einzelhauses (Haus Gropius, zerstört) I 7 dung sein will. Gropius bieten sich be sonders in Dessau einmalige Gelegen heiten, seinen Ideen bauliche Gestalt zu verleihen, so beim weltbekannten Institutsbau des Bauhauses, bei den Wohnhäusern der Bauhausmeister, der Siedlung Dessau-Törten und dem Ar beitsamt (Abb. 1—15). Die neue Ästhetik ist eng mit politi schen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen dieser Zeit verbunden. Der „ungeheure Aufwand technischer und stofflicher Mittel" des Bauens, das als kollektive Leistung der Gesellschaft im „Interesse der Gesamtheit" liegt, wird nicht übersehen 7 . So fordert Gropius die Erfassung des Wohnungsbauproblems „in seinem ganzen soziologischen, wirtschaftli chen, technischen und formalen Gefü ge". Man müsse es „planmäßig und im Großen" lösen. Da gleichartige Wohn- und Lebensbedürfnisse bei der Mehr- 8 zahl der Menschen existieren, „ist also nicht einzusehen, warum nicht das Wohngehäuse, das wir uns schaffen, eine gleich einheitliche Prägnanz auf weist, wie etwa unsere Kleider, Schu he, Koffer, Automobile" 8 . Ziel ist eine „größtmögliche Typisie rung und größtmögliche Variabilität der Wohngebäude" in der künstleri schen wie in der technischen Entwick lung. Die Typisierung als eine Konse quenz des industriellen Bauens wird im umfassenden Sinn abgeleitet aus den gleichen Lebensbedürfnissen der Bevölkerung. Genormte Bauteile, die Schaffung eines „Baukastens im Gro ßen", gestatten Einheitlichkeit: der Her stellung, damit hohe Produktivität, ge ringe Kosten, Einsatz moderner Technik und eine einheitliche Erscheinung, ohne den Spielraum für Individualisie rung einzuschränken 9 . überhaupt ist der so geschaffene Standardtyp Ausdruck für den „Hoch stand einer Zivilisation" und „kulturel ler Ehrentitel", da er „eine Qualitäts auslese und Abscheidung des Wesent lichen und überpersönlichen vom Per sönlichen und Zufälligen" 10 darstellt, wie Gropius später feststellt. „Die Schaffung von Standardtypen ist eine soziale Notwendigkeit." 11 Soziale Not wendigkeit bedeutet für ihn Entwicklung der Technik, Wirtschaft, Ökonomie, . . . im Interesse der „Gesamtheit". Die Durchsetzung des industriellen Bauens gegenüber dem Handwerkli chen und damit die Erhöhung der Pro duktivität ist für Gropius eine grund sätzliche Forderung: „. . . die Methode des Bauens (wird sich) den ökonomi schen Verfahren der Industrie annä hern, d. h., man wird dem Ziele entge gengehen, die Baukörper in Teile zu zerlegen, die nicht mehr an der Bau stelle, sondern in stationären Werk- 10