9-12 Siedlung Dessau-Törten Architekt: Walter Gropius, 1926-28 Projekt: Baubüro Gropius „Halbländliche" Einfamilienreihen haussiedlung, bestehend aus 316 Wohnungseinheiten in drei Typen; Experimentierfeld des Massen wohnungsbaus, gefördert von der „Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen"; Anwendung industrieller Bauweisen (Vorfertigung von Beton- und Eisenbetonteilen auf der Baustelle, Handmontage und Kranmontage, Anwendung neuartiger Baustoffe; koordinierte Bauablauf pläne), Verwirklichung einer adäquaten architektonischen Form Lageplan 10 Reihenhäuser, Typ 1926 (Konstruktionsschema) 11 Straße in Dessau-Törten, um 1928 12 Gebäude des Konsumvereins im Zentrum der Siedlung, 1928 stättenbetrieben serienmäßig maschi nell hergestellt werden, so daß diese Teile nunmehr in variabler Kompositi on .. . montiert werden können." 12 Gropius appelliert an die kapitalisti sche Wirtschaft im Sinne der „wahren Voraussicht und Sparsamkeit", die um fassende Industrialisierung typischer Bauteile voranzutreiben. 13 Aber ihre Realisierung scheitert an der kapitali stischen Wirklichkeit. Ein großzügiger „Zusammenschluß der künstlerischen, technischen und wirtschaftlichen Welt" 14 ist letztlich erst unter sozialistischen Produktionsverhältnissen möglich. Die planmäßige Rationalisierung und die technische Entwicklung des Bauens sind dem Wesen nach ökonomisch akzentu iert; die größte Wirkung soll mit den geringsten Mitteln erreicht werden. Die Auflockerung der Baumasse durch neue Konstruktionen und Baustoffe führt zur Einsparung von Masse, Raum, Gewicht und damit von Arbeitskraft. Die Ma schine soll den Arbeiter von der schwe ren körperlichen Arbeit entlasten. Diese Prinzipien reflektieren sich in ästheti schen Grundsätzen, die einer Sparsam keit gestalterischer Mittel huldigen. Hannes Meyer folgt diesen im we sentlichen von Gropius geprägten Auf fassungen und konkretisiert einen kon sequenten, sozial orientierten Funktio nalismus in der Architektur. Seine ma lt». terialistische Weltanschauung und die Annäherung an die fortschrittliche Ar beiterbewegung lassen ihn zu dem Schluß kommen, daß bei der Gestal tung der baulich-räumlichen und ge genständlichen Umwelt ein Ensemble von sozialen Bedürfnissen, die an die funktionelle Bestimmung des Produk tes gebunden sind, zu befriedigen ist: Als kollektive Handlung der Gesell schaft sei Bauen „die soziale, psychi- u 11