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Form + Zweck
- Bandzählung
- 16.1984,6
- Erscheinungsdatum
- 1984
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Form und Zweck 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id416501729-198400602
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id416501729-19840060
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-416501729-19840060
- Sammlungen
- Zeitgenössische Kunst
- Form und Zweck - Fachzeitschrift für Industrielle Formgestaltung in der DDR
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Tafelgeräte und neues Leben
- Autor
- Lüder, Dagmar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftForm + Zweck
- BandBand 16.1984,6 -
- DeckelDeckel -
- ArtikelInhaltsangaben russisch, englisch, französich, Impressum -
- TitelblattTitelblatt -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- ArtikelInformativ und orientierend: Ule Lammert (Autorenkollektiv) ... 2
- ArtikelTafelgeräte und neues Leben 3
- ArtikelChronik der verhaltenen Schritte 18
- ArtikelErscheinungsbild: Umformtechnik 22
- ArtikelAnalyse von Denkwegen 26
- ArtikelLaborarbeitsplatz 32
- ArtikelTischkreissäge 34
- ArtikelKleine Utensilien 36
- ArtikelFür Werkstatt und Bad 37
- ArtikelVersuch einer Biographie: Die Hochschule für Gestaltung Ulm 39
- ArtikelInkunabeln des Funktionalismus. Eine Zeitschrift zwischen 1926 ... 46
- DeckelDeckel -
- BandBand 16.1984,6 -
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- Form + Zweck
- Autor
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Das Tafelservice, wenn auch ein wenig verbraucht, bekundete den gediegenen Ursprung; dem geringsten Stücke war gleichsam der Stempel des Hauses: das Doppelwappen mit der obligaten Grafenkrone, eingeprägt. Allerdings perlte in den venezianischen Gläsern nur reiner Reckenburger Born, und das japanische Porzellan besah nichts Edleres als rote Reckenburger Grütze. Als Nachkost wurde auf silberner Platte der alten Dame eine Schale ihres Eicheltranks, der jungen ein Apfel präsentiert. . . (Louise von Francois: Die letzte Reckenburgerin, 1871) ger Neuzeitmenschen, die arbeiten, ehe sie essen. Das Funkelnde, das Glanzvolle, an dem sich zu ergötzen ihnen zustand, war durch das Mate rial — ganz gleich ob Silber oder Edel stahl — gewährleistet. Für die konkrete Ausfüllung dieser Forderung hatte die Geschichte der Gestaltung das adäquate Formreper toire schon erarbeitet: Kreis, Zylinder, Kegel, Parabel, Hyperbel - sie erge ben sich fast von selbst, wenn das technologische Verfahren, das die For men hervorbringt, entscheidend ihren Ausdruck bestimmen darf und soll. Die Avantgardisten der zwanziger Jahre hatten mit dergleichen Formen experimentiert, sie hatten jene Töpfe, Schüsseln, Schalen, Kannen und Tee maschinen für den Gebrauch im Haus halt entwickelt, die sich stilistisch auf nichts anderes beriefen als auf sich selbst und die neue Zeit. Doch so beschaffene Produkte stan den in den fünfziger Jahren im Kreuz feuer apodiktischer Urteile. Das Stre ben nach modernen Formen konnte leicht als modernistisch und die dahin terstehende Gesinnung als falsch klas sifiziert werden, was ganz allgemein sowohl die Formen als auch die Ge sinnungen maßgeblich prägte. Mut war geboten: Mut zur eigenen Posi tion bezüglich der Antwort auf die Frage, was Neuzeitgestaltung bedeu tet. Wagnisse Es war also ein Wagnis - im heutigen Sprachgebrauch ein Risiko - was die damalige Betriebsleitung in Aue und die aus Berlin anreisende Gestalterin verband. Unterstützung fand man bei der damaligen WB (Vereinigung Volkseigener Betriebe) im Bereich EBM (Eisen-, Blech- und Metallwaren). Der VEB Auer Besteck- und Silberwaren werke war der WB EBM unterstellt, und es ist anzunehmen, daß seine Progressivität ohne diese Einbindung in weniger manifesten gestalterischen Leistungen verraucht wäre. Eine Episode, exemplarisch für Ent scheidungssituationen von damals, ist überliefert. Sie betrifft die Neuent wicklung von Bestecken: Neben der Arbeit an den Tafelgeräten hat Chri sta Bohne auch der Entwurf von Be stecken oblegen. 1957, in einer langen und zähen Verhandlung darüber, ob das Besteck 541 - das erste von drei Besteckmodellen und eine der ersten Arbeiten Christa Bohnes für Aue über haupt - in die Produktion aufgenom men werden sollte, fanden sich mehr Gegner als Fürsprecher. Die Gegner bezeichneten die Formen als verrückt und jedenfalls unmöglich und nicht gemäß den Ansprüchen der werktäti gen Käufer etc., bezüglich der Messer form führte man das bezeichnende Wort vom „Skalpellmesser" im Munde. Am Ende stand es sehr schlecht sowohl um das Besteck 541 als auch um die anwesende Gestalterin. Der damalige Hauptdirektor der WB EBM dankte den debattierenden Herren für ihre von Verantwortungsbewußtsein getra genen Einwände und teilte zugleich mit, daß das Besteck 541 dennoch pro duziert würde. Formensprache Im Verlauf von etwa vier Jahren ent stand das gesamte Tafelgeräte-Sorti- ment. Die meisten Teile werden noch heute produziert. Einige indes sind verschwunden, unter anderem Teeglas, Senfbehälter, Menagen für öl und Essig, Salz und Pfeffer. Die Formensprache ist nicht einheit lich — jedenfalls nicht im Sinne eines Ensembles. Am weitesten sind vielleicht Teeglas und Leuchter voneinander ent fernt. Das Teeglas vertritt jene Kate gorie von Produkten, deren Ausdruck den Umstand, daß ein Gestalter am Werke war und viel gesucht, viel ge zeichnet und möglicherweise auch viel gerechnet hat, nicht lauthals verkün det. Tee wird gewöhnlich heiß genos sen. Demzufolge gehörte es zu den obersten Prämissen der Gestalterin, dem Teeglas eine Form zu geben, die das Zugreifen erlaubt, auch wenn der Inhalt noch dampft. Der metallische Ring, der das Glas umfaßt, ist im Pro fil rund gehalten, er berührt die Wan dung nur punktuell, womit die Wärme übertragung auf ein Minimum redu ziert wird. Die Ausformung des Griffs gewährleistet, daß die Finger zugrei fen können, ohne an das heiße Glas zu geraten. Das Glas selbst zeigt eine Form, die die Behaglichkeit des Tee trinkens zitiert. Von ganz anderem Gestus sind die Leuchter. In ihnen ist die Gebärde Seite 10 Vignetten aus dem Katalog „Hotel- und Tafelge räte" des VEB Auer Besteck- und Silberwaren werke, 1958 Seite 11 Vignette aus dem Katalog „hotel- und tafelgeräte" des VEB Auer Besteck- und Silberwarenwerke, 1962 der Moderne deutlich. Das war auch verlangt. Der Betrieb hatte „eine Neu- zeitform" gefordert, „die die bisherige konservative Gestaltung der Leuchter durchbricht“. 13 Ein Leuchter ist kein Nutzding, Kerzenlicht bei Tafel be deutet, daß das Gemüt seine aktive Stunde hat. Insofern war der rationale Habitus der Leuchter zu genießen nur zu einer Zeit, da solche Formen we sentlich die Lust der Gesinnung ver mittelten. Ähnlich verhält es sich mit der Vase, die 1957 entstanden ist, und es mag kein Zufall sein, daß es der Produk tion niemals wirklich gelingen wollte, die durch den Entwurf vorgeschriebe ne, mathematisch anmutende akribi- O ••• sehe Linienführung seriell nachzuvoll ziehen. Die Gestalterin geriet darüber in Verzweiflung, da für ihre Begriffe die Form diese Unvollkommenheit ganz und gar nicht vertrug. Es ist keine Ironie des Schicksals, wenn diese Vase, trotz der peinlichen Formverfehlung — für die außer der Gestalterin niemand Sinn zu haben schien - außerordent lich begehrt war: Ganz offenbar be stand ein relevantes Bedürfnis nach diesen modernen Formen. Geradezu ein Symbol für das idea- lische Streben der Gestalterin gibt die Suppentasse ab — jenes Behältnis, mit dessen Hilfe die Suppe vom Herd durch die gastronomische Öffentlich keit zum Tisch transportiert wird. Nur das Personal, nicht der Gast, hantiert damit. Ergonomie bestimmte deshalb wesentlich die Form, Ergonomie im (Fortsetzung auf Seite 16) 11
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