HfG Ulm zu sehen. 4 Einer solchen Entwick lung waren Grenzen gesetzt. Die Anpas sung der Designpädagogik an den wis senschaftlich-technischen Fortschritt mit dem Ziel einer sozial determinierten Gestaltung ganzer Umweltbereiche mußte mit dem Vermarktungsinteresse der Industrie kolli dieren. Und so ging ihr Ende auf das Wir ken genau derselben Interessen, die an ihrer- Gründung einen so regen Anteil genommen hatten, zurück. Die Schließung, oder richtiger: die erzwungene Selbstauf lösung, der HfG Ulm Ende 1968 war das Resultat der die einsetzende wirtschaftliche Rezession begleitenden wachsenden Poli tisierung in der BRD und bezog sich auf ihr soziales Engagement. Die Anfänge der HfG Ulm gehen auf das Jahr 1947 und auf die Arbeit der Ulmer Volkshochschule, die damals von Inge Scholl, der Schwester von Hans und Sophie Scholl, geleitet wurde, zurück. Das An denken an den antifaschistischen Wider standskampf der Geschwister Scholl ver einte einen Kreis von Förderern um die Volkshochschule, der bestrebt war, in den Nachkriegsjahren an die humanistischen Traditionen der Weimarer Republik anzu knüpfen. Der Schriftsteller Carl Zuckmayer, der Theologe Romano Guardini und der Chef der Gruppe 47, Hans Werner Rich ter, gehörten zu den Aktiven dieses Kreises. Der Kreis verband mit dem Wiederaufbau die Hoffnung auf eine neue kulturelle Ge staltung aller sozialen Lebensprozesse in der bürgerlichen Gesellschaft. Aber allein mit dem Erbe des deutschen Bildungsbür gertums konnten die Fragen des Neube ginns, konnten die Fragen nach notwendi gen gesellschaftlichen Veränderungen nicht beantwortet werden. So entstand der Plan eines Institutes, das die kulturellen, gesell schaftlichen und politischen Aufgaben der Nachkriegsjahre in ihren Zusammenhän gen erkunden und deren Bewältigung durch eine antifaschistisch-demokratisch ausgebildete Jugend unterstützen sollte. Diese Initiative fand einflußreiche Unter stützung. Unter anderem griff der dama lige amerikanische Hohe Kommissar John J. Mc Cloy Ende 1949 den Gedanken auf. Die amerikanische Europapolitik verfolgte in jenen Jahren das Ziel, die BRD in alle bestehenden und zukünftigen westeuropäi schen Zusammenschlüsse fest einzubinden. Mc Cloy oblag die Verwaltung des „Spe cial Projects Fund of the U. S. High Com- misioner", eines Fonds, den amerikanische Industrielle zur Verfügung gestellt hatten und der dazu bestimmt war, westdeutsche Vorhaben auf dem Gebiet des Sozialwe sens, des kulturellen Lebens und der Er ziehung, also Vorhaben, die für die ame rikanische Politik von Interesse sein könn ten, zu fördern. Aus diesem Fonds stellte er die Hälfte der zur Gründung des an gestrebten Instituts notwendigen Summe (eine Million DM) unter der Bedingung in Aussicht, daß die andere Hälfte durch die westdeutsche Industrie und den Staat beigesteuert würde. Das eröffnete Inge Scholl die Möglichkeit, das Institut in einem größeren Umfang, als sie und ihre Freun de es planen konnten, zu realisieren. 40