I. Geschichtliche Mitteilungen. Am 25. October 1871 wurde Referent, der bis dabin als Vice- director am Seminar zu Grimma gewirkt batte, nach Oschatz be rufen, um die Entwickelung des daselbst zu begründenden Seminars zu leiten. Dasselbe ist in einer verhältnissmässig nicht günstigen Zeit ins Leben gerufen wurden: denn nicht mit dem Beginn eineS Unterrichtsjahres, sondern erst im November des Jahres 1871 musste der Anfang dazu gemacht werden; trotzdem konnten bei der am 8. December in Gegenwart des damaligen Regierungs-Commissars Herrn Geh. Kirchenrath Dr. Hoffmann aus Leipzig abgehiltenen Receptionsprüfung 18 Zöglinge in die 6. Klasse aufgenommen werden. Am 11. December wurden die Lectionen im bisherigen städtischen Selectengebäude, welches der jungen Anstalt gegen eine geringe Miethzinsentschädigung zur Verfügung gestellt worden war, eröfuet. IVährend der Unterricht in den religiösen Fächern, in deutscher und lateinischer Sprache, in Geschichte, Geographie und Naturge schichte vom Referenten ertheilt wurde, übernahm Herr Organist Sevferth, Lehrer an der städtischen Bürgerschule, den musika lischen und mathematischen, Herr Henning den Schreib- und Zeichen-, sowie Herr Bunzel den Turnunterricht. Für die Treue und Hingebung, mit der sich die Genannten ihrer Aufgabe unterzogen, sei ihnen hiermit noch besonders der Dank der Anstalt gebracht. Die auswärtigen Zöglinge hatten bei mehreren Familien der Stadt gegen ein jährliches Entgeld von 80—100 Thalern Unter kommen gefunden. Referent war jedoch gelegentlich der Ausiindig- maehung passender Quartiere zu der Ueberzeugung gekommen, dass bei dem herrschenden Wohnungsmangel im günstigsten Falle nur noch für zwei Receptionen geeignete Wohnungen zu beschaffen sein würden. Auf deshalb erstattete Anzeige verfügte die Vorgesetzte Behörde, dass das neu zu errichtende Seminargebäude bis Ostern 1874 bezugsfertig lierzustelleu sei. So wurde denn, nachdem die hiesige Stadtgemeinde ein Areal von 2 Ackern des in der Flur