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Schmidt's Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medicin
- Bandzählung
- 190.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- ZB.14-190.1881
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id401554635-188101901
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id401554635-18810190
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-401554635-18810190
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
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28 IV. Pathologie, Therapie u. medicinische Klinik. heftiger Blutung. Sonst war derselbe ganz gesund , hat den Fehlzug 1870—71 initgemacht und seitdem den an strengenden Dienst eines Landbriefträgers ohne jegliche Beschwerde versehen. Vier Wochen vor der Aufnahme bemerkte er zuerst an der Beugeseitc des linken Ober schenkels eine Schwellung, welche, allmiilig nach abwärts fortschreitend und mit Schmerzen verbunden, ihn zwang, das Bett zu hüten. Wenige Tage später zeigten sich an den erwähnten Stellen schwarzblaue Flecke, welche bald am ganzen linken Bein auftraten, während nach wenigen Tagen sieh auch am rechten Oberschenkel ähnliche Ver änderungen zeigten. Bei der Aufnahme in die Klinik des Prof. Bäum ler zu Freiburg (18. Juli) erschien Pat. äusserst schwach, mit kachekt. Aussehen, schmutziger Gesichtsfarbe, äusserst blassen Schleimhäuten. In Folge von Einreibungen mit Ung. cinereum bestand ulcerirende Stomatitis mit äusserst üblem Geruch aus dem Munde; die gewulsteten rothen Ränder desZahnlleisches bluteten bei der leisesten Berüh rung. Die weitere Untersuchung ergab folgenden Befund: Brustorgane normal, Leberdämpfung nach unten um die Breite eines Fingers vergrössert, Milz nicht vergrössert, kein Meteorismus. Linker Unterschenkel und Innenseite des rechten Oberschenkels etwas geschwollen, die Haut über diesen Theilen dunkelblau getärbt, derb infiltrirt, warm. Sensibilität derselben erhalten. Puls an beiden Femorales erhalten , schwach wie der Radialpuls, an der Dorsalis pedis nicht deutlich zu fühlen. Urin dunkel rothbraun, spärlich, stark sedimentirend, oberste Sedi mentschicht schön rosaroth gefärbt, aus Uraten und Kalk oxalaten bestehend ; kein Eiweiss, spee. Gew. 1023, keine Gallenfarbstoffreaktion, kein Blutfarbstoff. Puls am Abend 120, Temp. 39.4°. In den nächsten Tagen traten an beiden Ober schenkeln neue grosse Hauthämorrhagien auf, während die alten sich grünlich verfärbten. Jeden Abend Fieber, Remission dess. am Morgen; wiederholte Nasen- n. Zahn fleischblutungen ; nach einer solchen starke, sehr schmerz hafte Anschwellung des rechten Unterkiefers. Hals- schmcrzen, Schlingbeschwerden, stärkere Röthung des oberen Gaumenbogens. — Am 11. Aug. starker Schüttel frost , Temp. 40.5°, Puls und Respiration wesentlich beschleunigt, heftiger Kopf- und Ilalsschmerz. Seit einiger Zeit war der 1. Herzton an der Spitze unrein, zuweilen mit deutlichem systolischen Geräusch; sonst an Lungen und Herz physikalisch nichts Abnormes nach weisbar. Wiederholte Blutuntersuchungen zeigten die rothen Blutkörperchen von ungleicher Grösse, zum Theil in die Länge gezogen ; die weissen waren nicht vermehrt. — Am 17. August des Morgens mehrstündiger Frost, heftiger Kopfschmerz, Puls und Athem beschleunigt, Temp. 39.8°, Mittags 37.6°; gleichzeitig Collapsus und gegen Abend Tod. Sektion: Totale Verwachsung des Herzens mit dem Herzbeutel, massige Dilatation beider Ventrikel, leichte Hypertrophie des rechten; Klappenapparate normal. Li»kc Lunge verwachsen, rechte frei. Leber sehr ver grössert , schwer, derb , hart, Acini deutlich markirt, Farbe gleichmässig braunroth, eisenockerartig. Ihr Ueberzug zeigte alte sehnige Verdickungen und frische hämorrhagische Auflagerungen, letztere namentlich auf dem rechten Lappen; sie boten ganz das Aussehen der hämorrhagischen Auflagerungen bei Pachymeningitis liae- morrhagica. Milz vergrössert, weich, Pulpa vorquellend, von gewöhnlicher Färbung. Pankreas hart, im Kopfe eine rundliche, haselnussgrosse, rothbraun verfärbte Hä- morrhagie. Eben solche Verfärbung zeigten die Lymph- drüsen in der Magengegend, namentlich die vergrösserten Lumbaldrüsen , sowie die vergrösserten, geschwollenen Inguinaldrüsen. Beide Nieren gross, hart, sonst makro skopisch keine Veränderung darbietend. Rechte Hälfte des Unterkiefers durch Periostitis entblösst, das um gebende Gewebe derb, hämorrhagisch infiltrirt; dieLymph- drüsen am linken Unterkiefer einfach geschwollen, Aus sehen und Farbe unverändert. Die makroskopische und mikroskopische Unter suchung der Lymphdrüsen Hessen keinen Zweifel darüber, dass mau es mit einer auf den Wegen des Lymphstromes erfolgten Resorption des extravasirten Blutes und Ablagerung in die Lymphdrüsen zu thun habe. Dasselbe lässt sich nach H. für 2 Fälle von Pigmentinfiltration von Lymphdrüsen, welche von Orth (Virchow’s Arcli. LVI. p. 269) und Till- manns (Arch. d.IIeilk. 1878.p.ll9) bei Gelegen heit von Traumen beobachtet worden sind, sowie für die Fälle von W. Müller (Unters, über das Ver halten der Lymphdrüsen bei der Resorption von Blutextravasaten. Inaug.-Diss. Göttingen 1879) an nehmen. Ausserdem hat M. in einer Reihe von Ex perimenten gefunden, dass nach jedem Bluterguss die benachbarten, aber auch die entfernter gelegenen Lymphdrüsen durch die Aufnahme von Blutkörper chen verändert werden. II. glaubt ferner aus dem Befund an der Leber (be deutende Pigmentanhäufungen zwischen den Acinis, den Zweigen der Pfortader entsprechend, unbedeu tendere im Innern der Acini um die Lebervenen ästchen herum) schliessen zu müssen, dass die An häufung von Pigment auf dem Wege der Blutbahn erfolgt sei. Dass dieses Pigment in den Kreislauf übergegangen sei, dafür spricht auch noch die in II.’s Falle vorhandene eigenthümliche auf Hämoglo- bulingehalt deutende Beschaffenheit des Harns — der jedoch bei der leider nur ein Mal vorgenom menen spektroskopischen Untersuchung nicht nach gewiesen werden konnte — sowie die Ablagerung von Pigmentschollen in den Nieren (fast ausschliess lich in den Glomerulis). Die Milz wurde nicht mikroskopisch untersucht. Dagegen fand man im Drüsen- und interstitiellen Bindegewebe des Pankreas eine reichliche Menge Pigment über das ganze Organ ziemlich gleichmässig abgelagert. Die Muskeln der unteren Extremitäten hatten vollständig ihre Querstreifung verloren. Der ganze Muskel bestand vielmehr aus farbigen, fast unver sehrten Blutkörperchen, die sich gegenseitig abge plattet hatten, dicht verfilzt an einander lagen und von einem Maschenwerk von Bindegewebe u. Fibrin zusammengehalten wurden. Pigmentschollen waren nicht angehäuft. Die chemische Untersuchung der Leber, des Pankreas und der Lymphdrüsen ergab eine bedeu tende Vermehrung des Eisengehaltes dieser Organe. Nach H.’s Auffassung handelt es sich hier um eine auf dem Wege der Lymphbahnen erfolgte Resorption von Blut in Substanz oder in Form von Pigment, weiterhin aber um eine durch Uebertraguug desselben in die Blutbahn vermittelte ausgedehnte Pigmentinfiltration verschiedener Organe des Kör pers, welche von ausgedehnten Blutextravasaten bei Morbus maculosus Werlhofii ausging. Gegenüber den bisher gemachten Beobachtungen ist hier jegliches Trauma auszuschliessen.
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