Die Uhrmacherkunst

VERBANDSZEITUNG DER DEUTSCHEN UHRMACHER 55. JAHRGANG / HALLE (SAALE), 17. OKTOBER 1930 / Nummer 42 iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiniiMiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiii Der Uhrenhandel im Lichte des Ausschusses für allgemeine Wirt schaftsstruktur Wie bereits im Geschäftsbericht des Zentralverbandes zur Reidistagung Münster (Seite 47) angekundigt, ist nun mehr der Bericht des Ausschusses für allgemeine Wirt schaftsstruktur (Enguete-Ausschuk) über die Uhrenindustrie erschienen. Es handelt sich um einen für das gesamte Uhrengewerbe sehr wichtigen Bericht von 232 Seiten, der sicher die größte Anteilnahme bei allen finden wird, die sich mit der Wirtschaftsentwickelung des Uhrengewerbes beschäftigen. Wir werden noch vielfach Gelegenheit haben, auf diese Untersuchung zurückzukommen, was leider bisher nicht möglich war, weil das Material (das uns ja schon länger bekannt war) bisher nicht für die Öffentlichkeit freigegeben war. Heute interessiert zunächst das, was der Ausschuß über den Uhreneinzelhandel sagt. Überraschend sind die Feststellungen über den „Pro - Kopf - Verbrauch“ von Uhren. Die Feststellungen, die über die Steigerung des Verbrauchs von Großuhren in bezug auf Taschenuhren gemacht werden, scheinen der Praxis zu widersprechen. Es wäre wichtig, festzustellen, wie die Entwickelung in den lebten Jahren verlaufen ist. „Im Durchschnitt der Jahre 1925 —1928 kauften in Deutschland je 1000 Einwohner jährlich rund 130 Uhren, und zwar 80 Grobuhren und rund 50 Taschenuhren; die durchschnittliche Ausgabe von nicht ganz 1,10 'Ji)l je Kopf verteilt sich etwa gleichmäßig auf beide Sorten. Gegen über der Vorkriegszeit hat sich das guantitative Ver hältnis von Groß- und Taschenuhren nicht geändert, jedoch ist der Konsum in beiden Sorten um je ein Drittel ge stiegen. Die geldmäßigen Aufwendungen für Taschen uhren sind um etwas mehr als 20 °/ G , die für Großuhren dagegen um 90°/ 0 größer als vor dem Krieg. Das relativ geringe Ansteigen der Ausgaben für Taschenuhren erklärt sich aus Wandlungen des Sortiments (höherer Anteil billiger Uhren); die starke Steigerung der Ausgaben für Großuhren dürfte in erster Linie mit den Verbands regelungen der Nachkriegszeit in Zusammenhang zu bringen sein, die es ermöglichten, auch die Preise der billigen Stapelartikel auf einem relativ hohen Stand zu halten. Der Konsum ist von 1925 — 1928 auch mengenmäßig um einige Punkte gestiegen, und zwar stärker für Groß uhren als für Taschenuhren. Der starke Konsum von Großuhren scheint für Deutschland charakteristisch zu sein; wie die folgende Gegenüberstellung des Pro-Kopf-Verbrauchs im Inland und Ausland zeigt, ist bei einem mengenmäßig etwa gleich hohen Großuhrenverbrauch in Deutschland, England und Amerika der Anteil der Großuhren am gesamten llhrenkonsum in Deutschland über 60 ° 0 , in England und Amerika 45 ■' () . Während in den beiden anderen Ländern die billige Taschenuhr der eigentliche Zeitmesser für die breiten Schichten der Bevölkerung ist, ubt in Deutschland der Wecker diese Funktion aus." In bezug auf Zahl und Größe der Betriebe stüßt sich der Bericht auf die Statistik des Zentralverbandes. Wir haben darüber in Nummer 25 und 38, Jahrgang 1929, der UHPMACHERKUNST ausführlich berichtet und können im übrigen auch auf den leßten Geschäftsbericht zur Reichstagung Munster, Seite 47, verweisen. Besonders wichtig für die Beurteilung der wirtschaft lichen Bedeutung des Uhreneinzelhandels sind die Unter suchungen über den Gesamtumsaß. „Die Erfassung des gesamten Umsaßes des Uhren einzelhandels begegnet bei der großen Zahl der Betriebe und der Vielfältigkeit ihrer Struktur großen Schwierig keiten und kann nur auf richtige Größenordnung, nicht auf Genauigkeit im einzelnen Anspruch erheben. Die Arbeitsgruppe hat, um sich ein Bild von Größe und Ver teilung des Umsaßes zu machen, bei rund 50 Uhrmacher betrieben Fragebogenerhebungen veranstaltet, jedoch ist es selbstverständlich, daß ein derartiges Stichproben verfahren nur Anhaltspunkte geben kann. Immerhin hat sich gezeigt, daß die Sachverständigen den durch Frage bogen gewonnenen Ergebnissen im großen und ganzen zustimmen konnten. Nach den Ergebnissen der Fragebogenerhebung (die in einer Tabelle wiedergegeben sind) wurde bei 16 Be trieben mit 1 —3 Personen ein durchschnittlicher Umsaß von 34000 ./?)/ festgestellt; die Sachverständigen halten einen Umsaß von rund 35000 .'/?)/ für diese Gruppe für typisch 1 ), ebenso wurde übereinstimmend der Umsaß der Betriebe mit vier oder fünf Personen mit rund 50000 lR)i festgelegt. Schwierigkeiten ergaben sich dagegen bei der Bestimmung des Umsaßes der Alleinbetriebe, da bei dieser größten Gruppe kein hinreichendes Material gewonnen werden 1) Sachverständiger Kerckhoff, Vorsißender des Zentral verbandes. — Sachverständiger König, Verbandsdirektor des Zentralverbandes.