Die Uhrmacherkunst

VERBANDSZEITUNG DER DEUTSCHEN UHRMACHER 55. JAHRGANG / HALLE (SAALE), 4. APRIL 1930 / Nummer 14 iiiiiiiiiiiMiMiiiiiiiiiiiimiiiiiimimimmiMmiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiimiimiimiiiiiiiiiHiimimimiiiiiiiiiiiimmiiiiiiiiiiiimiiiiMiiimiiiiiimmmmimiiiiiiiimiiimiiiimmmiiiiimimiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiii Kampf um Etat und Steuerreform Die Minderbemittelten sind stets die Leidtragenden Von Otto KiBing er Der Verfasser weist redinerisdi nadi, daB es eine ab solute arilhmetisdie Unmöglichkeit ist, neue Steuererhohungen den Besäenden aufzuerlegen und die minderbemittelte Be völkerung zu sdionen. Das Exempel geht, wie man es auch drehen und wenden mag, einfadi mdit auf. Alle Demagogie hilft über diese Tatsadie nicht hinweg. Will man das Volk vor neuen schweren Lasten bewahren, so gibt es nur eins: die Ausgaben rücksichtslos einschränken. Die Schrittleitung. Die Debatte, die allerorts eingesetzt hat über Senkung oder Erhöhung der bestehenden Steuern, über das MaB der Sanierung des bestehenden Kassendefizits in Reich, Ländern und Gemeinden, über die Frage, welche Sfeuer- erhöhung kommen soll, Umsatzsteuer, Biersteuer oder sonst eine Steuer, lenkt den Blick bedauerlicherweise wieder vom Wesentlichen ab. Der Reichstag hat den Beschluß über die Annahme des Young-Plans gefa|t. Man muB sich dabei klar werden, daB der Young-Plan und die damit untrennbar ver bundenen, in den Haager Konferenzen getroffenen Ver einbarungen zwei Probleme behandeln, ein politisches und ein wirtschaftliches. Das politische Problem, das die politische Liquidierung des Krieges bringt, ist endgültig gelöst. Die Annahme des Young - Plans sichert uns die Rückgabe der noch besetzten Gebiete, so daB die deutsche Souveränität in allen Teilen des Reiches unbestritten ist, sie sichert uns auch die wirtschaft liche Souveränität des Deutschen Reiches, weil der Reparationsagent nebst den Kommissariaten für Eisen bahnen, verpfändete Steuern, Reichsbank usw. versah winden. Das Deutsche Volk muB in Zukunft selbst beschlieBen, in welcher Weise die für die Abzahlung der Kriegs schulden notwendigen Summen aufgebracht werden. Erst jetzt Liguidation von Krieg und Inflation Diese Tatsache bedeutet, daB wir jetzt erst mit der richtigen finanziellen Liquidierung der Kriegs- und In flationswirtschaft beginnen können, daB w ' r i e bt erst voll kommen freie Hand darin haben, zu bestimmen, wie, wann und in welcher Höhe die Zahlungen für die Kriegsschulden aufgebracht werden. Es wird daher von allen Seiten anerkannt, wie unumgänglich notwendig in diesem Moment eine Neuorientierung der gesamten deutschen Finanzwirtschaft ist. Wir wissen, daB es eine Zumutung für den Leser darstellt, wenn in diesem Artikel, wie so oft, eine Zahlen reihe nach der anderen aufmarschiert. Wir müssen aber die Leser dringend bitten, die Geduld nicht zu verlieren, sondern die Zahlen, die in dieser Zusammenstellung noch nirgends erschienen sind, wie ein Einmaleins aus wendig zu lernen und sie täglich jedem Men schen, den man spricht, immer wieder ins Ge dächtnis zurückzurufen. Erst wenn dies geschieht, wird die Masse des Volkes erkennen, wie verzweifelt ernst die Lage Deutschlands ist und welche unge heuren Lasten das deutsche Volk freiwillig auf sich nehmen will, wenn es neben der Abtragung der riesigen Kriegs schulden auch noch einen Lebensstandard für öffent liche Ausgaben duldet, wie ihn nach den letzten Mit teilungen des Finanzministeriums der neue Etat für 1930 vorschlägt. Vom Kassendefizit wollen wir hier schweigen. Wir wollen uns zunächst nur damit befassen, daB Regierung und Reichstag glauben, dem deutschen Volke zumuten zu dürfen, für die Reichsausgaben im Jahre 1930 (von Ländern und Gemeinden sei hier abgesehen) 860 Millionen Reichsmark mehr auszugeben als im Jahre 1929. An dieser Stelle muB ausdrücklich betont werden, daB es sich bei den Ziffern, die hier folgen, nicht um Deckung des Kassendefizits handelt, nidit um Deckung von Etatsdefiziten, sondern lediglich um Mehrausgaben gegen über dem Verbrauch von 1929, die heute schon das Reichsfinanzminislerium bekanntgibt. Ungedeckter Mehrausgaben 1930 für Deckung durch Restbetrag Mill. m Mill . m Mill. 'JlU Ziff. 1. Arbeitslosen Ziff. 6. Erhöhung der versicherung . . . 370 Beiträge . . . 120 250 Ziff.2. Krisenfürsorge 100 Ziff. 7. Ressort ersparnisse . . 00 20 Ziff. 3. Aujjerordent- Ziff. ö. Verpfändete licher Haushalt . . 170 Steuern .... 38 132 Ziff.4. Anleiheablösung 50 — 50 Ziff. 5. Invaliden versicherung. . . 170 — 170 Summa 860 Summa 238 Summa 622 Es wird hier davon abgesehen, die einzelnen Positionen der Mehrausgaben und der Deckungen zu erläutern, da die Erklärungen hierfür in den Tageszeitungen zu finden sind. Fest steht, daB I I 1/