Die Uhrmacherkunst

VERBANDSZEITUNG DER DEUTSCHEN UHRMACHER 59. JAHRGANG / BERLIN NW 7, 20. JULI 1934 / NUMMER 30 Wie werden die neuen Innungen errichtet? Uber die Errichtung der Handwerkerinnungen durch die Handwerkskammern sind jefet nähere Ausführungs bestimmungen erlassen worden, von denen als erstes das Verzeichnis der Gewerbe, die handwerksmäßig be trieben werden können, zu nennen ist. Das Verzeichnis faßt unter einem Handwerk die einzelnen Sparten des selben und solche Handwerkszweige zusammen, die auf Grund der wirtschaftlichen Entwicklung und nicht nur wegen äußerlicher Merkmale als zusammengehörig gelten können. Unter den 72 Handwerkszweigen finden wir als uns näher angehend folgende. 12. Edelsteinschleifer, Halbedelsfeinschleifer; 13. Elektroinstallateure, Elektromaschinenbauer,Elektro mechaniker, Radiomechaniker; 23. Gold- und Silberschmiede, Juweliere; 25. Graveure, Emailleure, Formstecher, Gürtler, Kupfer stecher, Metalldrücker, Stempelseßer, Ziseleure; 38. Mechaniker, Büro-, Näh-, Sprechmaschinen- und Fahrradmechaniker, Feinmechaniker; 39. Messerschmiede; 42. Musikinstrumentenmacher, Mechanische Musik instrumentenmacher; 43. Optiker, Optikmechaniker; 46. Photographen, Photot^chniker; 66. Uhrmacher. Sind also im allgemeinen Innungen für jeden der unter einer Nummer des Verzeichnisses aufgeführten Handwerkszweige zu errichten, so besteht doch die Möglichkeit, verwandte, unter verschiedenen Nummern desVerzeichnisses aufgeführten Zweige zusammenzufassen. Nach den Ausführungsbestimmungen können unter anderen auch folgende Zweige angesehen werden: Nr. 7 Büchsenmacher und Nr. 39 Messerschmiede, „ 17 Galvaniseure und „ 25 Graveure. Jedoch ist bisher eine Zusammenfassung von Uhr machern mit Goldschmieden — ein Fall, der in der Praxis bis jeßt sehr oft eingetreten ist und darum Beachtung verdient — nicht vorgesehen. Die Entscheidung über die Zusammenfassung einzelner Zweige zu einer Innung liegt bei der Handwerkskammer, in Zweifelsfällen ent scheidet der Handwerks- und Gewerbekammertag. Werden mehrere Gruppen zu einer Innung zusammengefaßt, so können für die einzelnen Handwerkszweige Fachgruppen gebildet werden, an deren Spiße jeweils der Fachobmann steht. Ihm steht ein Gesellenobmann zur Seite, der vom Gesellenwart aus den Mitgliedern des Gesellenbeirats zu bestellen ist. Bezirke der Innungen Unter der Vorausseßung, daß die Zahl der beteiligten selbständigen Handwerker zu einer leistungsfähigen Ge meinschaft, die in der Regel aus etwa 30 Mitgliedern bestehen soll, nicht ausreicht, wird bestimmt: 1. Die Bezirke der Innungen sollen sich mit den Verwaltungsbezirken (Stadt - und Landkreisen usw.) decken. Ist hier die Zahl der Mitglieder nicht ausreichend, so kann der Innungsbezirk auf einen oder mehrere benach barte Kreise, unter Umständen auch auf den Kammer bezirk ausgedehnt werden. Andererseits können in Großstädten oder in verkehrs technisch ungünstigen Landkreisen Untergliederungen in Bezirksgruppen stattfinden, an deren Spiße ein Obmann steht. Auch können in Großstädten unter Umständen mehrere Innungen desselben Handwerkszweiges unter Beschränkung auf einen bestimmten Verwaltungsbezirk errichtet werden. Auswahl der Obermeister Uber die Pflichten und Rechte des Obermeisters brachten wir bereits in Nr. 28 der UHRMACHERKUNST einen ausführlichen Beitrag von Stabsleiter Dr. Breßler. In Ergänzung der Ausführungsbestimmungen wird an geordnet, daß die Kammerpräsidenten ein namentliches Verzeichnis der in Aussicht genommenen Obermeister der politischen Kreisleitung einzureichen haben, um diesen die Möglichkeit zu geben, Bedenken zu äußern und gegebenenfalls andere Vorschläge zu machen. Bezüglich des Erfordernisses der Meisterprüfung bei der Beseßung eines Obermeisterpostens kann in Aus nahmefällen ein sonst tüchtiger, als Führer geeigneter und in der Bewegung bewährter Handwerker unter der Bedingung zum Obermeister bestellt werden, daß er innerhalb von drei Monaten seine Meisterprüfung nach holt. Die Altersgrenze ist für den Obermeisfer auf 65 Jahre festgeseßf, doch ist in besonderen Fällen der Reichs-Handwerksführer bereit, Ausnahmen zugenehmigen. Besonderer Wert ist darauf zu legen, daß wenn irgend möglich als Innungsführer alte Parteigenossen gewählt werden. Nur dadurch wird gewährleistet, daß die von