Die Uhrmacherkunst

VERBANDSZEITUNG DER DEUTSCHEN UHRMACHER 56. JAHRGANG / HALLE (SAALE), 23. JANUAR 1931 / Nummer 4 IIIIII INI lllll IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII INI 111IIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMMI lllf I INI IIII lllllll INI INI 11IIII llll IIII llll IIIIIIIIIIIIIIIIIIIII11 INI IIIIIII lllllllllltlllllll IIIMI lllll INI II llll linilllllllllllll IIIII1IIMIIIIIII lllllll llllllllllllllllll Bericht der Geschäftsstelle des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher für die Zeit seit der Reichstagung Münster bis zur Hauptausschußsitzung am 23. Januar 1931 in Halle (Saale) ln dem Bericht zur Haupfausschußsißung in Halle (Saale) am 16. Januar 1930 führten wir aus, daß das )ahr 1929 ein Jahr der absteigenden Konjunktur, des Zu sammenbruchs vieler Betriebe und der Kapitalnot ge wesen sei. Das Jahr 1930 hat die hier gekennzeiclinete Entwickelung verschärft. Voraussichtlidi werden wir auch noch in den nächsten Monaten des Jahres 1931 mit dem Andauern, ja mit einer Verschärfung der allgemeinen Wirtschaftskrisis zu rechnen haben. Das Lihrmaehergewerbe gehört zu denjenigen, die am ehesten unter der Wirtschaftskrisis zu leiden tiaben und die am spätesten von dem Wiederaufstieg der Kon junktur erfaßt werden. Der Umsaß in den Uhrengesdiäften ist 1930 gegen über dem Umsaß 1929 erheblich zurückgegangen. Auf Grund der Verbandsstatistik lassen sich zahlen mäßige Angaben beim Niedersdireiben dieses Berichtes noch nicht machen, da die vollständigen Ergebnisse für Dezember nodi nicht vorliegen. Dieser zahlenmäßig etwa 23betragende Umsaßrückgang macht sich um so schwerer wirtschaftlich bemerkbar, als uns das Jahr 1930 den uns seit Weihnachten 1929 versprochenen Abbau der Steuern und der übrigen Lasten nicht gebracht hat; ganz im Gegenteil sind diese Lasten gewachsen, so daß der prozentuale Anteil der Unkosten, gemessen am Um saß im Jahre 1930, erheblich gestiegen ist. Die Renta bilität vieler Geschäfte ist damit auf einen Punkt ge sunken, wo die Existenzgrenze erreicht ist. Daß von der Umsaßseite vorläufig keine Besserung zu erreichen ist, haben wir auf der Reichstagung Münster bereits in dem Vortrag über rationelle Lagerhaltung besonders betont, und dementsprechend Wege gewiesen, die es ermöglichen, sieh überhaupt nur zu behaupten. Oie Ausführungen, die auf der Reichstagung gemacht wurden, haben erfreulicherweise bei unseren Kollegen Resonanz gefunden, und wir können feststellen, daß in bezug auf Lagerhaltung und Lagerbeobachtung von vielen Kollegen die gewiesenen Wege begangen werden. Das Weihnachtsgeschäft 1930 litt ganz besonders unter der Preisabbauparole der Regierung. Die Eolge davon war eine starke Zurück haltung der Käufer, und der von der Regierung be schlossene Gehaltsabbau der Beamten hat teilweise zu einem Einkaufsboykott der Beamtenschaft geführt. Es ist bedauerlich, daß die Regierung bei ihren Maßnahmen den Weg des geringsten Widerstandes wählte und den Preisabbau zunächst bei den Schwächsten, nämlich dem Einzelhandel, fordert, während sie nichts tut, um gegen die Preiswirtschaft der Trusts, Syndikate und Kartelle entschieden vorzugehen. Sie weiß, daß sie hier auf starken Widerstand stößt. Bedenklich ist für die Wirtschattsentw ickelung im Uhrmachergewerbe, daß auch die Reparaturarbeiten erheblich zuriickgegangen sind. Sie bildeten immerhin eine feste Grundlage einer laufenden, von der Konjunktur wenig beeinflußten Einnahme, und bildeten so gewisser maßen den Ausgleich zwischen den starken Konjunktur schwankungen im Verkaufsgeschäft. Die Sorge des Jahres 1931 wird sein müssen, mit aller Energie alles zu tun, um den Umsaß zum wenigsten auf der bisherigen Höhe zu halten. Dazu werden die alleräußersten Anstrengungen gemacht werden müssen, da jedes Gewerbe natürlich die gleichen Anstrengungen macht. Leider sind die wirksamsten Maßnahmen, nämlich eine Gemeinschaftspropaganda für die Uhr, unmöglich infolge der bestehenden Meinungsverschiedenheiten über die beste Reklameform, über gebundene Preise, über Fabrik- und Handelsmarke. Die Wirtschaftsentwickelung spiegelt sich, wenn auch nicht im vollen Umfange, so doch einigermaßen in unserer Konkursstalistik (siehe umstehende Aufstellungen) wider, die wir, wie alljährlich, unserem Geschäftsbericht einfügen. Das Jahr 1930 hat im Uhren-Einzelhandel seit 1923 die größte Anzahl der Konkurse und auch der Geschäftsaufsichten gebracht. Leider ist zu befürchten, daß in den ersten Monaten des Jahres 1931 eine ganze Reihe von weiteren Zusammenbrüchen folgen werden, die auf den Ausfall des Weihnachts geschäftes zu verbuchen sind. Noch nie trat so sdiarf die Bedeutung des Weihnachtsgeschäftes für den Jahres umsaß des Uhrengeschäftes in die Erscheinung wie Weihnachten 1930.