Die Uhrmacherkunst

VERBANDSZEITUNG DER DEUTSCHEN UHRMACHER 60. JAHRGANG / BERLIN NW 7, 1. NOVEMBER 1935 / NUMMER 45 Die Uhrmacherei im Lichte der Statistik Eine Untersuchung des Statistischen Reichsamtes über den Einzelhandel Im Einzelhandel hat man seit Jahren versucht, Richt zahlen über die wirtschaftlich wichtigen Vorgänge auf zustellen, so z. B. die Umsaßbewegung, Kostengestaltung usw. Diese Arbeit hat auch Früchte getragen und dazu verholfen: einen Einblick in die Verhältnisse zu gewinnen. Auch die Uhrmacher haben einen „Betriebsvergleich“ und die seit Jahren Beteiligten haben großen Nußen daraus gezogen. Ihnen war es ständig möglich, an den Maß- stäben, die die Richtzahlen geben, ihren eigenen Betrieb und seine Entwicklung zu messen. Das ist für das Ge schäft und für das Fortkommen des Geschäftsinhabers von großer Wichtigkeit. Nunmehr hat das Statistische Reichsamt eine Unter suchung über den gesamten Einzelhandel durchgeführt und bei dieser Untersuchung ist auch die Uhrmacherei berücksichtigt. In den „Einzelschritten zur Statistik des Deutschen Reiches“ Nr. 30 wird diese Untersuchung der Öffentlichkeit vorgelegt. Zum großen Teil besteht diese Veröffentlichung natürlich aus seitenlangen Zahlentabellen, die zu studieren und durchzuarbeiten nicht jedermanns Sache ist. Für uns interessant sind natürlich in erster Linie die Zahlen über den Uhrenhandel, die wir unseren Lesern im folgenden näherbringen möchten. Um diese Zahlen richtig zu verstehen, ist es zunächst einmal notwendig, sich zu merken, daß das Zahlenmaterial nach Betriebsgrößen geordnet ist. So bedeutet I: die Betriebsgröße bis 5 000 Ml Jahresumsaß 11: „ „ 5000 Mt unter 20 000 „ III: „ „ 20000 „ „ 50 000 „ IV: „ „ 50 000 „ „ 100000 „ V: „ „ 100000 „ „ 500 000 „ 1. Vermögen und Kapital Sehr verschieden ist das in den einzelnen Handels zweigen arbeitende gewerbliche Rohvermögen (gleich Gesamtkapital). ln den Betrieben mit Umsäßen zwischen 27000 und 35000 Mi arbeitet in den Uhrengeschäften, die auf eigenen Grundstücken betrieben wurden, im Durchschnitt 76293 Ml Kapital; auf den Kopf der im Be trieb tätigen Personen kamen 16062 Ml. In Betrieben in gemieteten Räumen arbeitete ein Kapital von 45013 Ml, auf den Kopf der im Betrieb tätigen Personen kamen 9476 Ml. Man sieht hier schon die Bedeutung des Grund stückes für das Gesamtkapital. Schaltet man das Grund stück aus, so ist natürlich für die Höhe des Gesamt kapitals die Lagerh altung ausschlaggebend. Der Wert des Lagers bei Betrieben gleicher Größe betrug auf den Kopf der im Betriebe tätigen Personen berechnet 6795 Mt. In Prozent des Gesamtkapitals berechnet, entfielen auf das Lager bei Betrieben mit eigenem Grund stück 42,3 und bei Betrieben in gemieteten Räumen 71,7 °/ 0 . Der Uhrenhandel weist hohe Lagerwerte auf, die in der Art der Ware selbst begründet sind und auch in der Reichhaltigkeit der Muster sowie des gesamten Warensortiments. Der Wert des Betriebsgrundstückes beträgt 41,0 °/ 0 des Gesamtkapitals. Die sonstigen Anlagen, insbesondere Ladeneinrichtung, haben keine große Bedeutung, da ihr Anteil im gesamten Einzelhandel ungefähr bei 10°/ 0 des Gesamtkapitals beträgt. Auch die Außenstände spielen im Uhrenhandel keine große Rolle. Sie betragen bei den Betriebsgrößen I: 0,9 °/ 0 , II: 6.2 °/ 0 , III: 6,2 °/ 0 , IV: 7,4 o/ Q , V: 8,5°/ 0 . Die Außenstände steigen demnach langsam mit der Betriebsgröße. Bei den Schulden muß man unterscheiden zwischen Dauerschulden und kurzfristigen Schulden. Natürlich haben die Betriebe mit eigenem Grundstück einen größeren Anteil von Dauerschulden. Sie betrugen 16,7 °/ 0 des gesamten Kapitals, während die Dauerschulden bei Be trieben in gemieteten Räumen nur 5,8 °/ 0 betragen. 2. Der Umsaß Dabei ist festzustellen, daß der Umsaß je Kopf der im Betriebe tätigen Personen mit zunehmender Betriebs größe ansteigt. Er beträgt im Uhrenhandel bei den Betriebsgrößen I: 1790 Ml, II: 4901 m, III: 7359 Ml, IV: 9098 m, V: 12139 Ml. Das Verhältnis von Umsaß und Kapital spiegelt den Grad der Kapitalausnußung wider. Niedrige Umschlags ziffern deuten auf ein hohes, gebundenes Kapital hin. Im Uhrenhandel ist leider das Verhältnis von Umsaß und Kapital ungünstig, d. h. das im Lager investierte Kapital liegt lange fest. Das bedeutet wiederum eine geringe Rentabilität bei verhältnismäßig hoher Kalkulation. In den in der Untersuchung angegebenen Zahlen ist — und darauf muß man achten — der Verkaufserlös während eines ganzen Jahres (1931) dem Gesamtkapital bzw. dem Lagerwert nach dem für die Einheitsbewertung maßgebenden Stichtag ermittelt worden. (Stellt man