Die Uhrmacherkunst

VERBANDSZEITUNG DER DEUTSCHEN UHRMACHER 62. JAHRGANG / BERLIN W 35, 12. MÄRZ 1937 / NUMMER 11 Leipziger Messe 1937! Das Völkerschlachtdenkmal Menschen- und Sprach- gewimmel im Meßpalast „Specks Hof" — dem Hause, in dem sich soviel Aussteller der Uhren- und Schmuckbranche zusammen finden, dag es heute als das Hauptquartier für uns Uhrmacher gelten kann. Großer Betrieb herrscht in den Gängen und Treppen häusern — Fahrstuhl saust nach oben und nach unten! Die Aussteller sind zum allergrößten Teil von den Ergebnissen der Messe vollauf befriedigt: nicht nur Deutsche, sondern auch ausländische Kunden waren in großer Zehl erschienen und haben — was ja die Hauptsache ist — recht ausgiebig gekauft. Nur wenige Stände sind nicht so sehr umdrängt: die Silberwaren fabrikanten haben ja ihren Kummer mit der Silber beschaffung. Neuheiten gibt es nicht allzuviel. Die Firmen sind vorsichtig und halten sich an die bewährten Vorbilder. Dennoch ist ein Rundgang durch das Haus für uns Uhr macher sehr lehrreich und offene Augen zeigen uns so viel Neues und Wichtiges! Wir blicken über den Horizont unseres Geschäftes hinaus und können den voraussicht lichen Gang der Mode ahnen. Und wenn Sie, lieber Leser der UHRMACHERKUNST, die Frühjahrsmesse diesmal nur im Geiste mit Ihrer „U“. besuchen — das nächste Mal sind Sie bestimmt selbst dabei! Unser erster Besuch gilt dem Stand der Firma Mauthe. Viel Kunden, für uns ist kaum Zeit! Unsere Uhrmadieraugen entdecken aber schon selbst unter den zahlreichen Mustern das Abweichende: eine Küchenuhr mit Schlagwerk — sehr geeignet für die Wohnküchen! Schöne Stiluhren aus farbigem Kristallglas mit Metall- und Holzständern! Eine Telephonuhr als Tischührchen ist mal etwas anderes als die üblichen Uhrchen zum — An - die-Wand - Hängen! — Was in dem freundlichen hellen Stand vor allem auffällt: Alle Uhren zeigen eine Zeit, sogar die richtige! Manches Uhrmacher - Schaufenster könnte davon lernen! * Junghans hat einen ausgezeichneten Repräsentations- Stand geschaffen, dessen schöne Großphotos interessanten Einblick in die schwierige Herstellung der Uhren ver mitteln. Sie wissen ja, daß Junghans ein Verkaufslager in Leipzig besißt, so daß sich ein besonderer Messestand erübrigt. Eine besondere Note hat der Stand der Firma Gebr. Thiel (Ruhla). Die mattbraunen Flächen der Holz verkleidung umrahmen helle Schaukästen. Einen schönen Anblick gewährt das große Thiel-Zeichen, das von der braunen Holzdecke in Milchglas herabstrahlt. Als Neu heit finden wir ein viersteiniges Formwerk für Armband uhren. Bei Elektrozeit sind die elektrischen Uhren in Betrieb. Die Hauptuhr verblüfft immer wieder durch die Einfachheit, mit der sie auseinandergenommen werden kann. Audi die anderen Werke sind gut durchdacht. Neu aufgenommen wurde ein Synchronwerk mit Selbstanlauf. Blickfänge für das Schaufenster, die für elektrische Uhren werben, werden das besondere Interesse des Uhrmachers finden. Köhler, Laufamholz, stellt hübsche kleine Stiluhren her. Schlichte, einfache Modelle wechseln ab mit bunten Mustern, die für den Export benötigt werden. V I Foto: Stcnzel Leipziger Messe-Gewimmel!