Die Uhrmacherkunst

VERBANDSZEITUNG DER DEUTSCHEN UHRMACHER 62. JAHRGANG / BERLIN W 35 , 28. MAI 1937 / NUMMER 22 des deutschen UUcet^eo^Uandeis in Bad JUebensiein Nachdem eine Reihe von Ausschußsißungen die öffentliche Tagung vorbereitet halfen, trat am 7. Mai, vormittags 9 Uhr, der Großhandel in einem eindrucksvollen Begrüßungsakt vor die Öffentlichkeit. Eduard Bickel brachte in seiner Begrüßungsansprache die innige Verbundenheit des Uhrengroßhandels mit Industrie und Uhrenfachgeschäften zum Ausdruck, betonte die unentbehrliche Stellung des Uhrengroßhandels als Mittler zwischen seinen beiden Berufsnachbarn und das Gebot der Eachtreue, auf dem diese Mittlertätigkeit in der Uhrenbranche aufgebaut sein müsse, falls nicht alle Schaden leiden sollten. Er gedachte vor allem des Führers und wies auf den unerschütterlichen Willen des Uhren großhandels zu verantwortungsbewußter Tätigkeit im Rahmen des deutschen Volksganzen hin. Das Thüringische Wirtschaftsministerium ließ durch Landrat Groß (Meiningen) seine Grüße und Wünsche zur Tagung über mitteln. Herr Emil Speck (Schwenningen), der Leiter der Fach gruppe Uhrenindustrie, brachte zum Ausdruck, daß das Verhältnis zwischen Uhrengroßhandel und Uhrenindustrie besser sei als jemals. Eine Reihe von Problemen seien in gemeinsamer Arbeit und mit gemeinsamem, gutem Willen gelöst worden. Er ging als dann in anschaulicher Weise auf den Einfluß der allgemeinen Belebung des Wirtschaftslebens, auf den Umsaß von Uhren und die voraussichtlich künftige Entwicklung dieses Umsaßes ein. Vor allem ging er auf die sozialen Entwicklungsgebiete ein, die sich aus einer solchen Belebung der Umsäße ergeben würden. Herr Walter Kraus (Pforzheim) überbrachte die Grüße der deutschen Taschen- und Armbanduhrenindustrie. Als erster Vertreter der Abnehmerschaft überbrachte Herr Richard Sander (Hannover), als Leiter der Fachuntergruppe Uhren, zugleich als Vertreter des Fachgruppenleiters, Herrn Friß Flamm — der am Erscheinen verhindert war — die Grüße des Uhreneinzelhandels. Er ging dabei zugleich auf grundsäßliche Fragen des Uhreneinzelhandels ein, der nicht reiner „Verteiler” im schlechten Sinne, sondern vielmehr ein ausgesprochener Fach mann sein wolle, der nicht nur mit Lust und Liebe an seinem Beruf hänge, sondern mit einem Höchstmaß von Kenntnissen zur Ausübung seines Berufes ausgestattet sei. In diesem Zusammen hang behandelt er die entpersönlichende Wirkung, die in der Industriereklame liegen könne, und trat für eine Förderung des Strebens nach Qualitätsware ein. Alsdann überbrachte Herr Hans Flügel (Leipzig), der Reichsinnungsmeister des Uhrmacherhandwerks, die Grüße der deutschen Uhrmacherschaft. In kurzen und lebendigen Aus führungen ging er auf den Begriff des Fachgeschäftes ein, das auf der handwerksmäßigen Grundlage erhalten bleiben müsse, die ihm seither den festen Rückenhalt gegeben habe. Er betonte, daß der Markenstreit gegenüber wichtigeren Problemen, vor allem dem der Rohstoff- und Warenbeschaffung, zurückgetreten ist. Gerade die jeßige Zeit sei dazif angetan, darüber zu wachen, daß nicht durch Hineinleitung in falsche Kanäle die Uhr dem Fach geschäft entzogen würde. Er sprach dem Großhandel seinen Dank für dessen Unterstüßung bei gemeinsamen Aufgaben, vor allem in der Frage der Gemeinschaftswerbung, aus. Nun begannen die Vorträge. Als erster Redner sprach Herr Edmund von Sellner (Berlin), Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsgruppe Groß-, Ein- und Ausfuhrhandel, über „Tages fragen des Großhandels”. Ihm lag daran, alle Möglichkeiten zur Leistungssteigerung des Großhandels zu nußen. Er erklärte vor allem: Die neue Zeit verlangt von unserer Wirtschaft be dingungslose Ausrichtung nach politischen Idealen und Zielen. Wenn unsere Politik einen neuen Weg ging, so war es selbst verständlich, daß unsere Wirtschaft, die ja nichts anderes ist als eine Lebensäußerung unseres Volkes, gleichfalls einen neuen Weg gehen mußte. Und dieser Weg konnte nur der sein, den ihr die Politik vorschrieb. Wenn unser Volk den Befehl erhielt, sich zusammenzureißen und mit einer allgemeinen Leistungs steigerung den veränderten und vielfach schwierigen Lebens bedingungen zu troßen, so hat es damit auch den Befehl er halten, seine Wirtschaftsleistung zu verbessern und zu steigern. Wir haben heute die Überzeugung, daß eine Leistungssteigerung weniger eine Frage des Kapitals als eine Frage der Eignung des Menschen ist. Je mehr sich unser Wirtschaftsmechanismus kom pliziert, je mehr sich unsere tech- nischen Hilfsmittel steigern und je mehr sich unsere wissenschaft lichen Möglichkeiten erhöhen, desto mehr werden die Menschen darauf angewiesen sein, sich in ihrer Leistung zu spezialisieren. Nunmehr trat Herr Dr. h. c. Reinhold Thiel (Ruhla) vor die Versammlung. Er ist Präsident der Mittelthüringischen Industrie- und Handelskammer, Leiter der Wirt schaftskammer für den Wirtschafts bereich Mitteldeutschland (Weimar). Leiter der Hauptgruppe III in der Reichsgruppe Industrie. Er ist vor allem der Repräsentant der Uhren fabrik Gebr. Thiel G.m.b.H., Ruhla. Er begrüßte die Tagungsteilnehmer zunächst in seiner Eigenschaft als Leiter der Wirtschaftskammer für Mitteldeutschland (Weimar), ging dann nach einem Rückblick auf Ent- Foto: Uhrmacherkunsl Das Geschenk des Reichs innungsverbandes an die Firma Rudolf Flume zum 50 jährigen Jubiläum