Die Uhrmacherkunst

Amtliche Zeitschrift des Reichsinnungsverbandes des Uhrmacherhandwerks 63. Jahrgang Halle (Saale), 28. Januar 1938 Nummer 5 Das Uhrmacherhandwerk im Gesamtjahr 1936 Ein Bericht der Forschungsstelle für den Handel beim Reichskuratorium für Wirtschaftlidikeit Die Forschungsstelle für den Handel beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit bringt jetzt den Bericht für das gesamte Jahr 1936 heraus, den wir hier auszugsweise veröffentlichen, da verschiedene Erkenntnisse dieser Stelle außerordentlich bedeutungsvoll sind. Die Mehrzahl der berichtenden betriebe haben im Verkaufsgeschäft des Betriebes einen erheblich gröberen Umsafe als im Handwerksteil. Es kann aber, so führt die Forschungsstelle aus, die Bedeutung der Werkstatt nach dem Verhältnis der Reparatureinnahmen zu den im Ladengeschäft erzielten Umsähen nicht beurteilt werden. In Wirklichkeit prägt die Werkstatt den Typ des Ge schäfts und lägt deutlich den stark handwerklichen Einschlag der Uhrengeschäfte erkennen. Im Gegensah zu den Einzel händlern vieler Geschäftszweige ist der Uhrmacher durch seinen Bildungsgang in erster Linie Handwerker, und der Verkauf seiner Ware und deren Instandsetzung und Er haltung erfordern ein derartiges Mab von Fachkenntnissen und Fähigkeiten, die nur er aufzubringen in der Lage ist. (So die Einleitung des Jahresberichtes der Forschungs stelle für den Handel beim RKW.) Der Einzelhandel konnte im Jahre 1936 allgemein etwa die Hälfte der während der Krise abgesunkenen Umsahwerte aufholen. Im Uhrenfachhandel sind die Ladenumsäbe im Gesamfjahr 1936 im Vergleich zu 1935 um 12°/ 0 angestiegen. Die Reparaturumsähe der Uhrmachergeschäfte verzeichnen eine Steigerung von 6°/ 0 gegenüber dem Jahre 1935. Danach hat sich der Gesamtumsah um durchschnittlich 10°/ o gegenüber dem Jahre 1935 erhöht. Mithin haben die Umsäbe in dem Uhrmacherbetriebe wertmäjjig den Stand der Jahre 1930 und 1931 erreicht. Bei der Umsabsteigerung ist nicht au|er acht zu lassen, dab im allgemeinen das Preis niveau der Jahre 1930 und 1931 erheblich höher lag als im Jahre 1936. Während beim Gesamteinzelhandel nach 1933 eine Steigerung der Preise zu verzeichnen war, hatten die Uhrenpreise von 1930 bis 1933 sehr erhebliche und von da ab von Jahr zu Jahr geringere Rüdegänge zu verzeichnen. Worauf ist nun die Umsabsteigerung im Jahre 1936 zurückzuführen? Die Forschungsstelle meint, dab ein Grund in dem Absab gröberer Mengen liegt; der andere Grund sei der Übergang der Kundschaft zu besseren Qualitäten, denn die Zahl der in den Uhrmachergeschäflen bedienten Kunden hat erheblich weniger zugenommen als die Umsabwerte. Interessant ist, dab die kleineren Uhrmachergeschäfte in ihren Ladenumsäben durchschnitt lich eine 14prozentige Steigerung gegenüber dem Jahre 1935 hatten. Die gröberen Ladengeschäfte blieben dahinter zurück. Ihre Umsabsteigerung im Jahre 1936 belief sich auf etwa 10°/ 0 gegenüber dem Jahre 1935. Die Kosten der Uhrmachergeschäfte im Verkaufsteil ihres Betriebes sind durchschnittlich um 4°/ 0 gestiegen. Die Steigerung der Kosten liegt also erheblich unter der Erhöhung der Ladenumsäbe. Dagegen sind die Gesamt aufwendungen für die Reparaturwerkstatt im Jahre 1936 höher als im Jahre 1935. Die Kostensteigerung in der Reparaturwerkstatt liegt 2°/ 0 über den erzielten erhöhten Einnahmen aus der Reparaturwerkstatt. Die Aufwendungen für das Reparaturgeschäft beliefen sich im Jahre 1936 auf rund vier Fünftel der erzielten Einnahmen. Die Kosten für die Aufwendungen für Miete, Licht, Kraft und Heizung sind verhältnismäbig beständig geblieben. Die Erhöhung der Kosten erklärt sich daraus, dab durch die mehr er zielten Umsäbe auch höhere Umsab- und Gewerbesteuern zu zahlen waren. Zum Teil ist es auch auf die erhöhten Aufwendungen für die Werbung zurückzuführen. Die Forschungsstelle für den Handel beim RKW. schreibt hierzu: „Gerade auf die Ausgestaltung und Verbesserung der Werbung dürften die Uhrenfachgeschäfte besonderen Wert gelegt haben, da insbesondere vom Reichsinnungs verband des Uhrmacherhandwerks eine weitgehende Aufklärung über den Wert, die Bedeutung und auch über die Art der Werbung erfolgte und die einzelnen Uhrenfachgeschäfte in Form einer Gemeinschaf tswerbung für die Qualitätsuhr tatkräftig unterstübt wurden.“ Was die Kosten in der Reparaturwerkstatt anlangt, so sind namentlich die Aufwendungen für die in der Werkstatt tätige Gefolgschaft im Vergleich zu 1935 ge stiegen. Bemerkenswert ist, dab der durchschnittliche Rechnungsbetrag je Reparatur 2,60 W. im Jahre 1936 ausmachte. (1/1631)