Die Uhrmacherkunst

Amtliche Zeitschrift des Reichsinnungsverbandes des Uhrmacherhandwerlcs 63. Jahrgang Halle (Saale), 8. April 1938 Nummer 15 Groß Versammlung der Uhrmacher in Berlin! Auf dieser Versammlung sprach Reichsinnungsmeisler Hans Flügel eingehend über die Leistungen des Reichsinnungs verbandes. Sie sind eine überzeugende Begründung dafür, dajj jeder deufeche Uhrmacher dem Führer seinen Dank durch das „Ja“ abstaltet — denn er hat uns durch die handwerkliche Gesebgebung die Grundlagen für diesen erfolgreichen Aufbau geschaffen! Diese Veranstaltung der Innung Berlin halle ein ganz besonderes Gepräge durch die Ausstellung des Reichs innungsverbandes, in der die Einrichtung der „Fliegenden Uhrmacherschule“, der „Werbedienst“ und der „Schau fensterdienst“ der Berufsförderung, die Arbeiten der „Ver einigung für Zeitmessung und Feintechnik“ zur Schau ge bracht wurden. Dieser Stand war ständig belagert, und auch die Fachbuchausstellung war Gegenstand groben Interesses. Nach der Begrünung zahlreicher Ehrengäste — deren Anwesenheit die Bedeutung dieser Veranstaltung unter strich — erfolgte die Freisprechung von 9 Lehrlingen und 16 Jungmeistern durch den stellvertretenden Obermeister Pg. Giemsa Der Geschäftsführer der Innung, Draeger, erstattete einen eindrucksvollen Bericht über das abgelaufene Ge schäftsjahr, wobei er zuerst von der Umbesebung des Innungsbeirates Mitteilung machte. Gaufachschaftswalter Pg. Giemsa wurde ab 1. Januar 1938 zum stellvertreten den Obermeister berufen und übernimmt gleichzeitig das Amt des Werbewartes der Innung. Kassenführer bleibt Josefowicz. Berufskamerad Bätcher betreut als Lehr lingswart und Vorsifeender der Meisterprüfungskommission die Nachwuchsförderung. Ferner gehören dem Beirat an die Berufskameraden Thörner, Heinrich Meyer und Max Briese. Aus den Erklärungen des Geschäftsführers ist be sonders die Stellungnahme der Innung zu der Frage Hand werk und Handel hervorzuheben: „Ohne Wenn und Aber und ohne jede Einschränkung stehen wir hinter unserem Reichsinnungsmeister, der — wie wir am besten wissen — keinen Streit sucht, sondern aus der klaren Erkenntnis heraus entschlossen ist, die Inter essen des „gelernten Uhrmachers“ unter allen Umständen zu wahren. Ich kann mir nicht denken, dab es einen Uhr macher geben könnte, der hier abseits steht. Denn alles, und ausnahmslos alles, was in alter und neuerer Zeit für den Uhrmacher geschaffen wurde, ist Ergebnis der Ar beiten der Handwerksorganisation — darüber mub man sich völlig klar sein. Niemals wird es zugelassen werden, dab lediglich aus Organisationsinteressen 90 oder 95 c / c Uhrmacher und Goldschmiede, — die eine sehr schwere Lehrzeit hinter sich haben und Prüfungen ablegen müssen, die alles andere als leicht sind — sich den Wünschen einiger Grob geschäfte auf händlerischer Grundlage unterordnen. Der Uhrmacher von heute betrachtet sich mit vollem Recht als der gegebene Verkäufer von Uhren, und zwar nicht # des wegen, weil er für sich ein Monopol erstrebt, sondern weil er auf Grund seiner Vorkenntnisse berufen ist, den Kunden am besten zu bedienen. Wenn der Uhrmacher seine Interessenvertretung anderen Stellen anvertraut, dann hat er selbst schuld daran, wenn die Entwicklung in Wege drängt, die er wirklich nicht gehen wollte.“ Nach weiteren Mitteilungen über Wichtiges aus dem Geschäftsjahr — auf das wir später zurückkommen werden — sprach Obermeister Gohlke über „Normung im Uhrmacherhandwerk“. „Wie kann der Reparaturpreis in ein vernünftiges Verhältnis zum Neuwert der Uhr gebracht und gleichzeitig der Aufwand von Material und Lohn ge deckt werden?“ — Als Ursache, warum dies bisher nicht gut möglich ist, führte Obermeister Gohlke in ausführ licher Begründung die Verwirrung an, die nicht nur bei den verschiedenen Fabrikaten, sondern auch einzelnen Fabriken selbst durch die verschiedenen Abmessungen und Formen der Bestandteile hervorgerufen wird. Durch diese Häufung wird sowohl beim Uhrmacher als auch beim Grobhandel die Lagerhaltung auberordent- lich erschwert, weil unzählige Groben für den gleichen Zweck vorrätig sein müssen. Es wäre schon sehr viel gebessert, wenn z. B. alle äuberlichen Teile der Uhr oder auch nur des Weckers auf einen einheitlichen Nenner gebracht würden. Zweifellos sind auberordentliche Schwierigkeiten zu überwinden, bis die Umstellung gelingt oder sich über haupt erst einmal auswirkt, — aber einmal mub der An fang gemacht werden. Das ausführliche Referat werden wir in der nächsten Nummer unserer „Uhrmacherkunst“ veröffentlichen. Danach spricht Reichsinnungsmeister Hans Flügel: